Tiemeyer Gruppe: Platzhirsch im Ruhrgebiet

Heinz-Dieter Tiemeyer hat mit dem Format "Ruhrgebiets-Talk" in Gelsenkirchen im November eine neue Plattform kommunikativer Begegnung arrangiert. Die Händlerkollegen und -kolleginnen aus der Umgebung wurden auf Schloss Berge geladen, um sich über aktuelle Branchenthemen auszutauschen. Künftige automobile Szenarien standen im Zentrum der Ausführungen. "Wir wollen damit einen Beitrag leisten, um die Kommunikation unter den Kollegen zu forcieren", sagt der Unternehmer zum Hintergrund der Veranstaltung. Als Moderator gab AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel zunächst einen Überblick über die aktuelle Branchenszenerie und legte erste Konjunkturdaten für das Wirtschaftsjahr 2018 vor. AUTO-HAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat setzte Akzente zum E-Auto sowie zum Stand der Digitalisierung der Branche. Man merkte im Plenum deutlich, dass die aktuelle Situation im Hinblick auf neue Verträge die Händler verunsichert. Viele fragen sich, ob sie künftig noch als strategischer Partner von morgen dabei sind. "Jeder wartet ab. Das ist alles andere als motivierend und schafft große Zurückhaltung", sagte Brachat. "Der VW-Händlerverband sollte vor allem dem Hersteller darlegen, weshalb ein Autohaus auch in Zukunft für die Infrastruktur des Vertriebs unverzichtbar ist, also worin der Mehrwert des Handels für den Hersteller liegt." Der zweite zentrale Punkt für Hannes Brachat ist der Online-Vertrieb. Neuwagen können künftig auch virtuell bestellt werden. "Wie sehen dafür grundsätzlich die digitalen Spielregeln von Volkswagen für den Vertrieb wie für den Service aus? Mit welcher Marge wird der Handel daran beteiligt?", fragte Brachat. Außerdem: "Wie sehen ganz konkret die digitalisierten Prozesse aus, die zu schlankeren Prozessen führen? Welche Synergiepakete werden für die Händlerschaft geschnürt?" Die Teilnehmer des Businesstalks waren sich einig, dass vieles zu langsam gehe und damit neuen branchenfremden Disruptoren neue Ansätze geliefert würden. 18 Standorte im mittleren Ruhrgebiet Der Veranstalter Heinz-Dieter Tiemeyer hat seinen Firmensitz in Bochum und ist mit insgesamt 18 Standorten in Castrop-Rauxel, Duisburg, Gelsenkirchen, Herne, Marl und Recklinghausen im mittleren Ruhrgebiet vertreten. In diesem Jahr übernahm die Gruppe das Autohaus Schauerte in Finnentrop, Plettenberg und Werdohl als die bisher größte Investition. Damit zählt die Tiemeyer Gruppe laut dem IFA-Institut zu den 25 größten Autohaus-Gruppen. Auch die weiteren Marken des VW-Konzerns bieten inzwischen entsprechende Perspektiven. Zu Volkswagen und Audi kamen vor drei Jahren Seat und in diesem Jahr die Marke Skoda hinzu. Außerdem ist Tiemeyer Mitglied im Beirat des VW-Audi-Händlerverbandes. "Größe kann nicht schaden" Das Unternehmen wurde 1952 vom Vater des jetzigen Inhabers gegründet. Leider ist der Familienvorstand bereits 1978 zu früh verstorben und so musste Elvira Tiemeyer sich von der Hausfrau und Mutter zur Unternehmerin in kurzer Zeit neu orientieren - "was ihr hervorragend gelungen ist", wie Heinz-Dieter Tiemeyer sagt. Nach einer Lehre als Bürokaufmann und Kfz-Mechaniker ist der heutige Inhaber 1976 in den damaligen wesentlich kleineren Betrieb eingestiegen. "Wir sind der Meinung, dass Größe nicht schaden kann", so der Unternehmenschef. Allerdings habe man das Wachstum inzwischen reduziert, um die Betriebe weiter zu professionalisieren. "Wir müssen künftig beweglicher werden", beschreibt der Inhaber die künftige Herausforderung. Künftig sollen nur noch Betriebe übernommen werden, "wenn es strategisch passt". Und weiter: "Wir wollen noch in zehn Jahren profitabel am Markt sein." Tiemeyer ist davon überzeugt, dass der Kunde dann bleibt, wenn man in der Stadt einen guten Job macht. Das heißt: wenn Qualität und Service stimmen. Aufgrund der Expansion wurden bestimmte Einheiten wie Rechnungslegung, Buchhaltung, Disposition, Marketing und das GW-Management in der Zentrale in der Bochumer Industriestraße zusammengelegt. "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Autogeschäfts", erklärt Tiemeyer. Allerdings sei klar, dass der Markt im mittleren Ruhrgebiet ausgeschöpft sei. Nur im Flottengeschäft rechnet man noch mit Wachstumspotenzial. Möbelgeschäft als zweites Standbein Das Engagement des Unternehmens beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Autogeschäft. Nach der Wende wollte die Unternehmensgruppe aus Bochum auch in den neuen Bundesländern investieren. "Da die Autos nicht im befriedigenden Umfang geliefert werden konnten, bin ich dem Rat von Fachleuten gefolgt und wir sind 1990 in Bautzen mit dem Handel von Möbeln im ursprünglichen Autohaus gestartet." Inzwischen konnte das Geschäft auf die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Brandenburg als Vollsortimenter ausgeweitet werden. Die Frage nach dem Unterschied beider Branchen beantwortet Tiemeyer mit dem Hinweis auf höhere Margen beim Verkauf von Möbeln. Gemeinsamkeiten gebe es dagegen beim Personalmangel. Herausforderung Personal "Auch die Möbelhändler leiden darunter, nicht genügend gute Leute zu finden", so der Unternehmer. Besonders bei den Verkäufern sei dies inzwischen ein großes Problem. Für den Handel sei es in der heutigen Zeit eine große Herausforderung, genügend gutes Personal zu finden. Die Unternehmer würden sich insgesamt zu wenig mit der Thematik beschäftigen. Außerdem würden die notwendigen Rezepte dafür fehlen. Soziales Engagement Als offizieller Automobilpartner unterstützt die Tiemeyer Gruppe bereits seit mehreren Jahren den VfL Bochum als größten Fußball-Club ihrer Heimatstadt. Dazu kam dann noch der MSV Duisburg. Im Bereich Kultur gibt es eine Kooperation mit dem Bochumer Symphonie-Orchester BoSys. Außerdem hat die Tiemeyer Gruppe das "Soziale Azubi Projekt" ins Leben gerufen. Die Auszubildenden eines jeden Standortes bekommen dabei ein festes Budget zur Verfügung gestellt, um ein eigenständig entwickeltes Projekt mit sozialem Charakter zu initiieren. Von der Organisation, über die Planung bis hin zur Abwicklung und Dokumentation obliegt den jungen Mitarbeitern das gesamte Projekt. Auch der "Ruhrgebiets-Talk" soll im kommenden Jahr mit einer weiteren Veranstaltung fortgesetzt werden. Kurzfassung Mit seinem Ruhrgebiets-Talk hat Heinz-Dieter Tiemeyer eine neue Kommunikationsplattform für Händlerkollegen geschaffen. Sein Unternehmen hat das Wachstum reduziert, um die Betriebe weiter zu professionalisieren. Im Flottengeschäft rechnet man aber weiter mit Potenzial.

Kundenschnittstellen: Mehr Kontrolle über das eigene Geschäft

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