Die Mängelentwicklung zeigt: Kfz-Sachverständige brauchen heute mehr den Laptop als den Schraubenzieher. Die Überprüfung sicherheitsrelevanter Fahrzeugelektronik spielt eine zunehmend große Rolle. Eine Antwort der Prüfkonzerne auf die rasanten Entwicklungen in der Autotechnik ist die erweiterte elektronische Hauptuntersuchung (HU) seit 2009. "Im kommenden Jahr gehen wir mit der Einführung neuartiger Prüfgeräte einen weiteren wichtigen Schritt", erklärte jetzt Horst Schneider, Mobilitätsvorstand des TÜV Süd, anlässlich des 50-jähirgen Jubiläums der TÜV-Plakette.
Mit den neuen Geräten prüfen die Sachverständigen künftig das Vorhandensein und die Funktionsfähigkeit elektronischer Sicherheitssysteme direkt am Wagen. "Wenn Sicherheitssysteme verbaut sind, müssen sie auch über die gesamte Lebensdauer funktionieren", betonte Schneider. Die neue Prüftechnologie werde damit direkt der Verkehrssicherheit zugutekommen. Neben einer zuverlässigeren Untersuchung könne man darüber hinaus auch den Herstellern wertvolle Hinweise für die Verbesserung der Fahrzeuge liefern, hieß es.
Auch die künftigen Elektroautos fordern komplett neue Lösungen bei der HU. Im Kern der Sicherheitsfragen stehen dabei die Batterie und der Schutz vor Stromschlag. Der TÜV Süd führte dazu im vergangenen Jahr bereits die ersten Hauptuntersuchungen an Stromern durch (wir berichteten). Die Ergebnisse will der Konzern jetzt in die Normenentwicklung einbringen. Schneider: "Wir müssen einheitliche Prüfkriterien erarbeiten, mit denen wir vor allem die Sicherheit des Komplettsystems Fahrzeug über die gesamte Lebensdauer garantieren können." Der Durchbruch der Elektromobilität hänge nicht zuletzt von sicheren Autos ab.
Nach Angaben des Vorstands ist die HU in Deutschland mittlerweile internationales Vorbild für die periodische Fahrzeugüberwachung. Das gelte nicht nur für Länder wie die Türkei oder Südafrika, sondern auch für Europa. Gerade vor dem Hintergrund einer einheitlichen europäischen Verkehrspolitik seien hohe Überwachungsstandards ein Baustein für mehr Sicherheit auf den Straßen, so Schneider. Im Rahmen der Initiative "Vision Zero" will die EU die Zahl der Verkehrstoten auf null reduzieren.
Doppeljubiläum
Historisch ist 2011 nicht nur aufgrund 50 Jahre TÜV-Plakette ein wichtiges Jahr für den TÜV Süd. Das Unternehmen feiert in diesem Jahr auch 100 Jahre sichere Mobilität: Am 15. Oktober 1910 gründete der Württembergische Dampfkessel-Revisionsverein, ein Vorgänger des Konzerns, eine Spezialabteilung zur Fahrzeugprüfung. Ab dem Jahr 1911 entwickelte sich die Fahrzeugprüfung zu einem tragenden Geschäftsfeld der Münchner. (rp)