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Neue Händlerverträge im VW-Konzern: Faire Rahmenbedingungen und Ertragschancen gefordert

20.12.2017 17:32 Uhr
Der VAPV erkennt in den vorliegenden Vertragsentwürfen eine deutliche Schwächung der Händler-Position.

Mitte Januar beginnen die Verhandlungen zwischen dem VW und Audi Partnerverband und dem Hersteller zu den neuen Verträgen. Nach Meinung des VAPV bedeuten die vorliegenden Entwürfe eine deutliche Schwächung der Position der Händler.

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Von Doris Plate/AUTOHAUS

Am 15. Januar beginnen die Gespräche zwischen dem Volkswagen und Audi Partnerverband (VAPV) und Volkswagen Pkw zu den neuen Handels-, Service- und Agenturverträgen der Marke. Eine erste Einschätzung des VAPV zu den vorliegenden Entwürfen deutet darauf hin, dass eine Herkulesaufgabe vor dem Verband liegt. Laut einem Rundschreiben an die Verbandsmitglieder, das AUTOHAUS vorliegt, bedeuten nämlich viele der in den Entwürfen und den dazugehörigen Richtlinien enthaltenen Klauseln eine Schwächung der Position der Partner.

In dem VAPV-Papier äußert dessen Präsident Dirk Weddigen von Knapp erhebliche Zweifel, ob die von VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann angekündigten "unternehmerischen Potentiale" und ein "nachhaltiger Return on Sales" mit dem vorliegenden Vertragswerk erreicht werden können. Bei einer Vertriebstagung für die Marke VW Pkw in Berlin hatte Stackmann das "Future Sales"-Modell vorgestellt und die zukünftige Beziehung zwischen Hersteller und Handel als "faire Partnerschaft" beschrieben. Unternehmertum, Profitabilität und Effizienz sowie Kundenorientierung sollten durch die neuen Verträge gestärkt werden.

Eine erste Durchsicht der Vertragsentwürfe lässt den Verband nun aber hieran zweifeln. Einige Kritikpunkte werden in dem Papier konkret benannt:

1. Wesentliche vertragliche Regelungen wie zum Beispiel Bonus und Marge sind befristet, und die Marke behält sich vor, jederzeit einseitig eine neue Vergütungsregelung festzulegen.

2. Der Handel kann sich nicht für die angekündigten Handels- und Serviceformate entscheiden, sondern allein der Hersteller definiert, wer was umsetzen muss oder kann – im Zweifel sogar mit dritten Anbietern.

3. Auch jegliche Bündelung von Vertriebsaktivitäten ist untersagt und selbst die Einrichtung von Verkaufs- und Auslieferungsstellen wird zustimmungspflichtig. Hier wird die Entscheidungshoheit des Unternehmers sogar noch weiter eingeschränkt als in den geltenden Verträgen.

4. CRM-Lösungen und Datenmanagement sind nicht klar geregelt. Darüber hinaus besagen die Verträge, dass ein großer Datenpool für VW geschaffen wird. Eine gemeinsame Nutzung für eine optimierte Kundenorientierung und bessere Betreuung bleibt dagegen offen.

5. Eine nahtlose Customer Journey über verschiedene Touchpoints wurde immer wieder als ein Grund für neue Verträge angeführt. In den Verträgen bedeutet das lediglich, dass die Marke sich den Direktvertrieb vorbehält. Die Rechte des Händlers, der ggf. die Beratung und Vorarbeit geleistet hat, werden nicht festgeschrieben.

6. "Online Remote Update" und "Online Remote Diagnose" sichern der VW AG im Servicevertrag auch "andere Fernzugriffe" zu. Das ist ein Vorbehalt des Direktgeschäfts ohne jegliche Kompensation. Wie damit die Zielsetzung steigender Serviceleads erreicht werden soll, bleibt offen.

Viele weitere Punkte seien ähnlich wie die erwähnten Themen durch einseitige Verpflichtungen der Partner geprägt, ohne dass sich im Gegenzug die Marke bindet. Durch viele Öffnungsklauseln werde stattdessen Verbindlichkeit gegenüber den Partnern vermieden, heißt es. Außerdem gebe es deutlich mehr Verweise auf Richtlinien. Diese sollen aber zukünftig unterjährig und ohne jegliche Abstimmung einseitig änderbar sein.

In den nun anstehenden Verhandlungen sieht es der Verband als seine wesentliche Aufgabe, das "Future Sales"- Modell zu hinterfragen und, wo nötig, gemeinsam mit den Marken bessere Lösungen zu erarbeiten. Anderseits müssten die in den Verträgen vorhandenen Widersprüche und Zielkonflikte aber dringend aufgelöst werden, um ein zukunftsfähiges Vertriebsmodell zu gestalten. Am 1. Februar will der Verband in Hannover die Volkswagen-Partner über den Stand der Verhandlungen informieren.

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KOMMENTARE


Autofan

20.12.2017 - 17:58 Uhr

Hoffentlich halten die VW Händler zusammen, und unterschreiben so einen Vertrag nicht.!!!! Bei den FCA (Fiat) Händlern war dies nicht der Fall.


Erwin Tischler

20.12.2017 - 18:10 Uhr

Ist das wohl die Revanche von Volkswagen auf die Händlerklagen wegen Dieselgate?


Insider

20.12.2017 - 18:50 Uhr

Das wird ein frommer Wunsch bleiben! Schon viel zu abhängig sind alle Händler vom Hersteller. Leise und konsequent hat man es in WOB über 20 Jahre perfekt verstanden, die "Partner" in die Abhängigkeit zu treiben. Partnerschaftlich gehen die Marken schon lange nicht mehr mit ihren Händlern um. Wolfgang Bernhard, der einzige Vorstand, der Partnerschaft jemals ernst genommen hat, wurde nach knapp 2 Jahren ganz schnell abgesägt. Der Händlerverband ist ein zahnloser Tiger, sind die Verbandsleute doch selbst mit ihren Häusern vom Hersteller gefangen und wer zu viel mault, dem wird mal eben die Kreditlinie gekürzt. Das wäre nicht die erste Insolvenz, die künstlich hervorgerufen wird. Es wird sein wie immer: Viel Geschrei und am Ende knicken alle ein und unterschreiben, statt den Herren Müller und Co. mal zu zeigen, wer Herr im Ring ist - Forderungen klar definieren, bei Nichterfüllung bleiben dann eben mal deutschlandweit die geschlossenen Kaufverträge für Neuwagen in der Schublade anstatt an den Hersteller übermittelt. Wie schnell gehen in WOB und anderswo die Lichter aus? Aber dazu braucht es ALLE! Und soviel Solidarität gibt es leider auch unter den "Partnern" selbst nicht. Jeder ist sich selbst der Nächste und der Hersteller diktiert munter weiter.


ExVerkäufer

20.12.2017 - 19:17 Uhr

Liebe Partner. Laßt Euch nicht von einem Unternehmen in solch einer Form überrennen. Ohne Euch ist auch VW nichts!!!


DukeJoe

20.12.2017 - 22:28 Uhr

Hier kann man den VW Händlern (und allen anderen auch) das dieser Vertrag nicht nach Konzernvorgaben kommen wird.


Michael

21.12.2017 - 08:04 Uhr

Auf der einen Seite ist es nicht in Ordnung, dass VW so in die Betriebe eingreift, wo es doch freie Unternehmer sein sollen. Es liegt aber an den Händlern ob sich eine Systemvorgabe durchsetzt. Nimmt keiner daran teil wird es sich der Hersteller überlegen müssen ob er Parameter ändert.Auf der anderen Seite ist die schlechte Umsatzbilanz des Händlers Basis der Hilfeschreie und Aufrufe. Würdet Ihr von Eurer Marge mal das behalten was Ihr dem Kunden gebt ginge es allen Händlern besser. Habt Ihr 17% Marge gebt Ihr 15% weiter. Gibt es eine Prämie on Top wird diese ebenfalls brav weiter gegeben. Vielleicht solltet Ihr nur mal die Prämie behalten oder den Nachlass an Kunden um 10% verringern dann würdet Ihr besser dastehen. Seit Ihr eigentlich Kaufleute oder doch nur Erfüllungsgehilfen eines Konzerns? Der ist im übrigen sehr profitabel... Frohe Weihnachten


MrF

21.12.2017 - 09:21 Uhr

Wer als Händler daran glaubt, dass Fairness mit einer Partnerschaft auf Augenhöhe gleichzusetzen ist, ist naiv genug und genau der Richtige, um weiterhin Vertragshändler sein zu wollen. Ansonsten ist aus meiner Sicht dem Kommentar von @Insider nichts hinzuzufügen.


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