Friedrich Winkelmann, einst "größter Mitsubishi-Händler Europas", muss sich seit Montag vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität Bochum wirft dem 68-Jährigen vor, die Insolvenz der MTW Motor Group vor rund fünf Jahren zu spät angemeldet und die Bilanz der Handelsfirma gefälscht zu haben. Außerdem soll er einen Millionenkredit, abgesichert durch eine Landesbürgschaft, erschlichen und Steuern hinterzogen haben. Vor Gericht steht auch sein 43 Jahre alter Steuerberater. Entsprechende Angaben des Online-Portals "Derwesten.de" bestätigte das Landgericht am Dienstag auf Anfrage.
Die Vorwürfe sind nicht neu. Bereits Mitte 2010 hatte die Bochumer Staatsanwaltschaft Anklage gegen Winkelmann erhoben. Zu der jahrelangen Verzögerung hätte unter anderem ein Wechsel der Zuständigkeit der Strafkammer geführt, sagte ein Gerichtssprecher gegenüber AUTOHAUS Online. Der Prozess sei auf insgesamt acht Hauptverhandlungstage angesetzt. Der nächste Gerichtstermin sei der 25. Februar. Bei schweren Fällen von Betrug und Subventionsbetrug sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren vor.
Winkelmann hatte aus einer Tankstelle in Essen-Werden eine Mehrmarkengruppe (Mitsubishi, Kia und Subaru) mit 13 Autohäusern geschmiedet. In besten Zeiten beschäftigte er knapp 200 Mitarbeiter im Revier, mehrmals war er "Dealer of the year" in der Mitsubishi-Organisation. Doch ein verändertes Prämiensystem von Kia warf das Unternehmen aus der Bahn, zudem wurde Winkelmann nach eigenen Angaben von seinen ehemaligen Anwälten falsch beraten. Auch habe er einen Burn-out gehabt, wie er laut "Derwesten.de" zum Prozessauftakt betonte.
Dreieinhalb Monate in U-Haft
Die Folge: MTW ging im Mai 2008 pleite (wir berichteten). Als die Sanierungsbemühungen verpufften, wurde der Geschäftsbetrieb im August des gleichen Jahres komplett eingestellt. Der Schuldenberg des Autohauses belief sich damals auf 24 Millionen Euro. Im Zuge der Ermittlungen saß Winkelmann 2009 für dreieinhalb Monate in Untersuchungshaft.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll Winkelmann bereits im August 2007 von der Überschuldung seiner Firma gewusst haben. Durch Luftbuchungen soll er die Bilanzsumme auf überhöhte 80 Millionen Euro geschönt haben. Das sieht der ehemalige Händler vor Gericht etwas anders: "Mein Unternehmen war gesund", erklärte Winkelmann dem Online-Dienst zufolge. Und: "Ich habe nie bewusst etwas getan, um jemanden zu schädigen." (rp)
Weber