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Kfz-Sachverständige: Dr. Marc Trömner neuer ZAK-Präsident

20.04.2017 15:29 Uhr
Kfz-Sachverständige: Dr. Marc Trömner neuer ZAK-Präsident
Stabwechsel an der Spitze des ZAK e.V.: Ralf Graf übergibt nach insgesamt 12 Jahren das Amt des Präsidenten an Dr. Marc Trömner. Die Mitglieder ernannten Graf danach einstimmig zum Ehrenpräsidenten.
© Foto: ZAK e.V.

Der Sachverständigenverband ZAK e.V. hat mit Dr. Marc Trömer einen neuen Präsidenten. Ralf Graf, der bei seiner erneuten Wiederwahl vor drei Jahren angekündigt hatte, 2017 nach insgesamt 12 Jahren an der Spitze des ZAK nicht mehr zu kandidieren, wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt.

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Im hessischen Niedernhausen eröffnete Ralf Graf vor kurzem ein letztes Mal in seiner Funktion als Präsident den traditionell einmal jährlich stattfindenden ZAK-Forumstag. Die Veranstaltung unter dem Motto "Trends und Entwicklung der Zukunft vom Datenschutz bis zum Scanner" war geprägt von interessanten Vorträgen über innovative Technologien und Markttrends. Ralf Graf begrüßte mehr als 200 Teilnehmer, ehe er in seiner Grundsatzrede herausstellte, dass sich das Sachverständigenwesen trotz aller Umbrüche in der Branche und Gesellschaft in einer Aufbruchstimmung befindet: Die Zertifizierung gewinne an Bedeutung, die Aufgaben des Sachverständigen werden immer komplexer. Auch auf die Vernetzung der Fahrzeuge und der Dinge ging er ein. 

Fachlicher Austausch über Grenzen hinweg

ZAK e.V. heißt ausgeschrieben Zertifizierte und Anerkannte hauptberufliche
Kfz-Sachverständige. Das Besondere: Mitglieder sind nicht nur freiberufliche, sondern auch Kfz-Sachverständige aus allen SV-Organisationen sowie aus den Kraftschaden-Abteilungen der Versicherungswirtschaft. Grundgedanke war der fachliche Austausch auf allen Ebenen der Sachverständigentätigkeit in Deutschland – und teilweise auch darüber hinaus. Ein Modell, das in den vielen Jahren seit Gründung des ZAK e.V. nicht nur seine Berechtigung und Bedeutung im Markt unter Beweis stellen konnte, sondern anerkanntermaßen auch zu einem bilateralen Verständnis der unterschiedlich tätigen Kfz-Sachverständigen beigetragen hat. 

"Begleiten unsere Mitglieder in die Zukunft"

Dass sich das Sachverständigenwesen und auch der ZAK in einer enormen Umbruchphase befindet, blendete der seit 12 Jahren amtierende Präsident auf der Tagung keineswegs aus. Er wies jedoch darauf hin, dass "die Mitglieder auf dem Weg in die Zukunft aktiv durch den ZAK mitgenommen" und begleitet würden. Er selbst hat in seinen insgesamt vier Amtszeiten an der Spitze des ZAK sehr viel dazu beigetragen, dass der Verband heute ein Fachgremium ist, in das auch im Wettbewerb stehende Organisationen und Versicherer ihre SV entsenden und über die ZAK-Zert GmbH sogar zertifizieren lassen. Der ZAK e.V. fördert nämlich gezielt die Zertifizierung von Sachverständigen für den Bereich "Fahrzeug-Schäden und -Bewertung" und ist Anteilseigner der entsprechend nach DIN/EN ISO/IEC 17024 durch die Deutsche Akkreditierungsstelle akkreditierten ZAK-Zert GmbH.

Jedes 5. Auto kommt mit LED-Licht auf die Straße

Im Anschluss an die Grundsatzrede von Ralf Graf übernahm Prof. Dr. Peter König die Moderation der Veranstaltung. Zunächst wurde auf Technik und Trends bei neuen Kfz-Scheinwerfern eingegangen, Bernhard Newe von der Hella KGaA Hueck & Co. beleuchtete dabei die LED-Technologie von 2005 bis heute. Er sprach über hochauflösende Matrix-Systeme mit Lasertechnik ebenso wie über die derzeitige Marktentwicklung. Rund 20 Prozent aller heute verbauten Scheinwerfer sind nach den Worten Newe‘s inzwischen mit LED-Technik ausgerüstet. 

Keine Reparaturfreigaben

Gleichzeitig wurde auf die Thematik der Scheinwerfereinstellsysteme in der Praxis eingegangen. Schaltbare Matrix-Lichtsysteme seien sehr komplex und LED-Scheinwerfersysteme üblicherweise zur Reparatur nicht freigegeben. Im Anschluss an diesen Vortrag konnten die Teilnehmer in der Pause die Stände der 25 Aussteller besuchen und deren Produkte sowie Vorführungen vor Ort in Augenschein nehmen.

Andreas Körner von Harman Kardon stellte die Vernetzung der einzelnen Assistenzsysteme und deren Bedeutung vor. Viele Sensoren werden demnach heute im Auto mehrfach genutzt, Kamerasysteme sind ebenso notwendig wie Radarsensoren. Die Vernetzung der Systeme "ist von grundlegender Wichtigkeit für das teilautonome oder das zukünftige autonome Fahren", so Körner. Es wurde auf die Kalibrierung der Systeme, auf die Kostenstruktur und die weitere Entwicklung eingegangen. 

Sensorik auch nach Klein-Unfällen überprüfen!

In der Zukunft sei es von entscheidender Bedeutung, dass man die Systeme verstehe und auch bei kleineren Anstößen überprüfe, ob möglicherweise die Sensorik des Fahrzeuges unfallbedingt beschädigt wurde. Vielfach sind die entsprechenden Sensoren unter den Stoßfängern verbaut, was nach einem Unfall zu Fehlfunktionen führen kann. Frontscheiben haben Beschädigungen, die die Kamerasysteme irritieren. Hier werde es immer wichtiger, entsprechendes Know-how bei der Fahrzeugbesichtigung anzuwenden. Die Sensorik werde immer umfangreicher, die Software komplexer und der Fahrzeugnutzer immer mehr entlastet. Ungeteilter Meinung war die Veranstaltung auch darüber, dass die Sicherheitssysteme helfen, Unfälle zu vermeiden und ihre Folgen zu minimieren.

Das Risiko von Profilen aus Datensammlungen

Anschließend machte Roland Appel als ehemaliger Bundestagsabgeordneter mit großer Affinität zum Thema Automobil klar, dass sich Kunden darüber bewusst sein müssen, dass man nicht nur hier und da ein paar Dinge freigibt, sondern dass komplette Datensammlungen angelegt werden, die ein Bewegungs-, Käufer- und Fahrprofil ergeben. Das könne dazu führen, dass Großdatenanbieter nicht mehr kontrollierbar sind. Wichtig sei deshalb, dass der Kunde intervenieren und jederzeit erkennen könne, welche Daten wo und warum gespeichert werden. Zudem müsse er "jederzeit die Möglichkeit haben, seine Einwilligung zurückzuziehen". Appel machte deutlich, welche Risiken die Freigabe von Daten für Einzelne haben kann.

Segen und Nutzen von Daten lägen eng beieinander. Von daher sollte die Entscheidung über die Daten-Freigaben dem Nutzer überlassen werden, war man sich auf dem ZAK-Forumstag einig. Gleichzeitig wurde in diesem Zusammenhang auf die Komplexität der Gesetzgebung, der Fahrer-/Halter-Problematik, der Nutzerproblematik usw. eingegangen. Insgesamt gesehen zeigte der interessante Vortrag Appel‘s auf, dass Datenschutz "auch zukünftig eine große Priorität haben muss, um die freiheitlichen Grundwerte bewahren zu können", wie in der Veranstaltung als Zielsetzung festgehalten wurde.

Ein Drittel weniger Auffahrunfälle durch Notbremssysteme

Peter Wandt von Aioi Nissai Dowa Insurance Ltd. Europe, einem der weltweit großen Autoversicherer, ging auf die so genannten Telematiksysteme und deren Funktion ein. Anschließend wurden Kalibrierungsmöglichkeiten der Assistenzsysteme vorgestellt. Oftmals haben beispielsweise Radarsensoren kritische Einbaupositionen oder Kamerasysteme sind oft falsch justiert, was zu erheblichen Problemen führen könne. Die Tendenz gehe deshalb immer mehr zu selbstkalibrierenden Systemen. Betrachte man die Reparaturkostenerhöhung durch Assistenzsysteme, so könne etwa beim Audi A4 ein Standardfrontschaden mit den entsprechenden Systemen mehr als 5.000 Euro kosten, während ein solcher Schaden bei einem vergleichbar ausgestatteten Opel Insignia rund 2.700 Eure ausmache. 

"Alleine Außenspiegel mit Totwinkelwarner und Rundumsichterkennung kosten heute mindestens 700, eher aber 1.000 Euro. Das treibt die Reparaturkosten im Falle eines Schadens nach oben", lautete die Analyse der Experten auf dem ZAK-Forumstag. Der steigende Einbau von Notbremssystemen reduziere die Anzahl von Auffahrunfällen in den nächsten Jahren dagegen "um mindestens 33 Prozent", so eine weitere Feststellung. Bereits mittelfristig ging die Veranstaltung von einem weiteren "deutlichen Absinken der Unfallzahlen und Schadenaufwendungen" insgesamt aus. 

Referent knackt Handys der ZAK-Sachverständigen

Am Nachmittag des Forumtages beschäftigte sich der Kriminalist Udo Hagemann von der Firma Bundpol Security System mit dem Thema KeylessGo und KeylessGo Start. Dabei wurde zunächst ein vorab verschlossenes Fahrzeug mit KeylessGo-System geöffnet und gestartet. Die Problematik der Unsicherheit von KeylessGo-Systemen wurde durch Hagemann deutlich aufgezeigt. Lange Zeit sei von Seiten der Automobilindustrie und auch des ADAC proklamiert worden, dass die Systeme sicher seien. Der ADAC habe seine Meinung inzwischen allerdings korrigiert und auch die Diebstahlproblematik von KeylessGo-Fahrzeugen thematisiert. 

Mit Schrecken konnten die Teilnehmer außerdem feststellen, dass Udo Hagemann ihre Handys noch während der Veranstaltung im Saal geknackt hatte. Nach der Verblüffung kam die Unsicherheit: Es stellte sich die Frage, wie viele Daten können Halter oder nicht autorisierte Personen abgreifen? Und: Was kann wie und wo manipuliert werden, welche Gefahren birgt die Vernetzung der Dinge?

Autos öffnen, ohne Spuren zu hinterlassen

Die Teilnehmer erfuhren schließlich, dass bei der Manipulation nicht das Schlüsselsignal verlängert, sondern die Nähe des Fahrzeuges imitiert werde: "Es gibt ein neues Duplexverfahren, das über Internet funktioniert und über große Entfernungen nicht autorisierte Schließ- und Startvorgänge zulässt." Das Expertengremium war sich schließlich darüber einig, dass "aus technischer Sicht die heutigen Systeme optimierungsbedürftig erscheinen". 

Weiterhin wurde darauf eingegangen, wie man sich vor einem Pkw-Diebstahl schützen kann und wie weit Funksignale reichen. Vor Ort konnte eindrucksvoll dargestellt werden, dass die Schließung und das Starten eines Fahrzeuges ohne das Hinterlassen von Spuren möglich sind.

Scanner als Werkzeug bei der Unfallrekonstruktion

Anschließend ging der Sachverständige und Unfallanalytiker Marcel Geis, der bei Förtig GbR Ingenieurbüro für Kfz-Technik tätig ist, auf die Funktionsweise eines Laserscanners zum Abtasten von Unfallstellen ein. Das Scannen sei je nach Position in 10 Minuten möglich, mindestens zwei Standorte sind erforderlich. Farben und Spuren werden aus den HDR-Bildern übertragen, die Darstellung könne in PC-Crash übertragen werden. "Man kann verschiedene Positionen und Standorte einnehmen sowie einen ansehnlichen Rekonstruktionsfilm erstellen." 

Diese plastische Ansicht des Unfallereignisses unter Würdigung der Sichtverhältnisse und aller anderen Faktoren sei absolut realitätsnah. Somit entwickele sich der 3D-Scanner immer mehr zu einem wichtigen Werkzeug bei der Rekonstruktion von Unfallereignissen im Zivil- wie im Strafprozess. Marcel Geis machte deutlich, dass die entsprechenden Systeme noch relativ teuer sind, aber gleichzeitig die Qualität der Gutachten von nie da gewesener Aussagekraft ist.

Thermografie für die SV-Arbeit 

Nach dieser Demonstration der Fähigkeit des 3D-Scanners wurde von Michael Veith auf die so genannte aktive Thermografie eingegangen. Der Referent vom Thermografiezentrum Dinslaken zeigte anschaulich die Möglichkeiten der aktiven Thermografie: Über Blitze wird Energie in die Oberfläche eingeleitet, die Ab- und Weiterleitung wird analysiert. Mit entsprechender Erfahrung lassen sich daraus Rückschlüsse hinsichtlich Blechen, Spachtel, Farben, Verzinkungen usw. ziehen. Das Verfahren ist insbesondere dazu geeignet, CFK-Bauteile und deren Verklebung zu untersuchen. Die Kosten für einen mobilen Scan des Fahrzeuges liegen bei rund 500 Euro netto zzgl. Nebenkosten.

Derzeit werden bereits Stationen in Deutschland aufgebaut, so dass zukünftig ein Netz von Thermografiezentren entstehen könnte. Insbesondere im Oldtimer-, Luftfahrt- oder im Schiffsbereich scheint die Thermografie nach Ansicht der ZAK-Mitglieder eine große Zukunft zu haben. Das Thermografiezentrum Dinslaken untersucht bei Vertragspartnern Fahrzeuge bereits mit einem mobilen Scanner.

Thesen des Forumstages

In der Zusammenfassung ließ Moderator Prof. Dr. König noch einmal die Themen des Tages Revue passieren: 
1. Die Rahmenbedingungen für den Kfz-Sachverständigen verändern sich rasend schnell. 
2. Genauso verändern sich allerdings auch die Rahmenbedingungen für Autohäuser, Versicherer und Geschädigte. 
3. Die zukünftige Marktentwicklung ist nur schwer vorhersehbar. Der Sachverständige wird auch zukünftig seine Position als übergeordnete neutrale Stelle sichern können, wenn er über Netzwerke und Möglichkeiten verfügt, modernste Technik zur Schadendiagnostik einzusetzen. 
4. Die Aufgaben werden sich verändern, der Sachverständige wird nicht nur anhand von Kalkulationssystemen Werte und Schadenhöhe berechnen, sondern er muss sich mehr mit Plausibilität, Kausalität, den richtigen Reparaturtechniken, mit Herstellerregressen usw. auseinandersetzen. 
5. Die Aufgaben des SV werden vielfältiger und komplexer, das geht einher mit umfangreicher Weiterbildung und einer entsprechenden Zertifizierung. 
6. Netzwerke sind zukünftig zwingend notwendig, um den Anforderungen der Zeit annähernd gerecht werden zu können. 
7. Am Ende bleibt die Frage offen, ob der Autofahrer langfristig nur Passagier sein möchte oder noch aktiv fahren will. 
8. Die Mobilität der Zukunft wird sich in urbanen Bereichen ändern, außerhalb der Ballungszentren bleibt die Entwicklung abzuwarten.

Der neue ZAK-Vorstand

Am Folgetag zum ZAK-Forum fanden die turnusgemäßen Vorstands-Neuwahlen statt, bei denen der bisherige Präsident Ralf Graf sich – entsprechend seiner Ankündigung vor drei Jahren – nicht mehr zur Wiederwahl für eine fünfte Amtsperiode stellte. In Anerkennung und Würdigung seiner zahlreichen Verdienste in den zurückliegenden zwölf Jahren, in denen Graf an der Spitze des ZAK e.V. stand, wurde ihm mit einstimmigen Votum der Mitglieder die Ehrenpräsidentschaft angetragen. 

Neuer Präsident wurde Dr. Marc Trömmer, der zukünftig die Geschicke des ZAK e.V. lenken wird. Der gesamte Vorstand setzt sich neben Dr. Marc Trömer zusammen aus Michael Frank (Vizepräsident), Manfred Wittke (Schatzmeister), sowie den fünf Beisitzern Tobias Metzner, Stefan Schüssler, Michael Teßin, Norbert Schröder und Ronald Brozio. (wkp)

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