Ausgabe 20/2010: Zukunftstechnologie

ZukunftstechnologieMercedes-Benz E Daimler-Vorstandsmitglied und Entwicklungschef Dr. Thomas Weber über Design, Alternative Antriebe, Produktionskosten, Qualität, Modellpolitik und Kooperationen. von Prof. Hannes BrachatAUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat sprach in Sindelfingen mit Dr. Thomas Weber, Vorstandsmitglied der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung & Mercedes-Benz Cars Entwicklung.AH: Herr Dr. Weber, der unverwechselbare Stil eines Automobils ist wesentlich mit seinem Design verbunden. Und dennoch ist der durchschnittliche Neuwagenkäufer bei Mercedes-Benz über 50 Jahre alt. Will das Konsensdesign für die breitere Schicht der „Jüngeren“ nicht gelingen? Und dennoch, wenn Sie pro Jahr 1,5 Millionen Pkw produzieren wollen, brauchen Sie mindestens 300.000 Käufer aus der jüngeren Käuferschaft. Wird das künftige MB-Design daher polarisieren?T. Weber: Wir können auf unseren Kundenstamm sehr stolz sein. Diese Zielgruppe ist erfolgreich, hat im Leben etwas erreicht und ist finanziell gut situiert. Daher werden wir auch in Zukunft Modelle anbieten, die genau diese Kunden ansprechen. Darüber hinaus haben wir natürlich auch jüngere Käufer im Blick. Mit unseren künftigen Premium-Kompaktwagen z. B. werden wir zusätzliche attraktive und hochemotionale Produkte im Angebot haben. Die neue A-KlasseAH: Die A-Klasse wird es nicht mehr in der hochgestellten Form mit bequemer Einstiegsvariante geben?T. Weber: Wir werden in Zukunft beides können. Wir werden ein solches Auto für unsere vielen treuen Kunden auf alle Fälle wieder haben. Genau mit dieser Raumfunktionalität, großem Kofferraum und großer Variabilität. Die neue A-Klasse hingegen wird überraschen und viele neue Kundengruppen begeistern. Davon bin ich überzeugt.QualitätAH: Mercedes kam in den vergangenen Jahren immer wieder mit Qualitätsproblemen in die Schlagzeilen, Elektronik-Probleme bei der E-Klasse, Rost, dann Einspritzdüsenprobleme u. a. Passt das zu Ihrem neuen Slogan „Das Beste oder nichts“? T. Weber: Diese Problematik bei der E-Klasse liegt mittlerweile zwei Generationen zurück. Wir haben inzwischen unsere gesamte Organisation neu aufgestellt und die Zusammenarbeit mit der Zulieferindustrie inklusive der entsprechenden Prozesse neu definiert und strukturiert. Und die Ergebnisse überzeugen: Schauen Sie sich die aktuellen Qualitäts-Rankings wie z. B. bei J.D.Power an, wir nehmen dort den vordersten Platz ein. Smart + RenaultAH: Eine ketzerische Frage sei erlaubt. Den klassischen Smart gibt es seit 1998. Nach zwölf Jahren ist immer noch kein Nachfolger in Sicht. Das Beste oder nichts liegt jetzt offensichtlich in dieser Frage im Kooperationsverbund mit Renault? T. Weber: Eines vorab, alle beneiden uns um den Smart. Und dieser läuft bereits sehr erfolgreich in zweiter Generation.AH: Auch wenn er unterm Strich bis heute keinen Cent eingespielt hat? T. Weber: Wenn wir den Smart nicht hätten, müssten wir ihn spätestens jetzt erfinden. Man kann nur kritisch anmerken, er war seiner Zeit etwas voraus. Heute sind genau solche Fahrzeugkonzepte erforderlich, um die künftige Mobilität gerade in den Ballungszentren weltweit nachhaltig zu sichern. Denn diese Regionen werden künftig 75 Prozent des globalen Verkehrs ausmachen. Mit car2go und car2gether haben wir Meilensteine in Sachen innovative Mobilitätskonzepte gesetzt und der Smart passt perfekt dazu. Dass es bei Smart viele großartige Ideen gibt, haben wir gerade auf dem Pariser Salon gezeigt, der Smart „escooter“ und das Smart „ebike zeigen unsere Ideen für zusätzliche Null-Emissions-Produkte bei Smart. Und durch die Zusammenarbeit mit Renault kommen wir künftig beim Smart auf attraktive Volumina. Alternative AntriebeAH: Für 2015 sind politisch diverse Vorgaben für Emissionswerte gesetzt. Worin liegen für Ihren Konzern dafür die größten Herausforderungen?T. Weber: In der öffentlichen Diskussion um CO2 darf nicht der Blick für das Ganze verloren werden. Ziel muss es sein, Verbrauch und Emissionen ganzheitlich zu reduzieren und Mobilität nachhaltig zu sichern. Für uns bedeutet das, effiziente und saubere Fahrzeuge zu entwickeln, die gleichzeitig den höchsten Ansprüchen an Komfort, Sicherheit und Faszination gerecht werden. Dazu investieren wir pro Jahr rund 4,3 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Mehr als die Hälfte davon fließt in grüne Technologien und Produkte. 1995 lag unser europäischer Flottenverbrauch noch bei 9,2 Liter. 2009 lag er aber bereits bei nur noch 6,4 Liter. Für 2012 peilen wir einen Flottenverbrauch von 5,6 Litern an und die Zielvorgabe für 2015 werden wir ebenfalls erreichen. Unser Langfristziel lautet aber emissionsfreies Fahren mit Elektrofahrzeugen – ob mit Brennstoffzelle oder Batterie. Sie bieten gerade in Ballungszentren große Potenziale, denn sie sind leise, effizient und lokal emissionsfrei. Die ersten vier Modelle haben wir bereits auf der Straße. Das zeigt, wie ernst wir es meinen.1-Liter-AutoAH: Volkswagen präsentierte auf der IAA 2009 das 1-Liter-Auto. Wäre nicht das die umweltfreundlichste Alternative?T. Weber: Die Frage ist doch, was der Kunde will und welches Konzept sich letztlich durchsetzen wird. Verzicht wird sicher nicht die Lösung sein. Fakt ist aber, dass die Effizienz der Verbrennungsmotoren noch lange nicht am Ende ist. Es lohnt sich, an deren Optimierung kontinuierlich weiterzuarbeiten, ohne dabei auf Sicherheit oder Komfort zu verzichten. Beispielhaft dafür stehen unsere neuen BlueDIRECT Motoren, bei denen wir den Verbrauch um bis zu 25 Prozent weiter reduziert haben. Wir haben hier noch viele gute Ideen. Lassen Sie sich überraschen.AH: Herr Dr. Weber, vielen Dank für das Gespräch!KurzfassungKernpunkte des Gesprächs mit Dr. Thomas Weber, Vorstandsmitglied der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung & Mercedes-Benz Cars Entwicklung:1. Das Design wird weiter die Hauptzielgruppe ansprechen, es soll aber auch Premium-Kompaktwagen für jüngere Käufer geben.2. Bei der Qualität sieht man sich sehr gut aufgestellt – Probleme wie bei der E-Klasse liegen zwei Generationen zurück.3. Der Smart soll in der Kooperation mit Renault in attraktiven Stückzahlen verkauft werden.4. In grüne Technologien werden Milliarden investiert. Die Optimierung des Verbrennungsmotors steht aber ebenfalls noch im Fokus.

Ausgabe 20/2010: Zukunftstechnologie

Zukunftstechnologie

MEISTGELESEN

Club of Excellence: Stellantis ehrt seine besten europäischen Händler

Gigantische Reichweite: BMW lüftet technische Daten des iX3

Weltpremiere in Ingolstadt: Audi enthüllt neuen Q3

STELLENANGEBOTE

KFZ-Mechatroniker (m/w/d) in Pfullendorf

Kommunikations-Elektroniker /Hochvolttechniker (m/w/d) in Pfullendorf

Assistenz der Geschäftsführung mit Schwerpunkt Marketing

Technischer Betriebsleiter - Volkswagen Konzernhandel

Automobilverkäufer (m/w/d) in Pfullendorf

NEWSLETTER