HB ohne Filter vom 19. Februar 2010
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Heute zu den Themen: Elektrisierende Augenblicke im Autohaus Hermann, Rekordverlust bei Daimler, Liqui Moly-Boss Ernst Prost in der Aschermittwoch-Bütt, Die wahren Sieger und Verlierer der Abwrackprämie und Führungskräfte-Management.
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15. Februar – Montag
Elektrisierende Augenblicke in der Hermann-Gruppe Göttingen. Der Northeim-Göttinger Renault-Händler und Initiator der BFC Northeim, Wolfgang Hermann, ist erneut als Brancheninnovator unterwegs. In seinem Betrieb in Göttingen stellte er nun seine sechste Automarke vor: "Mega". Modell: "eCity Pro". Dahinter steht ein Kleinwagen mit reinrassigem Elektroantrieb und Null-CO2-Emission. Höchstgeschwindigkeit 64 Stundenkilometer. Dessen besondere Eignung: Stadtverkehr. Das Autohaus stellt jedem Käufer ein halbes Jahr lang kostenloses Tanken an Göttingens erster Strom-Zapfsäule, der ersten E-Car-Station, die Hermann gleichzeitig eröffnete, zur Verfügung. Kostenpunkt des neuen "eCity Pro": 18.000 Euro inkl. MwSt. Hermann: "Heute beginnt die automobile Zukunft dieser Region."
16. Februar – Dienstag
Rekordverlust bei Daimler. Daimler schließt das Jahr 2009 mit 2,6 Milliarden Euro Verlust ab. Der Verlust ist größer als zu den schlimmsten Zeiten im gemeinsamen Chrysler-Boot. Trotz immerwährender Sparpakete! Trotz Kurzarbeit! 2009 wurden 1,6 Millionen Fahrzeuge verkauft. Im Jahr zuvor noch 2,1 Millionen! Vergleicht man die visionären Vorgaben im VW-Konzern mit denen von Daimler, fehlen bei den Stuttgartern jegliche Perspektiven, wohin denn die Reise in den nächsten fünf oder gar zehn Jahren hingehen soll. Das Dilemma lässt sich besonders an der A-Klasse oder am Momentum Smart ausmachen. An Kleinwagen ist nicht viel verdient. Welche Rolle soll und will da Daimler in Zukunft spielen? Vom Smart werden pro Jahr ganze 118.000 Einheiten vermarktet. Der Nachfolger des Smart Fortwo steht für 2014 auf der Agenda. 2014! Wird daraus das Stadtauto der Zukunft? Und wann kommt der "Nachfolger" des Smart Forfour? Die Erstausführung wurde 2006 aus dem Netz genommen. Klar, der Preis lag damals schon jenseits von Gut und Böse. Daimler ist in Sachen Smart mit Renault unterwegs. Doch der Wettbewerb schläft nicht. Der Audi A1 kommt. BMW ist in diesem Segment aktiv usw.
Ob Konzernchef Dieter Zetsche die anstehenden Herausforderungen mit all den Vorständen aus der Schrempp-Ära schaffen wird, bleibt die große Frage. Einzige Ausnahme bildet hier der neue und alte Vorstand Wolfgang Bernhard. Der Formel-I-Rentner, den sich Daimler für sieben Millionen Euro Jahresgage zugelegt hat, sowie ein Imageträger aus dem Lager Bayern Münchens werden die Herkules-Aufgabe nicht lösen. Das ist Markenschein, aber kein Markensein! Fehlt nur noch die Wirkung von Boris Becker!
17. Februar – Aschermittwoch
Liqui Moly-Boss Ernst Prost in der Aschermittwoch-Bütt. Ernst Prost, Eigner von Liqui Moly, durch und durch Mittelständler, ein ausgewiesenes Marketinggenie und ein Mann der klaren Worte wie Pointen, setzt öffentlich zu wirkungsvollem Paukenschlag gegen die Mehrwertsteuersenkung für Hotelübernachtungen an. Prost: "Von unseren 450 Mitarbeitern sind 120 im Außendienst. Durch die Neuregelung entstehen in unserem Unternehmen Mehrkosten von 70.000 Euro." Weshalb? Das morgendliche Frühstück belässt der Gesetzgeber bei 19 Prozent. Jetzt bedarf es auf der Hotelrechnung eines gesonderten Ausweises, hier die Übernachtung, dort das Frühstück. In der Verarbeitung ein buchhalterischer Mehraufwand. Bisher mussten sich die Arbeitnehmer von Gesetz wegen lediglich 4,80 Euro von der Reisekostenpauschale für das Frühstück von der 24-Euro-Pauschale für Reisen mit Übernachtung anrechnen lassen. Nach der neuen Regelung muss der Geschäftsreisende den vom Hotel ausgewiesenen Betrag für das Frühstück komplett von den Spesen abziehen. Den Letzten beißen eben auch in der Neuregelung wieder die Hunde.
Prost: "Liqui Moly übernimmt für die Arbeitnehmer die Differenz zwischen der Frühstückspauschale von 4,80 Euro und der Frühstücksrechnung des Hotel. Allerdings verlangt der Gesetzgeber für dieses finanzielle Entgegenkommen für den Arbeitnehmer die entsprechende Versteuerung des geldwerten Vorteils. Zu dieser Pauschalversteuerung (30 Prozent) zahlen wir noch den Solidaritätszuschlag, die Kirchensteuer und die Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von 40 Prozent. Es kann doch nicht sein, dass die FDP-CSU-Klientelpolitik auf dem Rücken unserer Leistungsträger, unserer Verkäufer, durchgezogen wird. Ein bürokratisches Monster wurde geschaffen. Weg mit diesem Unsinn! Ich habe an die Parteivorsitzenden Guido Westerwelle und Horst Seehofer geschrieben, sie mögen das Geld für die verwenden, die es brauchen, beispielsweise die 80 Mitarbeiter des Mövenpick-Hotels in Neu-Ulm. Wie passt das zusammen, dass Herr Baron von Fink, Mehrheitseigner der Mövenpick-Gruppe, Millionen an Parteien spendet, auf der anderen Seite die Mitarbeiter im Mövenpick-Hotel in Neu-Ulm vor Weihnachten ihre Kündigungen erhalten und der Standort einfach geschlossen wird? Es kann nicht angehen, Menschen in die drohende Arbeitslosigkeit zu verbannen und auf der anderen Seite Millionen für Parteien zu spenden. Ich sage das alles als überzeugter Unternehmer und fordere hiermit zu viel mehr politischem Ungehorsam auf."
Würde Ernst Prost nicht in seinem Unternehmen gebraucht, müsste man ihn nach Berlin schicken. Er würde in origineller und sehr geistvoller Manier aufräumen und begradigen. Es gäbe wieder farbige Bundestagsdebatten, nicht nur über Hartz IV. Es ist nicht das erste Mal, dass Ernst Prost politischen Mut gezeigt hat. Dem Prost ein Aschermittwoch-Prost!
18. Februar – Donnerstag
Die wahren Sieger und Verlierer der Abwrackprämie. Das Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hat inzwischen 65 Prozent der Abwrackanträge ausgewertet. Danach sind die Marken Skoda, Dacia und Hyundai die echten Sieger. Weshalb? Bei Skoda wurden 94.352 Anträge gefördert, aber nur 9.410 Fahrzeuge abgewrackt. Bei Dacia 48.551, aber kein einziges Altfahrzeug vom Markt genommen. Hyundai kann auf 52.651 geförderte und auf 9.927 abgewrackte Fahrzeuge schauen.
Opel, Ford und Renault sind in der Nettobetrachtung die echten Verlierer. Bei Opel wurden zwar beachtliche 147.131 gefördert, dafür 251.884 Corsa, Astra & Co. aus dem Fahrzeugbestand gezogen. Bei Ford wurden 96.473 gefördert, aber 163.797 verschrottet. Bei Renault sind 48.689 in Relation zu 88.146 zu vermelden. Ende März soll dann die Komplettauswertung aller zwei Millionen Anträge vorliegen.
19. Februar – Freitag
Führungskräfte-Management. Nachdem AUTOHAUS den größten Stellenmarkt im Kfz-Gewerbe abbildet, wissen wir in zahlreichen Fällen, wie viele Bewerbungen hinter einer Stellenanzeige stehen. Auf namhafte Geschäftsführerstellen stehen da derzeit deutlich über 100 Suchende dahinter. Darunter hat es einige, die einfach ein neues Aufgabenfeld suchen. Andere mussten das Feld räumen, nachdem das bisherige Autohaus von einem Dritten übernommen wurde. Darunter hat es gleichermaßen welche, die über Insolvenzen freigesetzt wurden. Nicht zuletzt gibt es Geschäftsführer, die für das angestammte Autohaus zu teuer wurden bzw. durch billigere und jüngere Führungskräfte ersetzt werden. Wer beispielsweise bislang ein Geschäftsführergehalt von 120.000 Euro hatte, arbeitet künftig wieder für 70.000 Euro.
Es findet also nicht nur für die "normalen" Arbeitnehmer eine Anhebung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 40 Stunden statt, eine Reduzierung der Urlaubstage auf 28, ein Verzicht der Arbeitsgeberanteile auf die Vermögenswirksamen Leistungen, ein Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld, sondern eine markante Reduzierung der Geschäftsführergehälter. Die Begründung: Wer beispielsweise Geschäftsführer in einem Insolvenzbetrieb war, hat an der Insolvenz Mitschuld und muss sich bescheiden. Wessen laufendes Autohaus angeschlagen ist, hat oder macht in der Führung Fehler und hat die Folgen mit zu tragen. So lautet die Sicht der Dinge, die heute bei einem Führungskräftetreffen in Hannover artikuliert wurde. Fazit: Wenn der Erfolg fehlt, muss die Geschäftsführung weniger verdienen!
Spruch der Woche:
"Das Management hält sich an die Regel, stets 40 Prozent des Gewinns an die Aktionäre auszuschütten, und dieser Anteil beträgt 2009 eben null." (Dieter Zetsche, Daimler-Chef)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Karl-Heinz Babuschke
Thomas Meier
Peter Meier
Eugen Thoma
Karl-Heinz Scherer
Joachim Lutz
Tomsclub
Gerhard Flink
fuehrungskraefte