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Test Porsche Panamera Turbo: Warum nicht gleich so?

28.08.2017 05:50 Uhr
Im Vergleich zur ersten Generation kommt der neue Panamera ungleich eleganter daher und man fragt sich unwillkürlich: Warum nicht gleich so?
© Foto: Porsche

Schnelle Limousinen zu bauen, ist keine Kunst. Man schaue sich nur die vielen rasenden Vertreter auf den Autobahnen an. Sehr schnelle und dabei wirklich sportliche Limousinen zu bauen ist schon viel schwerer. Doch dafür gibt es ja Porsche.

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Von Günter Weigel/SP-X

Mit der ersten Generation des Panamera wollte Porsche zeigen, dass man das Sportwagenfahrgefühl auch markengerecht verlängern und in einem großen Viertürer unterbringen kann. So entstand eine durchaus coupéartige Limousine mit dem Beinraum der Oberklasse auch in der zweiten Reihe aber einem etwas gewöhnungsbedürftigen, sagen wir ruhig pummeligem Heck. Die zweite Generation kommt dagegen ungleich eleganter daher und man fragt sich unwillkürlich: Warum nicht gleich so?

Wenn man 550 PS formschön in eine sportliche Limousine verpackt, erwartet man als Hersteller wahrscheinlich, dass die Kunden diese Leistung zu schätzen wissen. Die schiere Gewalt, die der hochkultivierte 4,0-Liter-V8-Turbo freizusetzen vermag, ist tatsächlich beeindruckend, zumal die Kraft nie krawallig daherkommt. Der Turbo sorgt für eine sehr spontane und gleichmäßige Kraftentfaltung über ein sehr breites Drehzahlband und kann selbst in höheren Drehzahl-Regionen immer noch zulegen.

Bei 200 km/h liegen, der großen Spreizung des Achtgang-Doppelkupplungsgetriebes wegen, kaum mehr als 2.000 Touren an. Soll es schneller gehen, genügt dezentes Durchdrücken des Gaspedals und schon legt der Panamera mächtig zu. Das Getriebe wechselt schnell und fast ruckfrei zwei, drei Gangstufen runter, um die volle Beschleunigungsenergie auf die Straße zu bringen. Der Turbo schafft derweil Platz im Rückspiegel. Dabei liegt die Limousine mit einer Ruhe auf der Straße, die man eigentlich mit sehr viel langsameren Geschwindigkeiten assoziiert. Selbst Beifahrer, die sich mit hohem Tempo schwertun, merken kaum, wie schnell das Auto eigentlich fährt. Somit ist dieser Porsche absolut langstreckenreisetauglich.

Allerdings fordert der Panamera gerade wegen dieser Eigenschaften ständig die volle Konzentration des Fahrers, denn zwischen ordnungsgemäßem Fahren in einem limitierten Bereich mit beispielsweise 120 km/h und führerscheingefährdenden 180 km/h liegen nur Millimeter in der Fußbewegung, und eine kaum spürbare Zunahme der Geräusche. Auf Landstraßen, die wir tatsächlich noch nie in einer Limousine so leichtfüßig durcheilten, ist der Fahrspaß fast so groß wie in einem Elfer, das Risiko, die Verkehrsregeln auf führerscheinschädigende Art zu missachten, allerdings auch.


Porsche Panamera II

Porsche Panamera II Bildergalerie

Schnell und sparsam

Eine handelsübliche Autobahn des Jahres 2017 birgt für Porsche-Turbo-Fahrer aber auch jede Menge Frustpotential. Man kann entweder von Baustelle zu Baustelle sprinten, oder sich gleich rechts einordnen. Dafür kauft man aber eigentlich kein solches Fahrzeug. Selbst morgens vor sechs ist unsere Hausstrecke schon so gefüllt, dass die oben erwähnten Tempi nur gegenläufig zum einsetzenden Berufsverkehr möglich sind. Die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 306 km/h zu erfahren ist utopisch. Schade, denn selten ist Schnellfahren so einfach und zudem nicht mal mit einem extrem hohen Zuschlag an der Zapfsäule verbunden, wie mit diesem Auto. Wir bewegten den Turbo in gelassener Fahrweise im Bereich seines Normverbrauchs von 9,3 Litern, brauchten im Schnitt 11,8 und bei spaßiger Fahrweise rund 13 Liter. Das ist, gemessen an künftigen Abgas-Grenzwerten natürlich viel, für eine Limousine der sehr schnellen Oberklasse allerdings sparsam.

Die Kunden wird es freuen und angesichts der schon durch den Einstiegspreis von 155.750 Euro überschaubaren Stückzahl auf unseren Straßen wird es die Umwelt nicht weiter stören. Der Panamera besteht aber natürlich nicht nur aus Motor, Getriebe und Fahrwerk. Im Praxistest entpuppt sich der Kofferraum als groß, aber nicht gut für Sperriges wie Getränkekisten geeignet. Die Dachschräge schränkt den Gebrauch ein.

Innen fühlen sich Fahrer und Mitfahrer auf allen Plätzen wohl. Die Überfrachtung der Mittelkonsole mit Knöpfen ist Geschichte. Auf dem riesigen Display lässt sich die Navigation bestens ablesen, zumal sie auch auf der rechten Seite des Fahrerinstrumentariums groß eingeblendet werden kann. Allerdings glänzten moderne Assistenzsysteme durch Abwesenheit. Porsche listet Selbstverständlichkeiten wie Parkassistenten und einen Tempomat darunter auf, dabei wäre ein Stauassistent auf hiesigen Autobahnen viel nötiger. Da muss sicher noch zugelegt werden, zumal im VW-Konzern alle Techniken vorhanden sind. Die Annahme, einen Porsche fahre man immer aktiv, ist zwar nicht ganz falsch, aber in dieser Umsetzung dann eben auch zwingend. Und wenn man schon das Fahrgefühl eines Sportwagens in eine Limousine implementiert, weil die Kunden älter werden oder aus familiären Gründen mehr Platz brauchen, dann könnte Porsche diesen kleinen Schritt zu mehr aktueller Alltagstauglichkeit dann auch noch gehen.

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