Ausgabe 09/2020: Lebenslauf für Gebrauchte

Ein Gebrauchtwagenhändler hat grundsätzlich nicht die Pflicht, sich über die Reparaturhistorie eines zu verkaufenden Autos zu informieren, wenn dazu keine Veranlassung besteht. Empfehlenswert ist dies nach Ansicht des Dienstleisters Carfax dennoch beim Import von Autos aus der EU und den USA sowie bei der Hereinnahme von Kundenfahrzeugen, die auch aus diesen Ländern kommen können.Carfax speichert die Fahrzeughistorien zu mehreren hundert Millionen Autos in einer Datenbank. "Ein beträchtlicher Teil der US-Importe war in Unfälle, Diebstähle oder Überschwemmungen verwickelt und wird trotzdem in Europa zum Verkauf angeboten. Hinzu kommen Abertausende von Fahrzeugen mit Totalschäden oder offenen Rückrufen der Hersteller", so Christian Wittmann, verantwortlich für das Handelsgeschäft bei Carfax Europe.Der Anbieter mit Sitz in München und Dependancen in Polen, Italien, Spanien, Schweden und den Niederlanden will mit seiner Datensammlung für private und geschäftliche Kunden Transparenz in diesen undurchsichtigen Markt der Importe bringen und baut damit seit 2007 etwas auf, das in Ländern wie Großbritannien, den USA und Kanada seit vielen Jahrzehnten ein Standard für den Handel ist. Durch strategische Partnerschaften mit Zulassungsämtern, Strafverfolgungsbehörden, Ministerien, Versicherungsunternehmen, Gutachtern, Prüfgesellschaften und weiteren Unternehmen steht dem Anbieter eine Datenbank mit über 27 Milliarden Einträgen aus über 20 Ländern zur Verfügung.Spezielles Portal für HändlerDie Datenbank vereint Informationen über Wartungen, Reparaturen, Kilometerstände, Schäden, Zulassung, Tachostände, Diebstähle, Rückrufe, alternative Nutzungen (z. B. als Taxi) etc. Über carfax.eu können die Händler einzelne Reports oder Multi-Packs kaufen und prüfen, ob für ein Fahrzeug überhaupt Einträge vorliegen (letzterer "Record Check" ist kostenfrei). Mit 64,99 Euro pro Monat beginnen die individuellen Konditionen für Geschäftskunden.Zudem ist Carfax Europe in zahlreiche Dealer Management Systeme integriert, so zum Beispiel Autodata und Autotelex in den Niederlanden oder Bilvision in Schweden. "Die große Stärke dabei ist das unkomplizierte Abrufen von Fahrzeughistorien direkt über die in den Autohäusern ohnehin täglich genutzten Softwareprogramme. Hier wird dann pro Abfrage abgerechnet", erklärt Christian Wittmann.Carfax arbeitet mit mehr als 10.000 Händlern in ganz Europa zusammen, insbesondere bei der Hereinnahme. Darüber hinaus nutzen an die 5.000 Händler Carfax im Rahmen ihrer Online-Anzeigen. Auf Herstellerebene kooperiert die Plattform hauptsächlich mit den nationalen Importeuren der Hersteller, wie z. B. in den Niederlanden mit den Vertretungen von Opel, Toyota oder Volkswagen. "Grundsätzlich wünschen wir uns einen engeren, strategischen Austausch mit den Herstellern, da wir hier riesige Synergiepotenziale sehen, zum Beispiel beim Reputationsschutz der Händler, für Qualitätssteigerungen auf dem Gebrauchtwagenmarkt sowie einen positiven Einfluss auf den Aftersales-Markt", so Christian Wittmann.Daten sind Bestandteil von GerichtsverhandlungenBei Carfax integriert ist ein kostenloser VIN Decoder. Gibt man die Fahrgestellnummer ein, erhält man sofort Informationen über folgende Fahrzeugdetails: Hersteller, Fahrzeugmodell, Modelljahr und Karosserie. "Jedes Jahr werden Tausende Fahrgestellnummern (VIN oder FIN) von US-Fahrzeugen gestohlen und für andere Fahrzeuge wiederverwendet. Viele Gebrauchtwagenkäufer sind sich dieses Problems nicht bewusst und tappen in die Betrugsfalle, die auch rechtliche Probleme mit sich bringen kann", warnt Wittmann. "Carfax-Reports und -Daten sind immer wieder Bestandteil von Gerichtsverhandlungen, insbesondere wenn Käufer nach dem Kauf eines Gebrauchtwagens herausfinden, dass das Fahrzeug eine andere Historie hatte, als zuvor angegeben wurde. Darüber hinaus werden Experten von Carfax Europe regelmäßig in Gerichtsverfahren herangezogen, um die Herkunft und die Daten selbst zu erläutern", so Wittmann weiter.Was die Zukunft von Carfax angeht, sind die Ziele klar gesteckt: mehr Länder und mehr Daten erschließen. "Ziel ist es, jeden europäischen Markt abzubilden, die Märkte noch weiter zu erschließen und den Service in den Ländern zu verbessern - um somit Käufer und Verkäufer beim Gebrauchtwagenhandel zu unterstützen", so Wittmann. Momentan ist Carfax in 20 Märkten aktiv, kürzlich gab es ein Update zu Polen. Ziel ist es, jeden europäischen Markt abzubilden, die Märkte noch weiter zu erschließen und den Service in den Ländern zu verbessern.Öffentlich zugängliche Datenbanken wären auch in Deutschland ein wichtiger Schritt in Richtung verlässlicher, transparenter Gebrauchtwagenmarkt und ein Mittel gegen Tachobetrug. Der ADAC nennt einen jährlichen Schaden von etwa sechs Milliarden Euro durch manipulierte Kilometerstände. Daher sind solche Systeme auch hierzulande seit Jahren im Gespräch. Einige EU-Länder haben sie bereits eingeführt. Spanien, Slowenien und Schweden stellen ihre Daten Carfax zur Verfügung. Belgien führte 2006 einen eigenen CarPass ein. Wer dort einen Gebrauchtwagen ohne diesen Nachweis kauft, kann den Kaufvertrag rückgängig machenIn Deutschland hat nur der Halter Zugriff auf die DatenDoch in Deutschland ist die Einführung von Fahrzeughistorien aufgrund des Datenschutzes schwierig. Nur der Halter darf Informationen zu seinem Fahrzeug abrufen, zum Beispiel die Wartungshistorie beim Hersteller. Christian Wittmann: "Unser Ziel ist es, dass auch in Deutschland verstanden wird, dass die FIN ein fahrzeugbezogenes Datum ist - und kein ,persönliches', so wie es in vielen Europäischen Ländern bereits der Fall ist." Carfax stellt dazu auch den Verbraucherschutz in den Fokus, denn wenn diese Fahrzeugdaten als Open Data eingestuft würden, könnten auch andere Services darauf zugreifen und das Thema Fahrzeugdaten würde im Sinne des Verbrauchers transparenter. Angst davor, dass ihre Daten öffentlich zugänglich gemacht würden, müssten die Fahrzeugeigner nicht haben, betont Wittmann: "Wir halten uns in allen Ländern strikt an die DSGVO, das ist auch unser Argument für Deutschland."CarfaxDie 2007 gegründete Carfax Europe GmbH gehört zu Carfax Inc. mit Sitz in Washington. 2013 wurde Carfax Inc. von der IHS Markit Inc. übernommen. Die europäische Zentrale liegt in München.GebrauchtwagenhistorieVorschädenRahmenschädenTotalschädenWiederherstellung nach schwerem SchadenWasserschädenAirbag-AuslösungenLetzter Eintrag zum Tachostand, Tacho- ManipulationenRückrufe der HerstellerGarantie- und GewährleistungsinformationenGeschätzte Laufleistung pro JahrNutzung: Leasing, privat, Taxi oder PolizeiAnzahl der VorbesitzerHalterzeiträumeServiceInspektionenZulassungshistorie

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