Ausgabe 07/2012: Vernetzte Zukunft

Vernetzte Zukunft8. Puls-Automobilkongress E Das Automobil könnte künftig im Zentrum intermodaler Verkehrskonzepte stehen. von Christian Frederik MertenGut besucht war der 8. Puls-Automobilkongress am 15. März: Mehr als 200 Gäste begrüßte Konrad Weßner, Geschäftsführer der Puls Marktforschung, im Maybach-Museum im oberpfälzischen Neumarkt. Unter der Leitung von AUTOHAUS-Herausgeber Professor Hannes Brachat diskutierten die Teilnehmer nicht nur gesellschaftliche Mobilitätstrends, sondern auch aktuelle und zukünftige Lösungsansätze für die daraus resultierenden Herausforderungen. Als Ehrenredner sprach Professor Jürgen Hubbert, ehemaliger Vorstand der Daimler AG, über die Entwicklungen in der Branche.Hubbert fasste zusammen: „Zugang statt Eigentum ist eine Tendenz, mit der wir uns auseinandersetzen müssen.“ Er bezog sich dabei auf die sich verändernde Einstellung vor allem junger und urbaner Zielgruppen zum Automobil, die auf dem Kongress Konsens war. Diskutiert wurde allerdings, wie dieser Wandel genau aussehen könnte.Gastgeber Weßner zufolge wird das Automobil seinen Status nicht verlieren, er wird sich vielmehr verändern. „Clevere Mobilität wird zum Statussymbol der Zukunft“, betonte er die Bedeutung moderner Mobilitätslösungen. Auch für Professor Andreas Knie, Geschäftsführer des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel in Berlin, spielt die individuelle Fortbewegung in einer offenen Gesellschaft weiterhin eine zentrale Rolle. Er schränkte mit Blick auf die bisher besonders autoaffine Zielgruppe jüngerer Männer allerdings ein: „Wir glauben, dass das Auto schon jetzt an Bedeutung verliert.“ Das hieße zwar nicht, dass junge Menschen weniger fahren wollten, aber: „Die Identifikation mit dem Auto nimmt ab.“ Eine Folge: „Junge Menschen haben kein Interesse mehr daran, sich in den Autokauf einzudenken.“ Jürgen Hubbert gab mit Blick auf diese Entwicklung in jüngeren Zielgruppen folgenden Hinweis: „Ich bitte bei der Betrachtung der Jugend zu bedenken: Das Geld spielt auch immer eine Rolle.“Handel weiter im MobilitätsfokusUnabhängig von den Ursachen dieser Entwicklung gilt es aber, Lösungsansätze zu suchen und gerade dem Handel ein Geschäftsmodell zu sichern. So erwartet Rolf Lübke, Geschäftsführer der DB Mobility Networks, in Zukunft mehr vernetzte grüne Mobilität. Er sagte zwar: „Das Automobil bleibt der Mobilitätsträger Nummer eins.“ Den Autohandel sieht er jedoch künftig im Zentrum intermodaler Verkehrskonzepte: „Das Autohaus kann die Mobilitätsdrehscheibe der Zukunft sein.“Kurt Kröger, geschäftsführender Gesellschafter der Dello-Gruppe in Hamburg, unterstrich dabei jedoch die Relevanz des Produktes Automobil für den Handel. Er stellte die Frage: „Sind Mobilitätslösungen ohne Automobilverkauf die Zukunft?“ Seine Antwort: „Nein!“ Denn neue Mobilitätskonzepte seien zunächst immer Beiwerk zum Automobil. Kröger sagte: „Der Automobilhandel war und ist weiterhin der wichtigste Anbieter von Mobilitätslösungen.“ Und ergänzte: „Alles, was der Markt die kommenden 30 Jahre verlangt, können wir als Händler zusammen mit dem Hersteller anbieten.“ Auch Klaus Sorg, geschäftsführender Gesellschafter der Autohandelsgruppe Sorg in Fulda, betonte: „Bei individueller Mobilität geht es immer um das Automobil.“ Aus Sicht Wolfgang Hermanns, Renault-Händler aus Northeim, darf sich der Handel zu Zeiten des Wandels neuen Trends aber nicht verschließen: „Der Kunde geht zu dem, der zukunftsorientiert handelt und Innovationen umsetzt.“Emsige HerstellerDass neue Verkehrskonzepte an Bedeutung gewinnen, zeigen immer mehr Carsharing-Angebote der Hersteller. Markus Spickermann, Geschäftsführer von Car2go, Berthold Krüger, Leiter innovative Mobilitätskonzepte bei Volkswagen Financial Services, sowie Andreas Kottmann, Geschäftsführer DriveNow, einem Joint Venture zwischen BMW und Sixt, stellten in Neumarkt ihre Aktivitäten auf diesem Gebiet vor. Car2go gibt es heute in neun Städten, 2016 sollen es 60 bis 80 in Europa und Nordamerika sein. DriveNow und Quicar befinden sich dagegen noch in der Start- beziehungsweise Pilotphase.Auch Peugeot und Citroen sind im Bereich der vernetzten Mobilität aktiv. Peugeot möchte sich mit „Mu by Peugeot“ als Anbieter von Mobilitätsservices etablieren, Citroen ab Mai mit Multicity. Thomas Bauch, Geschäftsführer von Peugeot Deutschland, möchte die Zahl seiner Mu-Partner dieses Jahr von 13 auf eine „dreistellige“ Zahl ausbauen: „Nach der Testphase sind wir jetzt in der Lage, das Konzept unseren Partnern anzubieten.“ Das Multicity-Herzstück wird laut Florian Kreß, Koordinator Verkaufsförderung bei Citroen, ein Internetportal sein, auf dem der Kunde seine Reise mit verschiedenen Verkehrsmitteln planen und direkt buchen kann. Für den Handel soll dieses Portal mittelfristig auch Leads generieren.Ein speziell für innerstädtische Verkehrskonzepte entwickeltes Fahrzeug zeigte Klaus Horndasch von EDAG. Es ist auf die Nutzung durch wechselnde Personen ausgerichtet, Carsharing-Betreiber hätten über die Cloud Zugriff auf das Auto. Die Bedeutung der Cloud hob auch Reinhard Zillessen, Direktor der Ford-Serviceorganisation, hervor. Intelligente Mobilität heißt ihm zufolge vernetzte Mobilität. Und über die Cloud seien Fahrzeuge in Zukunft auf die Präferenzen des Fahrers einstellbar, zum Beispiel die Streckenführung des Navigationssystems.Zukunft für den HandelSo malten die Referenten also eine insgesamt positive Zukunft des Automobils. Der Handel werde als wichtiger Mobilitätslieferant weiterhin erfolgreicher Marktteilnehmer sein – wenn auch unter veränderten Rahmenbedingungen. Auch Jürgen Hubbert blickte trotz aller Veränderungen optimistisch in die automobile Zukunft: „Es bleibt der Wunsch der Menschen nach spontaner, individueller und bezahlbarer Mobilität. Das Auto wird das bevorzugte Verkehrsmittel bleiben.“ Es werde dabei zwar auch als Bestandteil neuer Verkehrskonzepte genutzt. Dem Handel machte Hubbert aber weiterhin Mut: „An Ihnen kommt der Kunde auch in Zukunft nicht vorbei.“ ■Mehr Bilder finden Sie unter www.autohaus.de/pulskongressLesen Sie hier...... welche Zukunftsperspektiven das Automobil aus Sicht der Referenten des 8. Puls-Automobilkongresses besitzt.Kurzfassung1. Gerade junge Menschen in urbanen Ballungsräumen werden Autos in Zukunft weniger besitzen, aber dennoch weiterhin nutzen wollen.2. Intermodal vernetzte Verkehrskonzepte gewinnen daher vermehrt an Bedeutung.3. Für den Handel als nach wie vor wichtigsten Mobilitätsanbieter heißt das, sich ggf. auch in intermodal vernetzten Verkehrskonzepten zu positionieren.

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