Im Ramada-Hotel Bären zu Goslar konnte Michael Jänchen traditionell die Schadenverantwortlichen der SSH-Unionsversicherer und einen Gutteil der eigenen bundesweiten SV-Partner begrüßen. Das Kernthema seiner Ausführungen lautete: "Den Wandel gestalten." Wie sehr seine Organisation bereits an dieser Philosophie arbeitet, machte er an mehreren Beispielen deutlich. So habe sich die SSH seit geraumer Zeit vollumfänglich auf die Bestimmungen von Solvency II und Datenschutz eingestellt. Die Partnerverträge trügen den neuen Vorgaben ebenfalls Rechnung und mit den Assekuranzen schließe man "ständig neue Verträge auf dem jeweils aktuellstem Stand".
Innovativ gegen den Trend
Die SSH sei mit ihren SV-Partnern in der Lage, sich nicht nur auf Kunden aus der Versicherungswirtschaft zu konzentrieren und gehe ihre weitere Marktöffnung auch sehr bewusst an. Jänchen prognostizierte, dass es in 30 Jahren rund 50 Prozent weniger Schäden geben werde. Für die SSH sei es deshalb essentiell, sich auch auf Hersteller, Autobanken, Flotten-/Leasinggesellschaften und sonstige Kundengruppen zu fokussieren. Sonst sei sie in rund drei Jahrzehnten nur schwerlich noch überhaupt lebensfähig. "Und das werde ich definitiv nicht zulassen, meine Vision ist die frühe Ausrichtung der SSH auf die kommenden 45 Jahre", so der erkennbar motivierte Geschäftsführer der in Hamburg mit Zentralsitz angesiedelten SV-Organisation.
Schon heute beschäftige man sich mit einer Vielzahl technischer Spezialgebiete, sei beim Arbeitsschutz aktiv und begleite Werkstätten "vollumfänglich". In seiner Rückschau analysierte Jänchen einen "massiven Rückgang" bei der klassischen Gutachtenaufträgen – "seit Jahren". Das werde auch künftig so bleiben, da die Auftraggeber aus der Assekuranz für den "Normalschaden" heute nurmehr eher selten Vollgutachten mehr erwarten, sondern sich immer mehr begnügen mit "einfachen, schnellen Produkten". Auch darauf habe sich die SSH bereits eingestellt, biete beispielsweise Drive-In- und Drive-Out-Lösungen an.
Der freie, nicht-organisierte SV – nach Schätzung von Michael Jänchen sind das derzeit noch rund 9.000 bis 10.000 Personen – kämpfe quasi auf sich allein gestellt und sei fast ausschließlich auf Kfz-Unfälle spezialisiert. Diese Zahl werde in den kommenden Jahren zwangsläufig schrumpfen; die SSH wolle außerdem aktiv mit dafür eintreten, dass es in Bezug auf das nach wie vor nicht geregelte Berufsbild irgendwann einmal zu einer Lösung kommt.
Neue Produkte und Leistungen
Seine Organisation lebe den Wandel bereits – auch die im Jahr 2014 aufgestellte Agenda SSH 2020 sei beredtes Zeugnis dafür. Neben einer Vielzahl neuer und ausgebauter Produkte sowie Dienstleistungen – z.B. analytische Gutachten, Gegenüberstellungen, Schäden allgemeiner Art auch in anderen Sparten – werde man nicht zuletzt damit beginnen, auch Mitarbeiter/Büropersonal und Sachverständige an bestehende und neue Auftraggeber zu vermitteln. "Das geht aber nur zentral über die SSH in Hamburg – und auch dafür sind wir inzwischen optimal aufgestellt", so Jänchen.
In seiner Rückschau auf 2016 sprach der SSH-Geschäftsführer von einem "guten Jahr". Herausragendes Ereignis sei das 45-jährige Jubiläum gewesen, aber auch die Ausrichtung der eigenen Schadenpraxistagung in Leese, die Teilnehme an wichtigen Branchenveranstaltungen wie dem AUTOHAUS-Schadenforum, der HagelAkademie, der Schadenmanagement-Tagung der Versicherungsforen Leipzig und des car.tv-Forums in München.
Digitale Welt
Mit dem Appell an die Stammtischteilnehmer, sich durch durch immer allgegenwärtigere Themen wie Compliance und Datenschutz nicht die Kommunikation miteinander wegnehmen zu lassen, endete Jänchen seine Rede und übergab für weitere Ausführungen in Sachen Digitalisierung an die beiden Vertriebsleiterinnen der SSH, Manja Virkus und Katharina Heyme. Auf diesem Gebiet, so die beiden Damen, werde die SSH ihren Weg auch 2017 akribisch fortsetzen. "Prozesse verschlanken und vereinfachen", laute das Stichwort. Die SSH-App werde es künftig in der bisherigen Form nicht mehr geben, da sie zu unflexibel gewesen sei und deshalb auf webbasierte Oberfläche umgestellt wurde, mit der auch eine Offline-Nutzung möglich sei, die unabhängig von bestimmten Betriebssystemen mache. Downloads seien ebenfalls nicht mehr erforderlich. Die "neue" App könne sogar zur Schadenaufnahme auf der Homepage implementiert werden im eigenen Versicherer-Design laufen, sofern das gewünscht werde. Die Eingabe von Schadennummer und Assekuranz sei problemlos möglich; ebenso die Berücksichtigung, ob ein Kunde fiktiv abrechnen möchte oder er eine Reparatur wünscht. Ein neues Feature auf der Auftragsplattform mySSH sei zudem das Termintool, mit dem Versicherer und deren Kunden Termine online verabreden und im Bedarfsfall auch verschieben können.
Synergienutzung mit PremiumCheck und net.casion
Eine deutlich höhere Nutzung von Synergien möchte die SSH nach Angaben ihrer Vertriebsleiterinnen künftig auch mit den Schwestergesellschaften erreichen. Das sind einmal die PremiumCheck GmbH – eine 2009 gegründete Tiefenprüfungsgesellschaft, die sich kniffliger Fälle annimmt, welche ggfs. zusätzlich auf Plausibilität gecheckt werden müssen – und zum anderen die net.casion GmbH, die auch die Restwertbörse car.casion betreibt. Die im Vorjahr von Marketingchefin Julia Witthaus neu entwickelte Werbekampagne mit allen drei Unternehmen trage dieser beabsichtigten Synergienutzung bereits vollumfänglich Rechnung. Stefan Gehlen, Technischer Leiter Kfz-Sachverständigenorganisation der Zurich Gruppe Deutschland, lobte in diesem Zusammenhang offiziell die "flexible und partnerschaftliche Zusammenarbeit" mit PremiumCheck, der SSH und net.casion.
Michael Jänchen verwies in seinem Schlusswort ergänzend darauf, dass alle drei Unternehmen webbasiert arbeiten. Den Gebrüdern Grimm, Geschäftsführer der unterstützenden Dienstleister CombiPlus und CombiConnect, dankte er für die entwicklungsseitige Unterstützung. 2017 werde sich die SSH neben der Scvhadenmanagement-Veranstaltung in Leipzig erneut auch wieder an HagelAkademie des Göppinger SV Karl-Heinz Fuchs sowie am 13. AUTOHAUS-Schadenforum am 23. Und 24. Oktober in Dresden beteiligen. Hinzu komme die obligatorische, eigene Partnertagung. (wkp)
Massiver Rückgang von Schäden: SSH baut progressiv an ihrer Zukunft

Gutachten sind seit Jahren rückläufig und werden sich in den kommenden 30 Jahren nochmals halbieren, prognostiziert SSH-Geschäftsführer Michael Jänchen. Vor kurzem zeigte er vor eigenen Partnern und Auftraggebern auf, wie es für Sachverständige trotzdem weitergehen kann.