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Kontroverse um neues Opel-Vergütungsmodell: Noch keine Lösung in Sicht

22.11.2019 16:00 Uhr
Kontroverse um neues Opel-Vergütungsmodell: Noch keine Lösung in Sicht
Aus Sicht des VDOH bürdet Opel den Händlern das wünschenswerte Ziel der CO2-Reduzierung zu einseitig auf.
© Foto: Opel

Die geplante Umsetzung der CO2-Ziele im Opel-Handel sorgt weiter für Unruhe. Der Hersteller pocht auf die neuen Vorgaben, der Händlerverband setzt auf Geschlossenheit - und weitere Gespräche.

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Das neue Vergütungsmodell von Opel lässt die Handelsorganisation nicht zur Ruhe kommen. Der Verband Deutscher Opel-Händler (VDOH) und der Rüsselsheimer Hersteller sind sich weiter uneins über zentrale Punkte der "Commercial Policy 2020". Man sei über die Details noch immer im Dialog, erklärte VDOH-Präsident Peter Müller am Freitag gegenüber AUTOHAUS. "Wir verstehen das Ziel von Opel, aber nicht den Weg dorthin." Positiv sei, dass die Gespräche mit Opel trotz unterschiedlicher Auffassungen nicht abgerissen seien.

Der VDOH lehnt insbesondere die von Opel geplante Umsetzung der CO2-Ziele ab. Wie berichtet, will der Autobauer seinen Partnern vom CO2-Ausstoß abhängige Monatsziele in der neuen Vertriebsrichtlinie vorgeben. Außerdem soll jeder Händler verpflichtet werden, acht Prozent seines Monatsziels mit Elektrofahrzeugen zu erfüllen. Schafft der Betrieb diese Vorgaben nicht, erhält er keinen Qualitätsbonus.

Opel bleibe bei dem Thema CO2-Steuerung "knallhart" – ebenso wie die Schwestermarken Peugeot und Citroën, erklärte ein Autohaus-Geschäftsführer auf Anfrage. Vor allem Händler mit einem starken Gewerbekunden-Geschäft oder mit einem ländlichen Marktgebiet halten die neuen Vorgaben für kaum machbar.

"Spürbar mehr verdienen"

Aus Sicht von Opel führt an der geplanten Regelung jedoch kein Weg vorbei. "Um die E-Mobilität nach vorne zu bringen, sind alle Akteure gefordert", ließ Deutschland-Chef Ulrich Selzer verlauten. Er mahnte ein "Umdenken" im Handel an. Geschlossen müsse man auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten. Gleichzeitig stellte der Manager den Autohäusern eine zusätzliche Marge in Aussicht: "Für unsere Händler bieten die neuen Zielvorgaben die Möglichkeit, bei entsprechender Performance spürbar mehr zu verdienen als in der Vergangenheit – wenn auch sie die Elektromobilität erfolgreich leben und die CO2-Emissionen unter den Zielvorgaben halten."

Selzer betonte, dass der Klimawandel die größte Herausforderung unserer Zeit sei. "Opel steht hinter den CO2-Zielen, die ab 2020 in Europa gelten. Wir tragen unseren Teil bei und werden uns nicht aus unserer gesellschaftlichen Verantwortung kaufen." Alles andere sei ethisch auch nicht vertretbar. Und weiter: "Wir haben die Herausforderungen, auch den Handel einzubinden, frühzeitig erkannt und – anders als andere Wettbewerber – einen Plan, wie wir diese Transformation auch gemeinsam mit unseren Partnern erfolgreich gestalten können."

Opel hatte seinen Händlern in der vergangenen Woche das neue Vergütungsmodell in einer Videokonferenz vorgestellt. Auch der VDOH will die Betriebe umfassend über Inhalte, Mechanik und Auswirkungen des Margensystems informieren und hat deshalb für den 10. Dezember 2019 zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung nach Frankfurt eingeladen. Wegen der Brisanz des Themas hofft Müller auf rege Teilnahme. "Mehr denn je benötigen wir den einheitlichen Schulterschluss aller Mitglieder der Opel Vertriebs- und Serviceorganisation in unserem Verband." (rp)

Drei Fragen an Opel Deutschland-Chef Ulrich Selzer zum neuen Vergütungsmodell:

Opel Deutschland-Chef Ulrich Selzer: "Wir haben einen Plan."
© Foto: Opel

Opel hat sein Vergütungsmodell angepasst. Was ist der Hintergrund?

Ulrich Selzer: Wir bei Opel werden die strengen CO2-Ziele, die ab 2020 in Europa gelten, einhalten. Deshalb beschleunigen wir nun den Hochlauf der Elektromobilität: Nach dem Marktstart von Corsa-e und Grandland X Hybrid 4 Anfang kommenden Jahres werden wir schon 2021 acht elektrifizierte Modelle im Angebot haben und schon 2024 wird jeder Opel auch in einer E-Variante verfügbar sein. Das ist natürlich eine große Herausforderung, und zwar nicht nur für uns als Hersteller, sondern auch für unsere Händler. Denn um die E-Mobilität nach vorne zu bringen, sind alle Akteure gefordert. Daher werden wir ab 2020 das Vergütungsmodell für Neuwagen an die neuen Herausforderungen und Aufgaben anpassen.

Wie sieht das neue Modell konkret aus?

U. Selzer: Jeder Händler wird klare Zielvorgaben für die CO2-Emissionen seiner verkauften Fahrzeuge und für die Anzahl der zu verkauften Elektrofahrzeuge erhalten. Dies ist eine deutliche Veränderung zur bisherigen Steuerung und erfordert auch von unseren Handelspartnern ein Umdenken. Aber wir sind überzeugt, dass alle Akteure an einem Strang ziehen und geschlossen auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten müssen. Für unsere Händler bieten die neuen Zielvorgaben die Möglichkeit, bei entsprechender Performance spürbar mehr zu verdienen als in der Vergangenheit – wenn auch sie die Elektromobilität erfolgreich leben und die CO2-Emissionen unter den Zielvorgaben halten. Für die notwendigen, attraktiven Fahrzeuge sorgen wir mit unserer umfassenden E-Offensive. Deren erfolgreiche Vermarktung ist eine gemeinsame Aufgabe für Hersteller und Handel.

Andere Hersteller nehmen offenbar in Kauf, dass sie die Ziele 2020 nicht erreichen und stellen sich auf hohe Strafen ein. Warum ist das keine Option für Sie?

U. Selzer: Der Klimawandel ist aus meiner Sicht die größte Herausforderung unserer Zeit. Opel steht hinter den CO2-Zielen, die ab 2020 in Europa gelten. Wir tragen unseren Teil bei und werden uns nicht aus unserer gesellschaftlichen Verantwortung kaufen, sondern die gesetzten Ziele erreichen. Alles andere ist aus unserer Sicht auch ethisch nicht vertretbar. Nur gemeinsam mit unseren Handelspartnern können wir die Elektromobilität weiter voranbringen und die Emissionen im Straßenverkehr deutlich reduzieren. Unser neues Vergütungsmodell trägt dem Rechnung. Wir haben die Herausforderungen, auch den Handel einzubinden, frühzeitig erkannt und – anders als andere Wettbewerber – einen Plan, wie wir diese Transformation auch gemeinsam mit unseren Partnern erfolgreich gestalten können.

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KOMMENTARE


RoSchu

22.11.2019 - 22:58 Uhr

Das, was Herr Selzer über die Umwelt sagt, ist richtig. Jedoch wälzt Opel die Kosten auf seine Händler ab.Wenn der Kunde die E-Mobilität meidet, stapel ich die E-Fahrzeuge auf dem Betriebsgelände, denn die Verkaufspreise sind nicht marktgerecht.Ein Corsa -e für 28900 € bzw. mit Ausstattung für 32900 € ist eine Herausforderung. Was mich am meisten aufregt ist, das niemand den CO2 Ausstoss für die Produktion der Akkus in die Verbrauchszyklen verrechnet, geschweige ganz die Entsorgung in späteren Jahren. Mir macht diese Entwicklung ein mulmiges Gefühl und Planungssicherheit sieht anders aus.


herbie

23.11.2019 - 08:59 Uhr

Herr Selzer erwähnt die Ethik für die Elektromobilität. Wie wird ein Elektrofahrzeug produziert und welche Materialien werden wie und von wem abgebaut? Es sind Kinder in Afrika. Herr Selzer ist das ethisch? Das E Fahrzeug ist ein riesen unüberlegte Fehler unserer Politik. Es gibt viel bessere Alternativen im Automobilantrieb.


Jörn

25.11.2019 - 12:19 Uhr

PSA macht es sich zu einfach bezüglich des Vermarktungsrisikos von Elektrofahrzeugen. Zahlen soll die Zeche wie immer das schwächste Glied in der Kette, der Handel. Es ist letztendlich immer noch der Kunde, der entscheidet, was er haben will und nicht der Hersteller oder Händler. Es besteht derzeit keinerlei Erfahrung, wieviel Elektroautos ein Händler in seinem Gebiet verkaufen kann. Dieser soll aber ganz allein das Vermarktungsrisiko tragen. Zudem hängt die Nachfrage auch von der örtlichen Infrastruktur ab. Bei einem geringen Anteil von Eigenheimen und einer Vielzahl von Mietern von Wohnungsbaugesellschaften, ist die Nachfrage aufgrund der fehlenden Ladeinfrastruktur naturgemäß sehr gering. Das wird in den Hersteller Plänen überhaupt nicht berücksichtigt.


E-Mobilität

25.11.2019 - 12:56 Uhr

Diese Propaganda von Kinderarbeit und Wasserverschwendung zur Produktion von Zellen für E-Autos geht mir inzwischen dermaßen auf den Zeiger. Informiert Euch doch erstmal, bevor unwissend alles weitergetragen und verbreitet wird. Das nimmt ja schon politische Ausmaße an. Es werden Dinge aufgeschnappt, die ganz furchtbar klingen und damit wird dann hausiert.Ich kann nicht sagen, dass ich den Schritt von Opel gut finde, das ganze auf die Händlerschaft umzuwälzen, aber es ist wie immer. Irgendeiner muss damit anfangen. Und ist der erste Impact noch so klein, löst er vielleicht ein "Umdenken im Kopf" aus und bringt alle zusammen auf einen richtigen Weg.


Frank

25.11.2019 - 14:18 Uhr

Wir Händler wären sicher mehr begeistert wenn wir auch bei den elektrifizierten Fahrzeugen eine Marge hätten. Aber einen E Corsa für ca. 32.000,- Euro verkaufen ohne Nachlaß ( lässt man den Umweltbonus mal aussen vor ) wird so nicht klappen. Es wird sich deshalb auch die Anzahl der E-Corsa VFW in Grenzen halten.Ein Grandland Hybrid mit halbierter Marge wird es am Markt auch schwer haben.


F.Carlos

25.11.2019 - 15:26 Uhr

@E-Mobilität, ich würde mich freuen über eine positive Batterie Produktion, also bitte einige Links hier bekannt geben wo jeder dieses Positive lesen/sehen kann. Es ist nun mal bekannt, dass die Batterieproduktion momentan eine große Schweinerei ist (als würde der Mensch nichts dazu lernen). Ich bin gespannt und hoffe einige schöne Informationen über dieses Thema zu sehen/lesen. Herzliche Grüße


Rudi

25.11.2019 - 17:36 Uhr

Ich stimme dem Nutzer E-Mobilität zu! Gerade auf einer Plattform wie dieser hier, wo man davon ausgehen kann, dass vor allem Profis aus der Branche aktiv sind. Nur leider hat sich von denen offensichtlich noch kaum jemand mit der Produktion der Elektrofahrzeuge befasst. Und genau so wenig mit der Förderung und Weiterverarbeitung von Rohöl.Ebenso die Totschlagargumente wie "Niemand berechnet die Produktion und die Entsorgung der Batterien in den CO2-Wert mit ein". Stimmt zwar. Macht aber bei der Produktion eines Autos mit Verbrennungsmotor auch niemand. Oder "auch die Produktion von Strom erzeugt Co2". Stimmt auch. Aber auch Benzin und Diesel ist nicht einfach so da, muss aufwändig raffineriert und kreuz und quer durch die Welt transportiert werden.Deshalb liebe E-Auto-Gegner: Informiert euch richtig, vergleicht E-Auto und Verbrenner korrekt miteinander und ihr werdet feststellen, dass das E-Auto gar nicht so schlecht ist, wie so oft dargestellt wird.Und bevor mir einer die Worte im Munde umdreht: Ich weiß auch, dass Elektro nicht für jeden sinnvoll ist und auch kurzfristig nicht für jeden sinnvoll sein wird. Seht Elektroantriebe einfach als Ergänzung, denn schon lange hat der Autofahrer die Wahl des für ihn passenden Antriebs: Benzin, Diesel, Gas und nun eben auch Elektro.


Peter L

25.11.2019 - 20:00 Uhr

Früher hat der Kunde bestimmt, welches Fahrzeug er wollte. Heute bestimmt es wohl der Hersteller. Sollte dieser sich irren und das ist bei den E-Autos durchaus möglich, trägt das Risiko aber der Handel. Abgesehen davon ist die Produktion und auch die Entsorgung von E-Autobatterien zurzeit noch eine schwierige Aufgabe.


E-Mobilität

26.11.2019 - 16:48 Uhr

@F.Carlos:https://edison.handelsblatt.com/erklaeren/lithium-aus-lateinamerika-umweltfreundlicher-als-gedacht/24022826.htmlals Beispiel. Dort enthalten sind weitere Verzweigungen zu interessanten Bereichen.


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