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HB ohne Filter: Diesel-Finale +++ Neue Geschäftsmodelle +++ Auto ohne Emotion?

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
21.12.2018

2 Kommentare

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Mit diesen Themen: Diesel-Finale +++ Neue Geschäftsmodelle +++ Verkehrspolitik +++ Besitz oder Nutzung? +++ Auto ohne Emotion?

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© Foto: RealGarant

Trotz allem - frohe Zuversicht!

Das ablaufende Jahr 2018 wird für die automobile Handelsszenerie historische Züge erhalten. Es sei der steinige Weg in der VW-Handelsorganisation um die neuen Handelsverträge aufgerufen. Dabei wurden die richtigen Fragen gestellt. Auf nicht alle gibt es zur Stunde klare Antworten. Einige VW-Händler scheiden 2020, weitere 2023 aus. Für den "Rest" geht es im Netz weiter. Aber wie? Und für welchen Weg entscheiden sich die "Ausgeschiedenen". Die Automobilaktien der deutschen Hersteller zeigen in der Kursentwicklung 2018 deutliche Spuren nach unten. VW hat allein die von namhaften Konzern-Managern verursachte Diesel-Malaise bis heute 25 Milliarden Euro gekostet. Diese gigantische Dimension fehlt für wirkungsvolle Zukunftsgestaltung. Welche Kräfte werden für den Diesel auch 2019 in den Autokonzernen gebunden sein, die dringlich anderweitig höchst nötig wären? Bis 2030 soll der Kohlendioxid-Ausstoß der Autos um weitere 37,5 Prozent gesenkt werden. Das bedarf substantieller Innovation inklusive massiver Mittel. Und wer macht gar in Sachen "Mobilität der Zukunft" das große Rennen? Chinesische oder kalifornische Technologiekonzerne? Mutiert die deutsche Automobilindustrie via Zuliefererfunktion? 

Zwangsläufig kommen bei aufgezeigtem Mittelbedarf u.a. die automobilen Vertriebskosten auf den Prüfstand. Und damit die automobilen Vertriebswege. Wer aktuell richtig hinschaut, stellt fest, dass rund 30 Prozent der Autogestellungskosten auf den Vertrieb entfallen. Es sei abermals die Anzeige der Anzeigen 2018 aufgerufen, die als Brandsignal zu stigmatisieren ist (siehe Abb.).

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Neue Geschäftsmodelle

Man betrachte das Geschäftsmodell von Tesla. E-Mobilität! Dort kommt man mit zehn Prozent Vertriebskosten zurecht. Weshalb? Direktvertrieb. Online! Eigene Vertriebsstellen mit überschaubaren Mieten. Nichts mit Glaspalästen. Bitte, keine Preisnachlässe. Noch! Gegenwärtig werden auf dem deutschen Markt insgesamt rund zehn Prozent der Neuwagen virtuell vermarktet. Gut vorstellbar, dass dies 2025 20 Prozent sein werden. Wer die Mobilitätsgiganten von Uber, Didi, die verschiedenen Vergleichsportale, wer die freien Autobörsen, wer Google, Apple, Amazon, Tencent u.a. beobachtet, weiß, dass diese aktiv als unmittelbare Wettbewerber zu den Automobilherstellern unterwegs sind. Es ist damit offen, wer um die Mobilität der Zukunft als Marktchampion hervorgehen wird. Möglicherweise auch in Form der einen und anderen Kooperation. Wird damit die uferlose Produktionsmenge zukünftig noch die erste Geige spielen? Aus diesen Entwicklungen erklärt sich, dass die Automobilhersteller detaillierte Kundendaten an sich ziehen, um kundenindividuell unabhängig vom Handel agieren zu können. Autobauer als Datenkonzerne! Darauf lassen sich durchaus neue Geschäftsmodelle kreieren. Trotz neuer EU-Datenschutzverordnung, die die Branche seit diesem Jahr aufwendig umzusetzen hat.  

Diesel-Finale 

Wenn Volkswagen ankündigt, ab 2026 auf die Weiterentwicklung des Diesels zu verzichten, wenn Porsche ankündigt, ab 2030 bis auf den 911er sämtliche Modelle als E-Autos auf den Markt zu bringen, dann ist das sichtbare Abkehr vom Diesel. Ohne Frage hat die Dieseltechnologie hohes Potential. Doch die dafür notwendige Abgasnachbehandlung ist zu teuer. Kostengründe läuten das Diesel-Finale ein. Die Produktstrategie in den Automobilkonzernen wird aktuell geändert. Das E-Auto kommt. Dieses Jahr werden allein in China 1,1 Millionen reine E-Autos verkauft. In Deutschland werden es rund 60.000 Einheiten sein. 2019 bereits 100.000! Andere alternative Antriebe werden parallel dazu weiterentwickelt werden. 

Verkehrspolitik 

2018 wurden auch per Gerichtsbeschluss die ersten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge per Richterbeschluss auf die "Schiene" gebracht. Nur in Deutschland! Nicht mehr die Politik entscheidet, sondern Richter. Dank der deutschen Abzockervereinigung namens Deutsche Umwelthilfe (DHU). Dieser Armenhaus-Verein kämpft mit seinen 280 Mitgliedern für eine saubere Umwelt. Strategisch in Wahrheit für die Abschaffung des Autos, vor allem in Städten. Aktuell serviert die DUH auch die Forderung nach Tempolimit 120. Die größte verkehrspolitische Herausforderung ist die Steuerung der Verkehrsmenge. Die Stau-Hauptstadt in Deutschland ist München. Dort steht der Autofahrer pro Jahr 51 Stunden im Stau. Dies erfordert dringlich verkehrspolitische Lösungen. Täglich fahren 350.000 Autos in München ein und aus. Wie gelingt das? Ob die Autofahrer bereit sind, aus freien Stücken ihr Mobilitätsverhalten zu ändern? Digitalisierung wird zu einer Lösungschance, vor allem in der Parkraumbewirtschaftung. 

Besitz oder Nutzung? 

Wie eigen, wer da die große Wandlung vom Besitz zur reinen Fahrzeugnutzung proklamiert. On Demand! Dafür mag es eine gewisse Zielgruppe geben. Aber doch nicht grundsätzlich. Wenn künftig autonom gefahren wird und ein "blinder Schwabe" mit 90 Jahren Auto fahren kann, dann rufen da die meisten "Blinden" nicht On Demand ein Fahrzeug ab, sondern haben ihren autonomen Zweisitzer vor der Tür stehen. Besitz! 

Auto ohne Emotion? 

Es wird ferner postuliert, dass die meisten Autofahrer wie Käufer ihren Fahrzeugkauf und dessen Nutzung rational sehen. Sprich emotionslos! Gewiss, die Nüchternen gibt es überall. Auch an Weihnachten. Aber doch nicht grundsätzlich. Man schaue sich beispielhaft die Erwin Hymer World in Wertheim auf 63.000 Quadratmetern Gesamt- und 28.000 Quadratmetern Verkaufsraumfläche an (siehe Abb.). Das ist Emotionswelt pur. Wer braucht ein Reisemobil jenseits der 300.000-Euro--Grenze, das 95 Prozent seiner Zeit rumsteht?

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Will heißen, gerade unsere Branche kann und sollte bewusst etwas dafür tun, um Emotionen rund um das Automobil aktiv zu leben. Wir Menschen sind nun mal emotionale Geschöpfe. Und das nicht nur an Weihnachten.

Hören und denken wir an das bekannteste und beliebteste Weihnachtslied auf dem Erdball, das nicht nur die zwei Milliarden Christen zum Fest der Feste seit 200 Jahren singen, weil es die Menschen innerlich berührt. Nicht weil der "österreichische Knabe" laut Liedtext lockiges Haar hat oder gar "alles schläft", obwohl wir in der Branche verdammt wach sein müssen, sondern weil es Jahr um Jahr die Herzen der Menschen trifft.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Dankbar für ein weiteres gemeinsames Jahr! Auf eine gute Fortsetzung im Neuen Jahr!
 
Ihr
 
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 11. Januar 2019!


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KOMMENTARE


Erwin Wagner

21.12.2018 - 19:17 Uhr

Stau-Hauptstadt MünchenUnd wie lautet die Alternative? Wer schon mal versucht hat in Zeiten des Berufsverkehrs die "Öffentlichen" in München zu benutzen wird mit Graus wieder in sein Auto einsteigen. Lieber im wohlig warmen Fahrzeug im Stau stehen als dem täglichen Desaster der Münchner öffentlichen Verkehrsmittel ausgeliefert sein. In anderen Großstädten wird es nicht viel anders sein. Man predigt immer wieder (die Grünnen z.B.) öffentlich zu fahren, hat aber seit Jahrzehnten gerade den Ausbau und deren Anpassung an steigende Fahrgastzahlen unterlassen.


Thomas Schmitt

21.12.2018 - 20:18 Uhr

Lieber Prof. Brachat,so sehr ich Ihre Kommentare bewundere, heute erlaube ich mir Ihnen zu widersprechen. Ich bin selbst im Autohandel tätig und war in der vergangenen Woche in der von Ihnen gelobten Erwin Hymer World. In der Tat ein ansehliches Gebäude, doch Emotionen sehen anders aus - nach einer Stunde ohne Ansprache durch einen Verkaufsberater haben wir wieder das Haus verlassen.... soweit zum Thema Größe und Emotion. Da lobe ich mir meinen kleinen Handelspartner vor Ort (auch würden wir durch jeden Testkauf fallen, würden wir ähnlich agieren....) Somit sei auch die These hinterfragt ob Hersteller durch ihre Niederlassungen wissen, was der Kunde erwartet bzw. die Erwartungen auch entsprechend umsetzen kann...


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