Blick nach vorn: Digitale Daten sind die neue Währung

ZDK-Präsident Jürgen Karpinski wertet die Digitalisierung als Chance für die Betriebe. Als Herausforderungen der Zukunft sieht Karpinski alternative Antriebe und Elektromobilität- im Service sei das Gewerbe dafür gut gerüstet. Wichtiger Punkt für die Zukunft der Betriebe sei der Zugriff auf Kunden- und Fahrzeugdaten, dies sollte am besten in Kooperation mit den Herstellern realisiert werden. Zur Zukunftssicherung der Autohäuser setzt sich der Verband für eine Modernisierung der Abgasuntersuchung ein und fordert eine offene Telematik-Schnittstelle, aber auch klare Aussagen der Politik in der Diesel-Frage. AH: Sehen Sie die Digitalisierung in der Automobilwirtschaft eher als Chance oder als Bedrohung? J. Karpinski: Es ist eine Entwicklung, der wir uns nicht entziehen können. Digitale Daten sind die neue Währung, und wir müssen uns in den Kfz-Betrieben darum kümmern, etwa im Verkauf und bei der Digitalisierung von Serviceannahme und Durchführung. Allerdings verunsichert der aktuelle Hype die Betriebe. Jeder Autohaus-Chef stellt sich die Frage: Was bedeutet das konkret für mich? Was muss ich tun, um zukunftsfähig zu bleiben? Und auch manche Hersteller verändern ihre Geschäftsmodelle. Was bleibt da am Ende für den Handel übrig? Wird die Schnittstelle zum Kunden überflüssig? Das sind einige der Themen, die uns aktuell bewegen. Ungeachtet dieser Herausforderungen ist die Digitalisierung unterm Strich eine Chance für die Betriebe. AH: Welche weiteren Herausforderungen sehen Sie auf die Automobilwirtschaft zukommen? J. Karpinski: Wir haben uns dem Thema alternative Antriebe und Elektromobilität zu stellen. Der Markt wird sich in den kommenden Jahren deutlich positiv entwickeln. Doch sehe ich dieses Jahr als Übergangsphase. Wir rechnen in 2017 mit einem Absatz von rund 15.000 rein batteriebetriebenen Fahrzeugen sowie mit zirka 55.000 Hybridfahrzeugen, darunter etwa 22.000 Plug-in-Hybride. Das Angebot von Fahrzeugen mit akzeptablem Preis-Leistungs-Verhältnis und praxisgerechter Reichweite wird sich bald vergrößern. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur geht voran. Im Service sind wir im Kfz-Gewerbe für die E-Mobilität gut gerüstet. Inzwischen haben bundesweit rund 12.300 Kfz-Mechatroniker die notwendigen Hochvolt-Schulungen absolviert. Die E-Mobilität kann also getrost kommen. AH: Wie sollten sich heute Autohandel und Kfz-Gewerbe zukunftssicher aufstellen? J. Karpinski: Was wir in unseren Autohäusern dringend benötigen, ist der Zugriff auf Kunden- und Fahrzeugdaten. Erst das intelligente Verwalten und Nutzen von Fahrzeug- sowie Kundendaten macht es möglich, auch im Autohaus nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Auf dieser Basis können perfekt abgestimmte Mobilitätslösungen auf die individuellen Kundenbedürfnisse zugeschnitten werden. So können auch Händler zu Mobilitätsdienstleistern werden. Hierzu sollten sich die Händlerverbände mit ihren Herstellern austauschen, denn das geht am besten in Kooperation. AH: Was tun Sie und der Zentralverband derzeit für das Thema Zukunftssicherung? J. Karpinski: Wir setzen uns ganz aktuell dafür ein, dass die Abgasuntersuchung (AU) modernisiert wird. Wir benötigen die verpflichtende Messung der Emissionen am Endrohr, und da sind wir auf einem guten Weg. Aber wir arbeiten natürlich an einem ganzen Strauß von Themen. In Brüssel beispielsweise thematisieren wir die "offene, interoperable Telematik-Schnittstelle" im Fahrzeug, die es auch anderen Marktteilnehmern außer den Herstellern ermöglicht, den Autofahrern digitale Dienstleistungen anzubieten. Und wir haben aktuell ein brennendes Thema, Stichwort Diesel. Diese Antriebsart, vor kurzem noch unverzichtbar für den Klimaschutz und die CO2-Bilanz, wird auch aufgrund des Abgas-Skandals verteufelt. Kunden und Händler sind durch Diskussionen um blaue oder weiße Plaketten und drohende Fahrverbote verunsichert, die Restwerte drohen Schaden zu nehmen. Hier benötigen wir klare Aussagen der Politik, die den Autofahrern Rechtssicherheit für das Benutzen ihrer Fahrzeuge geben. Denn die Wende zu alternativen Antrieben kommt nicht über Nacht. Diese und viele weitere Themen stehen auf unserer Agenda.

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