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Rücktritt: ADAC-Präsident nimmt seinen Hut

10.02.2014 13:26 Uhr
Rücktritt vor Rausschmiss: der frühere ADAC-Präsident Peter Meyer

Peter Meyer zieht die Konsequenzen aus dem Skandal rund um die Tricksereien beim Autopreis "Gelber Engel" und tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Er kommt damit einer Amtsenthebung zuvor.

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ADAC-Präsident Peter Meyer ist nach Manipulationen beim ADAC-Autopreis "Gelber Engel" und weiterer Kritik an dem Verband zurückgetreten. Der 64-Jährige legte mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder, wie der ADAC Nordrhein am Montag mitteilte. Meyer war seit 2001 Präsident des Autoclubs. Hintergrund des Rückzugs ist unter anderem die Fälschung von Zahlen beim ADAC-Autopreis.

"Für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften, denen gemäß ADAC Satzung die Besorgung der laufenden Geschäfte obliegt, möchte ich nicht länger alleine verantwortlich gemacht werden", erklärte Meyer in einer Mitteilung. Jüngste Angriffe und Diffamierungen seiner Person hätten nicht nur den ADAC, sondern auch seine Familie belastet. Die Entscheidung habe er allein und sorgfältig überlegt getroffen.

Nach ADAC-Angaben ist Meyer mit seinem Rückzug einer Amtsenthebung zuvor gekommen. Angesichts der aktuellen Vertrauenskrise und der erschütternden Ergebnisse der aktuellen Krisenaufarbeitung habe das Präsidium am Montagvormittag ein Suspendierungsverfahren gegen Meyer beschlossen, teilte der Verein mit. Das Amt des Präsidenten übernimmt kommissarisch Vizepräsident August Markl (65). Die Nachfolge soll bei der nächsten ordentlichen Hauptversammlung im Mai 2014 geregelt werden.

Meyer betonte: "Ich glaube dennoch an den vorgestellten 10-Punkte-Plan mit tiefgreifendem Reformprozess für den ADAC." Das Ziel müsse die Rückgewinnung von Vertrauen und Kompetenz sein. Zuvor hatte Meyer einen Rücktritt mehrfach ausgeschlossen. Er sehe seine Pflicht darin, weiter für die gute Sache zu kämpfen, hatte er noch am Wochenende der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gesagt. "Ausbüxen ist aus meiner Sicht das falsche Signal."

Chance für Neustart

Bundespolitiker begrüßten die Abdankung von Meyer parteiübergreifend, mahnten aber weitere Konsequenzen aus der Manipulationsaffäre an. "Dieser Rücktritt wird allein nicht ausreichen", sagte Bundesverbraucherminister Heiko Maas (SPD) am Montag. Der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD), sprach von einer Chance für den Autofahrerclub, "sich auch strukturell neu zu ordnen". CSU-Chef Horst Seehofer sagte, der Rücktritt sei "eine respektable Konsequenz" und ermögliche einen Neuanfang.

Ähnlich äußerte sich Grünen-Verkehrsexperte Stephan Kühn: "Meyers Rückzug macht den Weg für eine glaubhafte Neuaufstellung frei. Keinesfalls darf es jedoch nur beim Austausch von Köpfen bleiben." Die Abspaltung der wirtschaftlichen Aktivitäten des ADAC müsse vorangetrieben werden. Linke-Verkehrspolitiker Herbert Behrens sagte, diese Strukturdebatte könne vom Rücktritt nicht mehr abgewürgt werden. Da hinter den Manipulationen offensichtlich ein Beziehungsgeflecht stecke, seien umfangreichere personelle Konsequenzen zu ziehen. "'Der König ist tot – es lebe der Vize-König' ist keine Option", sagte Behrens.

Gefälschtes Ranking

Der ADAC musste am Montag einräumen, dass bei der Leserwahl des "Gelben Engels" außer der Teilnehmerzahl in diesem Jahr auch die Rangfolge gefälscht worden sei. Das habe die Unternehmensberatung Deloitte bei ihrer Untersuchung der Abstimmung herausgefunden. Es gebe zudem Anhaltspunkte dafür, dass auch in den Vorjahren ähnliche Veränderungen vorgenommen worden seien. Klarheit darüber gebe es aber noch nicht. Gründe für die falschen Ergebnisse sind Deloitte zufolge sowohl vorsätzliche Veränderungen als auch eine technisch fehlerhafte Verarbeitung der Daten. Abhängig von den weiteren Ergebnissen will der ADAC nun rechtliche Schritte gegen den geschassten Kommunikationschef Michael Ramstetter vorbereiten.

Bislang war bekannt, dass bei der Wahl des VW Golf die Zahlen nach oben frisiert wurden. Dem ADAC, der rund 19 Millionen Mitglieder hat, war auch vorgeworfen worden, seine Rettungshubschrauber für Flüge von ADAC-Funktionären eingesetzt zu haben. Die Statuten erlaubten das in Ausnahmefällen, hatte der Verband dazu zunächst erklärt. Dem Vorgehen wurde später dann aber ein Riegel vorgeschoben. (dpa)

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KOMMENTARE


Gerdi Hellmann

10.02.2014 - 13:52 Uhr

Wenn er auf der Hauptversammlung im Mai zurückgetreten wäre, hätte er die Veränderungen im ADAC begleiten können. Heute ist selbst eine Zerschlagung des Vereins und eine Ausschüttung der Überschüsse an die Mitglieder nicht mehr undenkbar!


MH

10.02.2014 - 14:03 Uhr

Das wurde ja wohl auch höchste Zeit! Lehnen wir uns zurück und schauen was uns diese Panoptikum noch so alles zu bieten hat.


E. Kühlwetter(wallibelli)

10.02.2014 - 14:08 Uhr

Welch krude Begründung, Zitat: "Für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften, denen gemäß ADAC Satzung die Besorgung der laufenden Geschäfte obliegt, möchte ich nicht länger alleine verantwortlich gemacht werden". WehrterHerr EX - Präsident Meyer, es ist ja wohl offensichtlich : "Der Fisch fängt auch beim ADAC vom Kopf her an zu stinken". Die logische Konsequenz: "Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen."


A .Aslau

10.02.2014 - 14:15 Uhr

Hätte ich an seiner Stelle auch gemacht.Ist doch bei großen Konzernen und in der Politik üblich, dass ein Bauernopfer in höheren Kreisen gefunden wird, nur weil es angeblich seinen Laden nicht im Griff hat.Schießt in Afghanistan ein Befehlshaber in den falschen Pulk, geht der Verteidigungsminister. Macht ein Untergebener in irgendeinem Konzern, egal in welcher Abteilung, kacke - geht eben der Boss.Ob er seinen Mitarbeiter jemals gesehen hat oder gar kennt, spielt keine Rolle. (ist nicht nur auf den ADAC bezogen).Wichtig ist, das das Fehlverhalten medial so richtig geil auszuschlachten ist - das ist immer das Beste.Ich will kein Boss sein - wer weiß, welche Putzfrau mich stolpern läßt.


Pagani

10.02.2014 - 14:18 Uhr

Moment mal, wo stand das doch gleich... Ahja, hier: Meyer selbst wies Rücktrittsforderungen zurück. "Ausbüxen ist aus meiner Sicht das falsche Signal." Er sehe seine Pflicht darin, weiter für die gute Sache zu kämpfen, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".Heute so, morgen so. Sehr zuverlässig und kompetent der Herr.


Michael Kühn

10.02.2014 - 16:11 Uhr

@ A .Aslau; ich bin NICHT Ihrer Meinung, der Fischstinkt eben mal vom Kopf her und echte Führungsgeister haben ihre Leute im Griff ! Notfalls werden untere Opferlämmer entsorgt. Beispiel Politik: Frau Angie Merkel ist der "Big Boss" in der BRD. Da stimmen Sie mir sicherlich zu. - und dann waren mit einmal "Guti, Schawänsche, Röttgen u. Präsi Wullfi" im Gerede. Was geschah dann ? ALLE WEG ! - z.B. Fipsi + Ramsauer konnten zwar auch nix, aber sie richteten keinen großen Schaden an, d.h. überwiegend medienneutral bis auf kleine Kritiken in der Presse. Sie funktionierten quasi parteikonform und sonst passierte nix Nennenswertes. - Beispiel Konzerne: Wie war damals die Geschichte bei VW, mit dem Herrn Lopez und später mit dem Herrn Pischetsrieder ? - das Gleiche in grün, "Big Boss" Piech blieb und behielt die "Fäden in der Hand" - die Anderen WEG-gebeamt ! (Beim Herrn Pischetsrieder kam ja auch noch die Tragödie vorher mit dem Rover-Deal bei BMW ins Gerede und er verließ (un?)-freiwillig das Unternehmen...) - MERKE: Ein guter Big Boss, verliert niemals die Kontrolle/Überblick über sein Unternehmen, auch wenn er scheinbar nur im Hintergrund "werkelt" !!! -Z um Abschluß erinnere ich mich noch an den Größenwahn vom Porschelenker Wiedeking mit seiner VW-Aktion... Er unterschätzte Ferdi Piech. (Alles fatale Fehler. Und wenn diese Bosse entsorgt werden, spreche ich nicht von Bauernopfer sondern von der Trennung zwischen Spreu und Weizen).


Willy Kühn

10.02.2014 - 17:14 Uhr

Ja ja, kaum zu glauben, doch leider ist es nun mal so wie es mein Namensvetter s.o., - Michael Kühn - schreibt... dem kann ich mich nur anschließen. Sollte kein neuer Präsident zu finden sein,ich stehe gerne zur Verfügung.Doch eins muss ich sagen und da führt kein Weg dran vorbei, wir alle, oder zumindest sehr viele von uns, waren schon glücklich, ich glaube sogar sehr glücklich, über einen eingeflogenen gelben Engel. Zum Glück, dass es diese Engel gibt.


Kurt Wendt

10.02.2014 - 18:08 Uhr

Es gab bisher 3 Glaubensgemeinschaften in Deutschland:EvangelismusKatholizismusA D A CDas hat sich jetzt wohl verändert. Spannend wird es aber erst, wenn Verflechtungen zu den Herstellern auftreten. Wo soll sonst der Grund für die Manipulationen liegen, wenn für den ADAC kein Vorteil auftritt?


luxusastor

10.02.2014 - 18:40 Uhr

Von der Politik kommt nun wieder viel Respekt vor dieser mutigen Entscheidung. Nun ist Herr Meyer 64 Jahre alt und nach über 12 Jahren ADAC Präsidentschaft sicher auch finanziell ganz gut abgesichert. Vor diesem Hintergrund sehe ich das absolut nicht als großen Schritt. Bei den anstehenden Schwierigkeiten und der weiteren Medienschelte ist eine freiwillige "Frühverrentung" die einzige logische Alternative. Mit Mut hat das nichts zu tun. Andere Menschen wären dankbar, so dem täglichen Tun des Arbeitslebens entfliehen zu können.


Holger Polger

11.02.2014 - 07:51 Uhr

Was wohl passiert wenn jemand die anderen Testmagazine unter die Lupe nimmt...?Ob uns dann die Manager aus gehen?


Mike

11.02.2014 - 09:03 Uhr

Gern haben wir die eingeschleppten Fahrzeuge repariert, gern haben wir die ´verunfallten Fahrzeuge gekauft oder ?


Theo.Mooshammer

11.02.2014 - 09:37 Uhr

Ales Schmierentheater mit zweitklassigen Leiendarsteller.Verlogene heuchlerische Autoindustrie, die sich selbstherrlich von ADAC feirn lässt und danach entsetzt Preise zurück gibt.Geld ,Macht und Habgier ereilen das Management großer Konzerne, die von Egoismus als Leitmotiv der letzten prägt das Handeln der Industriebosse, die völlig den Bezug zu gesellschaftlichen Tugenden verrloren haben.Wo bleibt denn Moral und Anstand ?


P.Wolf

11.02.2014 - 10:04 Uhr

@ Theo Mooshammer, Sie haben den Finger in der Wunde. Internationales Ansehen der deutschen Automobilbauer muss erhalten bleiben. Deutsche Wertarbeit, Qualität, Zuverlässigkeit und v.m. können nur durch gefestigtePersönlichkeiten an der Spitze der Konzerne, international Anerkennung finden. Lufthansa wirb z.Zt mit diesen Atributen:" Immer diese Deutschen...."


Michael Kühn

11.02.2014 - 12:54 Uhr

Der Grundgedanke vom ADAC bei der Gründung war seinerzeit eine tolle Sache. Es ist beschämend, was die späteren "Häuptlinge" daraus machten !!!Dann taucht auch noch "Dudi" heute früh in den Nachrichten mit seiner "weltbewegenen" Weisheit auf... - Was macht dieser "Typ" hier im Interview, Promotion in eigener Sache ? - Als ("vermeindlicher") Branchenkenner spielt er jetzt auf der Seite der Autohersteller und ist scheinbar sehr überrascht von der Entwicklung des ADAC bis heute... ?Er sprach von Selbstverständnissen, welche nun auch nicht mehr extra erwähnt werden müssen. ("Eine Frau soll die Führung übernehmen...?) - Der Konzern ADAC wurde über Jahrzehnte auch von der Politik (wissendlich...?) geduldet, so als Verein etc... - und jetzt schaltet sich die Politik ebenfalls ein und "meckert" u. pocht auf genaue Aufklärung... Ein - eV - der jahrelang steuerrechtlich entsprechend geführt wurde, obwohl er mittlerweile zu einem profitablen Konzern "aufgestiegen" ist ??? - sehe ich das richtig, dass wir in Deutschland nur noch verfilzte Gegebenheiten in den obersten Rängen vorfinden. Solange nix passiert, reibt man sich die Hände gegenseitig, aber wehe wenn etwas passiert, dann gibt es nur noch "Unschuldige" die dann "Bauernopfer" zum Galgen führen...


Hermann

11.02.2014 - 13:45 Uhr

Naja die bisherigen Leser-Kommentare sind schon etwas parteilich. Ja selbst die SPD und CSU melden sich, obwohl die ja Sesselfurzer wie den Berliner Geldverschwender Bürgermeister und den Pkw-Maut Furzer haben. Auch hier wäre wichtiger zuerst den Dreck vor der eigenen Haustüre zu entfernen.


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