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Bremse für Auto-Fusion: Brüssel will FCA-PSA-Deal verschärft prüfen

17.06.2020 16:58 Uhr
Bremse für Auto-Fusion: Brüssel will FCA-PSA-Deal verschärft prüfen
Für den Vollzug der Fusion hatten PSA und FCA ursprünglich zwölf bis 15 Monate angesetzt.
© Foto: Jeanette Dietl / Fotolia / PSA / FCA

Die Ankündigung versetzte den Automarkt voriges Jahr in Wallung: Fiat und die Opel-Mutter Peugeot wollen sich zum viertgrößten Autobauer zusammenschließen. Doch die EU-Kommission hat Bedenken.

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Die Megafusion des Autobauers Fiat Chrysler mit der Opel-Mutter PSA ist vorerst ausgebremst: Die EU-Kommission hat Bedenken und leitete deshalb am Mittwoch eine vertiefte Prüfung des Falls ein, die sich bis 22. Oktober hinziehen könnte. Hintergrund ist die Befürchtung, dass der Zusammenschluss der beiden Fahrzeughersteller den Wettbewerb auf dem Markt für Lieferwagen einschränken könnte.

Die Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler hatten ihre Fusion im Dezember beschlossen. Damit soll der viertgrößte Autohersteller der Welt entstehen. Der neue Konzern hätte aber auch im Segment Lieferwagen bis 3,5 Tonnen in vielen Ländern hohe Marktanteile, erklärte die EU-Kommission. Anders als auf dem Automarkt gebe es weniger Anbieter und hohe Zugangshürden für Wettbewerber.

Bisher konkurrierten beide Anbieter bei den Vans Kopf an Kopf in vielen Märkten und richteten ihre Preise entsprechend aus. Dies könnte bei einer Fusion wegfallen, argumentierte die Kommission. Konkret könnte der Wettbewerb in 14 EU-Staaten und Großbritannien eingeschränkt werden.

Gesunde Konkurrenz

"Geschäftlich genutzte Vans sind wichtig für Einzelpersonen, den Mittelstand und große Unternehmen, wenn sie ihre Waren oder Dienstleistungen zum Kunden bringen wollen", erklärte die zuständige Kommissions-Vizepräsidentin Margrethe Vestager. Fiat und Peugeot hätten eine starke Marktposition. "Wir werden sorgfältig überprüfen, ob die vorgeschlagene Transaktion einen negativen Effekt auf den Wettbewerb in diesen Märkten hätte." Ziel sei gesunde Konkurrenz.

Die Unternehmen hätten ihren Zusammenschluss am 8. Mai angemeldet. Die Kommission betonte, während der vorläufigen Prüfung hätten die Unternehmen keine Verpflichtungen eingehen wollen, um die Bedenken auszuräumen. Die Kommission habe nun weitere 90 Arbeitstage Zeit zur vertieften Prüfung. Dass diese eingeleitet wurde, lasse aber noch keine Rückschlüsse auf den Ausgang zu.

Für den Vollzug der Fusion hatten die Autobauer Ende vergangenen Jahres zwölf bis 15 Monate angesetzt. Die Corona-Krise hat inzwischen die Umstände für den Deal verändert und die Autobranche weiter unter Druck gesetzt. Absatz- und Zulassungszahlen von Neuwagen sind dramatisch eingebrochen. Im Mai lagen sie nach Angaben des Branchenverbands ACEA um gut 52 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats.

PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati im Angebot.

Fiat Chrysler und PSA setzten vor der Krise zusammen rund 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr ab und hatten einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. Mit der Fusion entstünde also ein Autogigant. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund waren voriges Jahr größer. Beschäftigt wurden vor den Fusionsplänen nach früheren Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums rund 400.000 Menschen. (dpa)

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KOMMENTARE


Bernd Rossbach

17.06.2020 - 17:52 Uhr

Prima. Weiter so, verehrte Wettbewerbshüter aus Brüssel. Mal wieder ein Paradebeispiel dafür, dass anscheinend in den Kommissionen niemand realisiert, dass sich die Welt gerade neu aufstellt und nur ein starkes Europa mit schlagkräftigen Unternehmen auf Dauer bestehen kann. Für wettbewerbsfähige und konsumentenfreundliche Preise sorgen die Hersteller schon von sich aus. Es ist schon erschreckend, wie sich dieser steuerfinanzierte Moloch immer mehr von seinen eigentlichen Aufgaben entfernt. Und die verstehe ich in erster Linie darin, ein geeintes Europa für die Zukunft zu einem schlagkräftigen Wirtschaftsstandort und global Player zu entwickeln. Mal schauen, wie es ausgeht. BR


hjf

17.06.2020 - 21:02 Uhr

Erstaunlich, was Frau Vestager da zum Besten gibt. Denn die leichten Nutzfahrzeuge beider Konzerne waren bislang schon häufig baugleich (Ducato: Jumper/Boxer; Jumpy/Expert: Scudo u.a.); erst in der letzten Modellreihe hat sich Fiat einmal bei Renault eingedeckt. Sicher ist fraglich, ob die Fusion überhaupt Sinn macht. Aber die Staatskonzerne Renault und VW können gar kein Interesse an der Fusion haben und werden ihre Kontakte zur EU spielen lassen.


GK NFZ VK

18.06.2020 - 14:11 Uhr

Da sieht erst man wieder, wie realitätsfern die Bürokratie in Brüssel ist. Der Markt bei leichten NFZ wird bereits von einem wahnsinnigen Preisdruck unter den Wettbewerben beherrscht. Große Abnehmer werden mit reinen Stückzahlen ohne Rendite bedient, nur um mit dem eigenen Produkt "mit drin" zu sein. (siehe dann am Beispiel Daimler Transporter Sparte mit Milliarden Verlust in 2019). An dieser Entwicklung wird sich so schnell auch nichts ändern und die Auswirkungen der Corona Krise werden das noch verschlimmern. Also ist nachweislich bereits genug Wettbewerb und Marktzugang vorhanden, allerdings gilt es für große Player in diesem Segment, sich neu zu orientieren und clever mit dieser Herausforderung umzugehen. Einziges sinnvolles Handeln anhand dieser Gegebenheiten also ist, größere Synergien in Entwicklung und Fertigung in diesem Segment aufzubauen. (Macht VW und Ford übrigens gerade auch). Wettbewerber ohne eigenes Produkt, welche diesen Markt unbedingt weiterhin auch bedienen möchten, können ja in Zukunft gerne bei den großen Playern zukaufen (wie bereits aktuell gang und gäbe in der Branche, denn alleine kann kein Hersteller mehr die Kosten für ein Exclusivprodukt stemmen). Und das ergibt im Umkehrschluss ja wieder einen Wettbewerber mehr. Das Argument, dass es zu wenig Wettbewerb im leichten NFZ Geschäft geben würde, stimmt so in der Praxis also nicht.


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