Händlerprognosen: Das Jahr 2021 bringt noch keine Normalität

Michael Babick, Sprecher der Geschäftsführung der Krüll Gruppe mit den Marken Ford, Volvo, Jaguar Land Rover, Opel, Citroen, Honda und Nissan mit acht eigenen Autohäusern und 50 Partnerbetrieben rund um Hamburg: "Für die Branche erwarten wir von den Herstellern ebenso flexibel auf Schwankungen im Markt zu reagieren, wie es dem Handel abverlangt wird, und diesen gegebenenfalls individuell zu unterstützen. 2021 wird dieses partnerschaftliche Miteinander und Verständnis füreinander sicher weiter wachsen und sich stabilisieren. In solch herausfordernden Zeiten ist ein Arbeiten auf Augenhöhe umso wichtiger und der Grundstein für geschäftlichen Erfolg auf beiden Seiten. Als Krüll Gruppe gehen wir nachdenklich, aber optimistisch in das neue Jahr. Nach dem Corona-Beben steht die Gesundheit und Rückkehr zu einer gewissen Normalität der Tagesabläufe aller Menschen ganz oben auf unserer Wunschliste. Wirtschaftlich wollen wir gemeinsam mit unseren ausgezeichneten Führungs- und Mitarbeiterteams sowie den sehr guten Markenpartnern an die Rekordumsätze und -ergebnisse der letzten fünf Geschäftsjahre anknüpfen." Oliver Bohn, Geschäftsführer Kuhn+Witte mit den Marken VW, VW Nutzfahrzeuge, Audi und Skoda an drei Standorten in Niedersachsen: "Covid-19 wird uns mit seiner aktuell zweiten Infektionswelle mindestens bis zum Frühjahr 2021 wirtschaftlich eher auf einem schwachen Niveau halten. Mit den dann bereitstehenden Impfstoffen und steigenden Temperaturen sollte die Konjunktur an Fahrt gewinnen. Ich gehe allerdings davon aus, dass es sich bei dem Wachstum im nächsten Jahr mehr um Nachholeffekte handeln wird. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass die deutsche Wirtschaft bereits vor Corona mehrere Quartale kein oder lediglich niedriges Wirtschaftswachstum auswies. Der Automobilhandel steht durch den politischen und sicherlich ökologisch auch notwendigen Willen zur Elektromobilität ebenso wie die meisten Automobilhersteller unter starkem Innovations- und Investitionsdruck, und das bei aktuell gleichzeitig viel zu niedrigen Renditen. Jedenfalls im Handel. Hersteller und Handel bilden hoffentlich noch über viele Jahre eine Symbiose, die auf gegenseitigem Vertrauen und einer ebenfalls zukunftsorientierten ausreichenden Rendite basieren sollte. Corona hat vieles verändert. Viele Mitarbeiter arbeiten von zu Hause aus und nutzen zum persönlichen Austausch Videokonferenzen. Dadurch wird das Auto weniger gebraucht und die Kilometerleistungen sinken. Das könnte neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nachhaltig einen negativen Einfluss auf die Neuzulassungen und das Servicegeschäft haben. Der Gebrauchtwagenmarkt bleibt stabil. Kuhn+Witte vertreibt mit Volkswagen, Audi und VW Nutzfahrzeugen drei starke Marken und ist selbst eine starke Marke in unserer Region. Eine unserer zentralen Aufgaben war und ist es weiterhin in den kommenden Monaten und Jahren, die Menschen, die füreinander und somit für Kuhn+Witte arbeiten, auf dem Weg der kommenden Veränderungen mitzunehmen, mit ihnen gemeinsam Lösungen hierfür zu erarbeiten und umzusetzen. Für uns, für unsere Kunden und eine gemeinsame erfolgreiche Zukunft im Automobilhandel. Dazu gehören auch unsere Hersteller. Da man sich ja für das kommende Jahr auch etwas wünschen darf, wäre mein Wunsch, dass unsere Hersteller wieder mehr ihren Blick vom internen Geschehen auf den Kunden fokussieren. Handel und Hersteller sollten gemeinsam Kunden nachhaltig begeistern und versuchen, u. a. die administrative Komplexität in unserem Geschäft zu verringern. Denn was Dr. Carl Hahn bereits vor 30 Jahren in einem Werbeslogan verpackte, passt auch heute und morgen noch immer: Der Kunde kommt zuerst. Gemeinsam können wir den Wandel erfolgreich gestalten. Dessen bin ich sicher." Dietlinde Stüben-Endres, Inhaberin Autohaus Glückauf mit den Marken Toyota und Ssang yong an vier Standorten in Nordrhein-Westfalen: "Das Jahr 2021 wird weiterhin im Zeichen der Corona-Pandemie stehen und durch diese geprägt werden. Die individuelle Mobilität wird vor dem Hintergrund der Vermeidung von Kontakten mit Fremden tendenziell an Bedeutung gewinnen und grundsätzlich die Anschaffung von Pkws begünstigen. Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Einkommenssituationen fördern den Kauf von preisgünstigen Fahrzeugen und damit den von Gebrauchtwagen. Für 2021 gehe ich von einem bundesweiten Neufahrzeugvolumen von 3,2 Millionen Einheiten aus. Bei Neufahrzeuganschaffungen stehen Elektrofahrzeuge im Blickpunkt. Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) eignen sich nur bei Tagesfahrleistungen von 100 bis 150 Kilometer. Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge (FCEV), die auch für längere Distanzen geeignet sind und schnell betankt werden können, sind bei den deutschen Herstellern leider immer noch nicht im Angebot. Toyota ist in diesem Punkt eine rühmliche Ausnahme und wird 2021 bereits die zweite Generation des Mirai auf den Markt bringen, der nicht teurer sein wird als ein Tesla. Das Autohaus Glückauf, das von Anfang an zu den Mirai-Stützpunkten der Toyota-Organisation gehört, wird sich weiterhin intensiv mit der Vermarktung des Mirai (FCEV) befassen. Die Masse der Neufahrzeuge werden in 2021 bei uns aber die Hybrid-Modelle bleiben. Johannes Medele, Geschäftsführer Autohaus MedeleSchäfer mit den Marken Mercedes-Benz Pkw, Nutzfahrzeuge und Busse sowie Smart an sechs Standorten in Bayerisch Schwaben und Oberbayern: "Was die Autobranche angeht, möchte ich mich vorsichtig optimistisch für das Jahr 2021 äußern. Sicherlich werden wir auf Grund der anstehenden Mehrwertsteuererhöhung auf 19 Prozent einen Rückgang im Bereich des Privatverkaufs verzeichnen. Insgesamt wird sich aber an der Mobilität wenig ändern, ja Corona hat zeitweise den Individualverkehr sogar verstärkt, da die Menschen öffentliche Verkehrsmittel zu meiden versuchen. Speziell für unsere Premiummarke Mercedes sehe ich keine existentiellen Probleme, da wir eine breite Modellpalette mit unterschiedlichen Antriebsarten anbieten. Aktuell präferieren unsere Kunden hier im ländlichen Bereich vor allem die Hybridtechnik. Unsere Firma blickt trotz der Pandemie und der damit verbundenen Widrigkeiten positiv in die Zukunft und demonstriert diesen Optimismus durch einen Neubau, einen so genannten Rex-Betrieb an unserem Standort Weilheim mit Baubeginn im Frühjahr 2021." Arne Joswig, Geschäftsführer Autohaus Lensch & Bleck mit den Marken Opel, Ford, Kia und Smart an vier Standorten in Hamburg und Schleswig-Holstein: "Steigende Verkaufszahlen bringen finanzielle Verbesserungen im Handel. Der Anteil der E-Mobilität wird weiter deutlich steigen. Hier ist aber die Lernkurve bei allen Beteiligten noch sehr steil. Die Konzentration in den Händlernetzen gewinnt an Dynamik, da die Rahmenbedingungen dies erfordern werden. Mit dem PSA-Opel- (und zukünftig FCA) Konzern entsteht gerade ein Player mit viel Potenzial. Wichtig ist aber neben den Synergie-Effekten auch auf ein starkes Marketing- und Vertriebskonzept zu setzen und dabei die Interessen von Hersteller und Händlern vernünftig auszutarieren. Bei Kia sehen wir dank frühzeitig eingeleiteter E-Mobilitäts-Strategie einen konstanten positiven Trend. Bei Smart werden wir sehen, wie sich die alleinige Konzentration in Richtung E-Mobilität auf das Gesamtgeschäft auswirkt. Wir sind sehr ordentlich durch das Jahr 2020 gekommen, mussten während des Lockdowns aber auch Federn lassen. Für 2021 bin ich optimistisch, dass Autoverkaufen wieder mehr Spaß macht. Gegenüber anderen Branchen stehen wir gut da." Nina Eskildsen, Geschäftsführerin Autohaus Eskildsen mit den Marken VW, Audi und Skoda an drei Standorten in Schleswig-Holstein: "Das Jahr 2020 ist für uns eine große Herausforderung, wir beschäftigen uns mit Hygienekonzepten und Kurzarbeitergeld und verzeichnen stagnierende oder rückläufige Umsätze. Das Jahr 2021 wird uns noch nicht in die Normalität zurückführen. Die Verunsicherung von Unternehmen und Verbrauchern in einem zurzeit nicht kontrollierbaren Infektionsgeschehen dämpft Investitionen und Konsum. Die jüngst verabschiedete Verlängerung der Innovationsprämie wird das Kaufinteresse an Elektro-Fahrzeugen weiter fördern, für die Ergebniswirksamkeit im Handel spielt dabei aber auch die Lieferfähigkeit der Hersteller eine bedeutende Rolle. Einen wichtigen Einfluss auf unseren Unternehmenserfolg haben realistische und erreichbare Jahresziele. Bei Volkswagen liegen die Jahresziele im Verkauf für 2021 auf dem Niveau von 2019 oder teilweise etwas darunter. Diesen Optimismus teile ich nicht. Wir werden unsere Kostenstruktur und unsere Prozesse genauestens analysieren und dabei die Digitalisierung in unserem Hause weiter vorantreiben, Ideen für neue Geschäftsfelder werden wir intensiv verfolgen. Auto gefahren wird auch weiterhin, wir werden uns auf das 'Wie' in Zukunft noch agiler einstellen."

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