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Handelsstreit: Entscheidung über US-Sonderzölle rückt näher

18.02.2019 10:17 Uhr
Handelsstreit: Entscheidung über US-Sonderzölle rückt näher
Vieles spricht dafür, dass die USA deutsche Autos als Gefahr für die nationale Sicherheit einstufen werden.
© Foto: picture alliance/chromorange/Christian Ohde

Nervosität geht um in der EU. Die Sorge nimmt zu, dass US-Präsident Trump Sonderzölle auf europäische Autos verhängt. Diese könnten Deutschland besonders hart treffen. Während die US-Regierung noch zu ihren Plänen schweigt, droht Brüssel bereits mit Reaktionen.

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Für den Fall der Einführung von US-Strafzöllen auf europäische Autoimporte droht die EU-Kommission mit schnellen Vergeltungsschritten. Die Reaktion werde "rasch und angemessen" sein, sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde am Montag.

Das US-Handelsministerium hatte Präsident Donald Trump am Sonntag eine Einschätzung dazu vorgelegt, ob der Import von Autos und Zulieferteilen die nationale Sicherheit des Landes beeinträchtigt, wie das Ministerium am späten Sonntagabend (Ortszeit) auf Anfrage mitteilte.

Kanzlerin Angela Merkel hatte am Wochenende kritisiert, das Ministerium sei offensichtlich zu diesem Schluss gekommen, was erschreckend sei. Das Handelsministerium selbst gab zum Inhalt seines Berichts zunächst keine Auskunft, auch das Weiße Haus nicht.

Strafzölle würden Deutschland besonders treffen. Daher bemühe sich die Bundesregierung weiter um eine Lösung am Verhandlungstisch, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. "Das ist aus unserer Sicht der richtige Weg." Der Inhalt des Berichts aus dem US-Handelsministerium liege der Regierung noch nicht vor.

Wann genau die Einschätzung des Ministeriums offiziell verkündet wird, war zunächst offen. Vertritt das Ressort tatsächlich die Sicht, dass europäische Autos und Autoteile die nationale Sicherheit gefährden, könnte Trump binnen 90 Tagen entscheiden, ob er Sonderzölle erheben will. Der Präsident ist nicht an die Empfehlung des Ministeriums gebunden. Die Einschätzung in dem Bericht ebnet aber den Weg für mögliche Strafzölle. Und Trump hat sich in Handelskonflikten mit anderen Staaten, etwa mit China, als "Mann der Zölle" inszeniert.

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte am Montag in Brüssel, Trump habe nun 90 Tage Zeit, "um zu zeigen, dass er doch nicht so in Zölle verknallt ist und überlegt, was die Konsequenzen sein werden".

Pläne auch in den USA umstritten

Zuletzt waren Sonderzölle in Höhe von 25 Prozent im Gespräch. Trump will dadurch das US-Handelsdefizit abbauen und Jobs in den USA schaffen. Doch auch in den USA ist der Plan umstritten und nicht ohne Risiko. Experten warnen, höhere Zölle könnten die Verkaufszahlen in den USA bremsen und damit letztlich auch Jobs gefährden. Die US-Autoteile-Industrie mahnt, Sonderzölle seien eine zusätzliche Belastung für amerikanische Firmen und Verbraucher. Auch aus dem US-Kongress kommt Kritik in diese Richtung.

Vor allem aber in der EU und in Deutschland stoßen die Überlegungen auf Unverständnis. Merkel hatte am Wochenende bei der Münchner Sicherheitskonferenz gesagt, die Einschätzung, zu der das US-Handelsministerium offensichtlich gekommen sei, sei für Deutschland erschreckend. Sie verstehe nicht, wie die USA deutsche Autos als Gefahr für die nationale Sicherheit einstufen könnten.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rief die EU zum Handeln auf, falls es zu Sonderzöllen kommen sollte. "Natürlich würde dieser Schritt die deutsche Wirtschaft schwer belasten", sagte Söder der Deutschen Presse-Agentur in München und betonte: "Die Europäische Union müsste hier dann konsequent reagieren."

Trump und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hatten im vergangenen Jahr in Washington vereinbart, am Abbau von Industriezöllen zu arbeiten. Zudem solle auf Maßnahmen verzichtet werden, die dieser Absicht zuwiderliefen. Juncker vertraue auf Trumps Wort, sagte der Sprecher der EU-Kommission. Die EU werde zu der Abmachung stehen, solange die USA dies auch täten.

Um vorbereitet zu sein, hat die EU-Kommission bereits eine Liste mit US-Produkten erstellt, auf die Vergeltungszölle verhängt werden könnten. Auf ihr sollen zum Beispiel Elektroautos stehen, so dass unter anderem der bekannte US-Hersteller Tesla betroffen wäre.

Den Wert europäischer Auto- und Autoteilexporte in die USA bezifferte die EU-Kommission zuletzt auf mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr. Der Umfang der Ausgleichsmaßnahmen würde sich nach den entstehenden Schäden richten und im Einklang mit den WTO-Regeln berechnet werden. Denkbar ist demnach, dass im ersten Schritt Ausgleichszölle auf US-Waren im Wert von rund 20 Milliarden Euro verhängt würden.

Deutsche Autoexporte könnten sich fast halbieren

Besonders gefährlich wären US-Strafzölle für deutsche Autohersteller. Die USA sind insgesamt weiterhin wichtigster Einzelmarkt für Deutschlands Exporteure. Gefragt sind im Ausland vor allem Maschinen und Kraftfahrzeuge aus deutscher Produktion. Im vergangenen Jahr lag der Wert allein der Pkw-Exporte aus Deutschland in die USA bei gut 18,6 Milliarden Euro, wie es vom Statistischen Bundesamt hieß. Doch die Zolldrohung trübt die Aussichten: Sollten die USA die Importzölle dauerhaft um 25 Prozent erhöhen, könnten sich deutsche Autoexporte in die USA langfristig fast halbieren, berechnete das ifo Institut.

Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer hält dagegen die Wirkung möglicher US-Zölle für überbewertet. "USA war gestern", sagte Dudenhöffer dem "Mannheimer Morgen" (Montag). Mittlerweile sei ohnehin China das wichtigste Land für deutsche Autobauer.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) äußerte sich unterdessen besorgt und verwies auch auf die Bedeutung deutscher Hersteller für den amerikanischen Arbeitsmarkt. In den Werken der deutschen Autobauer und deren Zulieferer seien aktuellen Angaben zufolge 118.000 Menschen beschäftigt. Eine Einstufung europäischer Autos als Bedrohung der nationalen Sicherheit in den USA sei nicht nachvollziehbar, klagte der Verband.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mahnte ebenfalls, Auto-Importe gefährdeten keineswegs die nationale Sicherheit der USA. BDI-Präsident Dieter Kempf rief Trump dazu auf, von Strafzöllen abzusehen. Er forderte auch, die US-Regierung solle ihren Bericht dazu nun zügig veröffentlichen, "um die Unsicherheit der Unternehmen nicht noch weiter zu vergrößern". (dpa)

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KOMMENTARE


Adonis

19.02.2019 - 10:20 Uhr

Was soll dieser ganze Quatsch. Wenn die USA die Zölle anheben müssen wir als EU kontern. Klingt für mich nach einem kindlichen Verhalten.Soll doch die EU die Import-Zölle für amerikanische Autos auf Null setzen. Es werden trotzdem nicht mehr Europäer amerikanische Autos kaufen.Die Zulassungszahlen amerikanischer Autos sind so vernachlässigbar, daß diesem Streit mit so einer Maßnahme sehr schnell beigelegt sein müsste.


Volker Linde

19.02.2019 - 14:50 Uhr

Was niemand schreibt:Die EU kassiert seit Jahrzenten 10% Strafzoll auf US Autos und sogar 31 % Strafzoll auf US LKWDie USA kassieren dagegen „nur“ 2 % Strafzoll auf aus EU eingeführte PKWVergleicht man dann noch die zusätzlich auf den EK Preis plus Zoll zu zahlende MwSt, so wird die Spanne noch größer: 19% kassiert Deutschland auf US AUTOS , in USA ( Beispiel Florida) kassieren die Amerikaner nur 2% Zoll plus 7,2 % local TaxJunkers versprach schon letztes Jahr sich darum zu kümmern.....


Fahrvergnüger

20.02.2019 - 11:10 Uhr

@Volker Linde: Wir sollten schon Äpfel mit Äpfeln vergleichen! 19% Steuer werden von Deutschland nicht nur auf US-Autos "kassiert" sondern auf ALLE Autos bzw. alle Waren. Nennt sich Mehrwertsteuer. Wird in den USA von den einzelnen Bundesstaaten festgelegt. Hat nix mit einer Importsteuer von Autos aus Land XYZ zu tun. Oder wollen sie Vorschlagen, die Mehrwertsteuer grundsätzlich abzuschaffen?!Was die Steuer auf LKW angeht: Machen die USA genauso. Nennt sich im Volksmund "chicken tax" und beträgt 25% - was übrigens einer der Gründe dafür ist, das kein europäischer Hersteller im großen Stil leichte Nutzfahrzeuge in den USA verkauft.Bin sonst bei Adonis: Von mir aus die Steuer auf US-Autos auf 0% setzen - den Ramsch will eh nur eine verschwindene Minderheit in Europa kaufen, selbst wenn die Autos von heute auf morgen um 10% günstiger werden. Ne Corvette kostet z.B. heute schon nur den Bruchteil eines 911ers - kaufen trotzdem nur Hardcore-Fans . Das die US-Hersteller eventuelle Steuereinsparungen nutzen werden, um Ihre Marge zu verbessern, steht auf nem anderen Blatt.


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