GTÜ-Bundeskongress Lübeck: "Technologie braucht Vertrauen"

Unter dem Motto "Technologie braucht Vertrauen" versammelte sich die GTÜ-Community am 2. Oktober 2021 in der Musik- und Kongresshalle Lübeck. Im Rahmen des 15. Bundeskongresses, der alle zwei Jahre stattfindet, präsentierten die GTÜ-Geschäftsführer Dimitra Theocharidou-Sohns und Robert Köstler Aktuelles aus dem Unternehmen und gaben einen Ausblick auf die kommenden Jahre. Impulse kamen zudem von den hochkarätigen Referenten, die mit spannenden Vorträgen auf die Herausforderungen und Chancen der Zukunft eingingen. Die Titelthemen "Verbundenheit. Vertrauen. Visionen." seien Weichenthemen, ohne die kein Erfolg möglich wäre, sagte Köstler. In ihrem Vortrag gaben die beiden Geschäftsführer unter anderem einen Einblick in die wirtschaftliche Situation des Unternehmens. Wie bereits in AUTO-HAUS 19 berichtet, erwartet die Prüforganisation für das Jahr 2021 einen Umsatz von voraussichtlich rund 475 Millionen Euro, eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Für das Jahr 2022 habe man sich die Umsatzmarke von 500 Millionen Euro als Ziel gesetzt, so das Führungsduo. Neue Technologien, neue Chancen Software-Programme wie Inspect Mobility, Approve Mobility und Evaluate Mobility sollen den Arbeitsalltag der GTÜ-Prüfingenieure erleichtern und Arbeitsprozesse beschleunigen. Alle diese Programme wurden gemeinsam mit den GTÜ-Partnern gestaltet und werden bereits seit Anfang 2021 produktiv eingesetzt. Auf dem Bundeskongress wurden diese anhand von kurzen Filmen mit Stimmen von einigen der Pilotpartner veranschaulicht. Dem Jahr 2022 blicken Theocharidou-Sohns und Köstler mit Spannung entgegen. Einzelne GTÜ-Dienste sollen miteinander vernetzt werden, was den Geschäftsführern zufolge neue Chancen für die Partner bietet. Und Chancen sollte man nutzen, wie aus dem Tenor der meisten Vortragenden zu entnehmen war. Die Unternehmensleiter hoben die digitale GTÜ-Welt hervor, die die einzelnen Säulen des Prüfdienstes vereint. Zudem arbeite man bei der GTÜ daran, als Vollsortimenter stärker wahrgenommen zu werden. Im Großkundensegment sei man noch nicht so präsent, wie man es sich wünsche, erklärte die Geschäftsführung. Zugang zu Fahrzeugdaten Um weiterhin erfolgreich arbeiten und somit die Verkehrssicherheit garantieren zu können, ist laut Köstler ein hoheitliches Datennetz zu Fahrzeugen, auf das alle Prüfdienste zugreifen können, unabdingbar. Dr. Bernd Buchholz, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus von Schleswig-Holstein betonte, dass die Prüfdienst-Branche von 30 Jahren Wettbewerb profitiere. Er verwies dabei auch auf eines der Hauptanliegen der GTÜ: "Bei der Fahrerlaubnisprüfung wäre Wettbewerb auch nicht schlecht." Dadurch würden Abläufe und Wartezeiten wesentlich kürzer und das täte Deutschland gut. Theocharidou-Sohns betonte in ihrer Ansprache die Wichtigkeit von Zusammenarbeit und verwies dabei auf die GTÜ-Partner: "Das Herz sind Sie, liebe Partner, und ohne Herz funktioniert nichts." Zukünftige Herausforderungen Die Automobilbranche durchlebt gerade einen starken Wandel, und dieser bringt neue Herausforderungen für Prüfdienste mit sich. Dieser Umbruch stand bei allen Referenten im Fokus. Martin Schmelcher, Geschäftsführer des Bundesverbands der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen (BVSK), ging in seinem Vortrag unter anderem auf den Mobilitätswandel und die Digitalisierung ein. Als besonders wichtig erachte er die Zusammenarbeit der Sachverständigen-Partner, denn nur so könne man auch in Zukunft erfolgreich bleiben. Richard Damm, Präsident des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), und Prof. Eric Sax vom Institut für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) gingen unter anderem auf die Herausforderungen ein, die neue Fahrzeugsysteme für die Prüfdienste mit sich bringen. Damm erläuterte, dass neuzugelassene Fahrzeuge ab dem Jahr 2024 verpflichtend mit weiteren Fahrassistenzsysteme ausgestattet sein müssen, was neue Kompetenzen seitens der Prüfdienste erfordere. In Zukunft müsse man die Balance zwischen Verkehrssicherheit und Innovationen finden, hob der Präsident des KBA hervor. Jens Nietzschmann, Geschäftsführer der Deutschen Automobil Treuhand (DAT), sprach unter anderem über die Bedeutung von Marken: "Starke Marken sind die stabilsten Vertrauenssysteme unserer Zeit." Podiumsdiskussion Auf die Vorträge folgte eine angeregte Podiumsdiskussion, die von ZDF-Moderator Jochen Breyer geleitet wurde. Themen waren dabei unter anderem die HU 2030, ein Daten-Trustcenter für Prüfdienste sowie das derzeitige Monopol der Fahrerlaubnisprüfung. Abgerundet wurde der Kongress von der Keynote-Speakerin Daniela Ben Said. Die Kommunikationsexpertin verwies darauf, wie wichtig es sei, neue Möglichkeiten zu nutzen: "Jede Krise birgt auch eine Chance." Da auf Grund der Corona-Pandemie persönliche Treffen in den vergangenen Monaten rar gesät waren, freuten sich alle Beteiligten, wieder in der analogen Welt zusammenzukommen. Dies war insbesondere im Rahmen des Get-togethers am Vorabend des Kongresses sowie auf der Abendveranstaltung im Anschluss der Tagung zu spüren.

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