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Automobile Lucka: Prozesse auf dem Prüfstand

14.12.2017 13:09 Uhr
Automobile Lucka: Prozesse auf dem Prüfstand
Das AML-Team mit Chef Norman Döhne (2.v.r.) daneben Lebenspartnerin Sarah Reimann.
© Foto: AML

Wie ein Mittelstandsberater das Autohaus AML in Lucka mit einer Strichliste auf Vordermann brachte.

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Von Michael Sudahl

Norman Döhne optimiert sein Autohaus. Dazu verteilt der Geschäftsführer Aufgaben und plant seine Liquidität. Das entlastet ihn spürbar. Hilfe bekommt Döhne vom Mittelstandsberater Manuel Marburger, der zu einem simplen Trick greift: Er lässt den Kfz-Meister Striche ziehen. Als Döhne diese auf seiner Liste am Abend zählt, fühlt er sich wie vom Muscle-Car überrollt. Der Kfz-Meister aus dem thüringischen Lucka wurde an einem Tag 150 Mal von seinen Mitarbeitern und anderen befragt. Für jede Frage macht er einen Strich. "Warum mir abends der Kopf raucht, hatte ich nun schwarz auf weiß. Ich fühlte mich wie nach der Meister-Prüfung: ausgequetscht", erzählt der 37-jährige Unternehmer.

Doch der Reihe nach. Vor elf Jahren startet Döhne in die Selbständigkeit. Zunächst kauft und verkauft er über Onlineportale Autos im Wert im unteren Preissegment. Weil es gut läuft, eröffnet er eine Meisterwerkstatt und stellt Mitarbeiter an. Bis zu 80 Gebrauchtwagen stehen zum Verkauf auf dem Hof. Das Geschäft läuft gut. Döhne gibt Gas. Als 2013 im Ort eine alte Papierfabrik zum Verkauf steht, greift er zu. Die Umbauphase wird knapp drei Jahre dauern. Das Ergebnis kommt gut an. 2016 verkauft AML (Automobile Lucka) 50 Prozent mehr Fahrzeuge. Auch der Durchschnittspreis pro Auto steigt ins gehobene Segment.

Die alte Fabrik ist inzwischen schicker Schauraum, und in der modernen Werkstatt arbeiten drei Kfz-Mechatroniker sowie ein angelernter Kollege. Mittlerweile gehören obendrein ein Automobilverkäufer und zwei Kauffrauen (Controlling und Buchhaltung) zum Lucka-Team. Doch erste Anzeichen von Überlastung lassen Döhne aufhorchen, wenn ihn etwa die vier Kollegen aus der Werkstatt und sein Verkäufer löchern.

Der Chef ist der Flaschenhals

Berater Marburger, der selbst als Industriekletterer ein 50-Mitarbeiter-Unternehmen gegründet und jahrelang geführt hat, rät ihm, die Fragerei sichtbar zu machen. Die erwähnte Strichliste entsteht. Döhne realisiert schnell: Er ist der Flaschenhals. Durch das rasante Wachstum und den Stress mit der Baustelle, vergisst der Unternehmer Verantwortung zu übertragen. "Das bedeutet loslassen und vertrauen", benennt sein Berater die Knackpunkte. Um mehr Liquidität frei zu schaufeln, reduziert er die Anzahl zu verkaufender Fahrzeuge auf 60. Sein Credo, "jedem Kunden das Passende bieten zu können", bleibt gewahrt und die Kreditlinie geschont. Döhne ist zufrieden.

Business-Coach Marburger weiß um knifflige Situationen in kleinen Betrieben, etwa wenn Lebenspartner mitarbeiten. Oft geht es um Fragen wie sinnvoll es ist, den Ehepartner anzustellen. Und wie dann die Rollen Chef und Angestellte abzugrenzen sind, damit Ärger aus dem Betrieb nicht ins Private schwappen – und umgekehrt. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass der Berater nicht einseitig Partei ergreift. Sondern vielmehr als Mediator fungiert und vermittelt. So auch bei AML.

Zurück im Betrieb benennt Döhne einen Kollegen zum Werkstattleiter. Der sammelt Fragen und kann auch Dinge entscheiden. Statt drei Stimmen aus der Werkstatt hört der Chef nun nur noch eine. Das entlastet. Daneben schickt er alle Mann zur Handwerkskammer. Dort belegen sie Seminare zu Rhetorik, Umgang mit dem Kunden oder Auftragsannahme – das stärkt seine Leute, die finden das gut. Sie arbeiten selbständiger und fragen weniger.

Für Döhne kam der Anruf der Firma Muve Unternehmensberatung zum richtigen Zeitpunkt. Für 3.000 Euro – davon 80 Prozent aus Landesmitteln gefördert – blickt Marburger einen Tag lang hinter die Kulissen und in die Köpfe des Auto-Teams. Dass sich die Analyse eines Externen lohnt, kann der AML-Chef bestätigen. Der Stress im Alltag sei oft zu groß, kaum einer nehme sich die Zeit Abläufe zu hinterfragen. Hinzu komme eine gewisse Betriebsblindheit. "Davor ist nur einer gefeit, der von außen kommt", lautet Döhnes Fazit.

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