Finanzmanagement: Rating - Vorsicht, Warnsignale!

Vorab: Eine regelmäßige Finanzkommunikation bringt Ihnen beim Rating Pluspunkte. Der Entstehung von Warnsignalen können Sie mit guter Kommunikation vorbeugen. Deshalb: Wie sollte die Bankenkommunikation aussehen, damit sie auch beim Adressaten "richtig" ankommt? Die wichtigsten Regeln und Inhalte einer erfolgsorientierten Finanzkommunikation: Überraschungen bei der Bank durch Kommunikation vermeiden Eine wirklich erfolgreiche Bankenkommunikation kann nur dann zustande kommen, wenn sie regelmäßig praktiziert wird. Sprechen Sie mit den Banken den gewünschten Rhythmus ab. Vereinbaren Sie, welche Inhaltspositionen kommuniziert werden. Werfen Sie keine Nebelkerzen. Beschönigen Sie keine Fehler. Bauen Sie keine Luftschlösser. Bleiben Sie realistisch. Nur die Wahrheit führt zum Ziel. Verschweigen Sie keine für die Bank wichtigen Punkte wie: Neubesetzung von Schlüsselpositionen, Rechtsstreitigkeiten, Kürzung von Kreditlinien bei anderen Banken, Forderungsausfall etc. Offenheit schafft Vertrauen! Begründen Sie Ihre Erwartungen. Selektive Zahlen führen nur zum Ärgernis. Ihre Informationen müssen den "wahren" Zustand des Unternehmens widerspiegeln. Maßnahmen, um Warnsignale selbst frühzeitig zu erkennen Achten Sie darauf, dass Ihre Ratingnote nicht durch Warnsignale in den "Keller" geht. Was Sie dagegen tun können: Ergreifen Sie Maßnahmen, um eine Kontoüberziehung zu vermeiden! Kontodisposition ist eine wichtige Aufgabe im Unternehmen und sollte nicht "nebenher" stattfinden. Definieren Sie gemeinsam mit Ihren verantwortlichen Mitarbeitern "Warnstufen" oder "Vorsicht-Stufen" für die Inanspruchnahme der Kontokorrentkonten. Je nach Betriebserfordernissen sollten Sie individuelle Stufen festlegen, um frühzeitig zu reagieren, damit das Kreditlimit eingehalten wird. Beispiel: Warnstufe 1: KK-Inanspruchnahme über 60 % Warnstufe 2: KK-Inanspruchnahme über 75 % Warnstufe 3: KK-Inanspruchnahme über 90 % Es gibt keinen allgemein verbindlichen Lösungsansatz, da betriebsindividuelle Abläufe zu unterschiedlich sind. Berücksichtigen Sie, dass außerordentliche Kontobewegungen - die nur äußerst kurzfristig auftreten und deren Ausgleich sicher ist - noch keine nachhaltige Überschreitung von festgelegten Warnstufen bedeuten und deshalb entsprechend zu würdigen sind, damit kein "falscher" Alarm ausgelöst wird. Ähnliche eigene Beobachtungen gelten auch für andere Bereiche. Stellen Sie keine Schecks oder Überweisungen aus, die nicht gedeckt sind. Erteilen Sie (soweit möglich) keine Aufträge, Rechnungen per Lastschrift einzuziehen, wenn Sie nicht sicher sind, dass diese auch gedeckt sind. Das Problem lässt sich eventuell über Unterschriftsvollmachten regeln. Bei Informationen über wichtige Veränderungen, die finanzielle Folgen haben, die Bank auf den Verteiler setzen, um von sich aus zu informieren. Achten Sie darauf, dass alle zu finanzierenden Positionen erfasst werden und keine Nebenkosten "vergessen" gehen. Auch sogenannte Anlaufkosten sind zu berücksichtigen. Die negativen Folgen bei Nichtbeachtung: Es fallen höhere Kosten an, die zu einer Überschreitung der genehmigten Kreditgrenze führen und ein Warnsignal an die Bank aussenden. Beachten Sie auch Verschiebungen der Finanzstruktur. Beispiel: Eine Investition wird teurer und die Mehrkosten werden nicht langfristig, sondern kurzfristig finanziert. Dadurch erhöht sich die KK-Inanspruchnahme, ohne dass dies umsatzbedingt ist. Für die Bank ein Warnsignal. Andere Finanzierungsformen, wie Leasing und Factoring, können unter Umständen dazu beitragen, eine Situation bei der Bank zu vermeiden, die ein Warnsignal auslösen würde. Erstellen Sie in diesen Fällen Alternativberechnungen, um sicher zu sein, dass eine andere Finanzierungsform auch in die Unternehmensund Finanzstruktur "passt". Überprüfen Sie auch von Zeit zu Zeit Ihre Kreditlinien, um festzustellen, ob sie noch in der "richtigen" Höhe bestehen. So können Sie Vorsorge treffen, dass keine vermeidbaren Warnsignale aufleuchten und in negativen Reaktionen bei den Banken münden. Auch Kreditlinien sind an die Umsatzentwicklung anzupassen. Gegenmaßnahmen und wie sie sich "rechnen" Ein Beispiel: Ein Autohaus hat eine Kontokorrentkreditlinie von 500.000 Euro, die durchschnittlich mit 350.000 Euro beansprucht wird. Legt man die Zinsskala der Kreditanstalt für Wiederaufbau zugrunde und geht von einer Grundeinstufung in der Preisklasse E aus (KfW-Preisklassen gehen von A bis I), so steigt der Zinssatz bei einer Rückstufung um eine Ratingnote um 0,63 %, bei zwei Ratingnoten um 1,38 % und bei 3 Ratingnoten um 1,92 %. In Euro ausgedrückt, steigen die Zinskosten um 2.205 Euro oder 4.830 Euro oder sogar um 6.720 Euro pro Jahr. Berechnen Sie einmal, wie sich der Zinsaufwand in Ihrem Autohaus aufgrund von Warnsignalen verändern kann. Betroffen sind alle Kredite mit einem variablen Zinssatz. Im Rahmen dieses Beitrags wollen wir uns den Warnsignalen mit negativen Auswirkungen zuwenden, da es in erster Linie darum geht, Ratingverschlechterungen zu vermeiden. Gewiss gibt es auch - wenige - positive "Warnsignale", die zu einer Ratingverbesserung führen (können), wobei festzuhalten ist, dass nach internen Bankanweisungen Ratingverbesserungen nur unter Anwendung des sogenannten Vier-Augen-Prinzips vorgenommen werden können. Ein Beispiel: eine überproportionale Erhöhung des Eigenkapitals als Folge einer Erbschaft. Hier bedarf es des Vier-Augen-Prinzips, um übereinstimmend festzustellen, dass dies auch zu einer dauerhaften Verbesserung der Bonität führen wird und nicht als Einmaleffekt kurzfristig wieder verpufft. Verschlechterungen dagegen führen aufgrund klar definierter Ereignisse sozusagen automatisch zu einer Notenverschlechterung. Vorläufige Bilanzen und BWAs können ausschließlich zu verschlechternden Überschreibungen herangezogen werden, nicht zu Verbesserungen. Fazit: Halten wir fest: Warnsignale dienen den Banken dazu, kurzfristig auftretende Bonitätsveränderungen zu erkennen und beim Rating zu berücksichtigen. Warnsignale sind aber nicht nur für die Banken, sondern vielmehr für das eigene Autohaus wichtig, wenn sie denn aufleuchten. Es geht darum, Gegenmaßnahmen einzuleiten, um eine Ratingnoten-Verschlechterung zu vermeiden. Denn dies bedeutet höchstwahrscheinlich höhere Zinsen, zusätzliche Unterlagen/Informationen beizubringen und wahrscheinlich auch die Stellung von weiteren Sicherheiten - Dinge, die Sie leicht vermeiden können. Stellen Sie sicher, dass Sie kurzfristige Ereignisse mit Negativwirkung auf die Ratingeinstufung gegenüber der Bank bereits vor Ihrem Eintritt kommunizieren, um die mit einer Ratingherabstufung verbundenen Probleme und Kosten möglichst zu vermeiden, zumindest aber abzumildern. Hilfreich kann dabei die Anfertigung einer Checkliste sein, in der Sie relevante Warnsignale, deren Auswirkungen und mögliche Gegenmaßnahmen erfassen, bewerten und mögliche Gegenmaßnahmen definieren. Kurzfassung Ein gutes Rating ist nicht nur der Schlüssel für einen Kredit, sondern auch für einen günstigen Zinssatz. Wie Sie Warnsignale, die Banken zu einer schlechteren Ratingeinstufung veranlassen, erkennen und vermeiden - und wie Sie mit gekonnter Finanzkommunikation Negativwirkungen eliminieren. Martin Dieter Herke berät seit über 30 Jahren mittelständische Betriebe, ist Autor (u. a. von AUTOHAUS -Fachbüchern und -Fachartikeln) und gefragter Referent in der Automobilbranche. www.unternehmensberatung-herke.de

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