Der Chevrolet-Rückzug verläuft in geordneten Bahnen. Das unterstrich Thomas Bieling auf der Jahrestagung des Verbandes Deutscher Opel- und Chevrolet-Händler (VDOH). Die Auflösungsvereinbarungen seien – nachdem nun auch mehr als 180 Tage alte Vorführwagen in die Abverkaufsprogramme aufgenommen wurden – grundsätzlich fair, sagte der Verbandspräsident am Donnerstag in Frankfurt. Nur vereinzelt sei Gesprächsbedarf entstanden.
Auch geht der Chevrolet-Abverkauf zügig voran. Aktuell sei der Bestand von 11.000 auf 1.700 Neufahrzeuge gesunken, davon 1.000 ohne Zulassung. Damit werde der Verkauf von Chevrolet-Neuwagen in Deutschland bereits im Juni enden. Bieling: "Man kann davon ausgehen, dass dann kein Lagerbestand mehr vorhanden ist."
Chevrolet bietet außerdem jedem ehemaligen Vertragshändler die Fortführung eines Servicevertrags an. "Der ist von uns geprüft, den können Sie ruhig unterschreiben", sagte der VDOH-Chef. Insgesamt sieht er den Rückzug der Marke auch als Chance für Opel: "Ich glaube, dass es Opel hilft, sich klarer zu positionieren."
"Verdammt schwierig, mit Opel alleine Geld zu verdienen"
Bei der Marke mit dem Blitz steht 2014 wie im Vorjahr die Optimierung der Händlerrendite im Fokus der Verbandsarbeit. Bieling forderte in Richtung Rüsselsheim, der Zielwert von durchschnittlich zwei Prozent müsse schon weit vor dem Planjahr 2022 erreicht werden. 2013 lag die Durchschnittsrendite der Opel-Händler bei 0,8 Prozent – allerdings unter Einschluss des Geschäfts mit Fremdfabrikaten. Auf Grundlage einer Musterkostenrechnung prüft der VDOH derzeit, inwieweit sich die Marke Opel im Handel alleine trage. Vorab sagte der Verbandssprecher vor allem mit Blick auf kleinere Unternehmen: "Es ist verdammt schwierig, mit Opel alleine Geld zu verdienen."
Über die Verbesserung der Rentabilität hinaus wird sich der VDOH 2014 zudem verstärkt um die Vereinfachung der Vertriebsprogramme und um den Internetvertrieb kümmern. Verbandsseitige Vorschläge für ein überarbeitetes Vertriebsprogramm gebe es bereits, erklärte Bieling. Kernstück sei eine einfache Grundstruktur, das sich frei mit allen weiteren taktischen Programmen kombinieren lässt. Beim Autoverkauf über das Netz ist es erklärtes Verbandsziel, die Einführung eines Direktvertriebssystems zu verhindern. "Wir müssen ein Lösung finden, wie wir alle vom Internetvertrieb profitieren können", so Bieling.
Drang zur Markenexklusivität
Lösungsbedarf sieht der VDOH auch beim Thema Markenexklusivität. Im Zuge des Chevrolet-Abzugs fordere Opel diese verstärkt ein. In einigen Fällen biete Rüsselsheim individuelle Förderanreize zur Einhaltung der Markenexklusivität, drohe teilweise aber gleichzeitig mit Vertragskündigung bei Nichteinhaltung. Bieling wies in diesem Zusammenhang auf die Regularien der einzelnen Verträge hin und sagte auch: "Mehr Fläche heißt nicht automatisch mehr Umsatz für Opel."
Michael Kühn
Steueramtsrat