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Toyota Mirai: Fährt so wie er aussieht

Dem Mirai dient Wasserstoff als Energiequelle – und macht die eigenwillig gestylte Limousine zum ersten serienmäßigen Brennstoffzellen-Auto von Toyota.
© Foto: Toyota

Wasserstoff gilt als Treibstoff der Zukunft. Dem Mirai dient es bereits heute als Energiequelle – und macht die eigenwillig gestylte Limousine zum ersten serienmäßigen Brennstoffzellen-Auto von Toyota.


Datum:
19.10.2015
11 Kommentare

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Von Michael Specht/SP-X

Dass Autos mit alternativen Antrieben anders aussehen müssen als solche mit Verbrennungsmotoren, ist nicht nur für Toyota – siehe Prius – ein Leitmotiv. Auch BMW hält sich mit seinen Modellen i3 und i8 daran. Grund: Zum einen soll der Besitzer seiner Umwelt zeigen wie er denkt. Zum anderen können die Menschen am Auto sofort ablesen: Hier fährt hier die Zukunft – sauber, leise und emissionsfrei.

Der Toyota Mirai kommt so außergewöhnlich daher, dass man nicht so recht weiß, ob man dieses Auto nun cool, spacig oder hässlich finden soll. Besonders die schlitzförmigen Scheinwerfer und die beiden riesigen Dreiecks-Lufteinlässe an der Front bilden ein gewöhnungsbedürftiges Ensemble. Auch die keilförmige Seitenansicht und das pummelige Heck stören das ästhetische Wohlbefinden.

Futuristisch ist auch, was unter dem Blech passiert. Angetrieben wird der Mirai – mit 4,89 Metern so lang wie ein Audi A6 – von einem 113 kW / 154 PS starken Elektromotor. Das ist soweit nichts Ungewöhnliches, E-Autos gibt es mittlerweile viele. Den Strom im Mirai aber liefert eine sogenannte Brennstoffzelle, indem sie über spezielle Membranen Wasserstoff und Sauerstoff zusammenbringt. Der Chemiker spricht von "kalter" Verbrennung. Als Abgas entsteht nichts außer Wasser, das als Dampf oder in Tröpfchen dem Auspuff entweicht.

Das Prinzip der Brennstoffzelle ist weit über 100 Jahre alt. Doch erst jetzt fängt die Sache an, halbwegs effizient zu werden. Das Energie-Paket im Mirai ist nur noch so groß wie ein Handgepäckkoffer, verbirgt sich unter den Vordersitzen, wiegt 56 Kilogramm und leistet 114 kW / 155 PS.

Leasing für 1.219 Euro pro Monat

Kostentechnisch aber hat man noch viel vor sich. Das weiß auch Toyota und muss den Mirai daher entsprechend teuer anbieten, um wirtschaftlich halbwegs sinnvoll zu arbeiten. Der Einstiegspreis beträgt 78.540 Euro. Toyota aber verleast den Mirai alledings ausschließlich - für 1.219 Euro pro Monat. Viele werden jetzt sagen, dafür gibt es auch eine Mercedes S-Klasse. Stimmt, aber den Mirai kaufen Menschen, denen das egal ist und die mit ihrem Auto ganz einfach ein Öko-Statement setzen wollen.

Im Innenraum des Japaners geht es nahezu so futuristisch zu wie von außen vermutet. Displays dominieren das Cockpit, die Materialien sind hochwertig, auch an der Verarbeitung gibt es nichts zu mäkeln. Zugelassen ist der Mirai für vier Personen - ein Tribut an die beiden Tanks, die unter Rücksitzbank und Kofferraum stecken. Dies lässt lediglich ein Gepäckvolumen von 361 Liter zu, weniger als im Golf.

Fahrdynamisch bewegt sich Toyotas Brennstoffzellenauto so geschmeidig und sportlich wie andere Elektrofahrzeuge auch. Denn die eigentliche Stärke des Elektromotors ist sein hohes Drehmoment. Hier sind es 335 Newtonmeter, etwa so viel wie auch ein 2,0-Liter-Dieselmotor entwickelt, der hierzu aber Drehzahl braucht. Der Mirai schickt die volle Kraft aus dem Stand heraus an die Vorderräder.

Reichweite von rund 550 Kilometern

Im Unterschied zum rein batteriegetriebenen Elektroauto ist hier ein wenig das Rauschen der Brennstoffzellen zu hören, genauer: des Lüfters, der den Zellen den Sauerstoff zuführt. Den Wasserstoff beherbergen zwei Drucktanks. Sie fassen fünf Kilogramm des gasförmigen Energieträgers (Kosten pro Kilo: 9,50 Euro) und ermöglichen so eine emissionsfreie Reichweite von rund 550 Kilometern. Damit mausert sich Toyotas Öko-Limousine zum Alltagsauto und zieht in dieser Disziplin gnadenlos am Batterie-Pendant vorbei.

Der Mirai muss auch nicht für acht Stunden an die Steckdose sondern lässt sich in wenigen Minuten auftanken. Nicht wenige Experten sehen daher die Kombination aus Brennstoffzelle und E-Fahrzeug als den Königsweg der alternativen Antriebe, vorausgesetzt der Wasserstoff wird regenerativ (Wind, Solar) hergestellt.

Fehlt eigentlich nur noch die großflächige Versorgung. Derzeit existieren 19 öffentliche Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland, viel zu wenig, um das Brennstoffzellenauto massentauglich zu machen. Zum Vergleich: Erdgas-Tankstellen gibt es rund 1.000, bei Benzin/Diesel sind es mehr als 14.000 Zapfsäulen. Aber Autohersteller und Regierung sind dabei, kräftig zu investieren. Gebaut werden die H2-Säulen im Rahmen des Projekts Clean Energy Partnership (CEP). Das Ziel bis Ende 2016 lautet 50 Säulen, bis 2023 sollen 400 sein.
Nur 25 Mirai sollen dieses Jahr nach Deutschland kommen. Alle sind verkauft. Besserung ist nächstes Jahr in Sicht, wenn auch nur relativ. Die Produktion im heimatlichen Motomachi soll hochgefahren werden, von 700 auf 2.100 Einheiten. Nicht für Deutschland, sondern für die ganze Welt. Der Mirai bleibt also ein sehr exklusives Auto.


Toyota Mirai

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KOMMENTARE


Ein Leser

19.10.2015 - 10:59 Uhr

Endlich ein Fahrzeug der automobilen Zukunft. Vergessen Sie ihren Plug-In Hybrid oder ihren Elektro Tesla. Sie können sich schon heute einen Altstoffverwerter für ihr pseudo Öko-Vehikels aussuchen und zur Verschrottung anmelden. Auch die Tesla Aktien würde ich noch schnell auf den Markt werfen solange man dafür noch etwas bekommt.Die Zukunft liegt ausnahmslos in der Brennstoffzelle in Verbindung mit E-Antrieb. Und wenn das VW Management jetzt etwas erfolgreiches tun möchte um aus ihrer beschissenen Diesel Misere herauszukommen, dann sollten sie schleunigst auf diese Technik setzen und ihre Entwicklungsgelder dafür einsetzen bevor der Zug endgültig ohne VW abfährt.


THK

19.10.2015 - 12:29 Uhr

Seiner Zeit voraus... Mal gucken wie sich diese Technik entwickeln wird.. Derzeit leider keine Alternative , da das Servicenetz praktisch nicht vorhanden ist .. Das Design finde ich nicht gelungen , aber dieses Auto ist ja auch sonst nicht "Mainstream" ... Und ich glaube auch nicht , das Deutschland der Hauptabsatzmarkt dieses Autos wird.


Thomas. S

19.10.2015 - 20:00 Uhr

Aber die Ersten sind sie damit nicht. Den ix35 FCEV gibt's doch schon länger!


norbert bichowski

19.10.2015 - 22:03 Uhr

das Teil ist ja wohl mit das Häßlichste, welches mir seit den ersten Koreanern untergekommen ist.Fortschritt kann man auch in eleganten Linien verkaufen, und wohl kaum jemand wird diesen horrenden Kaufpreis für ein solch lächerliches Monster investieren- wetten dass ?MfG


Jan

20.10.2015 - 09:22 Uhr

Wieso soll ich mit Strom etwas erzeugen und speichern wenn ich den Strom auch direkt ins Fahrzeug geben kann.In Zukunft werden wir doch reine E-Autos in unter 30 min laden können.Tesla Super-Charger etc..Vergleich aus der Vergangenheit.Benzin/Diesel = Nokia / Wasserstoff = Palm, Backberry, Windows Mobile / E-Auto = Smartphone. Wasserstoff ist ein Zwischenschritt der schon vor 5-10 Jahren hätte kommen müssen um groß zu werden.


Christian

20.10.2015 - 11:07 Uhr

@JanKann alles sein. Aber eines ist sicher. Ich werde mir nie ein Auto kaufen wo ich ne halbe Stunde beim laden rumstehe. Zum Auto: wohl eines der häßlichsten auf diesem Planenten aber eine sehr interessante Technik. Für den Markt halt leider erst eine Option wenn es auch Tankstellen gibt und die Preise bezahlbar werden. Bis dahin wird alles beim Verbrennungsmotor bleiben.


Lutz

20.10.2015 - 11:12 Uhr

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber man braucht ja dieses Jahr nur 25 Kunden sein Beileid zu Ihrem Geschmack aussprechen. Liebe Asiaten, kopiert, kopiert wie immer und wenn es ein RO 80 oder ein VW411 ist, aber entlasst eure Konzeptdisigner! Hoffentlich funktioniert das mit dem H2 - bei der Hindenburg ging es schief!


Nordlicht

20.10.2015 - 13:55 Uhr

@Lutz: In der Hindenburg waren 190.000 Kubikmeter H2 - im Mirai 5! Außerdem ist die Art des Wasserstoffs heute eine andere als damals - er besteht aus andern Isotopen , die eher schwer bis gar nicht entflammbar sind!! @ Das Wasserstoff-Tankstellennetz wird ja gerade auf und ausgebaut. Als das Auto erfunden wurde musste das Benzin auch Inder Literflasche aus der Apotheke geholt werden.Also bitte etwas weniger Propaganda und lieber mal öfter nach vorn als in den Rückspiegel schauen!


UE

20.10.2015 - 14:52 Uhr

Häßlich oder nicht...egal!Der erste Prius war auch...sagen wir mal "individuell".Und trotzdem hat er es "geschafft".Was ich mich die ganze Zeit frage:Ich hatte schon um die Jahrtausendwende einen LPG-Tank unter meinem damaligen Auto.Weniger Emission als ein vergleichbarer Benziner, nur ein Bruchteil der Tankosten und ABSOLUT alltagstauglich.Nur:durchsetzen konnte sich das nicht.Warum?Keine Lobby. :-(


Thomas Stock

20.10.2015 - 20:39 Uhr

Ich Arbeite bei Mercedes , und dort gibt es schon seit Jahren Wasserstoffbetriebene Antriebstechnik in dem Vorgängermodell der Aktuellen B-Klasse. Also technisch ist es sicherlich möglich sowas auch in normale Serienfahrzeuge zu verbauen. Da die Technik aber noch zu teuer ist , die Reichweite eingeschränkt , und das Tankstellennetz nicht ausgebaut ist und niemand die Wartungs und Instandhaltungs sowie Haltbarkeit überschauen kann , wird es noch dauern bis sich die Technik durchsetzt.


Pro Batterie contra Wasserstoff

20.10.2015 - 21:53 Uhr

Die Brennstoffzelle erscheint uns vor allem aufgrund unserer Tankgewohnheiten sympathisch und naheliegend.Objektiv betrachtet müssen wir aber über folgende Nachteilehier diskutieren:- Schlechter Wirkungsgrad im Vergleich zur Batterie von der Brennstoffzelle, und zwar in beide Richtungen- teures Platin in der Zelle - aufwendiges Tankstellennetz - H2 Speichertechnik energieaufwendig - H2 Herstellung energieintensiv - Transport von H2 energieintensiv - well-to-wheel Bilanz Ein Auto steht 23 Stunden im Mittel. Zudem sind 90% der Strecken(!) unter 50km. Schnellladestationen und sinnvolle Reichweiten in der Praxis von 300km sind hier zielführender.


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