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Automobil-Ikone: Pagode 1963 erster Sportwagen mit Sicherheitskarosserie

27.03.2023 04:54 Uhr | Lesezeit: 6 min
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Die "Pagode" war von Anfang an ein echter Klassiker und wurde im Werk Sindelfingen gefertigt. Das Foto mitder frühen Fertigendes 230 SL stammt aus dem Jahr 1964. Gefertigt wurden gleichzeitig Rechts- und Linkslenker-Modelle für alle internationalen Märkte.
© Foto: Mercedes-Benz Classic Archive (U23321)

Die "Pagode" von Mercedes-Benz ist heute kaum weniger legendär als seine bekannten Vorgänger 300 SL und 190 SL. Erstmals vorgestellt wurde der bei Liebhabern hoch begehrte Sportwagen-Klassiker vor genau 60 Jahren auf dem Genfer Auto-Salon im März 1963, ehe ihn im September des gleichen Jahres auch die Besucher der IAA in Frankfurt zu Besichtigen bekamen.

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Sportlich, komfortabel und ein echter Meilenstein der Mercedes-Benz Sicherheitsentwicklung: So läßt sich die "Pagode" kurz und knapp beschreiben. Vor genau 60 Jahren präsentierte die Marke den Mercedes-Benz 230 SL (Baureihe W 113) auf dem Genfer Auto-Salon (14. bis 24. März 1963). Die Erwartungen des Publikums waren verständlicherweise hoch, denn der 230 SL löste gleich zwei Fahrzeuge im Sportwagensegment ab: den 300 SL Roadster (W 198) und den 190 SL (W 121). Der W 113 wird schließlich bis 1971 gebaut.

Top-Exemplare heute bei über 100.000 Euro

Die Pagode-Typen 230 SL, 250 SL sowie 280 SL sind heute begehrte Klassiker. Das zeigen unter anderem die Preise für gut erhaltene Exemplare der Baureihe W 113: Der aktuelle Marktspiegel von Classic Data für 2022/2023 nennt für den 230 SL im Bestzustand (Note 1) 128.000 Euro und für den 280 SL 156.000 Euro. Viele Besitzer von Pagoden-SL sind heute Kunden des Mercedes-Benz Classic Centers in Fellbach mit seiner einzigartigen Kompetenz rund um hochwertige Klassiker der Marke.

Dachform prägt den bekannten Modellnamen

Der 230 SL überzeugt 1963 quasi aus dem Stand als komfortabler, zweisitziger Reisewagen mit hohen Fahrleistungen. Sein Design entsteht unter der Leitung von Friedrich Geiger. Es verbindet klare Linien mit dem klassischen SL-Gesicht samt großem Zentralstern im Kühlergrill. Das optionale Hardtop weckt eine Assoziation: Seine nach innen gewölbte Dachfläche erinnert an asiatische Tempelbauten. Das verschafft dem Sportwagen den Beinamen "Pagode". Paul Bracq entwirft das abnehmbare Coupédach.

Erster Sportwagen mit Knautschzonen

Wegweisend für Sportwagen der Zeit ist das Sicherheitsniveau des W 113. Die Rahmenbodenanlage des 230 SL stammt von den Mercedes-Benz Limousinen der Baureihe W 111. Sie ist gegenüber den Viertürern verkürzt und verstärkt. Die "Heckflosse" war 1959 bekanntlich der weltweit erste Personenwagen mit Sicherheitskarosserie, entwickelt vom MB-Sicherheitspionier Béla Barényi. Die Pagode profitiert als erster Sportwagen vom Prinzip der stabilen Fahrgastzelle mit Knautschzonen vorn und hinten. Hinzu kommt die hohe Fahrsicherheit des aus der Limousine übernommenen Fahrwerks. Es war auf die Ansprüche des Roadsters abgestimmt. Die Federung ist straff und zugleich für einen Sportwagen der 1960er-Jahre fast untypisch komfortabel. Erstmals bei einem SL-Sportwagen ist auf Wunsch ein Viergang-Automatikgetriebe erhältlich. Bereits der 230 SL hat Scheibenbremsen an den Vorderrädern. Ab dem im Jahr 1967 präsentierten 250 SL ist auch die Hinterachse mit Scheibenbremsen ausgestattet.

Start als 230 SL mit 2,3 Liter Hubraum

Mercedes-Benz bietet diesen SL in seiner achtjährigen Bauzeit sukzessive mit drei verschiedenen Motoren an. Das unterscheidet ihn von den Typen 300 SL und 190 SL. Die Motoren dieser beiden ersten, 1954 vorgestellten Seriensportwagen der SL-Tradition sind bis 1963 jeweils nahezu unverändert. Der sportlich ausgelegte Sechszylindermotor M 127 des 230 SL basiert auf dem M 180 des 220 SE. Der Hubraum ist für den Einsatz im SL auf 2.306 Kubikzentimeter vergrößert. Das Aggregat leistet 110 kW (150 PS), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h, und der Sportwagen beschleunigt aus dem Stand in 11,1 Sekunden auf 100 km/h.

"California"-Ausführung und bessere Beschleunigung

Ende 1966 löst der 250 SL den 230 SL ab. Sein Reihensechszylindermotor M 129 verfügt über 2.496 Kubikzentimeter Hubraum. Leistung (110 kW/150 PS) und Höchstgeschwindigkeit (200 km/h) entsprechen dem 230 SL. Allerdings verkürzt das höhere Drehmoment die Beschleunigung von null auf 100 km/h um 1,1 Sekunden. Zudem erhält der 250 SL einen Bremskraftregler, vorn größere Bremsscheiben und zusätzlich an den Hinterrädern ebenfalls Scheibenbremsen.

Ein weiterer Unterschied: Der 250 SL ist auf Wunsch mit Coupédach und Fondsitzbank lieferbar. Diese "California"-Ausführung ergänzt die vom 230 SL bekannte Karosserievariante als Roadster mit Stoffverdeck und abnehmbarem Coupédach. Mercedes-Benz zeigt die Version mit Fondsitzbank erstmals im März 1967 auf dem Genfer Auto-Salon. Der "California" besitzt weder Roadsterverdeck, noch Verdeckkasten, um Raum für die hintere Sitzbank zu schaffen.

250 SL am rarsten, 280 SL am flottesten

Der 280 SL mit dem 2.778 Kubikzentimeter großen Reihensechszylindermotor M 130 erscheint 1968. Es ist die dritte und erfolgreichste Version der Baureihe W 113. Die Leistung steigt auf 125 kW (170 PS). Die Beschleunigung von null auf 100 km/h gelingt dem 280 SL in neun Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt nach wie vor bei 200 km/h. Im März 1971 endet die Produktion des W 113 nach insgesamt 48.912 gebauten Fahrzeugen. Hierbei entfallen 19.831 Exemplare auf den 230 SL, 5.196 auf den 250 SL und 23.885 auf den 280 SL.

Erfolgreich im Motorsport

Mercedes-Benz setzt den 230 SL auch erfolgreich im Motorsport ein. Herausragend ist der Sieg von Eugen Böhringer und Klaus Kaiser bei der mehr als 5.000 Kilometer langen Marathon-Rallye Spa–Sofia–Lüttich vom 27. bis 31. August 1963. Im Folgejahr erreicht das Duo, ebenfalls mit dem 230 SL, Platz 3 bei dieser Langstreckenrallye. (fi/wkp)

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Ein halbes Jahr nach dem Genfer Auto-Salon war der Mercedes-Benz 230 SL auch auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main(12. bis 22. September 1963) zu bestaunen.
© Foto: Mercedes-Benz Classic Archive (63156-29A)
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