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Eurogarant Bibelwort: Digitalisierung muss der Werkstatt helfen

25.11.2020 20:57 Uhr
Eurogarant Bibelwort: Digitalisierung muss der Werkstatt helfen
Kein Stillstand in Friedberg: Das Eurogarant Vorstandstrio (v. l.) Guido Kalter, Thorsten Fiedler (Vorsitz) und Peter Börner unterstützt die Betriebe und Aktionäre auch in Corona-Zeiten mit einem ganzen Paket von Maßnahmen.
© Foto: Eurogarant AutoService AG

Mit einer ausgebauten Online-Strategie und klarer Kante gegen unberechtigte Rechnungskürzungen und zusätzlichen administrativen Aufwand in den Betrieben will der Eurogarant-Vorstand die aktuelle Krise meistern.

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Die Folgen der Corona-Pandemie werden die Unfallreparaturbranche auch über das Jahr 2020 hinaus beschäftigen. Welche Auswirkungen die Vorstände der Eurogarant AutoService AG auf ihr Geschäft sehen und wo man in den letzten Monaten besonders aktiv war, erläutern Thorsten Fiedler, Peter Börner und Guido Kalter im AUTOHAUS-Interview.

Würde Normalzustand herrschen, wäre eines sicher: Repräsentanten der Eurogarant AutoService AG wären auf jedem wichtigen Branchenevent unterwegs. Da Corona die Schadenwelt im Herbst 2020 noch immer im Griff hat, spürt man in Friedberg die Auswirkungen der Pandemie in allen Geschäftsbereichen – sowohl in der Auslastung vieler Eurogarant-Werkstätten als auch beim Ersatzteil-Absatz oder dem Angebot von Leasingfahrzeugen. Wie das bewährte Vorstandstrio aus Thorsten Fiedler (Vorsitz) und seinen beiden Kollegen Peter Börner und Guido Kalter gegensteuert und warum gerade jetzt keine Zeit ist, die Hände in den Schoß zu legen, erläutert uns die Führungsetage im Exklusivinterview.

Kein einheitliches Bild

AH: Herr Kalter, die Corona-Krise hat das Mobilitätsverhalten von Privat- und Geschäftskunden verändert und für rückläufige Unfallzahlen gesorgt. Wie sieht Ihre "Pandemie-Bilanz" bisher aus?

G. Kalter: Sehr unterschiedlich und es ist auch kaum ein einheitlicher Verlauf festzustellen. Zum einen muss man Regionen unterteilen, zum anderen in Ausrichtung der Kundenstruktur der Werkstätten. Bis heute melden uns Betriebe aus einigen Regionen, dass sie volle Auslastung hatten und in den letzten sechs Monaten keine Einbußen verzeichnet haben. Ein breiter Kundenkreis ohne herausstechende Großauftraggeber aus Sicht der Werkstatt schützt vor großen Ausfällen. Schadenlenkung mit Versicherungs-Privatkunden oder Flottenkundengeschäft ist ebenso inhomogen strukturiert. Die Flotte einer großen Wirtschaftsprüferkanzlei steht bis heute nahezu komplett still, die von systemrelevanten Unternehmen oder die des Baugewerbes rollt ohne Einschränkungen. Also alles sehr ungleichmäßig.

Herr Börner, gibt es für die AG ein klareres Bild?

P. Börner: Fakt ist: In der Eurogarant AutoService AG haben wir in den letzten Märzwochen bis Ostern ein tiefes Tal durchschritten. Wir hatten bei unserer Schadenlenkung und bei den Ersatzteilen in einer Woche einen so starken Einbruch, dass wir auf die Umsatzzahlen von 2015 zurückgefallen sind. Der Bereich Neuabschlüsse beim Fahrzeugleasing ist bis heute nicht auf einer ansonsten vorherrschenden Erfolgswelle. In Summe sind wir zu Anfang des vierten Quartals bei minus 15–20 % gegenüber dem ursprünglichen Budget. Am Jahresende rechnen wir mit einem Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr von 10–15 %.

Vielzahl an Veränderungen

Hat sich die Schadenwelt durch Corona verändert oder wurden nur bereits vorhandene Entwicklungen weiter beschleunigt?

T. Fiedler: Die gesamte Branche hat eine Entschleunigung erfahren. Die Uhren ticken etwas langsamer und das gegenseitige Verständnis im Markt hat deutlich zugenommen. Veränderungen in der Schadenwelt wurden durch die Krise nicht geboren. Und dass wir jetzt öfters Video-Calls durchführen, statt uns persönlich zu treffen, ist keine Tatsache, die uns verwundert. Das ist aus der Not heraus entstanden, weil uns die Pandemie ein neues Pflichtenheft geschrieben hat. Der Verkehr nimmt aktuell wieder zu und ist leicht über den Mobilitätsdaten vor der Krise. Der ÖPNV verliert leicht wegen der möglichen Ansteckungsgefahr und dem Unbehagen wegen der Maskenpflicht. Ich denke, wir hatten alle etwas mehr Zeit, um uns mal wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können und uns den Fragen der kommenden Veränderungen zu stellen. Man kann sicher sein, dass in ein paar Monaten, wenn alle das umgesetzt haben, was ihnen zwischen März und Juni eingefallen ist, wir einen Hype an Veränderungen erfahren könnten. Wir schauen auf jeden Fall mit Spannung in die Zukunft.

Schon 2019 standen die Eurogarant-Betriebe vor einer Vielzahl von Herausforderungen: die Preisspirale bei Ersatzteilen, der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften und die Höhe der Stundenverrechnungssätze im gesteuerten Geschäft haben die Margen unter Druck gesetzt. Wie gehen die Werkstätten mit der zusätzlichen Belastung um?

P. Börner: Wie Guido Kalter bereits schilderte, ist kaum eine klare Aussage zu treffen, wenn es um die Auslastung der Betriebe geht. Bei den Ersatzteilpreisen gibt es unveränderte Preissteigerungen und gleichzeitige Sprünge in schlechtere Rabattklassen. Die Stundensätze sind durch ausbleibende Anpassungen nach wie vor unter den notwendigen Deckungsbeiträgen bei den großen Schadenlenkern. Der Fachkräftemangel mag vielleicht derzeit etwas in den Hintergrund gerückt sein, denn einige Betriebe haben Personal abgebaut oder in Kurzarbeit geschickt. Die Auswirkungen der gesamten Situation werden wir aber erst später zu spüren bekommen. 2019 sind 6 % weniger Auszubildende in das 1. Ausbildungsjahr gestartet, 2020 wird das nochmals deutlich weniger sein und das wird uns in fünf bis zehn Jahren deutlich treffen.

Leasingraten ausgesetzt

Haben Sie die Werkstätten vergleichbar zur Versicherungswirtschaft mit Hilfsmaßnahmen unterstützt, etwa in Sachen Hygienekonzepte, Desinfektionspauschalen und schnelleren Zahlungen zur Sicherung der Liquidität?

G. Kalter: Nein, das mussten wir aber auch nicht. Wir zahlen immer das, was erforderlich war, und nicht das, was wir gerne hätten zahlen wollen. Wenn die Werkstatt eine Desinfektion für erforderlich gehalten hat und diese auch durchgeführt hat, wurde diese auch bezahlt. Wir zahlen innerhalb von Tagen, wenn die Rechnung auf uns ausgestellt ist, und das Risiko eines Zahlungsausfalles übernehmen wir schon, seitdem uns die Werkstätten gegründet haben.
Den größten Schritt, den wir zusammen mit den Werkstätten gegangen sind, ist die Tatsache, dass wir im März und April 2020 die Leasingraten für die Fahrzeuge aus unserem Haus ausgesetzt und in ein 60-Tage-Zahlungsziel umgewandelt haben. Das hat die Werkstatt in den beiden Corona-Monaten frei von einer Finanzlast für Fahrzeuge gehalten, die sie teilweise ohnehin nicht nutzen konnten.

Keine Entspannung bei DfB

Apropos Versicherungswirtschaft: Finden sich die massiven Umstellungen in Sachen Homeoffice in den DfB-Zahlen wieder?

P. Börner: Das Thema unberechtigte Rechnungskürzung hat nachweislich in unserem Bereich wieder zugenommen. Die Betriebe haben uns gerade in den letzten Wochen vermehrt gemeldet, dass es mal wieder neue Kürzungspositionen gibt, die gestern scheinbar noch legal waren und heute kürzungswürdig sind.

T. Fiedler: Wenn man gehofft hatte, dass die Versicherungen in Zeiten der Krise nicht genug Zeit finden würden, um Rechnungskürzungen durch ihre Dienstleister durchführen zu lassen, war dies leider ein Trugschluss. Die Leistungsfähigkeit der Versicherungen und Flotten haben in dieser Zeit weder zu- noch abgenommen. Im Gleichklang mit weniger Verkehr auf den Straßen wurde auch bei den Versicherungen und Flotten weniger Personal eingesetzt, sodass es hier zu einer unveränderten Ausgangsposition führte. Die Zulassungsstellen machen uns noch Sorgen! Die Beantragung eines neuen Kennzeichens, welches nach einem Unfall zerstört oder ganz verschwunden ist, dauert in Berlin bis zu zehn Wochen. Wer zahlt den Ersatzwagen in dieser Zeit? Wir hoffen, dass sich das bald wieder „normalisiert“.

Deutschland Tour online

Die 13. Deutschland Tour muss 2020 ausschließlich digital stattfinden – welche Themen werden Sie dort besprechen und wie stellen Sie den bei Eurogarant traditionell so wichtigen engen Austausch mit den Betrieben sicher, in Zeiten, in denen Messen und Veranstaltungen reihum abgesagt werden?

T. Fiedler: Ganz sicher wird das Thema Corona eine übergeordnete Rolle spielen, aber auch die vielen anderen Themen, rund um die AG und den ZKF, nehmen einen wichtigen Platz ein. Die Zusammenarbeit mit Scheiben Doktor und der Ausbau unserer Flottenkunden werden intensiv beleuchtet. Ein wichtiger Punkt ist auch die teilweise neue Arbeitsorganisation, welche durch Corona entstanden ist. Das beginnt mit Mobil Working, über Online-Meetings bis hin zur digitalen Hauptversammlung. Dazu kommen viele Änderungen, aber auch Erleichterungen durch den Gesetzgeber. Unsere Zahlen, Daten, Fakten werden die trotz der Krise sehr gute Entwicklung der Eurogarant AutoService AG darstellen.

P. Börner: Und das Thema Digitalisierung wird einen Platz einnehmen. Wir haben in 2020 viel an unserer Ausrichtung gearbeitet. Der ZKF hat einen Digital-Beirat ins Leben gerufen. Mit ihm zusammen haben wir bereits erste Schritte in eine Branchenlösung gestartet. Wir prüfen gerade, wie viel davon zur Tour darstellbar ist, um unsere Gesellschafter auf den aktuellen Stand zu bringen.

Die Werkstatt hat die Wahl

Branchenübergreifend hat Corona den Trend zur Digitalisierung weiter beschleunigt. Was raten Sie den Werkstätten, wo sehen Sie Schwerpunkte in Sachen Online-Services?

P. Börner: Ja, das stimmt. Leider hat wieder kaum jemand die Werkstatt als User und Leidtragenden im Mittelpunkt gehabt. Noch ein Portal und noch ein Portal und noch ein Kalender. Wie viele Portale soll die Werkstatt – deren Kompetenz es ist, Autos zu reparieren und nicht Datenfelder auszufüllen – denn noch bedienen? Das eine so, das andere so. Das ist keine Digitalisierung, die der Werkstatt hilft. Das ist alles nur zusätzliche Arbeit, die nicht entlohnt wird und nur dem hilft, der dieses Portal für sich entwickelt hat. Es muss jetzt endlich ein Portal der Werkstatt geben, welches alle anderen bedient und den Schadenlenker aussucht! Wir zeigen hierzu im November etwas.

Sie sehen also bei den Aktivitäten der großen Schadensteuerer wie das Gateway-Portal der Innovation Group oder das Digitale Autohaus der HUK-Coburg zusammen mit Gudat Solutions keinen echten Vorteil für die Betriebe?

G. Kalter: Das sind erforderliche Entwicklungen in die Richtung der schlanken Abwicklung von Prozessen im gesamten Schadenbild. Im Grunde sehr zu begrüßen. Wir sind vergleichbar weit, lassen aber zum Beispiel Telegutachten, Ersatzteilbestellkontrolle und manuell bedientes Detailtracking des Fahrzeuges derzeit noch außen vor, weil das weder die Flotte noch die Werkstatt braucht. Das ist, wie Kollege Börner sagte, nur Leistung für den Schadenlenker, der seine Prozesse schön einfach dargestellt hat. Solange das zusätzlicher Aufwand in der Werkstatt ist, versuchen wir andere Lösungen zu finden, die die Digitalisierung für beide Seiten erfolgreich nutzbar machen.

Online-Schulungskonzept

Gibt es von Eurogarant konkrete Lösungen, etwa im Schulungsbereich?

T. Fiedler: Ja, und zwar tatsächlich auf beiden Seiten. Wir als AG haben schnell versucht, möglichst viele Schulungstermine von Präsenz auf Online umzustellen, was uns auch gut gelungen ist. Die Werkstätten haben sich im Gegenzug sehr schnell auf die veränderte Situation eingestellt, indem sie diese angenommen haben. In Summe eine gute Entwicklung, die wir natürlich auch so weiter optimieren und ausbauen werden.

Wo sehen Sie – auch vor dem Hintergrund der weiteren Entwicklung in Sachen Corona – die größten Herausforderungen für 2021?

G. Kalter: Prognosen sind in der Tat zur Zeit äußert schwierig. Wir wissen nicht, wie sich das Virus über den Winter in der Bevölkerung verbreitet und entwickelt. Wir wissen nicht, ab wann geimpft werden kann und ob es einen zweiten Lockdown geben wird. Heute gehen wir von einer Erholung auf Budgetwert zum Jahresende aus. Das aktuelle Jahr wird 15 % weniger Umsatz bringen. In unserer Branche gibt es aber keinen Nachholeffekt, denn kein klar denkender Mensch fährt in 2021 extra sein Auto kaputt, nur weil er in 2020 keinen Unfall hatte. Was immer die Zukunft bringt, wir werden passende Antworten parat haben.

Herr Fiedler, Herr Börner, Herr Kalter – vielen Dank für das offene Gespräch.   (kt)

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