Ausgabe 20/2009: Quelle anzapfen

Quelle anzapfenKapitalbeteiligung von Mitarbeitern E Autohäuser könnten so mehr Sicherheiten bieten und dadurch Zinsen sparen.Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner WPGDie Bankenkrise mit ihrer Folge, dass von Autohausbetrieben teilweise sündhaft teure Kreditzinsen verlangt werden, andererseits die Sparer für Geld bei Banken kaum noch Zinsen erhalten, könnte der Überlegung neuen Auftrieb geben, Kapital von Mitarbeitern im Betrieb einzusetzen, um sich die bisherige Marge der Banken zwischen Mitarbeitern und Arbeitgebern zu teilen. Denn so mancher Autohausbetrieb, der sich bei Bankgesprächen mangels anderweitiger Sicherheiten nicht mit Finanzierungszinsen mit knapp 1 % über dem Zinssatz zehnjähriger Anleihen eindecken konnte, hätte erhebliches Zinseinsparungspotenzial mit einer entsprechenden Ergebnisverbesserung.Beispiel: Ein Autohaus mit 5 Millionen Kreditvolumen und einem Zinssatz von 8 % p.a. hat einen jährlichen Zinsaufwand von 400.000 Euro. Würde man für den Zinssatz für langfristige Geldanlagen in Höhe von 3 % noch einen Zuschlag von 1 % machen, so würde man bei solch einer möglichen „privaten Refinanzierung“ pro Jahr 200.000 Euro sparen können. Ein Betrieb also, der vor solch einer denkbaren Umschuldung selbst 100.000 Euro Verlust pro Jahr schreibt, könnte sein Ergebnis somit in ein deutlich positives Jahresergebnis umwandeln.Steuerliche UnterschiedeDer Bundesfinanzhof hatte kürzlich über eine Kapitalbeteiligung eines Mitarbeiters zu entscheiden. Bei dem schon älteren Fall ging es sodann um die Frage, ob die Einkünfte aus dieser Kapitalbeteiligung nun den Einkünften aus nichtselbstständiger Arbeit zuzurechnen sind oder aber als vom Arbeitsverhältnis losgelöst zu betrachten seien. Besonders interessant lag der Fall deshalb, weil es sich um einen Veräußerungsgewinn aus solch einer Kapitalbeteiligung nach Ablauf der früher noch geltenden einjährigen Spekulationsfrist gehandelt hatte. Als Arbeitslohn wäre dieser Ertrag voll zu versteuern gewesen, als „Spekulationsgewinn“ überhaupt nicht. Der BFH sprach sich im entschiedenen Fall dafür aus, dass die Kapitalbeteiligung nicht dem Arbeitsverhältnis zuzuordnen sei. Diese Betrachtung hat auch nach Abschaffung der Spekulationsfrist durch den Gesetzgeber heute ebenfalls Auswirkungen: Sind die Erträge aus einer Kapitalbeteiligung als Arbeitslohn zu versteuern, sind sie im Zweifel der vollen Steuerlast mit dem Arbeitslohn zu versteuern (also bis hin zum Spitzensteuersatz von 42 % bzw. 45 % „Reichensteuer“), während diese Einkünfte als reine Kapitaleinkünfte der Abgeltungsteuer von 25 % unterliegen könnten.Doppelter Verlust?Tragisch wird jedoch diese Entscheidung des BFH dann, wenn das Autohaus, dem ein Arbeitnehmer ein entsprechendes Darlehen gewährt hatte, zahlungsunfähig wird und das Darlehen verloren wäre: Der Verlust einer Kapitalforderung bei den Einkünften aus Kapitalvermögen ist in keinem Fall mit anderen Einkünften verrechenbar, kann also insbesondere nicht zur Minderung der Steuerlast auf den Arbeitslohn geltend gemacht werden. Dann ist also nicht nur das Darlehen verloren, sondern auch ein denkbarer Steuerspareffekt. Wenn man sich also als Arbeitnehmer – dies gilt selbstverständlich auch für Manager eines Autohauses – an dem Betrieb beteiligen möchte, um für sein erspartes Geld eine höhere Rendite zu erhalten, als derzeit von Banken geboten wird, dann sollte man sich die Form der Beteiligung am Autohaus sehr wohl überlegen: Neben der Darlehensgewährung wäre auch eine Beteiligung z. B. als Kommanditist oder indirekt als atypisch stiller Gesellschafter denkbar, es gibt viele Varianten, die man maßgeschneidert nach den Bedürfnissen des einzelnen Falles ausrichten sollte. Wie lautet denn auch der Kommentar in der Literatur zu dieser BFH-Entscheidung: „In jedem Fall sollten die Vorstellungen der Parteien des Dienstverhältnisses durch eindeutige Vertragsgestaltungen umgesetzt werden.“Michael Böhlk-LankesRechtsanwalt, Steuerberatermuc@raw-partner.deKurzfassung1. Die Kapitalbeteiligung an einem Unternehmen führt nicht allein deshalb zu Einkünften aus nichtselbstständiger Arbeit, weil die Kapitalbeteiligung von einem Arbeitnehmer des Unternehmens gehalten wird.2. In dem entschiedenen Fall wurden die Kapitalbeteiligungen nur Arbeitnehmern angeboten, trotzdem hat die Rechtsprechung die Kapitalbeteiligung nicht der Arbeitnehmertätigkeit zugeordnet.3. Damit können Erträge aus der Kapitalbeteiligung der (günstigeren) Abgeltungsteuer unterliegen, wobei aber Verluste des Kapitals jedenfalls nicht zur Minderung anderer Einkünfte verwendet werden können. Kommentar< Das Sparvermögen der Deutschen bringt als herkömmliche Kapitalanlage derzeit kaum ansehnliche Renditen, selbst längerfristige Kapitalanlagen liegen unter 4 % p. a. Manche Autohausbetriebe sind derzeit den Banken so ausgeliefert, dass diese für ihre Kredite Zinsen im hohen einstelligen Prozentbereich oder gar darüber verlangen, so dass insbesondere die Schere zwischen Spargeldanlagen und Kreditzinsen immer weiter auseinanderklafft. Die Idee ist nicht neu, dass Betriebe bei ihren Arbeitnehmern Gelder einsammeln könnten, damit sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Zinsmarge teilen. Die Frage ist, ob nicht derzeit tatsächlich die Lage für so manchen Unternehmer günstiger geworden ist, Arbeitnehmer von solchen Kapitalanlagen zu überzeugen, nachdem selbst bisher für solide erachtete Wertpapiere und Aktien gezeigt haben, dass nahezu ein Totalverlust gar nicht unwahrscheinlich ist, man denke nur an die „Enteignung“ der HRE-Aktionäre! Natürlich sollte auch bei Mitarbeiterbeteiligungsmodellen über die Frage der Absicherung nicht geschwiegen werden, warum aber sollen sich nicht auch Arbeitnehmerkredite durch Sicherungsübereignungen genauso absichern lassen wie teure Bankkredite. Sicherlich ist in manchen Bereichen auch von den Unternehmern Phantasie gefragt. Sollten es Arbeitgeber ehrlich mit der Teilung der Zinsmarge meinen, so könnten dann auch private Sicherheiten angeboten werden, um sich dem Druck der Banken zu entziehen. >

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