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Hohe Spritpreise: Autobranche muss gegensteuern

10.04.2012 13:47 Uhr
VW Touareg
Von wegen eine Nummer kleiner: Die Autoindustrie verdient weiter glänzend an Spritschluckern.
© Foto: VW

Trotz Rekordständen an der Tankstelle verdient die Industrie weiter glänzend an Spritschluckern. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben bleiben dagegen Mangelware. Langfristig birgt die Entwicklung Gefahren.

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Während die Rekordpreise an den Zapfsäulen viele Autofahrer zur Weißglut treiben, haben die Autobosse gut lachen. Denn teure und vergleichsweise spritschluckende Wagen verkaufen sich weiterhin blendend. Besonders der Boom bei sportlichen Geländewagen (SUV) ist ungebrochen, die Zahl der Elektro- und Hybridautos auf deutschen Straßen dagegen bleibt marginal. Dennoch warnt Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA): "Die derzeitige Preisentwicklung an den Tankstellen macht uns Sorgen." Individuelle Mobilität müsse bezahlbar bleiben.

"Die hohen Spritpreise sind ein Warnzeichen für die Automobilindustrie", sagt Experte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Der Langfristtrend sei alarmierend: "Die Automobilhersteller müssen damit rechnen, dass sich die Rohölpreise auch weiterhin auf hohem Niveau bewegen werden. Der Innovationsdruck für spritsparende Fahrzeuge steigt enorm." Es bestehe zudem die Gefahr, dass angesichts hoher Spritpreise der "Spaßfaktor" des Autofahrens deutlich abnehme und damit auch die Attraktivität des Autos leide.

Hohe Kraftstoffpreise führten mittelfristig dazu, dass Autokäufer bei der Fahrzeugwahl noch intensiver auf den Verbrauch achten. Langfristig sei damit zu rechnen, dass sich der Nachfragetrend zu niedrigeren Fahrzeugklassen und sparsamen Modellen verstärke. "Grundsätzlich gilt: Wenn die Benzinpreise stark steigen, steigen einige Verbraucher beim Autokauf auf eine Nummer kleiner um", sagt NordLB-Analyst Frank Schwope. "Aber wenn sich der Benzinpreis wieder beruhigt hat, bleibt von solchen Effekten nicht mehr viel übrig." Allerdings wird Öl immer knapper, der Benzinpreis dürfte daher weiter steigen.

Mit Kleinwagen jedoch verdienen die Autohersteller weniger Geld. Ihre Gewinne machen gerade die deutsche Autobauer, von denen die meisten ein Rekordjahr hinter sich haben, vor allem mit großen und teuren Wagen. Außerdem hat der Heimatmarkt Deutschland für Volkswagen, Daimler, BMW, Audi & Co. in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung verloren. Sie verdienen dank einer hohen Exportquote das meiste Geld in den Boom-Märkten wie China, Indien oder dem wiedererstarkten US-Markt.

Kontinuierliche Verbesserungen

Die hohen Spritpreise verstärken allerdings den Druck auf die Branche, verbrauchsärmere Autos und Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zu entwickeln. VDA-Chef Wissmann verweist darauf, dass die deutsche Autoindustrie mit Technologien wie Direkteinspritzsystemen, modernen Getrieben und Leichtbau den Verbrauch der Fahrzeuge kontinuierlich gesenkt habe.

"Wer etwa sein sieben Jahre altes Fahrzeug gegen ein aktuelles Modell tauscht, braucht für 100 Kilometer mehr als einen Liter Kraftstoff weniger", sagt Wissmann. Jeder weitere Liter, der künftig eingespart werden solle, erfordere aber hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung. Denn für die Annäherung an physikalische Grenzen sei ein immer höherer Technologieeinsatz erforderlich.

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KOMMENTARE


K. Wempe

10.04.2012 - 17:02 Uhr

Die Geister, die ich rief. Herr Wissmann argumentiert ein bisschen unlauter. Die Branche verdient (sehr) gut am SUV Boom, die meisten Marken außerdem am Export. Wenn mann sich die Mrd. Gewinne anschaut, dann braucht auch ein Herr Wissmann hier kein Angst Szenario herauf beschwören. Und die Menschen, die ihren 7 Jahre alten Golf V gegen eine Tiguan getauscht haben, wurden eher mit 2 Litern Mehrverbrauch "belohnt". Die Probleme kommem dann, wenn die SUV Fahrer in wenigen Jahren auf die sparsamen Fahrzeuge runter tauschen. Dieses Überangebot wird die Preise drücken. Die Branche hat schlicht und einfacht verpasst den Leuten umweltschonende Fahrzeuge schmackhaft zu machen. Hier wurde das kurzfristige Gewinnstreben in den Vordergrund gestellt. Es scheint gerade wegen der aktuellen Preissituation beim Kraftstoff aber ein Umdenken stattzufinden. Ich war Ostern nicht auf der Straße, aber wenn es wirklich wahr ist dass, wie man liest, viele deswegen während der Ostertage zu Hause geblieben sind, dann scheint bei den Leuten endlich etwas angekommen zu sein.


Bruno Heil

10.04.2012 - 23:24 Uhr

Herr Wempe hat sicher recht: SUV und sonstige Spritschlucker fahren früher oder später auf der Verliererstraße. Ob Peakoil schon 2005 war oder 2015 Wirklichkeit wird, spielt keine Rolle mehr: Unsere Ölquellen versiegen und Kfz-Kraftstoffe werden trotz Pendlerpauschal-Diskussionen nicht billiger. Es wird sich lohnen, einen Gang zurück zu schalten, kleiner. leichter und umweltfreundlicher zu werden.


Michael Kramberger

11.04.2012 - 08:27 Uhr

Umwelt vs. Effizienz Es ist doch ein offenes Geheimnis, daß der tatsächliche Mehrverbrauch auf die sogenannte Umwelt-Technologie zurückzuführen ist. Meiner Überzeugung nach, würde ein moderner Motor ohne Katalysator oder Dieselpartikelfilter gut 1,5 bis 2 Liter Kraftstoff weniger verbrauchen. Nach meinem logischen Verständnis, müßte der CO2- Ausstoß ohne diese Technik doch auch geringer sein. Stellt sich doch hier die Frage, wie sinnvoll bzw. zeitgemäß diese Technologie ist. Oder fungiert diese nur zur Beruhigung der Umwelt-Lobby?? Wie steht das Verhältnis von Mehrverbrauch und Verschwendung von Rohstoffen zur tatsächlich messbaren Luftqualität???


E.Kühlwetter (wallibelli)

11.04.2012 - 12:12 Uhr

Der große Run auf die SUV's muß man differenziert sehen. SUV's des D- und E-Segments sind deutlich rückläufig in D-Land. Es boomen die kompakten SUVs und Crossover im C-Segment. Deren Verbrauch inzwischen sogar unter 5 Liter fällt. Und dann sind sie auch wieder sozialverträglich. Was noch auffällt: Etwa 50 % aller Kompakt-SUV gehen mit 2 WD-Antrieb zum Kunden. Und warum das so ist könnt Ihr hier lesen: Die große Lust der Kunden auf kompakte SUV´s und Crossover. Wie erklärt sich der unerwartete Boom bei SUV- und Crossover-Fahrzeugen? Lautet doch ein gängiges Klischee, SUV´s und ihre Ableger kommen wie Panzerfahrzeuge daher, sind in der Anschaffung und Unterhalt extrem teuer, seien unersättliche Spritsäufer und unzeitgemäße CO2-Schleudern. Die Realität ist komplexer. Kunden verlangen immer öfter vielseitige Fahrzeuge, bis runter zur Kompaktklasse, vereinzelt auch schon in der Kleinwagenklasse. Traditionelle Schräghecks verlieren nun auch im Kompakt - Segment an Zuspruch. Sogar Kombis, Vans und Utilities sind davon betroffen. Schubladenkonzepte, respektive Klischeefahrzeuge wollen die Kunden nicht mehr. Modelle mit Mischnutzung sind angesagt, besonders solche mit viel flexiblem Raum, großer Bequemlichkeit, reichlich Komfortfeatures und zukunftsfähiger Effizienz. Modelle, in denen man „auf gehobenem Niveau“ besser einsteigt, sitzt, sieht, fährt, aussteigt und Dinge des Alltags bequemer einlädt, verstaut und wieder auslädt. In einem SUV lässt es sich auf angenehme Weise gelassener fahren und leben als in traditionellen Fahrzeugen. Individualität und Multifunktionalität liegen im Trend. Früher kauften sich viele ein großes Auto, um damit vielleicht einmal im Jahr in Urlaub zu fahren. Heute will man in fast allen Sozialschichten ein Auto, das alltagstauglich, langstreckentauglich, stadttauglich, shoppingtauglich, familientauglich, hobbytauglich, anhängertauglich, geländetauglich, wintertauglich und noch mehr tauglich ist, quasi die „Eier legende Wollmilchsau“ hergibt. Und das in einem modernen, unverwechselbaren Outfit, das es sonst nirgends gibt. Bei Manchen ist es die schiere Vernunft, bei Anderen die pure Bequemlichkeit, bei wieder Anderen ein expressiver Hedonismus, der sie zum SUV bzw. Crossover treibt. Offenbar handelt es sich auch um ein „sich selbst beschleunigendes Zwangsverhalten“. Werden doch die „Sichtstörer“ unmittelbar vor der eigenen Nase immer zahlreicher. Vorausschauendes Fahren war einmal. „Es wird Zeit, dass ich mir jetzt auch einen dieser hochgelegten Alleskönner zulege.“ Dabei spielt es kaum noch eine Rolle, ob solch ein „Universalgenie“ Zwei- oder Vierradantrieb hat. Welcher intelligente Mensch fährt denn schon mit derart edlem und wertvollen Gefährt ins Gelände? Ist es nicht schön, dass es auch kompakte Autos mit einmaligem Genussfaktor gibt, die zum gelassenen, sozialverträglichen Reisen statt zum aufregenden, sozialkritischen Rasen einladen? Copyright E. Kühlwetter.


Heinz

05.06.2022 - 22:44 Uhr

Ich hatte neulich einen sparsamen Neuwagen bestellt. Ich habe die Bestellung in der vergangenen Woche storniert. Ich habe kein Vertrauen mehr in die Ölkonzerne. Wird der Benzinpreis jetzt immer weiter steigen? Wo bleibt die Planungssicherheit? Mir ist die Laune am Autofahren komplett vergangen. Ich fahre jetzt mit Bus und Bahn. Gute Nacht liebe Öl- und Autoindustrie, zu viel ist zu viel!


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