Die deutsche wie internationale Autoindustrie hat sich erneut gegen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen ausgesprochen. Eine solche Geschwindigkeitsbeschränkung bringe deutlich weniger als ein Prozent CO2-Einsparung, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Mittwoch in Frankfurt mit. "Wer wirklich etwas für den Klimaschutz tun will, sollte von Maßnahmen mit eher homöopathischer Wirkung absehen und dort anpacken, wo es echtes CO2-Einsparpotenzial gibt." Dazu gehörten der Straßenausbau, Richtgeschwindigkeiten sowie Verkehrsleitanlagen, die flexibel auf Verkehrsströme reagierten. Der Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), Volker Lange, sagte in Bad Homburg: "Die hysterische Diskussion mit ihren mehr oder minder fachlich begründeten Lösungsvorschlägen muss nun wieder zur erforderlichen Sachlichkeit zurückkehren." Nach seinen Worten entfallen nur 11,5 bis 14 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen von 800 Mrd. Tonnen auf den Pkw- und Lkw-Verkehr. Es sei aber unbestritten, dass die Hersteller zur Verringerung des weltweiten Kohlendioxidausstoßes ihren Beitrag leisten müssten. Nach übereinstimmenden Angaben von VDA und VDIK könnten 30 Mio. Tonnen CO2 im Jahr allein durch die Beseitigung von Staus und Engpässen auf deutschen Fernstraßen eingespart werden. Durch Stop-and-Go sowie völligen Stillstand würden derzeit jährlich zwölf Mrd. Liter Kraftstoff vergeudet. Auf bundesdeutschen Autobahnen würden die Fahrer im Schnitt mit weniger als 120 km/h fahren. Rund 98 Prozent des gesamten Straßennetzes in Deutschland – davon bereits über die Hälfte der Autobahnstrecken – seien ohnehin schon tempobegrenzt. "Die Deutschen sind kein Volk von Rasern." Damit liegt die Autoindustrie auf einer Linie mit Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der ein Tempolimit auch strikt ablehnt: "Ich halte ein generelles Tempolimit auf Autobahnen für unnötig", sagte Tiefensee in Hamburg. "Wir reden über eine Minimierung des CO2-Ausstoßes von bis zu 0,6 Prozent durch ein Tempolimit." Selbst dieser Wert sei nur erreichbar, wenn eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h strikt beachtet werde. Dazu seien massive Kontrollen nötig. Stattdessen setzt der Politiker beim Klimaschutz auf eine schnelle Reform der Kfz-Steuer. CO2-Grenzwerte: Quoten für jedes Marktsegment Tiefensee will außerdem die Autobauer beim EU-Ziel der Senkung des CO2-Ausstoßes bis 2012 auf 130 Gramm pro Kilometer – auf 120 Gramm mit Biosprit-Beimischung und anderen Maßnahmen – unterschiedlich behandeln. "Es kann nicht sein, dass der Kleinwagenhersteller die gleiche Ausstoßgrenze hat wie der Premium-Bereich, es sei denn, man will den Premium-Bereich kaputt machen", sagte Tiefensee. "Es wird wohl in die Richtung gehen, dass jedes Marktsegment mit Quoten herangezogen wird." (dpa/rp)
Autoindustrie geschlossen gegen Tempolimit
VDA und VDIK: "Aktionismus ohne Nutzen für den Klimaschutz" / Mehr Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen gefordert