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Börsenwert: Tesla überholt VW

23.01.2020 15:30 Uhr
Börsenwert: Tesla überholt VW
Tesla hat am Mittwoch an der Wall Street erstmals die Marke von 100 Milliarden US-Dollar geknackt.
© Foto: picture alliance / Beata Zawrzel / NurPhoto

Die Schwelle ist zunächst einmal nur symbolischer Natur: Der Börsenwert des US-Elektroautobauers Tesla überschritt die Marke von 100 Milliarden Dollar. Damit zieht die Firma an VW vorbei. Doch wie viel Substanz steckt dahinter?

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Von Jan Petermann, dpa

Es ist eine Wette auf die Zukunft des Autos – befeuert durch heißgelaufene Erwartungen, aber auch die Angriffslust des Underdogs. Tesla zog beim Börsenwert an Volkswagen als größtem Hersteller der Welt vorbei, nachdem der Elektroautobauer an der Wall Street am Mittwoch erstmals die Marke von 100 Milliarden US-Dollar knackte. Schon seit Anfang des Jahres ist Tesla mehr wert als die beiden US-Branchenriesen General Motors und Ford zusammen.

So eindrucksvoll dies für die Fans des Unternehmens aus Fremont in Kalifornien sein mag: Die reine Börsenbewertung ist oft stark von der wirtschaftlichen Lage einer Firma entkoppelt. Branchenbeobachter Frank Schwope betont etwa, dass der starke Tesla-Kurs zunächst einmal nur eine Momentaufnahme sei. "100 Milliarden sind schon eine starke Hausnummer", räumt der Analyst der NordLB ein. Aber man müsse stets auch die realwirtschaftliche Entwicklung der Firma im Auge behalten.

Tesla war bisher über weite Strecken unprofitabel, die kostspielige Einführung neuer Modelle riss Löcher in die Bilanz. Zwar konnte im dritten Quartal 2019 ein Gewinn erzielt werden – Schwope bezweifelt aber, dass die Geschäftszahlen den Auslöser für den aktuellen Höhenflug gaben: "Der Anleger honoriert ja vor allem Erwartungen." Mit Blick auf die Schwierigkeiten, die Tesla in der Produktion großer Stückzahlen für den Auto-Massenmarkt habe, sei der zwischenzeitliche Börsenwert "doch wohl etwas überzogen". "Ich stehe dem durchaus skeptisch gegenüber", so Schwope. Wertvollster Autobauer an der Börse ist Toyota mit mehr als 200 Milliarden Dollar.

Wertvollster Autobauer an der Börse ist Toyota mit mehr als 200 Milliarden Dollar. VW kommt aktuell auf umgerechnet etwa 99 Milliarden Dollar, Daimler auf um die 53 Milliarden Dollar, die Angaben für BMW liegen je nach Handelsportal zwischen 46 und 51 Milliarden Dollar.

VW-Chef: Tesla ist "Wegbereiter"

Allerdings kann die Forderung nach Augenmaß auch in umgekehrter Richtung greifen: Nur weil Tesla noch nicht dauerhaft ertragreich ist und in Teilen von einem Finanzmarkt-Hype getragen wird, bedeutet das nicht, dass Konkurrenten die Amerikaner auf die leichte Schultern nehmen dürfen. Im Gegenteil. VW-Chef Herbert Diess hat Musk bei mehrfacher Gelegenheit Respekt gezollt. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sagte er: "Wir glauben, dass Tesla eine sehr wichtige Rolle im Wandel (der Autoindustrie) spielt, weil sie ein Wegbereiter sind." Gemeint ist der grundlegende Umbau der Branche vom Autobau zur Integration neuer Technologien wie Vernetzung und E-Mobilität.

Mit Blick auf die schärfere CO2-Regulierung der EU ist dieser Schritt durchaus sinnvoll, denn den Herstellern drohen beim Reißen der noch zulässigen Flottengrenzwerte hohe Strafen. Der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' sagte Diess, er setze sich auch für einen deutlich höheren CO2-Preis ein: "Ich wünsche mir weiterhin eine höhere CO2-Steuer von der Politik. Es hilft uns derzeit eher, dass Tesla zeigt, wie es geht."

Kürzlich hatte Diess schon seinen Managern deutlich ins Gewissen geredet. In einer internen Runde sagte er Mitte Januar vor Führungskräften: "Der Sturm geht jetzt erst los. (...) Sind wir schon gut genug vorbereitet auf das, was da kommt?" Bezogen auf den steigenden Börsenwert von Tesla meinte der VW-Chef: "Das Auto wird das wichtigste 'Mobile Device'. Wenn wir das sehen, dann verstehen wir auch, warum Tesla aus Sicht der Analysten so wertvoll ist. (...) Die Zeit klassischer Automobilhersteller ist vorbei." Auch Volkswagen solle daher zu einem "digitalen Tech-Konzern" geformt werden.

Im vergangenen Jahr konnte Tesla die Auslieferungen um 50 Prozent auf 367.500 Fahrzeuge steigern. Die Grundlage dafür ist das Model 3, das dem Elektroauto-Pionier den Weg aus der Nische in einen breiteren Markt ebnen soll.

Derweil rückt Tesla den deutschen Platzhirschen auch in deren Heimat auf die Pelle. In Grünheide bei Berlin soll eine neue "Gigafactory" mit tausenden Jobs entstehen, zur Produktion des Kompakt-SUV Model Y. In den USA soll die Fertigung des Model Y in den kommenden Monaten beginnen – eine Möglichkeit für Musk, zu beweisen, dass Tesla ein neues Fahrzeug auch ohne große Dramen und hohe Kosten in Serie bringen kann.

Musk ist denn auch einer, der von dem hohen Kurs persönlich profitieren kann. Hält sich der Börsenwert sechs Monate lang über der Marke von 100 Milliarden Dollar, kann der Starunternehmer auf eine mehr als 300 Millionen Dollar schwere Tranche aus seinem auf zehn Jahre ausgelegten Vergütungs-Fahrplan hoffen.

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KOMMENTARE


Nostradamus

23.01.2020 - 20:09 Uhr

Tesla ist nur eine typische Börsenseifenblase - genauso wie Immobilienblase, die damals durch Lehman Brothers geplatzt wurde und die ganze Welt erschütterte. Gibt es wirklich jemand, der Tesla kaufen will?


autofan

24.01.2020 - 10:59 Uhr

Dieselben Blasen gab es doch schon früher, mit der sogenannten New Economy. Die größte Lachnummer der Finanz-Geschichte. Wir erinnern uns? Da haben Jüngelchen und Mädelchen irgendwelcher Nicht- Unternehmen mit Betrug und Scheingeschäften, sowie mit Computerspielchen etc, die Politik ( man erinnere sich an Edmund Stoiber Reden, irre)die Börse, Banken und Anleger genarrt und über den Tisch gezogen. Börsennotierungen mit Werten höher als man es sich erträumen ließ, und es war nichts, aber auch gar nichts vorhanden. Dann machte es puff, alle waren ihr Geld los, die Jüngelchen und Mädelchen landeten in der Gosse, und keiner will es geahnt, getan oder gewesen sein. Was für ein unsinniger Quatsch dies war und ist, bekommen wir jetzt mit den überteuerten, kaum gekauften Teslas wieder aufgetischt. Wie dumm muss man bleiben???????


Insider

24.01.2020 - 14:39 Uhr

Ich glaube viele Leser wissen gar nicht was Tesla ist und wie viel mehr sie machen - Das Auto selbst ist quasi nur die Spitze des Eisbergs. Schöner Kommentar hier:https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastbeitrag-von-frank-thelen-tesla-wird-marktkapitalisierung-verdoppeln-vw-und-bmw-werden-bedeutungslos/25462604.html?ticket=ST-1466437-Tmq5qW7lHBefageWMh7N-ap6ansonsten gerne auch mal Tech Meetups von Tesla auf Youtube schauen - deren Vorsprung ist tatsächlich praktisch nicht einholbar


herbie

25.01.2020 - 00:26 Uhr

Herr Musk oder Murks soll bitte in Amerika seine Pläne verwirklichen. Auf europäischen Märkten fehlen den Autos Qualität und Sicherheit. Amerika ist genau der zugeschnittene Markt für diese Fahrzeuge.


VK

25.01.2020 - 23:34 Uhr

@insider: Ich bin Laie und habe nur wenig Ahnung von diesen Dingen. Aber dafür, dass Tesla nur die Spitze des Eisbergs sein soll, machen sie seit nahezu 10 Jahren, nahezu permanent sehr hohe Verluste. Wie man sich das betriebswirtschaftlich schön rechnen kann, weiß ich nicht -wie gesagt, ich bin Laie.Und warum dieser uneinholbare Vorsprung, den Sie erwähnen, nicht in Ertrag ummünzbar ist, bleibt mir auch verschlossen.


Brancheninsider

27.01.2020 - 07:40 Uhr

Die ahnungslosen Möchtegern-KFZ-Branche-Menschen, die Tesla-Bashing betreiben und meinen, mit ihrer verstaubten analogen Einstellung kann man ein Leben lang weiter machen und überlebt im Wandel der Welt/Wirtschaft/Zeit... Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Von meiner Seite aus Respekt, was Tesla da macht und immer schön weiter so. Es wird auch Zeit, das jemand VW von seinem Thron stößt.


M.Deser

27.01.2020 - 08:46 Uhr

@Insider: Wenn Sie das wirklich glauben, können Sie nicht "Insider" sein.


Schmidt

27.01.2020 - 09:11 Uhr

@Insider: Netter Bericht vom Handelsblatt.Das sehe ich allerdings nicht so.. Klar hat Tesla mehr Erfahrung im E-Segmnet und hat aktuell die besseren Technologien. Allerdings hat Tesla große Probleme bei der Verarbeitung, bei den Spaltmaßen und Probleme bei der Herstellung am Band. Es bleiben halt immer noch Ammis und die konnten noch nie so gute Autos bauen wie wir Deutschen.Den großen Vorteil den wir deutsche Autobauer haben ist, dass wir Autos bauen können. Zudem haben wir das Händlernetz! Das ist ein riesen Vorteil. Wo soll ich mit meinem Tesla zur Wartung oder wenn ich mal ein Defekt habe?Ob VW, BMW oder Mercedes. Das sind Marken, die haben einen Namen. Die haben sich seit über 50 Jahren bewiesen und sich einen Namen gemacht.Ich finde fast überall einen Vertragshändler und eine Werkstatt. Bessere Ansprechpartner vor Ort und besseres Werkstattnetz.Das wird Tesla nie auf die Beine stellen können.


Insider

27.01.2020 - 14:18 Uhr

Witzig an der Argumentation ala "VW, BMW etc. hat einen Namen und die können "jetzt" alles viel besser" ist ja, dass es auch mal Nokia oder Kodak gab - die waren auch Marktführer, haben aber nicht die Zeichen der Zeit erkannt bzw. ist es bei der Größe nicht so einfach flexibel und schnell auf geänderte Rahmendaten zu reagieren.Spaltmaße interessieren auch wirklich nur wenn man es als Vergleichsargument gegen Wettbewerber nutzt und ist ein rein deutsches Thema.Thema Verluste/Profit: Für Tesla ist es eine bewusste Entscheidung - klingt für treudeutsche Sparer sehr komisch - aber den Vorsprung den man in F&E schafft kann man gerne in Kauf nehmen für diese Verluste - was auch der Aktienkurs widerspiegelt (Die Leute glauben daran) -> Im Endeffekt wird es so sein, dass Tesla recht einfach von "einem Tag auf den Anderen" auf Profitabilität umswitchen kann.


Schmidt

27.01.2020 - 17:49 Uhr

@Insider: Der Unterschied zu VW und Nokia oder Kodak ist, dass VW rechtzeitig reagiert hat. Sobald VW die ersten richtigen E-Autos auf dem Markt hat, wird es nicht mehr lange dauern, bis VW Marktführer im E-Segment ist. Der ID wird einschlagen auf dem Markt..Irgendwann wir die Blase bei Tesla platzen.. Ein Unternehmen muss langfristig gesehen Gewinne erzielen.


Brancheninsider

28.01.2020 - 08:49 Uhr

@schmidt - ich lach mich tot. Das ist der typisch deutsche Kommentar auf den ich gewartet habe.Klar hat Deutschland was vorzuweisen in Sachen Automobilbau. Wir haben die schliesslich erfunden. Aber leider ruht sich die Branche hierzulande darauf aus und denke das reicht an Lorbeeren. Was haben die gemacht - nichts. Haben so weiter gemacht wie bisher. Tesla bzw. Musk hat druff gesch.... und einfach was neues gemacht. Scheiss drauf dass die Qualität noch nicht stimmt und die Probleme haben. Die haben zumindest erstmal angefangen und die werden sich auch weiter verbessern. Und mit dem Model 3 haben die auch schon was für die breite Masse. Die haben jetzt viele Jahre Vorsprung das müssen die deutschen Hersteller erstmal aufholen.Ich erinnere mich da immer gern an folgenden Spruch:Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat's einfach gemacht.


Schmidt

28.01.2020 - 10:28 Uhr

@Insider: Das stimmt, dass sich unsere Automobilindustrie drauf ausgeruht hat und das Musk bisher was erreicht hat. Respekt dafür!Allerdings haben unsere Hersteller bereits drauf reagiert. VW investiert in den kommenden Jahren mehr als 30 mrd. in Elektromobilität. Die meinen es todernst.Tesla Model 3 für die breite Masse für 46.000 €? Das Volk wird sich größten Teils das nicht leisten können.Der ID3 wir inkl. Prämien bei ca. 26.000 € liegen und wird mit attraktiven Leasingraten in Zukunft angeboten werden. Allein der Preis für ein Elektro-Auto ist eine Ansage an die Mitbewerber.


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