GTÜ: Interview mit Robert Köstler: Marktanteil ausbauen

Zur Automechanika konnten wir mit dem neuen Geschäftsführer der GTÜ, Robert Köstler, ein Gespräch führen über seine Zielsetzungen und Pläne für die Überwachungsorganisation. AH: Herr Köstler, Sie haben die Führung der GTÜ am 1. Juli übernommen. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? R. Köstler: Die GTÜ mit ihren über 900 Partner-Büros vor Ort ist die leistungsstärkste Überwachungsorganisation für freiberuflich tätige Sachverständige, und das wird sie auch in Zukunft bleiben. Unseren Marktanteil bei den amtlichen Hauptuntersuchungen haben wir in den letzten Jahren kontinuierlich auf aktuell 16 Prozent ausgebaut und wollen diesen mit hoher Prüfqualität weiter steigern. Ein Ziel dabei ist es, die noch bestehenden Restmonopole zu beseitigen. Das heißt: Die GTÜ möchte hier die letzten Wettbewerbsnachteile für freiberufliche Sachverständige ausräumen. Weiterhin werden wir auch die GTÜ-Dienstleistungen im nicht hoheitlichen Sachverständigenbereich erweitern, um z. B. Autohäuser und Kfz-Werkstätten noch stärker in Prozessen wie z. B. Fahrzeugbewertung und -begutachtung unterstützen zu können. AH: Mit welchen Maßnahmen wollen Sie den Marktanteil weiter ausbauen? R. Köstler: Uns ist es z. B. gelungen, über unsere Hochschulkooperationen hervorragende Absolventen zu gewinnen. Damit können unsere Vertragspartner jederzeit auf gute Bewerber zurückgreifen. Darüber hinaus sind wir dabei, unsere bestehende IT-Lösung in der Organisation in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnerbüros weiter zu optimieren und den Anforderungen des Marktes kontinuierlich anzupassen. So können wir unsere Partner vor Ort bei der Prüftätigkeit optimal unterstützen - das gilt insbesondere für die Betreuung der Kollegen durch unsere GTÜ-Zentrale, z. B. über unsere Hotlines, wie auch vor Ort durch unsere Gebietsbeauftragten und Zweigstellen. AH: Welches Monopol soll abgebaut werden? R. Köstler: Im ersten Schritt geht es um den § 21 StVZO, also die sog. Vollgutachten. Wir sprechen hier von nahezu 500.000 Begutachtungen jährlich. Dies betrifft z. B. Fahrzeuge, die umgebaut und wieder in den Verkehr gebracht werden. Diese dürfen von uns bislang nicht begutachtet werden. Hingegen ist es uns als akkreditierter Technischer Dienst erlaubt, Einzel- und Typgenehmigungsbegutachtungen für Neufahrzeuge anzufertigen. Mit dem Fall dieses Monopols könnten unsere Partner künftig einen Full-Service anbieten. Bei der Typgenehmigung spielen Einzelgenehmigungen nach nationalem Recht ebenfalls eine entscheidende Rolle. Auch hier ist unsere Tätigkeit eingeschränkt. Es ist fachlich nicht nachvollziehbar, dass die hochqualifizierten Unterschriftsberechtigten unseres Technischen Dienstes komplette Neufahrzeuge zur Erteilung einer Einzelgenehmigung begutachten dürfen, jedoch Begutachtungen von Änderungen an diesen Fahrzeugen, nachdem sie in Verkehr gekommen sind, nicht durchführen dürfen. Wir sind allerdings mit unserem Ansinnen in der Politik schon weit vorgedrungen. Die EU-Kommission hat auf unsere Initiative hin das Thema "Begutachtungsmonopol § 21 StVZO" aufgegriffen. Auf politischer Ebene wurde uns signalisiert, dass dieses Monopol nicht mehr zeitgemäß sei. Somit scheint eine Öffnung in absehbarer Zeit realistisch. AH: Was werden Sie den Autohäusern in Zukunft an Mehrwert bieten? R. Köstler: Die große Herausforderung liegt für uns darin, dass die Zahl der Eigentümer im Fahrzeughandel bei nahezu gleicher Standortdichte deutlich abnimmt. Das spüren auch unsere i. d. R. regional tätigen Partner. Wenn wir überregional agierende Autohaus-Gruppen betreuen, müssen wir in der Lage sein, Dienstleistungen aus einem Guss anzubieten. Unsere Partner machen schon heute einen hervorragenden Job im Bereich der Schadengutachten und bei der Rücknahme von Leasingrückläufern. Weiter ausbauen werden wir die Bereiche UVV und Arbeitssicherheit. Neben dem Bereich Kfz haben wir zudem den Bereich Anlagensicherheit im Portfolio, in dem unsere Partner mit angrenzenden Dienstleistungen wie z. B. der Überprüfung von Druckbehältern, Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen und Aufzugsanlagen einen umfangreichen Service bieten. AH: Die Mängel bei der HU nehmen leicht ab. Was sind die Ursachen? R. Köstler: Unsere Prüfingenieure stellen bei den Hauptuntersuchungen fest, dass sich die Qualität der meisten Fahrzeuge verbessert hat. Es gibt aber keinen Grund zur Entwarnung. Der Fahrzeugbestand wird im Durchschnitt älter, und die Anzahl der verkehrssicherheitsrelevanten Mängel bei älteren Fahrzeugen ist weiterhin enorm hoch. Ein Grund hierfür dürfte die vernachlässigte Wartung und Instandsetzung sein. AH: Herr Köstler, herzlichen Dank für das Gespräch. Interview: Ralph M. Meunzel

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