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Filter-Nachrüstung: Wie teuer ist neue Abgas-Hardware?

14.05.2018 09:09 Uhr
Abgas, Diesel, Schadstoffe, Auspuff
Das Programm "Saubere Luft" der Bundesregierung sieht Mittel von einer Milliarde Euro vor.
© Foto: Patrick Pleul/dpa

Industrie und Verkehrsministerium lehnen sie ab, Umweltschützer und Umweltministerium sprechen sich für sie aus: Neue Katalysatoren statt nur neuer Software könnten den Diesel-Schadstoffausstoß stärker drücken. Aber zu welchem Preis? Schätzungen gehen weit auseinander.

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Neue Katalysatoren lassen sich in alte Dieselautos nach Überzeugung des Umweltbundesamts (UBA) sehr viel günstiger einbauen als vom Bundesverkehrsministerium angenommen. Behördenchefin Maria Krautzberger erklärte, solche Nachrüstungen an der Abgas-Hardware schmutziger Fahrzeuge könnten im Schnitt schon für jeweils 2.000 bis 3.000 Euro möglich sein. Dies sagte sie dem "Spiegel" mit Blick auf eigene Untersuchungen ihres Hauses. Eine Analyse von fünf Professoren im Auftrag des Verkehrsministeriums hatte dagegen jüngst eine Größenordnung von mehr als 5.000 Euro pro Auto ergeben.

Krautzberger betonte, Umrüstungen auf moderne Katalysatoren (SCR), die mit Harnstoff und AdBlue-Zusätzen arbeiten, würden deutlich weniger Geld erfordern. "Wir gehen außerdem davon aus, dass nur Diesel-Pkw in Städten mit besonders schlechter Luft nachgerüstet werden müssen." In solchen Kommunen drohen Besitzern älterer Wagen Fahrverbote. Ein Grund der stark abweichenden Kostenschätzungen im Vergleich zu dem Wissenschaftler-Gutachten für das Verkehrsressort erkläre sich wohl "dadurch, dass Händlerpreise statt Einkaufspreise für die Kalkulation der Einzelkomponenten zugrunde gelegt wurden".

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer lehnt Eingriffe an der Hardware alter Dieselfahrzeuge ab. Er setzt stattdessen - wie die Autobranche - auf Software-Updates. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bekräftigte der CSU-Politiker: "Meiner Einschätzung zufolge ist der Effekt von Hardware-Nachrüstungen unzufriedenstellend. Es gibt technische, rechtliche und finanzielle Bedenken. In die alte Diesel-Flotte zu investieren, ist nicht nur eine Investition in die Vergangenheit, sondern braucht auch unglaublich lange Zeit, nämlich eineinhalb bis drei Jahre."

Folgen sind ungewiss

In dem Forschergutachten waren auch Warnungen vor möglichen "Qualitätseinbußen und Kraftstoffmehrverbrauch" enthalten. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) forderte hingegen Eingriffe an der Abgas-Hardware auf Kosten der Hersteller. Umstritten bleibt, welche Summen für Umbauten an Motorsteuerung oder Abgasanlage nötig sind, welche Folgen dies für die Zulassung hätte und für welche Modelle es technisch überhaupt umsetzbar wäre.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte eine Kostenbeteiligung des Staates an möglichen technischen Nachrüstungen vor kurzem abgelehnt. Er könne sich nicht vorstellen, Steuergelder hierfür zu mobilisieren. Dies sei eine privatwirtschaftliche Angelegenheit.

Die Autoren der Studie für das Ministerium hatten argumentiert, schon Software-Updates brächten "eine signifikante Verbesserung". Diese könnten zudem "deutlich schneller und überdies flächendeckend im Realverkehr wirksam werden". In einem anderen Gutachten schrieb Georg Wachtmeister von der Technischen Universität München indes, Umbauten an Motoren von Euro-5-Fahrzeugen seien "mit verträglichem Aufwand möglich". Genannt wurden hier Kosten von rund 3.000 Euro pro Auto.

Umrüstungsprogramm schließt auch Busse mit ein

Die große Koalition setzt auf das Programm "Saubere Luft". Damit sollen die Schadstoff-Grenzwerte in den Städten gesenkt werden. Vorgesehen sind etwa Umrüstungen von Bussen oder eine bessere Taktung des Nahverkehrs. Das Programm sieht Mittel von einer Milliarde Euro vor, davon kommen 250 Millionen Euro von den deutschen Autobauern. (dpa)

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KOMMENTARE


Uwe

15.05.2018 - 08:15 Uhr

Machen wir doch mal ein kleines Rechenexempel für eine betroffene Stadt. Köln hat ca 320.000 Einpendler (nach offiziellen Zahlen). Nehmen wir mal an das nur 50.000 davon die Stadt mit einem betroffenen Diesel befahren. Dann reden wir bei 3000 € pro Fahrzeug über das lächerlich kleine Investment von 150 Milionen Euro für die Umrüstung der PKW. Was bekommen wir nun dafür :- ca 50% der NOx kommen aus dem gesamten Verkehr- von diesen 50 % entfallen ca. 90% auf LKW, ÖPNV, kommunale Fahrzeuge, Taxen und nicht zu vergessen den Schiffsverkehr, der hier in Köln eine grosse Rolle spielt. - bleiben 5% aller NOx Emmissionen, die hier mit der Nachrüstung überhaupt beeinflusst werden können. - selbst wenn das zur Halbierung der Emmissionen reichen würde, hätte man nun mit dem Einsatz von 150 Millionen Euro lediglich für eine einzige betroffene Stadt den NOx Ausstoss um sage und schreibe 2,5% reduziert. Macht eine Reduzierung der NOx Belastung in Köln um ca 2mg. Fehlen ja nur noch weitere 24 g um den Grenzwert einzuhalten. Selbst wenn jemand meine Werte als zu niedrig ansieht mag er sie verdoppeln oder verdreifachen - am Endergebnis ändert sich trotzdem nicht viel.Hört sich für mich nach völlig sinnloser Geldverbrennung an.Liebe Grüße an die Experten der DHU und des UBA ...


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