Laut einer Studie der Unfallforschung der Versicherer sind sportliche Geländewagen (SUV) zwar im Unfallgeschehen insgesamt unauffällig, Kollisionen verlaufen jedoch schwerer durch die Masse und Bauweise. Die Experten fordern daher eine bessere Crashkompatibilität und automatische Bremssysteme. Anlass für die Untersuchung sind die seit Jahren steigenden Zulassungszahlen in Deutschland. Damit hat auch die Unfallbeteiligung dieser Fahrzeuge zugenommen. Auch die SUV-Fahrer wurden unter die Lupe genommen. Gefährdungspotenzial besonders bei Kompakt-Pkw Während bei den Fahrzeuglenkern weitgehend Entwarnung gegeben werden kann – sie würden sich kaum von anderen Autofahrern unterscheiden – gäbe es bei den in der Regel "hochbeinigen" Fahrzeugen doch große Unterschiede im Gefährdungspotenzial. Auch wenn es mit SUV nicht häufiger zu schweren Unfällen komme als mit anderen Autos, so seien die unmittelbaren Folgen beispielsweise eines Seitenanpralls vor allem großer Geländewagen auf die Unfallgegner weitaus schwerer. Bei Kollisionen zwischen Pkw und SUV haben die Pkw-Insassen ein deutlich höheres Risiko verletzt oder gar getötet zu werden, insbesondere, wenn der SUV groß ist und/oder einen Leiterrahmen hat. Das habe auch der letzte Crashtest innerhalb einer Reihe von Seitenaufprallversuchen gegen einen Kompakt-Pkw gezeigt. Während beim Seitenanprall mit der Front eines gleichartigen Pkw oder kleinen SUV nur leichte beziehungsweise mittelschwere Verletzungen des Unfallopfers zu erwarten seien, "verletzt" ein großer SUV beim 40 km/h-Aufprall den Dummy deutlich schwerer, so die Unfallforscher. Forderung: Notbremssystem-Pflicht Siegfried Brockmann, Leiter der UDV: "SUV-Fahrer sind nicht das Problem, eher schon manche SUV-Fahrzeuge." Ihre Karosseriestruktur muss der von Pkw angeglichen werden, um Höhendifferenzen auszugleichen. Außerdem sollten automatische Notbremssysteme Pflicht werden. "Wenn die große Masse eines SUV rechtzeitig abgebremst wird", so Brockmann, "sind auch die Unfallfolgen nicht so gravierend." Für die Studie "Sport Utility Vehicles (SUV) im Unfallgeschehen" wurden mittels einer Sonderabfrage beim Statistischen Bundesamt Unfälle mit Personenschäden von SUV analysiert und mit der Unfallsituation "normaler" Pkw verglichen. Zudem haben die Experten mit Hilfe der Unfalldatenbank der UDV Geländewagenunfälle in großer Detailtiefe untersucht und in einem dritten Schritt das Verkehrsverhalten von SUV-Fahrern betrachtet. Dazu nutzten die Wissenschaftler unter anderem Daten der UDV-Studie "Verkehrsklima 2010" sowie Daten des Kraftfahrtbundesamtes und einer Kundenbefragung. SUV-Lenker sind keine schlechteren Autofahrer Bei globaler Betrachtung unterscheidet sich das Unfallgeschehen von SUV verglichen mit allen Pkw bei Unfällen mit Personenschaden kaum. Ebenso wenig gibt es ein "besonderes Fehlverhalten" von SUV-Fahrern. Die vom Pkw bekannte typische Risikogruppe der jungen Fahrer ist bei SUV unterrepräsentiert. SUV-Halter sind häufiger selbständig oder leitende Angestellte und fahren jährlich 30 Prozent mehr als durchschnittliche Autofahrer. Sie fühlen sich sicherer im Straßenverkehr, schätzen den eigenen Fahrstil etwas entspannter, aber auch etwas weniger vorschriftsmäßig ein. (lk)
Crashtest: SUV mit spezifischen Risiken
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat in einer Studie SUV und deren Fahrer unter die Lupe genommen und in Crashtests einige Eigenschaften der Geländewagen offengelegt, die im Fall eines Zusammenstoßes mit kleinen Pkw ein Verletzungsrisiko für dessen Fahrer bergen können.