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HB ohne Filter: CO2-Steuer +++ BMW-Profilsuche +++ ZDK contra DUH

Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
12.07.2019

3 Kommentare

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CO2-Steuer – gesucht die Lösung! +++ BMW auf Profilsuche +++ ZDK contra DUH +++ Der "cleane" Schreibtisch

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CO2-Steuer – gesucht die Lösung!

Die Politik inklusive namhafter Wissenschaftler wollen über einen gezielten CO2-Preis weitere Klimaverbesserung herbeiführen. Derweil zahlt aktuell jeder, der viel fährt und CO2-Verbräuche generiert, schon über die laufende Benzinsteuer seinen ordentlichen Beitrag. Auch bei der Kfz-Steuer wird der CO2-Ausstoß erfasst. Mag sein, dass dort die Schadstoffklassen und der CO2-Ausstoß noch konsequenter feinjustiert gehörten. Das reicht anscheinend nicht.

Die Bundesumweltministerin nutzt die Gunst der Stunde und schlägt höhere Sätze der bestehenden Steuern auf Benzin, Diesel, Heizöl und Heizgas vor. Das betrifft dann in der ersten Stufe den Verkehr und das Heizen. Sollte das Ganze – wenn überhaupt – nicht nur auf den Verkehr, das Heizen, sondern auch auf die Landwirtschaft und Gebäude(-Sanierung) erweitert werden? Deutschland präferiert in der CO2-Neuausrichtung den Alleingang, auch wenn es in Schweden, Slowenien oder Großbritannien bereits eine CO2-Steuer gibt. Dennoch, weshalb werden dabei keine europäischen Lösungen avisiert? Gerade, was den Emissionshandel für Industrie, Fluggesellschaften, Energieerzeuger anbelangt. 

Bevor die Spritpreise weiter steigen, sollte auf den Tisch, was mit den Milliarden an Mehreinnahmen konkret gemacht wird? Autofahren muss gerade für Pendler oder die Landbevölkerung bezahlbar bleiben. Es kann und darf nicht sein, dass die Geringverdiener und die Mittelschicht abermals nur abgezockt werden. Wie viele Arbeitsplätze werden verlegt, wenn die Energiekosten in energieintensiven Branchen noch höher werden? Lässt sich nicht ein CO2-System auflegen, das auf Steuersenkung setzt? Sprich, das einen Innovationsschub begünstigt? Beispielsweise auch einen Steuerbonus für synthetische Kraftstoffe oder für Wasserstoff? Wir dürfen für die eigene Branche registrieren, dass für Emissionen bei Neufahrzeugen niedrigere Ausstöße auszumachen sind. Schauen wir auf die Entwicklung der SUV und Geländewagen, so haben sich deren Zulassungen von 2013 bis heute von 464.000 auf 933.000 Einheiten verdoppelt. Der Effekt: Wir haben sparsamere Neuwagen, mit mehr Gewicht und fahren mehr. Und das mit einer größeren Fahrzeugmenge. Oder anders: 2014 hatten wir 43,8 Millionen Pkw auf deutschen Straßen, zum 1. Januar 2019 waren es 47,1 Millionen. Die Effizienz, die wir vorne gewinnen, wird durch den Wachstumseffekt zunichtegemacht. Also doch CO2-Steuer?

Klimapolitik ist hier im engen Verbund von Verkehrs- und Industriepolitik zu sehen. Die Lösung kann allerdings nicht einfach lauten, die Preise für Benzin oder Heizöl um zehn Cent zu erhöhen. Ein Porsche-Fahrer schluckt das locker weg! Einmal mehr entscheidet, WIE etwas gestaltet wird. Und da gäbe es ein ganzes Bündel an Maßnahmen.

BMW – Profilsuche

Seit 2008 sitzt der scheidende BMW-Vorstandsvorsitzende Harald Krüger (53) im Vorstand, seit 2015 als Vorstandsvorsitzender. Eine steile Karriere. Es hat schon eine gewisse Tragik, dass ein integrer, nahbarer Manager, in Freiburg geboren (!), bei BMW trotz vorweisbarer Top-Leistungen, gerade als Produktionsvorstand, dann doch so finalisiert. Die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge stieg 2018 auf 2,49 Millionen Einheiten. Die größte Modelloffensive ab 2020 ist angekündigt. Und doch, das operative Ergebnis ging spürbar zurück. Der BMW-Aktienkurs sank von 2015 bis zum 1. Juli 2019 von 122,60 auf 67,05 Euro. BMW hatte Mercedes-Benz überholt und diesen ersten Platz wieder an die Stuttgarter verloren. Heute ist BMW der "kleinste" deutsche Autobauer.

BMW stand 2013 mit seinem E-Werk in Leipzig weit vor Tesla. Tesla hat BMW inzwischen übel vorgeführt. Peinlich! BMW gab die letzen Jahre ein mehr zaghaftes, wenig innovationsfreundliches Bild ab. Dieses Zaudern passt eigentlich nicht zur "Freude am Fahren"! Das alles liegt aber nicht allein am Vorstandsvorsitzenden und ist auch mit seinem Weggang nicht gelöst. Die Verantwortlichen haben die grundsätzlichen Weichen für die Zukunft zu stellen, von den Antriebsarten, den Batteriezellen, Mobilitätskonzepten, dem autonomen Fahren und den all damit verbundenen Kooperationen. Mögliche Nachfolger sind aus dem eigenen Hause im Gespräch. Ob sie die Lösung sind? Sie sind doch selbst am aktuellen "Zustand" mit verantwortlich! Am 18. Juli 2019 werden dazu im BMW-Werk in Spartanburg die Würfel fallen. Mal sehen, wen wir mit welcher Botschaft zur IAA als Neuen begrüßen können. 

2013 sorgte BMW auf der IAA mit dem i3 und i8 für Furore. Was ist daraus geworden?

ZDK contra DUH

Da griff ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Koblitz kräftig in die Speichen, als er der DHU, sprich deren smarten Geschäftsführer Jürgen Resch, Zynismus vorwarf. Resch unterstellt den Autohändlern, Neuwagen-Kunden beim Pkw-Label bei der Angabe der Werte systematisch zu täuschen. Koblitz weiter: "Gerade die DUH verfolgt Autohäuser bei der kleinsten Abweichung von den Bestimmungen der Pkw-Energieverbrauchs-Kennzeichnungsverordnung erbarmungslos und füllt sich mit Abmahnungen die Taschen." Es war die Verhandlung vor dem BGH eine Verengung der eigentlichen DUH-Aktivität, die dort zur Entscheidung vorlag. Abmahnlizenz ja oder nein!

Es geht primär nicht darum, ob die Deutsche Umwelthilfe abmahnen darf, sondern um das generelle Geschäftsmodell der DUH. Sprich, die völlig überzogenen "Abmahngebühren". Die DUH legt es gezielt auf Wiederholungstäter an, die dann mit 5.000 Euro und mehr abgezockt werden. Und das u.a. nur deshalb, weil die Schriftgröße der Verbrauchsangabe auf dem Neuwagenschild etwas zu klein ausfällt. Deswegen wird aber kein Gramm CO2 weniger oder mehr ausgestoßen. Die DUH versteckt sich hinter einem Rechtsanspruch und betreibt de facto Rechtsbeugung. Oder anders: Die DUH tötet den Buchstaben.

Das Geschäftsmodell geht weiter. Die DUH setzt sich aktiv dafür ein, dass Autos aus den Städten verschwinden. Dazu werden einschlägige Prozesse geführt, Fahrtverbote in Folge verhängt. Die Prozesskosten dafür werden angeblich mit der DUH-Abzockerbörse bezahlt. Im Klartext: Die Autohändler finanzieren ihren eigenen Untergang. Das nennt man Heroismus! Oder anders: Das kann man nur mit Dummen machen. Die Abzockerbörse führt natürlich auch zu sehr "solidem" Geschäftsführergehalt beim Mini-Verein DUH mit seinen 280 Mitgliedern. Es muss also das unsolide DUH-Geschäftsmodell an den Pranger gestellt werden, das sogar staatlich seitens des Bundesumweltministeriums gefördert wird. Dagegen hat der ZDK und seine Landesverbände vorzugehen! Schlimm, dass ein Verein wie die DUH sich auf dem Rücken der Umwelt in dieser Form bereichern kann.

Der "cleane" Schreibtisch

Da war ich einst bei Ford Deutschland-Chef Daniel Goodevert in Köln zum Interview. Ein so cleanes Arbeitszimmer mit großer Bücherwand, ein Phänomen. Am Schluss erlaubte ich mir die Frage: "Wenn man ihren Schreibtisch anschaut, könnte man meinen, sie suchten nach Arbeit." Er schob dann ein großes Bücherregal zur Seite, öffnete die Tür und siehe da, jetzt sah der wahre Schreibtisch nach Arbeit aus.

Mercedes-Benz führt aktuell in seinen Vertreterbetrieben eine neue CI ein. Lassen wir mal die Preisdimension beiseite. Das Ganze hat aber innen wie außen eine sehr gefällige Wirkung. Von der Atmosphäre über das Möbeldesign bis zu den Farbkombinationen. Nun gehören papierlose Schreibtische, vor allem für die Verkäufer zur neuen Losung. Die Lösung: Die Verkäufer haben ihre Arbeitsplätze im Back-Office, meist im ersten Stock, und werden bei Kundenbedarf abgerufen. 

Da traf ich dann in einem anderen Betrieb Schreibtisch Numer zwei an. Sie kennen die Losung: Nur das Genie beherrscht das Chaos! So trug ich dem Schreibtischhalter, eine gewichtige und erfolgreiche Führungskraft im Autohaus, meinen Kommentar locker von der Seite aus zu. Seine spontane Einstein-Antwort: "Wenn ein chaotischer Schreibtisch ein chaotisches Denken spiegelt, was spiegelt dann ein leerer Schreibtisch?" 

Da lacht der Schwabe und übt sich in Toleranz. Wie es wohl beim "genialen Schreibtischinhaber" in seiner Innenwelt aussehen mag? Dennoch, System und Ordnung haben sowohl hohe Wertigkeit wie große Nutzenvorteile

Schreibtischwelten!

Spruch der Woche:

Vergangene Woche verstarb im Alter von 94 Jahren die Auto-Legende Lee Iacocca. Er hat 1999 ein E-Auto aufgelegt und 2007 gesagt:

"Wir waren auf einer Spritztour mit einer Energie, die es fast gratis gab. Wir müssen weg von fossilen Brennstoffen."

Oder ein wichtiger Kernsatz von ihm:

"Letzten Endes kann man alle wirtschaftlichen Vorgänge auf drei Worte reduzieren: Menschen, Produkte und Profite. Die Menschen stehen an erster Stelle. Wenn man kein gutes Team hat, kann man mit den beiden anderen nicht viel anfangen.“

Mit meinen besten Grüßen

Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 19. Juli 2019!


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KOMMENTARE


eMobilitätsberater Berlin K.D.Schmitz

12.07.2019 - 18:25 Uhr

Da hat Herr Koblitz aber, in einigen Punkten, voll daneben gegriffen. "Die Autohändler finanzieren ihren eigenen Untergang." Autofreie Innenstädte gibt es bereits in verschiedenen Europäischen Metropolen. Und...die Autoindustrie lebt. Der ZDK hat zur eMobilität bisher leider keine Zukunftsweisende Betrachtung gefunden. Die Klagen des DUH führen auch zu Fahrverboten, ja, warum? Auf die Einhaltung der 2010 von der EU beschlossenen Richtline, in deutsches Recht umgesetzt 2012, seit dem nie eingehalten, wird geklagt. Abmahnungen wg "Kühlschranklabel" brauchen wir nicht diskutieren. sehe ich auch sehr kritisch. Die Verkehrs Senatorin in Berlin, und vor allem Herrn Scheuer, mal auf zu rütteln ist aber voll ok. Ich war im Prozess anwesend, Herr Resch sowie die Anwälte und der Richter waren sehr kooperativ. Die Umsetzung lässt aber auf sich warten. Herr Koblitz sowie die halbe ZDK Mannschaft in Bonn sind mir aus meiner Zeit als Vorstand HDL-Verband persönlich bestens bekannt. Und gerade deshalb stimmt es mich sehr traurig das der ZDK noch keine zukunftsweisende Einstellung zur eMobilität gefunden hat.@Hannes Brachat. Das Autohaus Magazin ist an der Stelle ebenfalls sehr dünn aufgestellt. Zukunft ist jetzt!


Ottmar König

13.07.2019 - 09:59 Uhr

BMW ist in Deutschland mit Abstand Elektro-Marktführer. Tesla 3 Prozent! Zwei der drei größten E-Auto-Hersteller, das sind neben Tesla mit 11 Prozent Marktanteil die Chinesen BYD mit 11 und Beijing Auto mit 9 Prozent, sind hierzulande gänzlich unbekannt. In Europa ist BMW der mit Abstand größte Anbieter elektrifizierter Auto. 16 Prozent aller in Europa verkauften E-Autos sind BMW: dazu kommt noch die Konzernmarke Mini mit 3 Prozent. Im europäischen Maßstab spielen nun auch Nissan, Hyundai, Kia und Renault eine gewichtige Rolle - Toyota suchen wir hier vergebens. Quelle: IHS Market Report vom 4.3.2019 über internationale PKW Zulassungen 2/2018 bis 2/2019. Definition Elektrofahrzeug analog E-Kennzeichen. Insofern kann die Aussage, dass Tesla BMW übel vorgeführt hätte, so nicht stehen bleiben!


Erwin Wagner

13.07.2019 - 13:42 Uhr

Zur CO2-Steuer. Wer fährt schon nur zum Spass durch die Gegend? Wer heizt nur zum Spass? Ein Umstieg auf die Bahn lehrt, dass dies keine Alternative ist - das dort erlebte Chaos spricht Bände. Das Klima muss für Vieles herhalten, so jetzt zu einer Steuererhöhung und nichts anderes wird diese neue Abgabe sein! Man sollte die Frage stellen was die vergangenen Mineralsölsteuererhöhungen, Umweltabgaben, Strompreiserhöhungen usw. für das Klima tatsächlich gebracht haben?


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