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VDA: Kein "Autogipfel" nach Pfingsten

29.05.2020 08:58 Uhr
VDA: Kein "Autogipfel" nach Pfingsten
© Foto: Reicher/stock.adobe.com

Der ursprünglich geplante "Autogipfel" am Dienstag im Kanzleramt fällt aus. Bei der Regierung bestehe noch Abstimmungsbedarf, erklärte der VDA. Gleichzeitig untermauerte der Verband die Forderung für die Kaufprämie.

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Der "Autogipfel" im Kanzleramt am Dienstag nach Pfingsten fällt nach Angaben des Branchenverbands VDA aus. "Die Regierung hat erst noch internen Abstimmungsbedarf für den Koalitionsausschuss am gleichen Tag. Deswegen findet der Termin nicht wie geplant statt", sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am Donnerstag der 'Bild'. "Die Frage nach einem Konjunkturimpuls für die Automobilindustrie ist dort aber weiter auf der Agenda."

Müller plädierte erneut für Kaufprämien für die Autobranche, die in der Corona-Krise unter Absatzeinbrüchen leidet. "Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie werden durch die Stärke unseres Sozialstaates noch verdeckt: Für mehr als zehn Millionen Menschen wurde Kurzarbeit beantragt. Offenbar ist diese Dramatik der Lage noch gar nicht allen bewusst", sagte Müller weiter.

In der Debatte um Kaufprämien hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Beschlüsse bei einem Spitzengespräch mit Vertretern von Bundesregierung, Unternehmen und Gewerkschaftern nach Pfingsten in Aussicht gestellt. Es könnte aber darauf hinauslaufen, dass es keine separaten Hilfen gibt, sondern lediglich eine Einbettung in ein allgemeines Konjunkturpaket.

Die Autoländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen haben sich für eine Autoprämie stark gemacht. Umweltschützer kritisierten, dass nicht nur Staatshilfen für Elektro-Fahrzeuge in der Diskussion sind, sondern auch Anreize für moderne Benziner und Diesel. Auch Ökonomen übten Kritik. Die "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer monierte, eine Kaufprämie für Autos verzögere nicht nur den überfälligen Strukturwandel der Branche, sondern sei auch ineffektiv. 

Greenpeace warnt vor Verbrennerförderung

Greenpeace hat vor dem erwarteten Beschluss eines Konjunkturpakets für die Wirtschaft seine Warnung vor staatlichem Fördergeld für Verbrenner-Autos bekräftigt. Die Umweltschutzorganisation argumentiert, die Klimalast des Verkehrs würde im Fall von Kaufprämien auch für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren stark steigen.

Auf Basis einer Kalkulation, die von 4.000 Euro Zuschuss je Auto mit maximal 140 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer ausgeht, errechneten die Umweltschützer einen "Fußabdruck" des Treibhausgases von bis zu 119 Millionen Tonnen. Voraussetzung für diesen Wert ist allerdings, dass ein Gesamt-Fördertopf von zehn Milliarden Euro sowie im Schnitt 200.000 Kilometer Laufleistung angesetzt werden. Zudem rechnet Greenpeace mit "Realemissionen" im tatsächlichen Straßenbetrieb und berücksichtigt auch CO2, das während der Produktion oder des Recyclings entsteht.

Es gibt - je nach Rahmenbedingungen - auch Szenarien mit deutlich weniger Klimabelastung. So ergibt die Modellrechnung bei einer Obergrenze von nur 115 Gramm je Kilometer und nur 2,5 Milliarden Euro Gesamtförderung einen "Fußabdruck" von insgesamt 27 Millionen Tonnen.

"Eine Autoprämie für den Verkauf von Fahrzeugen mit Benzin-, Diesel- oder Hybridantrieb hätte gravierende Auswirkungen auf den Klimaschutz im Verkehr", mahnte Greenpeace. Umweltverbände hatten bereits gefordert, höchstens reine E-Autos zu fördern - vor allem aber die Verkehrswende mit Investitionen in Nah- und Radverkehr anzuschieben. (dpa)

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KOMMENTARE


Fuchs

30.05.2020 - 13:42 Uhr

Tausende Mitarbeiter in Autohäusern arbeiten in Kurzarbeit und ihre Betriebe kämpfen darum, das Personal halten zu können, viele darum, um überhaupt zu überleben. Es geht nicht nur um Konzerne. Es Bedarf einer Kaufprämie für Neu- und Jahreswagen und nicht in ein paar Wochen, sondern jetzt, bevor es zu spät ist. Tausende Arbeitslose und geschlossene Betriebe kosten uns nicht weniger. Warum dauert die Entscheidung so lange? Müssen erst die Familien ins Unglück gestürzt werden? Kunden kaufen erst wieder, wenn die Regierung entschieden hat und es endlich eine Prämie gibt. Das Ergebnis sieht man sicher auch in der nächsten Wahl. Es brennt und eilt. Aufwachen ...


Martin H. Eisenreich

02.06.2020 - 19:26 Uhr

Die Regierung kann nicht alle retten, das ist auch nicht ihre Aufgabe! Der Lockdown war aus „gesamt gesundheitlichen Gründen“ zwingend notwendig. Die Händler & Industrie haben eine Art finanzielle Überbrückung bekommen, damit sich die Härte ein wenig abmildern lässt. Sicher war das für die meisten ein Schlag ins „Konto(r)“, aber sowas nennt man betriebswirtschaftlich „unternehmerisches Risiko“. Für weiterreichende Liquidität sind hier die Hausbanken gefragt und nicht der Steuerzahler im Allgemeinen. Sorry, es wird wahrscheinlich auch Insolvenzen geben, aber das wird sich nicht vermeiden lassen.


S.G.

02.06.2020 - 20:36 Uhr

Es bedarf vorrangig einer wie auch immer gearteten Entscheidung! Die Prämie in den Raum zu stellen war evtl. sogar ein vorschneller Fehler! Aber Klarheit täte Not.


Rudi

03.06.2020 - 17:18 Uhr

So oder so: Eine Entscheidung muss her, damit die Kunden nicht mehr verunsichert sind und endlich wieder Autos kaufen.Meine Meinung zu einer Kaufprämie liegt irgendwo zwischen Fuchs und Martin H. Eisenreich: Arbeitsplatzverluste bei Herstellern, Händlern, Zulieferern und Dienstleistern und in der Folge deren Lieferanten werden definitiv teurer sein als Kaufprämien. Ich sehe den Lockdown auch nicht als unternehmerisches Risiko, weil es so etwas noch nie gegeben hat und sich niemand darauf ernsthaft vorbereiten konnte. Das gilt allerdings nicht nur für "unsere" Branche, sondern für alle. Wie wäre es denn dann zum Beispiel mit einer temporären Senkung der Umsatzsteuer auf ALLE Güter? Oder eine Einmalzahlung an alle? Dann kann ja jeder selbst entscheiden, ob er/sie sich ein Auto kauft, die Wohnung renoviert, neue Möbel/Klamotten/Elektrogeräte/Sportartikel oder was auch immer kauft. Wichtig ist jetzt eigentlich nur eines, nämlich dass die Leute Geld ausgeben und nicht anfangen zu sparen. Nur so wird die Wirtschaft schnell wieder so laufen wie vor der Krise.


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