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HB ohne Filter vom 10. Juni 2016

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Heute: Autohändler machen dicht!, Ordentliche Volkswagen-Hauptversammlung, Andreas Schalk neuer Bayerischer Landtagsabgeordneter, Die besondere Arbeitskultur.

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Datum:
10.06.2016

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Heute: Autohändler machen dicht!, Ordentliche Volkswagen-Hauptversammlung, Andreas Schalk neuer Bayerischer Landtagsabgeordneter, Die besondere Arbeitskultur.

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Autohändler machen dicht!

So lautet die Headline von Tageszeitungen mit der Botschaft aus der neuesten Studie aus dem Hause Diez, sprich IFA, Geislingen. Und genau so stimmt es nicht. Es müsste heißen: "Markenhändler machen dicht!" Nach Diez sollen es 2020 statt 7.400 (Marken-)Händlern, sprich Eigentümern, noch 4.500 sein. Fügen wir eine weitere aktuelle IFA-Liste über das Jahr 2015 hinzu, die TOP 100. Offensichtlich sind die großen Handelsketten der große Run. Gegenwärtig! Da forcieren die Hersteller eine Zeitlang Großbetriebe und dann wechselt sich wieder die Perspektive. Je nach personeller Besetzung. Aber jede Organisation imitiert die andere. Klar, sie sitzen ja im VDA und VDIK in der Vorstandschaft eng, sehr eng beieinander.  

Zahlreiche Marken, von Fiat, Ford über Toyota bis zu Mazda haben aktuell ihre B-Händlernetze abgeschafft. Andere Marken beseitigen die Fahrzeugvermittlerrolle bzw. den Agentenstatus. Kann man da bereits von einer Händlernetzausdünnung sprechen? Offensichtlich geht mit der aktuellen Vertriebsausrichtung in der Branche ein wahrer Kaufrausch einher. Es muss die aktuelle Konjunkturlage inklusive der niedrige Rekordzinssatz sein, der da eine unsägliche Euphorie schafft. Beim MB-Niederlassungsverkauf 2015 haben sich die Händler sogar mit Millionenbeträgen überboten. Der Hauptgrund für die "Ausdünnung" der angeschlossenen Netze liegt bei den Herstellern/Imnporteuren primär darin, weniger Ansprechpartner zu haben und pro Ansprechpartner mehr Betriebe. Darüber lassen sich Verkaufskosten senken und noch mehr an unproduktiven Tätigkeiten auf den Handel verlagern. Man hat damit in der Konsequenz das "Markenhändlernetz" entspannt.

Deshalb sind es noch lange nicht weniger Händler. Viele von ihnen machen als "Freie Händler" weiter. Sie beziehen ihre Neufahrzeuge über andere vertragsgebundene Markenhändler oder bedienen sich der großflächigen Kontingente aus dem EU-Import. Man kommt - Dank der Hersteller/Importeure - heute als freier Händler digitalisiert quasi an jeden Neuwagen jeder Marke ran. Ohne Händlervertrag. Ohne Standards. Frage ich den Deutschland-Chef von Mobile.de, Malte Krüger, nach der Zahl der registrierten Händler bei der Onlinebörse, so erhalte ich die Antwort: 41.000. Und wie viele sind im letzten halben Jahr ausgeschieden? Antwort M. Krüger: "Da haben sich zusätzlich 1.500 registriert."

Die Botschaft vom Händlersterben ist also wissenschaftlich irgendwie brüchig. Oder anders. Es gibt heute weit mehr "Freie Automobilhändler" als Markenhändler. Das sind bei Gott keine Umsatzmilliardäre, sondern sie hüten häufig 15 Fahrzeuge auf ihren Plätzen. Digitalisiert integriert. Ohne Product Genius, ohne Powerwalls, aber mit digitalisierten, überregionalen, internationalen Einkaufsquellen und unkomplizierten digitalisierten Prozessen. Ohne Standards! Sehen wir derartige Studien als grobe Schätzungen. Genau kann man die Zahl der Betriebe gar nicht wissen. Beispiel: Hat einer die Marken Alfa, Fiat, Hyundai unter einem Dach, so wird er bei jeder Marke als Standort gezählt. Dahinter steht aber ein Eigentümer.

Dieses Top-100-Mengen-Ranking ist sehr problematisch, um nicht zu sagen sehr gefährlich. Warum? Es ist primär Einheitengetrieben. So, wie es die Hersteller/Importeure sich wünschen. Es berücksichtigt also dominant die verkauften Mengen, listet die Mitarbeiterzahl und den Umsatz auf. Aber leben müssen alle wesenhaft davon, was unterm Strich bleibt. Um das sauber zu analysieren, müsste man aber mehr geistige und finanzielle Mittel investieren. Die Top 100 der bestverdienenden Automobilhändler wäre die viel wichtigere Liste. Ohne Frage, die Liste sähe anders als das Einheitenranking aus. Ganz anders. Man glaube doch nicht, dass es sich bei jedem großen Händler mit einem Neuerwerb auf Dauer um ein qualifiziertes Wachstum handelt. Es sei an die Untergänge von Kroymans oder Auto König u.a. erinnert. Ich stelle mir im Moment nochmals all jene Käufer vor, die aktuell eine MB-Niederlassung erworben haben und bislang ohne jegliche MB-spezifische IT-Erfahrung agieren müssen. Dazu braucht man viel Sondervermögen, um allein das zu stemmen. Echtes Wachstum muss finanzierbar sein. Wer mit einer größeren Einheit keine höheren Gewinne einfährt, ist auf der Verliererseite. 

Großbetriebe agieren nun mal primär in größeren Städten. Hersteller/Importeure sind dort vielfach auf eigene Niederlassungen angewiesen, schreiben "raben-rote Zahlen" bzw. müssen verbleibenden Großbetrieben in den Städten aktiv unter die Arme greifen. Das läuft dann unter der Abteilung Werbekostenzuschüsse. Darüber wird natürlich geschwiegen. 

Was in der IFA-Betrachtung ferner nach außen keine Differenzierung findet, ist eine Markenbetrachtung. Es wird kein Exklusivhändler bei einer Marke unterhalb von fünf Prozent Marktanteil unter den Top 100 sein. Und dennoch gibt es dabei sehr erfolgreiche Autohäuser. Nachdem aus jeder Ecke das Thema Kundenzufriedenheit pfeift, sei die Feststellung der "Automobilwoche", die nach zwölf Jahren immer noch alle zwei Wochen erscheint, festgehalten: Die höchste Kundenzufriedenheit geht von kleineren Betriebsformaten aus. Originalton: "Die meisten Platzhirsche sind klein!" Entscheidend ist aber doch laut Hersteller/Importeure der Kunde. Man muss das tun, was der Kunde will. Großbetriebe?!

Schauen wir zuletzt auf die digitalen Innovationen der Top 100, so haben die allesamt bisher überschaubaren Charakter. Das wäre die nächste Top-Liste: Die Top-100 der "digitalen Branchen-Lichtträger"! Fazit: Realitäten sehen. Auf dem Boden bleiben. Betriebsgröße ist allenfalls ein Maßstab. Aber nicht der entscheidende! Die Kreativen fressen die Langweiler.

© Foto: Zeitung

"Autohändler machen dicht!"

Ordentliche Volkswagen-Hauptversammlung

Gegenwärtig erhalten die Aktionäre ihre Einladung zur VW-Hauptversammlung am 22. Juni 2016. Ort: Das Messegelände der Deutsche Messe AG, Hannover. Diese Woche kam eine weitere "Petitesse" ans Licht. Eine namhafte Führungskraft, hochrangiger Jurist hat "verklausuliert" darauf hingewirkt, dass im August 2015, also vor dem "schwarzen Freitag" im September 2015, Daten gelöscht werden sollten. Der Sumpf wird zehn Monate nach seiner Offenlegung immer peinlicher.

Als schlichter VW-Aktionär liegt mir auch die "Erweiterung der Tagesordnung" zur Hauptversammlung vor. Danach werden unter Tagespunkt 7 und Tagespunkt 8 zwei Sonderprüfungen beantragt. Diese Anträge werden auf 40 Seiten begründet. Im Klartext, man gibt sich mit der von Volkswagen selber in Auftrag gegebenen Prüfung durch das Anwaltsbüro Jones Day aus verschiedenen Gründen nicht ab. Die Aktionäre können nicht sicher sein, ob und in welcher Form sie Zugang zu deren Bericht erhalten. Der Vorstand weist "nach sorgfältiger Prüfung durch interne und externe Rechtsexperten jedwede Verantwortung für die Ereignisse im Zusammenhang mit der Abgasaffäre von sich und macht alleine Mitarbeiter auf Ebene unterhalb des Konzern-Vorstands" für den Einsatz von Manipulationssoftware verantwortlich. Außerdem werden den Aktionären weitgehende Informationen aus dem Jones Day Report verwehrt. Das soll nun mit der Bestellung eines unabhängigen Sonderprüfers abgewehrt werden. Da müssen noch viele "Menschen bewegt" werden, bis die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen von 11,4 Millionen unmittelbar betrogener Kunden wieder zurückgewonnen ist. 

© Foto: VW

Die Einladung zur VW-Hauptversammlung ist schlicht in Schwarz-Weiß-Druck gehalten. Anders als die farbigen Bonizahlungen!

Andreas Schalk neuer Bayerischer Landtagsabgeordneter

Es gibt sie noch, die erfreulichen Branchennachrichten. Diesmal eine unter dem Motto: "des einen Freud, des anderen Leid". Da musste ein Abgeordneter aufgrund moralischer Verfehlung vorzeitig seinen mittelfränkischen Abgeordnetenhut nehmen. Dann rückt der Kandidat mit der höchsten Zweitstimmenzahl aus diesem Bezirk nach: Andreas Schalk, 32 Jahre alt. Nach dem Abitur war er im Steuerfach und in der Wirtschaftsprüfung unterwegs und landete dann im elterlichen Ford-Autohaus in Burgoberbach und einem weiteren Standort in Dinkelsbühl. Ich lernte ihn vor einigen Jahren als Vorsitzenden der Jungen Union Mittelfranken kennen. Ebenso als CSU-Vorsitzender der Stadt Ansbach. Dorthin verbindet mich eine 30-jährige Freundschaft mit Klaus Dieter Breitschwert, der uns als BFC-Absolvent Calw stets mit einem Jahrgang ins Frankenland einlud und uns als Bürgermeister der Stadt Ansbach jeweils im historischen Rathaus empfing. Breitschwert selbst saß als VW- und Audi-Händler über 22 Jahre für die CSU im Bayerischen Landtag und fungiert seit elf Jahren als Landesverbandspräsident des Kfz-Gewerbes Bayern. Selbiger Klaus Dieter Breitschwert war es, der das politische Talent von Andreas Schalk erkannte und ihn gezielt förderte. Breitschwert aktuell: "Andreas Schalk ist nicht nur für die Region Ansbach ein Glücksfall, sondern auch für die Automobilwirtschaft."

Gerne erinnere ich mich an ihn bei unserer Zusammenkunft im Rahmen der letzten AUTOHAUS-Sommerakademie. Und neulich nahm ich eine Einladung des Landesverbandspräsidenten Breitschwert in Ansbach wahr, an der wir – siehe Abbildung – mit Innenminister Joachim Herrmann, der in Bayern damit zugleich Verkehrsminister ist, über die E-Mobilität, die Ladeinfrastruktur, die Vorbereitungen um das "autonome Fahren" sowie über die Flüchtlingspolitik diskutierten. Da dachte von uns noch keiner an diese rasche aktuelle Weichenstellung für Andreas Schalk. AUTOHAUS gratuliert dem "neuen Branchenstern" zu dessen Berufung und dankt dem Weichensteller Klaus Dieter Breitschwert für eine erfolgreiche denkbare Nachfolgereglung mit gewerbepolitischem Gewicht. 

Joachim Herrmann, Andreas Schalk, Klaus Dieter Breitschwert
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Innenminister Joachim Herrmann (l.) mit Andreas Schalk, MdL in spe und dem Landesverbandspräsidenten des Kfz-Gewerbes Bayern, Klaus Dieter Breitschwert.

Die besondere Arbeitskultur

Es ist erstaunlich, was wir Jahr um Jahr in der Branche an neuem Wissen zusammentragen. Erwachsen daraus auch neue Erkenntnisse? Gewiss nicht immer. Neues Wissen schafft aber neue Konflikte. Und damit mehr Gründe, um trefflich zu streiten. Gefordert ist produktives Anwenden von Wissen. Der "Sachbearbeiter" kennt sich heute fachlich besser aus als der Chef. Zwangsläufig ist man als Chef auf die Kompetenz anderer angewiesen. Das wiederum erfordert eine höhere Kooperationsbereitschaft, eine hohe Streitkultur. Festzustellen sind aber stattdessen oft Machtkämpfe, Abteilungsdenken.

Das wird im Rahmen der 25. AUTOHAUS Sommerakademie auf Sylt vom 31. August bis 2. September 2016 mit dem Hauptreferenten Dr. Thorsten Bosch ein Hauptthema sein. Das Vernetzen von Spezialisten, der produktive Umgang mit Wissen, problemlösungsorientiertes Einbringen. Das Verhalten von Mitarbeitern wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Auf eine hohe Kooperationsfähigkeit! 

© Foto: Dr. Thorsten Bosch

Dr. Thorsten Bosch

Spruch der Woche:

"Ich mag Elon Musk, aber was er macht, erinnert mich fatal an die Internetblase." (Sergio Marchione, Fiat-Chrysler-Chef)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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KOMMENTARE


Waldemar Dixa

10.06.2016 - 18:43 Uhr

Und dann fordern und forcieren Hersteller noch den Bau von Palästen (Stores), obwohl der Kunde es zunehmend ablehnt diese zu bezahlen.Diese binden nicht nur das Kapital des Händlers, das dieser besser in die "neue Infrastruktur zu besseren digitalen Erreichbarkeit und Kommunikation mit dem Kunden" investieren würde, sondern auch noch sehr viel von dessen Zeit, wenn ich an den Aufwand denke, den man heute bei jeder Baumaßnahme mit Bürokraten treiben muss, bei denen die Zeit ja keine Rolle spielt.


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