Das Rad dreht sich wieder. Drei Jahre nach dem Platzen der Immobilienblase und dem Absturz der Neuzulassungen geht das Autogeschäft in den Vereinigen Staaten weiter aufwärts. Nach 12,7 Millionen Zulassungen von Pkw und Light Trucks in 2011 erwartet Paul Taylor, Chefvolkswirt der amerikanische Autohändlervereinigung National Automobile Dealers Association (NADA), für dieses Jahr fast 14 Millionen verkaufte oder verleaste Fahrzeuge. Taylor präsentierte seine Prognose anlässlich der jährlichen NADA-Kongresses in Las Vegas (4. bis 6. Februar).
Damit ist der Markt zwar noch weit von den 16 bis 17 Millionen Neuregistrierungen vergangener Jahre entfernt. "Eine Rückkehr zu diesem hohen Level ist allerdings bei einem normalen Wirtschaftswachstum nicht mehr zu erwarten", erklärte der Ökonom. Als Gründe für das Wachstum des Autogeschäfts nannte der Analyst einen steigenden Ersatzbedarf bei den Kunden, neue Modelle, historisch niedrige Zinsen und sich stabilisierende Immobilienpreise.
Der NADA-Analyst erwartet ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent. Für Europa prognostizierte er nur ein Prozent und für Deutschland zwei Prozent. Taylor gab sich überzeugt, dass die Europäer ihre Währungskrise in den Griff bekommen werden.
Nur der unberechenbare Ölpreis könnte das Autogeschäft entweder fördern oder verderben, meinte Taylor. Der milde Winter in den USA werde sich allerdings positiv auf die Entwicklung auswirken. Der Preis für eine Galone werde von 3,51 auf durchschnittlich 4,13 US-Dollar ansteigen. Die Spritreise scheinen die Entscheidung der amerikanischen Käufer für verbrauchsoptimierte Autos allerdings nur bedingt zu beeinflussen. Laut Prognose werden mit 7,1 Millionen Light Trucks rund 500.000 Zulassungen in 2012 mehr erwartet.
Händlerrendite steigt – Investitionsanforderungen hoch
Industrie und Handel sind mit der Entwicklung insgesamt zufrieden. So konnten "the big three" - Chrysler, GM und Ford - ihre Marktanteile ausbauen und verdienen wieder Geld. "Wir sind wieder da", fasste Stephen W. Wade der scheidende NADA-Präsident von 2011 die aktuelle Situation zusammen. Die Stimmung in Las Vegas ist gut. Die Händlerrendite vor Steuern für das vergangene Jahr erhöhte sich auf 2,3 Prozent. In diesem Jahr erwartet der Präsident 2,5 Prozent. Zum Ergebnis beigetragen, hat sicher auch das Ausscheiden von Händlern bzw. die von Herstellern betriebene Netzausdünnung aufgrund der Krisenjahre.
Trotz der positiven Situation sorgt sich der Handel um die regelmäßig von den Herstellern geforderten hohen Investitionen für Modernisierungen und höhere Standards. "Wir investieren Milliarden Dollars in unsere Betriebe, ohne die Verkäufe signifikant zu steigern", so der NADA-Präsident. Stephen Wade setzt deshalb darauf, dass sich die OEM künftig intensiver mit den Kosten und der Auswirkung von Standards besonders für kleinere Händler auseinandersetzen. Dazu wurde eine umfangreiche Studie präsentiert.
Die NADA vertritt derzeit 16.000 Autohändler mit 32.500 Markenverträgen. Insgesamt zählt der Kongress in Las Vegas rund 20.000 Teilnehmer aus Handel, Industrie und Dienstleistung. Erstmals hat sich auch die Vereinigung der American Truck Dealer (ATD) der Veranstaltung angeschlossen. Zum Programm zählt ein große Ausstellung, mehr als 100 Workshops und 26 Markenhändlertagungen. Aus dem Ausland sind rund 2.000 Besucher aus 36 Ländern dabei. Aufgrund der Bettenkapazität im Zockerparadies fällt die Veranstaltung allerdings nicht besonders auf.
AUTOHAUS ist auch wieder mit einer Händlergruppe dabei. Eine ausführlichen Bericht lesen Sie in AUTOHAUS 4, das am 20. Februar erscheint.