Ausgabe 07/2011: Vergangenheits- und Zukunftsbewältigung

Vergangenheits- und ZukunftsbewältigungAutomobiler Aschermittwoch E Es ist ohne Frage eine Portion Selbstgerechtigkeit dabei, wenn Markenhandel wie Freie Werkstätten ihre Sicht der Dinge in derber, humoriger Art auf den Punkt bringen. Es muss aber gesagt werden! von Prof. Hannes BrachatPreisfrage: Wer beschäftigt mehr Mitarbeiter: BMW und Audi in Bayern oder das Bayerische Kfz-Gewerbe? Klaus Dieter Breitschwert, der Bayerische Landesverbandspräsident und MdL, verriet des Rätsels Lösung: das Bayerische Kfz-Gewerbe! Insgesamt 110.000 Mitarbeiter, davon 17.000 Auszubildende.Der Sprit E10! Breitschwert: „Man kann keine Politik gegen die Menschen führen. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“ Und Rudolf Angerer, der Obermeister der Kfz-Innung Oberpfalz und Kreis Kelheim, zugleich der erste Kfz-Weltmeister Deutschlands, arbeitete in seiner launigen Darstellung besonders die Herausforderungen personalpolitischer Art für das Kfz-Gewerbe heraus. Angerer: „Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um die beste Jugend für uns zu reaktivieren.“ Zahlreiche Sponsoren, allen voran die RealGarant, die Santander Consumer Bank, Trost Auto Service Technik, der Mineralölhersteller Avia und Münchener Verein Versicherungsgruppe garantierten den freien Eintritt, das Gastgeschenk in Form des „Automobilia-Kruges“, die bayerische Trachtenkapelle und das Kabarettistenduo „Da Bertl und i“.Innungsgeschäftsführer Stefan Brandl interviewte „Miss Tuning 2010“, Kristin Zippel, die ihren Erotikkalender an die „jüngeren Buben“ des Abends, natürlich auch ältere verteilte und über ihre Optik einzunehmen wusste. Ein gesetzterer Schwabe meinte: „Wir müssten ja blind sein, wenn wir Schönheit nicht lieben würden!“650 Automobilisten versammelten sich im Kuchlbauer Weißbierstadl zu Abensberg, der atmosphärisch idealer nicht sein könnte. Er vermittelt Ursprünglichkeit, Natürlichkeit, Bodenständigkeit. Dazu das extra gebraute „Automobilia-Bräu“ aus dem Krug, mit Schaumkrone, und nun wirft man alle Sorgen weg und kommt mental zur Sache. Da fiel aus Heilbronn mit Obermeister Klaus Häberle und seinem Innungsgeschäftsführer Siegfried ein „Heer“ von sage und schreibe 60 echten Schwaben mit dem Bus in Abensberg ein. Wenn das keine Branchensolidarität ist! Bitte, selbst ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Koblitz war aus Bonn angereist, auch wenn die Loblieder auf den ZDK mehr nachdenklich ausfielen. Viel Asche – keine Buße!AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat hat sich zum Aschermittwoch das Motto gewählt: „Viel Asche – keine Buße!“ KT, Karl Theodor zu Guttenberg, hat es mit der Buße mit „vollem Rohr“ der Infanterie erwischt. Brachat: „Lasst uns stolz sein, dass wir einen Weltmeister aus den eigenen Reihen hier im Stadl haben, der ohne Plagiate unser Gewerbe damals in Linz mit höchster handwerklicher Könnerschaft zum Siegerpodest verhalf!“ Brachat rieb sich am Stasi-privilegierten Anwalt, Gregor Gysi, der immer noch in der ersten Reihe sitzt, dessen DDR-Doktortitel voller Honni-Zitate sicher von höchstem wissenschaftlichen Nutzen ist. Gefolgt vom Säulenheiligen Joschka Fischer, der einen Polizisten krankenhausreif schlug, dennoch im Amte verblieb und mit Vortragshonoraren von 25.000 Euro und spezifischem BMW-Beratervertrag zum großen Grün-Kapitalisten mutierte. Die AutomobilindustrieGoogle, nicht die Automobilindustrie, hat für 2018 das alleinfahrende Automobil angekündigt. Ab 2019 kann man dann während der Fortbewegung einen saufen, sich erotisch ausleben. Die Autos werden Fenster erhalten, aus denen man hinaus-, aber nicht mehr hineinblicken kann! Brachat verwehrte sich gegen Einzelprämien beim Elektroauto. „Wer jährlich 500 Mio. Euro für die Entwicklung des Elektromobils erhält und von seinem Produkt in Folge überzeugt ist, braucht keine Einzelprämie!“ Mal sehen, was VW mit dem sogenannten 1-Liter-Auto verändern wird. Brachats Spezialfreund ist abermals Jürgen Schrempp. Er hat in seiner Ära sage und schreibe 100 Mrd. Euro vernichtet. Brachat: „Wer macht es im Hause Daimler möglich, dass derartige Wertevernichter beim 125-jährigen Firmenjubiläum am Galaabend noch auflaufen dürfen? Das ist doch Markenschädigung pur! So kann ein schwäbischer Stern nie und nimmer leuchten!“Bei den Restwertverlusten, die beispielsweise der MAHAG in München 2009 das Genick brachen, störte sich Brachat vor allem daran, dass den einen Betrieben von oben mit zweistelligen Millionenbeträgen geholfen wurde, andere hat man mit System fallenlassen. Willkür pur! Brachat hatte 1994 zusammen mit Helmuth H. Lederer, Schwacke-Inhaber, den DSI in Bamberg über Prof. Meinig initiiert. Der DSI ist inzwischen zusammen mit Prof. Dr. Wolfgang Meinig quasi in „Pension“ gegangen. 1998 kam der MarkenMonitor mit Prof. Dr. Willi Diez. Wichtigste Erkenntnis nach 17 Jahren Händlerzufriedenheitsbefragung, so Brachat: „Der wichtigste Kunde der Hersteller ist der Händler. Dessen höchster Zufriedenheitsmaßstab ist die Rendite. Seit 17 Jahren verharrt die Händlerzufriedenheit mit der Rendite bei der Schulnote 3,7! Wissenschaftlich wird hier von ‚resignativer Zufriedenheit‘ gesprochen. Sprich, da ändert sich nichts mehr. Lebe damit! Die Hersteller/Importeure sagen, der Handel braucht für seine Zukunftsgestaltung zwei bis drei Prozent Umsatzrendite. Sie tun aber nichts dafür. Das beste Beispiel sind die Margensysteme. Wer Kundenzufriedenheitssysteme zum Margenbestandteil macht, will in Wahrheit nur die Rendite der Händler kürzen!“ Brachat: „Sie setzen nach wie vor nur auf Volumen, Volumen und nochmals Volumen! Wer beispielsweise 100 Prozent Kundenzufriedenheit avisiert, führt eine 100-prozentige Pleite im Handel herbei. Verschenken ist die Höchstform des Handels!“ Brachat: „Sie wollen ja nicht nur, dass wir die Kunden zufrieden stellen. Wir sollen sie begeistern. In der Höchstform beglücken. Ich möchte mal die Mini-Fahrerin sehen, die am Abend für die Inspektion 450 Euro hinlegen muss und dann vor lauter Beglückung ihr Röckchen hebt und über den Serviceberater herfällt!? Welch blödes Geschwätz! Derartigen Unsinn können sich nur Agenturen ausdenken!“ Brachat weiter: „Wir sollten mehr darüber nachdenken, dass sich ein Normalverdiener einen normal ausgestatteten Mittelklassewagen zum Listenpreis nicht mehr leisten kann. Sie, die hohen Herren, mögen doch mal ihr Preisniveau überdenken! Wir sind inzwischen so weit, dass man bei echter Kundenzufriedenheit einem Kunden gar keinen Neuwagen mehr empfehlen darf, sondern auf eine Kurzzulassung verweisen muss!“ Fazit: Es kommt nicht auf eine hohe Prozentzahl mit Kundenzufriedenheit an, sondern, ob der Kunde wiederkommt. Ergo: Die Loyalitätsrate!Frauenquote!Brachat brach eine Lanze für die Frauenquote im Service. Frauen sorgen für ein anderes Klima, für mehr Feinsinn und Einfühlsamkeit. Dennoch, so Brachat, Frauen tun oftmals für Äußeres Dinge, für die jeder Gebrauchtwagen-Händler ins Gefängnis käme. Beifall, verbunden mit Verwunderung! Brachat verwahrte sich auch gegen die Hybris von 50.000 Werkstatttests pro Jahr durch TÜV und Dekra. Brachat: „Das Kfz-Gewerbe ist Deutschlands größtes Testergewerbe geworden. Nach zwanzig Jahren Testen und unzureichenden Fortschritten muss man doch fragen, was nicht stimmt. Die mögen doch unsere Mitarbeiter an die Hand nehmen und ihnen zeigen, wie man sich richtig verhält bzw. Qualität produziert. Getestet haben wir genug!“ Brachat brachte auch wenig Verständnis für das offensive VW-Ziel auf, 2018 Toyota vom ersten Platz in der Herstellerriege zu verdrängen. Brachat: „Wenn ich der Erste sein will, dann mache ich das schweigend und überhole links. Hyundai macht das vor. Da aber scheint mancher Österreicher besondere Reflexe zu zeigen! Mehr Bescheidenheit wäre da nicht schlecht!“ Bei Fiat-Chrysler hängen die Glocken mit „New-Lancia“ gleichermaßen schief. Brachat: „Fiat hat den Wert der Marke Lancia seit der Übernahme 1969 nicht verstanden. Adelsgeblüt wird nun rigoros zivilistisch verseucht! Wie kann man für einen Lancia-Service-Vertrag 100.000 Euro Standards-Investment verlangen, einen Vertrag mit 200 Seiten Umfang vorlegen, obwohl 2010 sage und schreibe 1.483 „Lancia-Büchsle“ auf die deutschen Straßen geschoben wurden!? Man müsste eigentlich die Verantwortlichen mangels geistiger T-Shirt-Verengung vom Hofe schicken! Sie mögen 100.000 Euro mitbringen, dann reden wir wieder darüber. Alles andere ist blanke Hybris!“ MineralölwirtschaftDie Schmiermittelmafia hat mit der selbstverschuldeten Öl-Katastrophe in Mexiko am 20. 4. 2010 besondere Akzente gesetzt. 85 Tage sprudelten Millionen Liter Öl ins Meer, bis endlich die Abdichtung gelang. BP bezahlt die Schadensbegrenzung in Höhe von 40 Mrd. Dollar aus dem „Porto-Kässle“. Wenn pro Jahr 25 Mrd. Dollar verdient werden, ist das gut zu machen, egal, wer und was auf der Strecke bleibt. Unter Wachstumsaspekten wird der Schaden werterhöhend ausgewiesen. Das kann es aber nicht sein. Spätestens hier ist zu fragen, wie und zu welchem Preis Wachstum generiert wird. Brachat zum Öl-Oligopol: „Wer wird es leugnen wollen: Wenn die Ferien beginnen oder wieder einmal eine Krise in der Nähe von Öl-Bohrlöchern stattfindet, steigen die Spritpreise! Und unser Staat macht mit, weil er am höheren Spritpreis mitverdient. Wir reden aus gutem Grunde beim Öl-Geschäft von Schmiermitteln!“Vater StaatHinsichtlich des Staates meinte Brachat: „Es gibt ja nicht nur eine soziale Verteilungsgerechtigkeit, es gibt auch eine soziale Belastbarkeitsgrenze. Der Zugriff des Staates muss auf maximal die Hälfte des Einkommens festgelegt werden. Bayerische Schwaben finden diese Grenze bereits am 31.3. eines Jahres erreicht!“ Wer die verschobene Umsatzsteuerreform vor sich sieht, die nicht eingeführte Dienstwagenbesteuerung vom Nettowert, die kalte Progression, das Faktum, was die Konzerne wirklich an Steuern in Deutschland abführen, stellt fest: Motivation für den Mittelstand sieht anders aus! Größte Herausforderung für Brachat bleibt die Staatsverschuldung. Dass die Deutschen dies alles locker sehen, geht aus folgendem Zitat des brasilianischen Nobelpreisträgers Drauzio Varella hervor: „In der heutigen Welt wird fünfmal mehr in Medikamente für die männliche Potenz und Silikon für Frauen investiert, als für die Heilung von Alzheimer-Patienten. Daraus folgernd haben wir in ein paar Jahren alte Frauen mit großen Titten und alte Männer mit hartem Penis, aber keiner von denen kann sich erinnern, wozu das gut ist.“ zLesen SIe hier...... die wichtigsten Aussagen vom automobilpolitischen Aschermittwoch in Abensberg.

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