Ford Pittner in Mühlheim: Car-Sharing als zweites Standbein

Wenn Peter Pittner über Ford Carsharing spricht, strahlt er über das ganze Gesicht. Der 56-jährige Unternehmer in dem 26.000 Einwohner zählenden Mainstädtchen Mühlheim im Landkreis Offenbach ist in Sachen Car-Sharing ein ganz Großer. Aktuell hat das Autohaus elf Fahrzeuge an acht Standorten im Einsatz. Der Anbieter ist an den Bahnhöfen Hanau, Mühlheim, Bruchköbel und Gelnhausen vertreten. Darüber hinaus in der Innenstadt von Hanau, in einer Wohnanlage und natürlich am Autohaus-Standort in Mühlheim. Mit 745 Buchungen per Ende August führt Pittner die Statistik der Ford Händler Dienstleistungsgesellschaft (FHD) an. "Wir spielen derzeit Monopoly, kaufen die Straßen und stellen Autos drauf", scherzt er. Im September 2013 war er der zweite Ford-Händler, der mit Car-Sharing angefangen hat. Erfolgsstart am ICE-Bahnhof 2012 hatte er zum ersten Mal vom Angebot der FHD zusammen mit seinem Hersteller gehört und gleich daran gedacht, dass das helfen könnte, mehr junge Kunden ins Autohaus zu bringen. Als er sich daraufhin in seinem Markt umgehört und umgesehen hat, ist ihm aufgefallen, dass im benachbarten Hanau zwar ein ICE-Bahnhof ist. Anders als an anderen Haltepunkten hielt die Deutsche Bahn aber dort kein Car-Sharing-Angebot unter deren Label "Flinkster" vor. "Über die FHD habe ich angefragt, ob ich diesen Standort besetzen kann, und das Okay bekommen." Ein voller Erfolg: Die drei Fahrzeuge, die das Autohaus dort aufgestellt hat, bekamen sofort Buchungen. Und Pittner wurde zum Star: Zur Pressekonferenz, zu der der für Mobilität und Umwelt zuständige Grünen-Stadtrat Andreas Kowol zum Angebotsstart eingeladen hatte, kamen zahlreiche Pressevertreter, die Medienresonanz war überwältigend. Erfolgreiche Werbetrommel Kurz danach kam aus der nahe gelegenen 8.000-Einwohner-Gemeinde Bruchköbel eine Anfrage. Auch die Baugesellschaft Hanau wollte mit von der Partie sein. Und Pittner rührte mit seiner Frau Ilona und Mitarbeiterin Dagmar Wied weiter die Werbetrommel. "Wir verteilten Flyer an Pendler, stellten bei Stadtfesten einen Counter mit Beachflags auf. Mit dem mitgebrachten Laptop und WLAN konnten wir vor Ort Verträge schreiben und Car-Sharing-Karten ausgeben." Im Supermarkt wurden die Einkaufswagen mit Werbung versehen. 70 Karten hat das Autohaus bisher selbst verkauft. Im Vertrieb helfen aber auch zum Beispiel die Gemeinden und die Baugesellschaft, bei der die Karten ebenfalls erhältlich sind. Über die FHD-Kooperation mit Flinkster gibt es ohnehin sehr viel mehr Nutzer. Die Parkplatzkosten, die beim Car-Sharing ein entscheidender Faktor sind, sind für das Autohaus kein Problem. An den Bahnhöfen zum Beispiel war der Parkplatz-Manager der Bahn, die Firma Conti Park, sehr entgegenkommend. In Hanau zahlt das Unternehmen 36 Euro pro Monat und Auto für die Stellplätze, an den anderen Standorten weniger. Wo der Bürgermeister die Fahrzeuge angefordert hat, ist das Parken kostenlos ebenso wie in der Wohnanlage. Weiterer Ausbau geplant Wegen der guten Erfahrungen will Pittner das Geschäft weiter ausbauen. Vier bis fünf Fahrzeuge sollen in diesem Jahr noch dazukommen. Auch ein Ford Focus Electric ist geplant. Vor Anfragen kann sich Pittner kaum retten. Kunden und Bürgermeister wollen Car-Sharing-Angebote, jedes Mal wenn ein neuer Standort eröffnet wird, gibt es wieder einen Pressebericht - und noch mehr Resonanz. Zu Spitzenzeiten liegt die Auslastung bei 40 Prozent, im Durchschnitt sind es 20. Ein Geschäft, das Freude macht, sagt Ilona Pittner. Das Ehepaar will Car-Sharing zum zweiten Standbein ausbauen. Die Chefin, die im Betrieb für die Zahlen zuständig ist, verfolgt die Buchungen sehr genau im Internet. Denn nicht nur wenn die Kunden, die ihre Karten bei Pittner gekauft haben, buchen, fließt Geld in den Betrieb. Auch wenn der vom Autohaus angeworbene Kartenkunde damit ein fremdes Auto fährt, gibt es zehn Prozent des Zeitpreises für den Betrieb. Fährt ein Flinkster-Kunde mit einem Pittner-Auto, gibt es 90 Prozent. Die Bahn zahlt dabei an die FHD, die FHD schickt ihren Kunden jeden Monat eine Abrechnung. Die Rechnungen der Tankkarte kommen direkt von der Bahn. Gefragte Gebrauchtwagen Alle sechs Monate wechselt Pittner, der als Agentur der Hessengarage ansonsten im Schnitt 80 bis 90 Fahrzeuge pro Jahr verkauft, die Fahrzeuge. Kennzeichen, Bordcomputer und Tankkarte werden einfach in das Folgefahrzeug umgebaut bzw. weitergereicht. Und die entstehenden Gebrauchtwagen, die bei Pittner meistens ca. 10.000 Kilometer gelaufen sind, verkaufen sich sehr gut. "Wir achten darauf, dass wir stets hochwertige Ausstattungen im Car-Sharing haben. Das ist für die anschließenden Verkäufe wichtig." Über seine Car-Sharing-Kunden weiß der Unternehmer so einiges: Die meisten wollen einen Ka. Besonders junge Leute ab 18 Jahren freuen sich über das Angebot, denn bei Ford bekommen sie schon ein Car-Sharing-Auto. Beim Autovermieter gilt das Mindestalter von 21 Jahren und an über 75-Jährige wird oft auch nicht mehr vermietet. Ein Auto von Pittner wurde auch schon von Bahnmitarbeitern für Sicherungsfahrten bei Baumfällarbeiten eingesetzt. Ein Kunde fährt regelmäßig mit dem Car-Sharing-Auto in den Urlaub. "Der bucht immer frühzeitig und wir ordern dann gleich ein Nachfolgefahrzeug." Gerne wird auch der Transit für Umzüge genutzt. Da der Transporter auf dem Betriebsgelände stationiert ist, wird er auch vom Autohaus für manche Fahrt eingesetzt. Als Werkstattersatzwagen werden die Car-Sharing-Autos aber nicht gebraucht: "Dafür haben wir sieben andere Mietwagen." Seltene Schadenfälle Schadenfälle sind selten. "Bisher haben wir nur einmal schlechte Erfahrungen gemacht." Um kleinere Beulen und Kratzer zu vermeiden, hat Pittner seine Autos aber auch speziell ausgerüstet: "Alle Fahrzeuge sind mit Kantenschutz versehen und haben am Heck eine spezielle Folie zum Schutz." Wenn dann doch einmal etwas passiert, ist das meistens vom Dellendoktor zu beheben. Meldet der Kunde einen Schaden bei der Bahn, bekommt das Autohaus eine E-Mail. "Wir fahren dann hin und kümmern uns darum." Dasselbe gilt, wenn ein Auto einmal länger steht und deswegen die Batterie schwächelt. Die Startinvestition schätzt Pittner mit rund 1.500 Euro als überschaubar ein. Das Risiko ist seiner Meinung nach gering. "Viel mehr Ford-Händler müssten das machen." Denn: "Wenn nichts läuft, haben wir immer noch gute Gebrauchte." Davon ist Pittner aber weit entfernt: "Wenn sich das so weiter entwickelt, brauchen wir bald eine Halbtageskraft für die Abwicklung." Derzeit macht das Autohaus schon 30.000 Euro Umsatz und 20.000 Euro Ertrag mit dem Auto-Teilen - ohne das Geschäft mit den Gebrauchtwagen. Kurzfassung In nur zwei Jahren hat der Ford-Händler seine Car-Sharing-Flotte auf elf Fahrzeuge an acht Standorten ausgebaut. Er ist an vier Bahnhöfen vertreten und arbeitet mit Gemeinden und Wohnbaugesellschaften zusammen. Ein Engagement, das sich für ihn lohnt.

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