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Automesse in Detroit: Gefangen in der Zeitschleife

16.01.2018 13:23 Uhr
Mercedes hat die G-Klasse in Kunstharz gegossen.
© Foto: Max Friedhoff/SP-X

Einst war die North American International Auto Show in Detroit der Automessen-Klassiker zum Jahresstart. Doch der Rundgang offenbart, dass diese Zeit längst vorbei ist.

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Von Max Friedhoff/SP-X

Erst vor zwei Wochen läutete die CES in Las Vegas das Jahr für viele Auto-Konzerne ein, die sich mit zukunftsorientierten Themen wie autonomem Fahren, Konnektivität und Vernetzung betont modern geben. Ford gab auf der Elektronik-Messe genauso eine Robotaxi-Strategie bekannt wie die Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi. Pläne, die früher einmal an anderer Stelle offenbart worden wären.

Nun öffnet in dieser Woche die North American International Auto Show (NAIAS) ihre Tore in Detroit. Und schon beim ersten Rundgang fällt auf, wie groß die Zahl der Hersteller ist, die 2018 nicht nach Detroit gekommen sind. Große Marken wie Mazda, Jaguar, Porsche oder auch Mini und Land Rover verzichten auf einen Auftritt in der ehemaligen Auto-Metropole der USA. Was es zu sehen gibt, erweckt eher den Anschein, als sei Detroit in einer Zeitschleife gefangen. Große Pick-ups mit durstigen Motoren prägen das Bild ebenso wie blasse Volumenmodelle mit austauschbarem Design. Dazu steht hier und da ein bunter Rennwagen.

Zwar feiern Mercedes mit der neuen und innen deutlich schöneren G-Klasse (samt einem Erstserienmodell in einem gigantischen Kunstharz-Quader), VW mit dem nun auf dem modularen Querbaukasten basierenden neuen und Amerika vorbehaltenen Jetta sowie BMW mit dem City-Crossover X2 noch einige wenige deutsche Hersteller echte Premieren in Detroit, die richtigen Kracher werden aber wohl in Zukunft eher in Shanghai, Frankfurt oder Paris zu sehen sein als hier im Norden der USA. Auf dem verwaisten Audi-Stand ist lediglich Altbekanntes zu sehen, vor allem teure RS-Modelle prägen das Bild. All das, obwohl deutsche Hersteller ihren Marktanteil in den USA 2017 sogar leicht steigern konnten.


Detroit Auto Show 2018

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Elektromobilität ist Mangelware

Mit GAC Motor zeigt ausgerechnet eine chinesische Firma eine Studie zu einem kompakten Elektro-SUV, wo von Elektromobilität bei den großen amerikanischen Marken nicht viel zu sehen ist. Zwar hat Ford auf einer Vorabendveranstaltung sowohl eine elektrifizierte Version des F-150 als auch einen batterie-elektrischen Crossover für 2020 angekündigt, deutlich besser kam beim Publikum allerdings die Neuauflage des legendären Bullit-Mustang mit dröhnendem V8 und gewachsener Leistung an. Elektropionierstimmung ist nicht zu spüren. Immerhin: BMW zeigt das dezent modifizierte i8 Coupé, das künftig einen leicht stärkeren E-Antrieb und etwas mehr elektrische Reichweite bietet. Allerdings geht der Sportwagen zwischen all den großen SUV, Geländewagen und Trucks regelrecht unter.

Letztere sind in der überschaubaren Messehalle stark vertreten. Die News? Ram frischt den 1500 auf, Chevrolet bringt ein 2019er-Modell des Silverado 1500 nach Detroit und Ford verpasst dem F-150 immerhin schon mal einen Dieselmotor. Außerdem kommt der Ranger erstmals auch auf den US-Markt. Frischen Wind in das Geschäft mit der Ford-F-Serie bringt Aramco, die dem Bestseller einen Gegenkolbenmotor einpflanzen. Davon verspricht sich das Team des Motorenentwicklers Achates Power vor allem einen niedrigeren Verbrauch und weniger Emissionsausstoß.

Das Duo aus Honda und Acura zeigt mit dem Insight und einer Studie namens RDX zwar ein gewisses Bemühen, allerdings dürfte lediglich die Doppelmotortechnik des Insight für einen Hingucker sorgen. Auf viel Luxus setzen Toyota mit der fünften Generation der Avalon-Limousine und Lexus mit dem Crossover "LF-1 Limitless".

Wer auf der Suche nach Innovationen bei den Themen Vernetzung und autonomes Fahren ist, muss sich an die wenigen Zulieferer-Auftritte von ZF, Denso oder Aisin klammern. Lediglich dort  kann man einen kleinen Eindruck gewinnen, wie auch in Detroit in einigen Jahren der Verkehr aussehen könnte.

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KOMMENTARE


N.Eutrum

16.01.2018 - 16:57 Uhr

Naja, spötteln Sie ruhig über die Vorliebe der Amerikaner für Muscle -Cars und Pick-Ups. Letztendlich sehe ich aber seit Jahren nur von GM ( Volt -schon in 2. Generation & Bolt ) sowie Tesla die so "herbeigesehnten" Elektroautos in größeren Stückzahlen auf den Straßen - alles US Firmen! Und der VW Konzern ? Auf jeder Messe wird ein neues E-Concept-Car vorgestellt, welches dann bestimmt in 2-3 Jahren Serienreif sein wird....


Dieter P.

17.01.2018 - 09:08 Uhr

Elektrofahrzeuge sind so lange auf dem absterbendem Ast, wie es keinen preiswerten Ersatz gibt. Kobald ist im letzten Jahr 50% teurer geworden. Selbst der "Würger" von VW muss sich in Drittländern den Marktpreisen unterwerfen.Flächen so groß wie NRW (und sie werden immer größer und tiefer) werden immer mehr mit Chemie verseucht, um Kobald abzubauen. Kobald wird in Minen durch Kinderhände abgebaut ... Und wen interessiert ess?Technische Neuerungen - in Serie? Gähn und Lüge zugleich:- CW-Wert ist ein Fremdwort geworden- Frequenzsteuerung - Fehlanzeige- Elektromechanische Ventilsteuerung - Fehlanzeige- Laser statt Zündkerzen - Fehlanzeige- Kupfer ist rar und wird in Leitungen immer mehr mit Aluminium vermischt- Keramikmotoren sind in der Versenkung verschwunden- Wasserstoffmotoren werden totgeredet- 1 Kühlaggregat im Kleinlaster stößt mehr giftige Abgase aus als ein 20Tonner ...- In Öl laufende Zahnriemenantriebe - Fehlanzeige- Steuerkettenprobleme sind immer noch an der Tagesordnung- Es wird Immer noch 1 Anlasser und 1 Starter eingebaut- Preiswertes, ungefährliches Kältemittel - Fehlanzeige- 8-/9-Automatikgetriebe kosten im Austausch über 10.000,---Euro- Heutige Motoren müssen immer mehr ausgetauscht werden- Motor- und Getriebeteile sind primitiv eingebaut (Hohe Rep.-Kosten)- OBD-Daten sollen nicht mehr freigegeben werden (Hohe Rep.-Kosten)- Marchionne hat sich von den Mittelklassefahrzeugen verabschiedet und setzt voll auf RAMs und Co ...- usw. usw. usw.Warten wir die nächste Wirtschaftskriese ab. Dann wird wieder mit Null Millimetern Profil gefahren und die Wirtschaft am lautesten nach Hilfe hacken.


Fahrvergnüger

17.01.2018 - 09:18 Uhr

Der Abgesang auf Detroit ist nun schon seit gefühlten 10 Jahren in der Presse zu lesen - schon damals wurde prophezeit, dass die Messe bedeutungslos und eine reine US-Veranstaltung werden wird und das die CES in Vegas ihr den Rang ablaufen wird. Auch das immer mehr Hersteller fernbleiben wurde immer wieder berichtet - ist natürlich ein REINES Detroit Phänomen, in Frankfurt oder Genf (siehe aktueller Bericht über Opel) schlägt die sich verändernde Kommunikationsstrategie der Hersteller überhaupt nicht durch.Nun sind rund 10 Jahre ins Land gegangen & die Messe gibt es immer noch - inklusive der kompletten Journalie, die sich natürlich gerne von den Herstellern auf Medienreisen in die USA einladen lässt. Da könnte man dann ja wenigstens ein bisserl bessere Recherche erwarten, liebe Presse - den Ford Ranger gab es z.B. schon jahrelang auch im US-Portfolio, er ist mitnichten eine erstmalige Neuvorstellung für den amerikanischen Markt...


Andy

17.01.2018 - 20:31 Uhr

@ Dieter P.:Richtig, denn die große Automobilkonzerne sind durch ihre Strukturen per se innovationshemmend. Innovationen können höchstens hinzu gekauft werden. Aber dann müsste man Geld dafür ausgeben. Und noch einmal viel mehr Geld für die Entwicklung bis zur Großserienreife. Viel billiger sind Scheininnovationen, die in Hochglanzprospekten verbal hochtrabend breitgetreten werden oder auch Lobbyisten in Berlin und Brüssel, die den Politikern mundgerecht aufbereitet Märchen erzählen. Dann brauchen die Kernkompetenzen der traditionellen Hersteller, nämlich Motor und Getriebe, auch nicht aufwendig weiter entwickelt werden ;-) - Natürlich gibt es auch innovative große Firmen. Aber die haben ein entsprechendes Management, das die Belegschaft für seine Visionen begeistern und zur Kritik anregen kann. Nicht wie einst ein Herr W. in der Stadt W., welche hoffentlich nicht in 10 Jahren die niedersächsische Stadt mit der höchsten Arbeitslosigkeit sein wird.


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