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Urteil in Berlin: Diesel-Fahrverbot für mehrere Straßen

09.10.2018 09:50 Uhr
Urteil in Berlin: Diesel-Fahrverbot für mehrere Straßen
Gibt es bald auch Fahrverbote für Diesel in der Bundeshauptstadt?
© Foto: bluedesign/stock.adobe.com

Hamburg, Stuttgart, Frankfurt - in diesen Städten gibt es bereits Fahrverbote für ältere Diesel, oder Gerichte haben sie angeordnet. Nach einem Urteil steht nun auch die Bundeshauptstadt vor Streckensperrungen.

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Berlin muss für mehrere Straßen bis Mitte 2019 ein Diesel-Fahrverbot verhängen. Das hat das Verwaltungsgericht der Hauptstadt am Dienstag entschieden. Die Richter verpflichteten die Senatsverwaltung für Verkehr, bis zum 31. März 2019 einen verschärften Luftreinhalteplan mit den entsprechenden Vorschriften zu erlassen. Die Fahrverbote für mindestens elf Straßenabschnitte müssen laut der Entscheidung dann spätestens Ende Juni 2019 verwirklicht werden.

Mit der Sperrung von elf besonders belasteten Abschnitten großer Straßen soll erreicht werden, dass der Grenzwert für den Schadstoff Stickstoffdioxid eingehalten wird. Dieselautos sind ein Hauptverursacher für schlechte Luft in Städten. Die vom Gericht verfügten Fahrverbote betreffen Diesel-Pkw und Diesel-Lkw der Schadstoffklassen Euro 1 bis einschließlich Euro 5.

Darunter sind Teile der wichtigen Leipziger Straße und der Friedrichstraße im Zentrum Berlins. Weitere Straßen sind laut Gericht Reinhardtstraße, Brückenstraße, Kapweg, Straße Alt-Moabit,  Stromstraße und Leonorenstraße. Für weitere Abschnitte mit einer Gesamtlänge von weiteren 15 Kilometern muss das Land Berlin außerdem Fahrverbote prüfen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

"Zwingend notwendige Maßnahmen" dürften nicht mit der Begründung hinausgezögert werden, dass die Ergebnisse weiterer Untersuchungen abgewartet werden sollen, argumentierte der Vorsitzende Richter. Der Berliner Senat hatte bereits Maßnahmen für bessere Luft auf den Weg gebracht, zum Beispiel Tempo-30-Zonen.

Diesel-Fahrverbot für gesamte Umweltzone nicht zwingend erforderlich

Richter Ulrich Marticke sagte zugleich, ein Diesel-Fahrverbot für die gesamte Umweltzone, die große Teile der Innenstadt umfasst, sei allerdings nicht zwingend erforderlich. Denn an vielen Orten in der Umweltzone würden die Grenzwerte eingehalten.

Geklagt hatte wie in vielen anderen deutschen Städten die Deutsche Umwelthilfe, die ursprünglich ein Diesel-Fahrverbot in der Berliner Umweltzone durchsetzen wollte. Nur mit einem Verbot in einer Zone ließen sich Ausweichverkehre auf andere Straßen vermeiden, in denen dann die Belastung steige.

Die Frage ist nun, ob die Entscheidung den Kurs der Bundesregierung in der Dieselkrise verändert. Die große Koalition hatte sich nach langem Ringen auf neue Maßnahmen geeinigt, um Fahrverbote zu verhindern. Neue Kaufanreize sowie technische Nachrüstungen zielen auf 14 besonders belastete Städte wie München und Stuttgart. Vor allem bei den Nachrüstungen sind aber noch viele Fragen offen.

Greenpeace und Opposition kritisieren Regierung

Umweltschützer haben den ausgehandelten Koalitionskompromiss zu Umtauschprämien und Nachrüstungen kritisiert. "Dieses Urteil ist eine schallende Ohrfeige für Verkehrsminister Scheuer und Umweltministerin Schulze", erklärte Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. "Ihr Diesel-Kompromiss hatte nicht mal eine Woche Bestand." Solange die Autoindustrie nicht gezwungen werde, Hardware-Nachrüstungen für alle schmutzigen Diesel in allen Städten anzubieten, blieben Verbote die einzig wirksame Maßnahme, um die Gesundheit der Menschen zu schützen.

Auch die Opposition griff die Koalition aus Union und SPD an. "Die Bundesregierung hat nicht getan, was notwendig wäre", sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) trage die Verantwortung für die Fahrverbote, der Diesel-Kompromiss sei "ein weiterer Flickenteppich". Man brauche verbindliche Hardware-Nachrüstungen an Motoren. Die Verkehrsexpertin der Linken, Ingrid Remmers, forderte: "Die Zeit der freundlichen Appelle an die Autoindustrie muss ein Ende haben." (dpa)

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KOMMENTARE


N.Eutrum

09.10.2018 - 16:58 Uhr

Da wird ja eine spezielle Klientel äußerst beruhigt sein, nach wie vor mit Ihren dicken, aufgemotzten AMG-V8 Benzin E & S-Klassen, 5 & 6 er BMW und dergleichen durch Berlin zu cruisen. Aber denen wäre ein Fahrverbot wohl ohnehin egal...Ich kann mir nicht helfen, aber wenn einige Straßen nicht befahren werden dürfen, könnte ich mit meinem Euro 5 Diesel doch eine Parallelstraße nutzen - wird die Luft dann dort besser? Hier hat sich doch so ziemlich jeder verritten: Die DUH, weil Sie kein flächendeckendes Fahrverbot ( einschließlich Euro 6 Diesel !!!) durchsetzten konnte, die Stadt Berlin, weil Sie sich nicht komplett gegen die absurden Forderungen der DUH wehren konnte und die Autoindustrie, die durch stillhalten die Verunsicherung der Käufer geradezu befeuert. Fahren wir halt alle bald wieder Benziner mit 2-3 Liter mehr Verbrauch und dazugehörigen erhöhten CO2 Werten - aber Moment - da gab es doch gerade Gestern erst den Bericht über die Erderwärmung....da kann die DUH doch dann bald wieder ansetzten.....


Diesl Fahrer

09.10.2018 - 18:00 Uhr

Natürlich. Macht wieder ganz viel Sinn! Das ist wieder einmal der Beweis, von Behörden Blindheit. Straßenzüge zu verbieten, damit der Bürger gezwungen wird eine weitere Strecke auf sich zu nehmen um die Sperre einfach zu umfahren...ergo...mehr Ausstoß durch mehr Fahrtstrecke!Klasse DUH! Da kann ich nur noch Kopfschütteln bei so einem Verein.


White

09.10.2018 - 21:47 Uhr

Jeden Tag wunder ich mich mehr über das, was die "Deutsche Umwelthilfe" DUH bewirkt um von ihrer eigentlich Aktivität als Abmahnverein abzulenken.Der Diesel ist der Bösewicht - ich lach mich tot. Jeder weiß, dass der geringere CO2-Ausstoß der Dieselfahrzeuge diese zu einem unverzichtbaren Baustein bei der Umsetzung der europäischen Klimaschutzziele macht. Trotz eines höheren Kohlenstoffanteils bleibt beim Diesel wegen der effizienteren Verbrennung am Ende ein CO2-Vorteil von bis zu 15 Prozent.Man möge mich mit Zehntausenden von Euros sponsern und ich fahre Hybrid oder Stromer, wie die DUH !


Deaktivist

11.10.2018 - 11:25 Uhr

Ja ja die liebe DUH...was in anderen Ländern als Bestechung gilt, wird in Deutschland als Spende abgetan. War es nicht die DUH die Spendengelder von Toyota erhält? Wer baut nochmal seit 2015 keine Diesel mehr? Welches Land mit den stärksten Herstellern (überwiegend Diesel-Bereich) hat Fahrverbote?Welche Länder noch?Keine weiteren Fragen....


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