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Stackmann schreibt: Europäische Zusammenarbeit in Zeiten großer Herausforderungen

Stackmann schreibt ...
Jürgen Stackmann schreibt exklusiv für AUTOHAUS.
© Foto: AUTOHAUS

Luca de Meo hat in dieser Woche einen viel beachteten Brief veröffentlicht. Auf 20 Seiten ruft der Renault-Chef zu gemeinsamen Anstrengungen in der EU auf, um den Wandel in der Automobilindustrie erfolgreich zu gestalten. Was sagt sein frührerer Kollege Jürgen Stackmann dazu?

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Datum:
22.03.2024
Lesezeit:
4 min

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Liebe Leserinnen und Leser,

mein hochgeschätzter Ex-Kollege Luca de Meo (CEO der Renault Group) hat diese Woche durch seinen in vielen Sprachen veröffentlichten offenen Brief an "Europa" auf sich aufmerksam gemacht. Dieser sehr lesenswerte Beitrag fordert von Europa (Politik, Hersteller, Zulieferer im Automobilsektor) ein neues Level von integrierter Zusammenarbeit, um im verschärften globalen Wettbewerb bestehen zu können. 

Luca de Meos Position ist durchaus nachvollziehbar:

  1. Die Autoindustrie in der EU beschäftigt ca. acht Prozent aller industriell Beschäftigten und macht auch ca. acht Prozent des BIP aus. Dieses Schwergewicht sollte nicht leichtfertig zertrampelt werden.
  2. Renault ist mit ca. 2,3 Millionen Zulassungen die volumenmäßig kleinste europäische Hersteller-Gruppe (nach weitgehender Trennung von Nissan und Mitsubishi) – es fehlt die Chance auf "Eigenskalierung".
  3. Renault betreibt sein profitables Kerngeschäft vor allem im kleinsten Profitpool Europa und besitzt keine relevante Präsenz in den weiteren, zwei großen globalen Profitpools USA und China. Mit ca. 12,5 Millionen Pkw-Neuzulassungen p.a. liegt Europa inzwischen deutlich hinter den USA (15,5 Mio. Pkw and Light trucks) bzw. China (26 Mio. Einheiten) zurück. Wenn Renault über den Heimatmarkt spricht, meint man Frankreich, die Volkswagen meint Deutschland, Fiat meint Italien. Im globalen Spiel ums Automobil sind diese Märkte zwar nicht klein, aber isoliert gesehen natürlich nicht zukunftsentscheidend. Die Definition von "Heimatmarkt" muss für alle hiesigen Hersteller mindestes "Europa" lauten.
  4. Europa bzw. die EU ist kein homogener Gesamtmarkt, sondern die Summe aus mehr als 28 Einzelmärkten mit einer Vielzahl von Einzelregelungen (das stellen jetzt ja auch die chinesischen Neueinsteiger fest) und einer Rahmenpolitik, die nicht durch große Richtungsstabilität gekennzeichnet ist. Wünschenswert wäre sicherlich die Bildung einer Art politischen "EU-Auto-Union" (analog der Montanunion), in der sich die größten Autoherstellerländer zu einer stabilen gemeinsamen Interessensvertretung innerhalb der EU zusammenschließen.
  5. Die Europäischen Herstellergruppen sehen sich nicht als "akut gefährdet" an – das Leben wird anerkanntermaßen für alle wohl "schwieriger", gefährdet ist aber wohl nur der "Kollege" Renault. Die Hersteller-Gruppen kämpfen jeder für sich – es sind ja auch noch wenige Gruppen übrig. Die Not ist anscheinend noch nicht groß genug, um wirklich neu und konsequent gemeinsam und europäisch zu denken und zu handeln.

Dabei ist die europäische Autoindustrie doch schon längst miteinander als Ökosystem verbunden. Alle Hersteller nutzen die selben europäischen Zulieferer, alle Hersteller vertrauen in der Software inzwischen auf US-basierte Lösungen, europäische Batterie-Mega-Factories entstehen sogar markenübergreifend (Stellantis und Mercedes-Benz in ACC sowie VW und BMW in Northvolt). Auch die großen Player in der Retail-Branche vertreiben inzwischen unter gleichem Dach Marken, die eigentlich im direkten Wettbewerb um Kunden zueinander stehen.

Welch globalen Skalierungsmöglichkeiten zum Bau von profitablen kleinen Elektroautos unter 20.000 Euro hätten Stellantis, die VW-Volumengruppe und Renault gemeinsam? Wahrscheinlich die allergrößten – alleine wohl nur Stellantis, wenn überhaupt. Wettbewerbsfähigkeit gegen die Chinesen geht natürlich über Hilfe aus der Politik – alternativ auch durch gemeinsames Denken in neuen Partrnerschaften.

Ich glaube nicht, dass Luca de Meos offener Brief trotz vieler guter Anregungen zu einer Art "Airbus in der Autoindustrie" führen wird oder gar führen sollte. Wir haben definitiv genug politische Regulierung. Vielleicht findet der Brief aber dennoch ins Ziel und bringt die richtigen EU-Player zum Bau von kleinen E-Autos zusammen. Zielführend wäre aus meiner Sicht außerdem eine deutlich engere Zusammenarbeit der großen Herstellerländer auf politischer Ebene - auch wenn es offen gegen die Interessen kleinerer EU-Staaten geht. Das muss die EU schon aushalten können – die "Großen" halten die kleinen Querulanten ja auch schon seit Jahren aus.

So feiert nur einer!

... und man weiß direkt, um wen es geht, oder? Selbst wenn man persönlich garnicht dabei war…(so wie ich, Herzlichen Dank nochmals für die Einladung!) .

Es geht natürlich um die "45-70" der Wellergruppe und ihres Gründers Burkhard Weller. Ich kenne kein Unternehmen in Deutschlands Handelslandschaft (vielleicht sogar branchenübergreifend), in dem die Freude am Machen, die Lust auf Erfolg, die Suche nach Fortschritt und Entwicklung, die Hingabe zum Mitarbeiter so sehr mit der persönlichen DNA des Gründers im Einklang steht. Man feiert gemeinsam (mit Partnern), weil man es so will, weil es richtig ist – nicht weil man es muss. Weiter so, lieber Burkhard Weller. Happy Birthday!

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Zum Autor

Jürgen Stackmann zählt zu den bekanntesten Automanagern Deutschlands. Unter anderem war er im Vorstand der Hersteller VWSeatSkoda und Ford tätig. Er gilt als Experte für die Bereiche Management, VertriebMarketing und Finanzen.

Seit 2021 hat Stackmann einen Lehrauftrag an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Zudem ist er Direktor des Institutes für Mobilität an der Universität St. Gallen. Seit 2024 verfasst der Branchenkenner exklusiv die Kolumne "Stackmann schreibt" für AUTOHAUS.



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