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Unfallzahlen versus Realität: Für und wider Tempolimits

22.01.2019 09:21 Uhr
Unfallzahlen versus Realität: Für und wider Tempolimits
Die Diskussion um den Vorschlag eines Tempolimits auf Autobahnen nimmt Fahrt auf.
© Foto: Huk-Coburg

Nur mit schärferen Tempolimits könne die Zahl der Verkehrstoten auf deutschen Straßen gesenkt werden, sagt ein Verkehrsexperte. Dagegen hält Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil Tempolimits auf Autobahnen für überflüssig.

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Vor Beginn des Deutschen Verkehrsgerichtstags in dieser Woche in Goslar sind Forderungen nach schärferen Tempolimits auf deutschen Straßen laut geworden. Nur so könne die Zahl der Verkehrstoten weiter gesenkt werden, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Michael Mertens.

"Wenn wir uns nicht damit abfinden wollen, dass jedes Jahr rund 3.200 Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen, müssen wir uns etwas einfallen lassen", sagte Mertens. "Dabei spielt die Begrenzung der Geschwindigkeit eine wichtige Rolle." Die Unfallforscher der Versicherer halten ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen für diskussionswürdig. "Die Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen den Fahrspuren nehmen immer mehr zu", sagte Leiter Siegfried Brockmann.

Der ADAC hält statt genereller Tempolimits Beschränkungen auf unfallträchtigen Strecken sowie bauliche Maßnahmen für sinnvoll. Gefährliche Kreuzungen auf Landstraßen müssten zu Kreisverkehren ausgebaut und Überholstreifen angelegt werden, so die Forderung. Innerstädtisch sollten zusätzliche Ampeln für Fußgänger installiert werden.

Weil hält Tempolimits auf Autobahnen für überflüssig

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hält ein gesetzliches Tempolimit von 130 Kilometern in der Stunde in Deutschland für überflüssig. Der Grund: Eine solche Begrenzung sei faktisch längst Realität. "Ich fahre viel auf deutschen Autobahnen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). Nach seinen Erfahrungen gebe es de facto fast bei keiner Fahrt mehr eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 130 km/h. "Die Realität auf unseren vollen Straßen hat diese Diskussion nicht nur eingeholt, sondern überholt."

Am Freitag waren Überlegungen über ein Limit von Tempo 130 auf Autobahnen innerhalb einer Regierungskommission bekannt geworden. Das Limit soll dem Klimaschutz dienen. Laut Regierungssprecher Steffen Seibert will die große Koalition bis Ende Februar das weitere Vorgehen mit Blick auf ein Klimaschutzgesetz abstimmen. (dpa)

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KOMMENTARE


mlampart

22.01.2019 - 18:57 Uhr

61% der autohaus-Leser sprechen sich hier gegen ein Tempolimit aus. Herr Weil hat nicht Unrecht, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 km/h ist auf einer längeren Fahrstrecke bereits jetzt fast unmöglich - unabhängig vom Auto.Ich glaube, dass ein Tempolimit auf die Zahl der Verkehrsunfälle fast keinen (positiven) Einfluss haben wird. Vielleicht bewirkt es sogar das Gegenteil.Der bereits jetzt schlechte Umgang der Autofahrer miteinander könnte sich ins Unerträgliche steigern. Rücksichtsloses und unqualifiziertes Verhalten auf der Straße, insbesondere auf den Autobahnen gehört heute schon zum traurigen Alltag.Das Rechtsfahrgebot ist den meisten Autofahrern offenbar nicht bekannt, somit hält sich kaum jemand daran. Blinken - für mich das wichtigste Kommunikationsmittel im Strassenverkehr und nicht das Handy - wird von mir offenbar völlig überbewertet.Ich glaube, dass ein grundsätzlicher Wandel des Miteinanders auf den Strassen und insbesondere den Autobahnen eine größere Sicherheit produzieren würde. Es ist natürlich sehr mühsam, sich einzelne Links- und Mittelspurfahrer, sowie Nichtblinker herauszusuchen und diese mit einem Bußgeld zu belegen. Eine Geschwindigkeitskontrolle ist einfacher und wirtschaftlich effizienter.Schade, ich freue mich jedes Mal auf die Themen des Verkehrsgerichtstages und bin auch in diesem Jahr wieder enttäuscht. Einen Beitrag zu mehr Sicherheit auf den Strassen stelle ich mir anders vor.


Andreas Neu

22.01.2019 - 20:59 Uhr

Wer viel fährt, weiß, dass in Deutschland unter Einhaltung der Verkehrsregeln ein 110er Schnitt schon schnell ist. Für jeden Baustellenkilometer muss ein Kilometer mit Tempo 180 gefahren werden, um einen 130er Schnitt hinzubekommen. Mit Blaulicht mag das als Verkehrsminister funktionieren, aber nicht für normale Verkehrsteilnehmer. Ein Tempolimit würde vielmehr endlich der deutschen Automobilindustrie die richtigen Anreize setzen, nämlich weg von zu schweren SUVs mit zuviel unnötiger Leistung auf umweltverträgliche und pfiffige Autos. Aber dann müsste man ja auf einmal mit Franzosen, Italienern, Japanern und Koreanern konkurrieren. Kann man das überhaupt noch?


Carl Berg

23.01.2019 - 07:36 Uhr

Und schon wieder wird eine (alte) Sau durchs Dorf getrieben! Weil hat recht. Wo kann man den heute noch uneingeschränkt fahren? Nur die Hersteller von Straßenschildern wird ein Tempolimit freuen. Sie würden Millionen verdienen mit dem Aufstellen neuer (sinnloser) Schilder. Mein Vorschlag an Herrn Resch und Co um unsere Republik endgültig klein zu kriegen: Wir fahren jetzt alle nur noch rückwärts. Dann passiert garantiert nichts mehr.


Frank Fehling

23.01.2019 - 10:34 Uhr

Auf den Deutschen Autobahnen sind so viele Baustellen die schon das Tempo drosseln zwischen 60Km/h und 80Km/h darf man durch die Baustellen fahren.Das Tempolimit wird doch wieder aufgewärmt.Die Autobahn A2 hatte schon vor vielen Jahren das Tempolimit von 120Km/h mit feststehenden Schildern und dann wurden die Schilder entfernt oder auch umgedreht. Man kann kaum noch sehr hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahnen fahren.


Jürgen Schickentanz

23.01.2019 - 12:21 Uhr

Die nun wieder aufkeimende Diskussion über ein generelles Tempolimit, egal ob unter dem Aspekt der verkehrssicherheit oder dem Umweltschutz geht an der realität vorbei.Die Verkehrssicherheit ließe sich erheblich verbessern, wenn sich alle Autofahrer wieder ausschließlich dem Fahren widmen würden und sich nicht von Medien und anderen Beschäftigungen von der Konzentration auf das Verkehrsgeschehen ablenken laasen würden.Die ständige Zunahme an Multimedia- ind Connectivitätseinrichtungen im Fahrzeug, das Hören von u.a. Hörbüchern, Vorlesenlassen von SMS o.ä, lenkt erheblich ab und lenkt die Konzentration auf völlig unerhebliche Dinge.Hierdurch kommt es immer wieder zu Unaufmerksamkeiten, wordurch immer wiederv gefährliche Situationen entstehen.Die Bergündung, dass ein generelles Tempolimit gravierende Vorteile beim Umweltschutz durch CO² Einsparungen bringen würde ist auch realitätsfern.Die derzeitige Zunahme der Emisiinen ist auf die Steigerung der Marktanteile der SUV und der stärkeren Motorisierung der Fahrzeuge zurückzuführen.Da die Mehrzahl der Fahrten diser Fahrzeuge im Nahbereich und in den Städten stattfinden ginge ein Tempolimit z.B. auf Autobahnen und Landstrassen völlig ins Leere.Lediglich derjenige der die noch verbleibenen wenigen Strecken ohne Geschwindikeitsbeschränkung nutzen möchte um zügig, nicht unbedingt rasend für seine Fahrt nutzen möchte, wird eingebremst.Würden die Kontrollen an den Unfallschwerpunkten intensivieren und die Einhaltung der Verkehrsregeln (Blinken, Rechtsfahrgebot, Handynutzung) stärker kontrolliern, wäre der Verkehrssicherhiet vielmehr gedient.


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