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Anspruch OEM-Niveau: Vorstand der HUK-COBURG beschließt Service-Einstieg

Anspruch OEM-Niveau: Vorstand der HUK-COBURG beschließt Service-Einstieg
Der Vorstand der HUK-COBURG: Jetzt wurde die endgültige Entscheidung für "Service-SELECT" getroffen, nachdem am 14. April dieses Jahres auf der Bilanzpressekonferenz erste konkretere Signale gesendet wurden. Auto-Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann kommt am 20. Oktober auch als Referent zum 11. AUTOHAUS-Schadenforum
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Jetzt ist es sicher: Die HUK-COBURG Versicherungsgruppe steigt tatsächlich ins Servicegeschäft mit Inspektionen, Reifenservice, Wartungs- und Verschleißteil-Reparaturen sowie HU/AU zu Festpreisen ein.

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Von Walter K. Pfauntsch

In "rund drei bis vier Jahren" solle ein qualifiziertes Netz an Werkstätten mit etwa 250 bis 300 Betrieben stehen, sagte HUK-COBURG Sprecher Thomas von Mallinckrodt auf aktuelle Nachfrage von AUTOHAUS. Die für den Sommer in dieser Sache avisierte Entscheidung sei jetzt von Seiten des Gesamtvorstandes getroffen worden. Damit ist klar, dass der größte deutsche Autoversicherer künftig auch Service-Konzeptgeber sein wird und in Wettbewerb zu den Fahrzeugherstellern und deren Autohäuser tritt. Rekrutieren werde die HUK-COBURG ihre Servicewerkstätten aus dem Kreis der freien Karosserie- und Lackierwerkstätten des eigenen Kasko-SELECT Netzwerkes. Das setzt sich augenblicklich zusammen aus rund 1.400 Partnerbetrieben, darunter rund 600 Marken-Autohäuser und etwa 800 freie K&L Werkstätten.

"OEM-Qualität von freien Betrieben"

Da das Service-SELECT-Konzept aber vor allem als eine für Kunden günstigere Markt-Alternative ausgelegt ist, wird es den 600 Fabrikatsbetrieben definitiv nicht angeboten. Demgegenüber müsse man aber die in Frage kommenden K&L Werkstätten, welche sich "bisher um das  klassische Unfallreparaturgeschäft gekümmert" haben, auch "erst einmal bestimmen und bei Bedarf entsprechend qualifizieren". Ziel ist, so von Mallinckrodt, eine Arbeitsqualität auf Originalausrüstungshersteller-Niveau (Original Equipment Manufacturer, OEM) anbieten zu können. Das hatte Ende letzten Jahres bereits Thomas Geck, Leiter Prozess Management, im traditionellen Wintergespräch mit AUTOHAUS so wissen lassen und Autovorstand Klaus-Jürgen Heitmann im April dieses Jahres im Rahmen der HUK-COBURG Bilanzpressekonferenz in München auf Nachfrage unserer Redaktion nochmals ausdrücklich bestätigt.

K&L&M&E kommt!

Was heißt das konkret und wie muss man sich einen künftigen Service-SELECT Betrieb vorstellen? Thomas Geck hat auf eine solche Frage im Vorjahr in Frankfurt spontan gesagt: "Schauen Sie sich den Betrieb von BOYA an". Die Unternehmer der BOYA-Gruppe waren im Oktober 2014 exklusiv auf dem 10. AUTOHAUS-Schadenforum und erläuterten dort ihr Konzept, mit dem sie nicht nur präferierter Dienstleister aller namhaften Schadensteuerer wurden, sondern aktuell auch als Servicepartner selbst von Automobilherstellern im Gespräch sind: Die drei Geschäftsführer von BOYA haben allerdings auch das Gemeinschaftskonzept von Glasurit ColorMotion und Bosch in einer einzigartigen Weise in Hannover und Hildesheim so umgesetzt, dass selbst Tier-1-Supplier Bosch den Hildesheimer BOYA-Betrieb als "weltweiten Bosch-Car-Service-Leuchtturm" ausgerufen hat. 

Die immer häufiger thematisierte Weiterentwicklung von bisher rein auf das Unfallreparaturgeschäft spezialisierten Werkstätten zu K&L&M&E-Betrieben, also "upgegradet" zu Mechanik-/Servicebetrieben mit voller Kompetenz auch bei Diagnose und Wartung elektronischer Komponenten, ist in Hildesheim bereits Realität. Diese künftigen Standards wird die HUK-COBURG bei Service-SELECT ganz sicher ebenfalls voraussetzen, was auch Unternehmenssprecher von Mallinckrodt nicht in Abrede stellt. Schließlich kann es sich heute gerade ein Versicherer nicht leisten, bei Werkstatt-Tests reichweitenstarker Automagazine schlechter abzuschneiden als die Autohäuser der diversen Marken.

Pilot-Erfahrungen in die Fläche bringen

Dass solche freien Betriebe in Deutschland nicht die breite Masse darstellen, aus denen man quasi im Vorbeigehen für sich eine Zahl von 250 bis 300 rekrutiert, weiß die HUK-COBURG recht präzise. Thomas von Mallinckrodt verweist seinerseits natürlich auf die aktuellen zehn Service-SELECT Betriebe, mit denen derzeit ein Pilot für das Konzept läuft, der vor rund eindreiviertel Jahren mit ursprünglich vier Werkstätten gestartet wurde. Diese Betriebe – man findet sie unter der Webadresse www.service-select.de – wissen heute schon, wohin der vertragsmäßig größte deutsche Autoversicherer im Servicegeschäft mit seinen eigenen Kunden gehen wird. Sie werden auch mit die Ersten sein, die das Konzept zum breiten Marktstart in weiterer Vorbildfunktion für alle künftigen Service-SELECT Betriebe "tragen" und in den nächsten Jahren den obligatorischen "Anschauungsunterricht" werden gestatten müssen.

Die SELECT-Autoservice GmbH treibt das Projekt

Von Mallinckrodt benutzte im Gespräch mit unserer Redaktion übrigens häufiger auch den Begriff "Autoservice", bemühte sich aber festzustellen, dass der endgültige Konzeptname, den man zum Zeitpunkt des breiten Markt-Roll-Outs verwenden werde, derzeit noch nicht feststehe. Indes existiert seit knapp zwei Jahren mit der "SELECT-Autoservice GmbH" eine eigene Gesellschaft der HUK-COBURG Gruppe, die das (exklusiv für Kfz-Kunden von HUK-COBURG und HUK24 konzipierte) Konzept betreut und vorantreibt. Geschäftsführer sind neben Thomas Geck auch Markus Imle und Dr. Degenhard Meier.

"Werden am Ende nicht bei 300 Betrieben bleiben"

Sichtbar bemüht war von Mallinckrodt im Gespräch mit AUTOHAUS außerdem, keine frühen Euphorien zu wecken: "Wir informieren derzeit eigentlich zu diesem Konzept überhaupt nicht und geben auf Nachfrage nur Leuten wie Ihnen, von denen wir wissen, dass sie im Thema stecken, Auskunft. Nach dem Vorstandsbeschluss bauen wir jetzt erst einmal ein internes Entwicklungsteam für dieses Konzept auf. Wenn wir das haben, beginnen wir mit der Findung der Werkstätten. Eine gewisse Flächendeckung mit den genannten 250 bis 300 Betriebe werden wir aber tatsächlich erst in drei bis vier Jahren haben. Und genau deshalb wollen wir jetzt keine verfrühten Erwartungshaltungen bei unseren Kunden schaffen, die wir derzeit noch nicht erfüllen könnten. Das wäre absolut kontraproduktiv."

Auf die Frage, wann und mit wie vielen Servicebetrieben die HUK-COBURG die "Endausbaustufe" plane, meinte von Mallinckrodt: "Auch das zu beantworten, ist im Moment noch zu früh. Klar aber ist, dass wir nicht bei 300 Betrieben bleiben wollen." Dass der Vorstand des Versicherers die endgültige Entscheidung jetzt positiv getroffen hat, läge auch daran, dass "sowohl bei unseren Kunden, als auch bei den teilnehmenden Werkstätten das Konzept bereits sehr gut angenommen" wurde und das Feedback aus Befragungen "durchweg überaus ermutigend" gewesen sei.

30 Prozent günstiger als Marken-Autohäuser

Ob es denn bei den rund 30 Prozent Preisvorteil bleiben werde, die Anfang letzten Jahres Herbert Fromme von der Süddeutschen Zeitung als Erster im Markt vermeldet und damit zunächst eine Welle der Entrüstung gerade auch beim Zentralverband des Deutschen Kfz-Gewerbes und diverser Fabrikatsverbände ausgelöst hatte, wollten wir ebenfalls von Unternehmenssprecher von Mallinckrodt wissen. Seine Antwort wich von der offiziellen Bestätigung, die hierzu Vorstandssprecher Dr. Wolfgang Weiler und Autovorstand Klaus-Jürgen Heitmann auf AUTOHAUS-Nachfrage schon während der HUK-COBURG Bilanzpressekonferenz am 14. April dieses Jahres in München gaben, nicht ab und bedeutete erneut ein klares "Ja".

Die Inspektions-Festpreise

Man könne sich aber auch selbst ein Bild über das Preisgefüge machen, schließlich seien auf der Service-Select-Seite der HUK-COBURG die Paket-Festpreise sogar öffentlich hinterlegt. Demzufolge zahlen Kunden, die aktuell in einen der zehn Pilotbetriebe fahren, für eine komplette Inspektion nach Herstellervorgabe und inklusive Arbeitslohn und Materialkosten (außer zusätzlich anfallende Reparaturen und Serviceleistungen) in der Fahrzeugklasse "Mini" (z.B. VW Polo, Opel Corsa) 199 Euro, in der Kompaktklasse (z.B. VW Golf, Opel Astra) 229 Euro, in der "Medium-Klasse" (z.B. BMW 3er, VW Passat) 259 Euro und in der Premium-Klasse (z.B. BMW 5er, Audi A6, A8) 299 Euro. Enthalten ist in diesen Festpreispaketen der "Ölwechsel mit Marken-Ölen, der Austausch von Luft-, Öl- und Pollenfiltern, die grundsätzliche Verwendung von Teilen in Originalqualität, der Eintrag ins Serviceheft sowie eine Fahrzeugwäsche". Inkludiert ist außerdem in allen genannten Preisen die gesetzliche Mehrwertsteuer.

HU/AU für fix 79 Euro

Als zweites Paket beinhaltet das HUK-COBURG Konzept die HA/AU, die man in Kooperation mit DEKRA und TÜV zum Festpreis von 79 Euro anbiete. Die HU führe eine der genannten Prüforganisationen, die AU der Partnerbetrieb durch. Einen Vorabcheck gibt es für 10 Euro, wenn auch HU/AU nachher im Service-SELECT Betrieb erfolge.

"Günstigstes Vergleichsangebot" für Reifen

Neuen Wettbewerb gibt es für Autohäuser und Reifenfachbetriebe schließlich auch mit dem Servicepaket "Reifen": Den Räderwechsel bietet die HUK-COBURG ihren Kunden für 19 Euro, das Auswuchten für 20 Euro, die Einlagerung für 49 Euro an. Auch hier gilt wieder: Inklusive Mehrwertsteuer! Lediglich bei Neureifen verweist das Unternehmen auf den aktuellen "Tagespreis". Eine nähere Preisspezifizierung wäre letztlich auch nur möglich, wenn man eine bestimmte Reifengröße eines Herstellers benennen würde. Versprochen wird aber die Suche nach tagesaktuellen Internetpreisen und das daraus resultierende "günstigste Vergleichsangebot".

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KOMMENTARE


Albert Vetterl

26.08.2015 - 21:43 Uhr

Ich bedauere die armen Hunde die sich hier anschließen.Ich hoffe das sich die anderen zusammenschließen und keine Versicherung der HuK mehr anbieten.Kopfschütteln gab es ja schon bei der fraglichen Abrechnungspraxis aber jetzt stellen sie sich gegen Das Kfz Gewerbe. Im Vorstand der HuK sitzen anscheinend lauter Möchtegern Autowerker.Gott sei dank sind das nur Theoretiker und ich gebe denVersuch wenig Chance.Schuster bleib bei deinen Leisten das ist ein Sprichwort das sich die HuK hinter die Ohren schreiben soll.


Willi Bacher

27.08.2015 - 13:04 Uhr

Ich verstehe das nicht. Hat man denn nicht wahrgenommen, dass schon der wievielte Investor bei zB ATU und Forstinger in Österreich eine Menge Geld versenkt hat? Aber vielleicht sind die bei HUK Coburg ja wesentlich besser informiert. Jedenfalls lässt sich in diesem Geschäft mit diesen Preisen sicherlich nichts verdienen. Aber das wird man dann schon merken. Nur da ist dann das Geld der Investoren bei der Versicherung schon dahin! Gott sei Dank, liegt ja viel in den Fonds herum, das man dazu verwenden kann solche Fehler wieder auszugleichen. Ein Hoch den Anlegern in ehrliche Werte wie Banken und Versicherungen :)


JK

27.08.2015 - 14:26 Uhr

@Willi Bacher: genau hier ist ja auch der Unterschied zu ATU. Die HUK-Kasse wird die Werkstätten ja nicht selbst betreiben. Es sollen ja Partner sein. Heißt im Klartext: keine Personalkosten, keine Kosten für Werkstattausstattung usw... 199€ vom Kunden kassieren und der Partner bekommt davon Betrag X abzüglich Steuern = nix! Leider sind nun mal heute viele freien Werkstätten so unter Druck, dass sie das mitmachen werden. Die Frage ist nur wie lange. Friss oder stirb!


TK

31.08.2015 - 13:53 Uhr

Was die HUK-Coburg sich erlaubt sucht seinesgleichen. Sie bläst zum ruinösen Wettbewerb auf Kosten freier Werkstätten. Inspektion beim A8 für € 299,--; wie soll das gehen ? Die Teile kosten schon € 370,--. Um da auf seine Kosten zu kommen ist der Schmu schon wieder vorprogrammiert. Wer sich auf so einen Deal einlässt, muss sich nicht wundern über den Gang zum Insolvenzgericht.


Michael Kühn

31.08.2015 - 18:00 Uhr

@ TK / JK; ich hatte bereits einmal in einem ähnlichem Zusammenhang aus 1995 bei den Autovermietern hingewiesen. Damals war die Württembergische federführend, es gab eine "carpartner-Autovermietung" (Gesellschafter waren verschiedene Versicherungen), die selbstverständlich über keine eigenen Fzg. verfügte, sondern an "Kooperationspartner" Mietwagen-Nachfragen, insbersondere Unfallersatzfzg. vermittelte. - Von ursprünglichen 1500 selbstständigen Autovermietbetrieben blieben, nach wenigen Jahren ca. die Hälfte auf dem Markt !!! - Die "Württembergische" kann heute jedoch nicht erneut in der Öffentlichkeit auftreten... -Obwohl diverse Vers.-Gesellsch. miteinander im Wettbewerb stehen, bleibt es oft bei einer gemeinsamen "Strategie", weniger Geld auszugeben, Kostensenkung ! - Egal, wieviele kleinere Unternehmen "ins Gras beissen" ... Man bedenke hierbei, daß eben heute die Huk federführend ist..., ich befürchte jedoch, dass das Prinzip von damals, von vielen Kfz.-Betrieben nicht entsprechend wahrgenommen wurde, da es sie einfach nicht direkt betraf. - Leute, seid bitte WACHSAM, heute sind halt Werkstätten im Focus seitens der Versicherer. Ein Versicherer ist nur solange ein "Freund", WENN GUTE AUFTRÄGE vermittelt werden und hierbei denke ich gerne an Herrn Hölzel, der als Vers.-Profi im Autohaus werkelt und auch sicher geeignete Denkanstöße seinen Kunden auf den Weg gibt, hatte ich ähnlich gehandhabt. MK


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