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Dieselnachrüstung: Schulze und Verbände erhöhen Druck auf Autobranche

16.08.2019 14:33 Uhr
SCR-Nachrüstung HJS
SCR-Nachrüstung von HJS
© Foto: Dietmar Winkler

Für immer mehr alte Diesel-Modelle können Hardware-Nachrüstungen angegangen werden. Nach einer ersten Betriebserlaubnis Ende Juli liegen für weitere Systeme Genehmigungen vor. Verbände und die Umweltministerin sehen die Autohersteller am Zug.

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Nach der Zulassung weiterer Systeme für Hardware-Nachrüstungen älterer Diesel-Autos pochen Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) sowie das Kfz-Gewerbe und der ADAC auf mehr Zugeständnisse der Autoindustrie. Die Hersteller müssten den Einbau der Sets bezahlen, sagte Schulze, die lange auf Hardware-Nachrüstungen gepocht hatte, am Freitag.

Ähnlich äußerte sich ADAC-Vizepräsident Karsten Schulze, der mehr Sicherheit für Verbraucher bei den Kosten verlangt. "Es gilt nach wie vor: Die Verbraucher haben sich nichts zuschulden kommen lassen und dürfen nicht mit den Kosten belastet werden." Aus Sicht des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sollte die Hardware-Nachrüstung von Euro-5-Dieselfahrzeugen von Autoherstellern flächendeckend gefördert und nicht auf Regionen begrenzt werden.

Bisher können bestimmte Diesel-Autos von Volvo, Daimler und Volkswagen wegen zu hoher Schadstoffwerte nachgerüstet werden. Ende Juli war die erste Betriebserlaubnis für Nachrüstsysteme des Bamberger Technologie-Anbieters Dr Pley für verschiedene Volvo-Modelle erteilt worden. Es folgten Genehmigungen für Mercedes-Modelle. Am Donnerstag hatte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die Betriebserlaubnis für Systeme des Technologie-Anbieters Baumot veröffentlicht. Diese umfasse Nachrüstsysteme für mehr als 60 Fahrzeugmodelle des VW-Konzerns.

"Ich freue mich, dass mein Vertrauen in die deutsche Ingenieurskunst berechtigt war", sagte Ministerin Schulze der Deutschen Presse-Agentur. Nun solle die Technik auch möglichst schnell auf den Markt kommen. Die Kosten für den Einbau müsse die Autobranche tragen, denn sie habe die Probleme verursacht. "Hier erwarte ich, dass die Hersteller, die bislang noch keine Zusagen gemacht haben, noch einmal in sich gehen."

Ziel der Nachrüstungen ist es, dass Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 5 von Fahrverboten ausgenommen werden können. Die Umrüstungen am Motor sind Teil eines Maßnahmenpakets der Regierung für bessere Luft. Deutsche Autohersteller hatten sich nach langer Debatte auf Zuschüsse für Hardware-Nachrüstungen eingelassen. Sie favorisieren Software, um die Abgaswerte zu verbessern.

VW hatte wie Daimler zugesagt, seine Kunden in bestimmten Regionen bei der Hardware-Nachrüstung finanziell zu unterstützen. In den von der Bundesregierung festgelegten Intensivstädten seien bis zu 3.000 Euro für die vom KBA genehmigten Nachrüstungen möglich, sagte ein VW-Sprecher. Über die genauen Rahmenbedingungen werde man in Kürze im Internet informieren. Auch Daimler gibt in "Schwerpunktregionen" 3.000 Euro dazu.

In Deutschland sind weit mehr als fünf Millionen Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 5 auf den Straßen unterwegs. Wegen des hohen Ausstoßes von Stickoxiden (NOx) sind sie an vielen Orten von Fahrverboten bedroht. Der Deutsche Städtetag forderte zuletzt von der Autobranche mehr Tempo bei Abgas-Nachrüstungen direkt am Motor.

ZDK fordert flächendeckende Förderung seitens der Hersteller

ZDK-Präsident Jürgen Karpinski sagte, nachdem nun ein Nachrüstsystem für 60 Fahrzeugmodelle aus dem Volkswagen-Konzern freigegeben wurde, könne die Nachrüstung endlich Fahrt aufnehmen. "Es macht aber wenig Sinn, die Förderung der Umrüstmaßnahmen auf die 15 Städte und deren Grenzregionen zu beschränken, die von Grenzwertüberschreitungen bei Stickoxiden betroffen sind." Das führe zu einem regionalen Ungleichgewicht bei Handel und Verbrauchern.

ADAC-Vizepräsident Schulze betonte, es gehe um Gesundheit und saubere Luft in Städten. Es gehe aber auch um den Erhalt der Mobilität für Dieselbesitzer. "Beides zusammen ist möglich und notwendig."

"Wir planen, die ersten Systeme noch im Oktober 2019 auszuliefern", sagte Baumot-Chef Marcus Hausser der Deutschen Presse-Agentur. Nach seinen Worten deckt die vom KBA erteilte Betriebserlaubnis (ABE) etwa 1,3 Millionen betroffene Autos aus dem Volkswagen-Konzern ab. "Weitere ABEs für Fahrzeuge auch anderer Hersteller werden wir in Kürze ebenfalls beantragen. Wir gehen davon aus, zeitnah für alle relevanten Volumenmodelle eine Nachrüstlösung anbieten zu können." (dpa)

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KOMMENTARE


Erwin Tischler

16.08.2019 - 19:06 Uhr

Es geht nicht an, dass von den Automobilherstellern nur die "Schwerpunkt-Regionen "gefördert" werden, wobei "gefördert" ja der völlig falsche Ausdruck ist, "nachgebessert" wäre richtig! Dies kann jedoch von der Politik nicht akzeptiert werden, denn diese sind wie wir Bürger aus dem Grundgesetz und dem Gleichbehandlungsgrundsatz verpflichtet! Der Bürger auf dem Lande hat den gleichen Anspruch wie der Bürger in der Stadt, zumal meistens die Kaufkraft auf dem Lande "bescheidener" ist als in der Großstadt und daher der "Landbewohner" wahrscheinlich sogar noch mehr für das Produkt bezahlt hat als der "Stadtmensch". Also ran an die Nachrüstung - die Technik ist jetzt vorhanden!


Theo Gerhards

17.08.2019 - 10:43 Uhr

Das ist gut, dass die HWN endlich von dem KBA genehmigt wurde, es hat ja lange genug gedauert bis die Politiker sich einig wurden diese notwendige, der Umwelt und den Dieselfahrern zu Gute kommende Maßnahme zu sanktionieren. Hoffentlich wird eine flächendeckende und nicht nur eine regional begrenzte Nachrüstung kommen.


Justus

19.08.2019 - 11:57 Uhr

Als VL einer GW Abteilung, werden wir keine Fahrzeg mit Nachrüstung in Zahlung nehmen. Das Risiko der Sachmangelhaftung ist in diesem Fall einfach zu hoch. Die Fahrzeuge sind für eine Nachrüstung nicht ausgelegt.


Sascha K.

20.08.2019 - 13:59 Uhr

Schön das es solche "Nachrüstlösungen" nun endlich gibt.... mir als Verkäufer bei Volvo missfällt in diesem Artikel allerdings das es sich so anhört als wenn auch Volvo manipulierte Diesel verkauft habe denn dem ist nicht so!!! Wir haben immer "ehrliche" EURO5 oder EURO6 Diesel verkauft und dahin finde ich es unfair gerade mit VW "über einen Kamm geschoren" zu werden. Nun ist es sogar so das Volvo als einer der ersten Hersteller so eine Nachrüstlösung für seine EURO5-Diesel anbietet bzw. dem Entwickler Dr. Pley den nötigen Support dafür zur Verfügung gestellt hat! Und das obwohl es dafür gesetzlich oder politisch gar keine Notwendigkeit gibt, denn, nochmal, Volvo hat nie Betrogen!! Das zeigt einmal mehr wie Volvo sich von anderen Marken differenziert wo sich nach meiner Auffassung seit dem Auffliegen der "Dieselthematik" gar nichts geändert hat!!


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