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HB ohne Filter vom 19. September 2014

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: AUTOHAUS

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Datum:
19.09.2014

2 Kommentare

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Heute: 42. Bundestagung ZDK, Automechanika, spezielle BMW-Hochkultur, Fiat oder Ferrari - Montezemolo oder Marchionne?

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Ein Blick auf den Messestand der Branche (ZDK)
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42. Bundestagung ZDK

Der neue ZDK-Präsident Jürgen Karpinski legte auf seiner ersten "Branchen-Parlamentsversammlung" großen Wert auf klare Aussagen. Im Automobilvertrieb ist vom Kommissionsagentensystem die Rede. Die Nachwuchskampagne wird als eine Kernaufgabe gesehen. In drei Fachforen wurde das "Kfz-Unternehmen im Jahr 2030" skizziert. Darunter stand auch der Bereich Garantien. Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk führte die fragwürdige Teilewelt mit zweifelhafter Garantie vor, die über Internet frei zu beziehen ist.

Jetzt sollte man aber auf die einzelnen Felder die Finger drauf halten. Wo bleibt – Herr Hülsdonk – die ZDK-Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise in Form eines Folders, der für den Kunden in den Kfz-Betrieben deutlich macht, woran man denn fragwürdige Teile erkennt? Was macht den Unterschied zwischen Originalteil und Identteil aus? Jeder weiß, dass der demografische Faktor in Sachen Fachkräfte und Nachwuchs Wirkung haben wird. Gut wäre doch, wenn selbiger Professor aus Bremen, der diese Erkenntnis in Frankfurt vorgetragen hat, den Auftrag erhielte, die Folgen für jede der 245 Kfz-Innungen herunterzubrechen, damit jeder vor Ort einmal aufgrund der örtlichen Gegebenheiten genaue Kenntnis erhält. Die Bevölkerungsstatistik dafür liegt für jeden Bereich vor. Das wird in Ostfriesland anders aussehen als in Stuttgart, wo Daimler und die Zulieferer alles wegholen, was zwei Füße hat und rechtsrum schrauben kann.

Das Kommissionsagentensystem ist sicher eine mögliche Ausrichtung. Wie sehen darin die Margensysteme aus? Wie wird darin die Gebrauchtwagenhereinnahme geregelt? Und wo bleibt die Antwort auf die größten Herausforderungen: die Integration von virtuellem und stationärem Vertrieb unter einem Dach im Autohaus und die üble Wettbewerbsverzerrung durch die fragwürdige Vermittlungspraxis im Internet, die mit Wissen der Hersteller/Importeure gezielt geschürt wird. Der Menge wegen!

Wer den ZDK-Präsidenten Karpinski kennt, weiß, dass er die offene und kontroverse Diskussion liebt. Und da wird er nach und nach einige Bälle ins Rollen bringen. Hoffentlich auch einen Gerichtsprozess, um markenübergreifend endlich die Forderung der Stundenverrechnungssatzvergütung in Höhe des Kundenverrechnungssatzes im Garantiefall durchzusetzen!

Präsentation der AUTOHAUS-Studien durch Chefredakteur Ralph Meunzel auf dem Verlags-Messestand
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Automechanika, die mutierende Zuliefer- und Ausrüstermesse

Wer das Fernbleiben der Automobilhersteller auf der weltgrößten Aftersales-Messe, der Automechanika in Frankfurt, genauer hinterfragt, kommt zur Feststellung, dass offensichtlich die meist unbekannten bzw. unterschätzten Zulieferer nunmehr das Sagen haben. Offensichtlich will sich die Automobilindustrie gegenüber ihren Zulieferern nicht mehr am Serviceort der Serviceorte öffentlich outen. Hier die Originalteile, dort die Identteile, die von Bosch oder ZK oder Conti, um die drei größten Zulieferer zu nennen, vom selben Band laufen, aber über separate Verpackung und einen anderen Vertriebsweg einen Preisunterschied von 20 bis 30 Prozent erfahren.

Auf der Automechanika gab es unter den 4.600 Ausstellern allein 2.400 aus der Gattung Teileanbieter. Und das aus 71 Ländern. Eine gigantische Relation, die zugleich den internationalen Charakter der Messe unterstreicht. Der Messegesellschaft ist das Fernbleiben der Autohersteller schnurz, nachdem jedes Plätzchen ausverkauft war. Und die Hersteller wiegen sich in Sicherheit, dass sie ihre sogenannten Partner über "Bonushandschellen" im Teilebereich so an der Kandare haben, dass sie gar nicht fremdgehen können - und so gehalten sind, das Teilehochpreisniveau der Originalteile Tag für Tag an der Front umzusetzen. Google wird sie noch das Fürchten lehren, nachdem jeder Kunde, sobald er auf einer Rechnung die Originalteilenummer hat, jeden Teilepreis des Herstellers im Internet nachlesen kann.

Fazit: Der bald weltgrößte Automobilhersteller der Welt, Volkswagen, hat sich sichtbar in Frankfurt davon verabschiedet, international innovativster Aftersales-Gestalter zu sein. Dass der ZDK für sich die Urheberschaft der Automechanika reklamieren darf, spielt heute keine Rolle mehr. Es sei allerdings festgehalten, dass von den 36 freien Werkstattmarken gerade Bosch mit seiner Hauptmarke "Car Service" und mit seiner Drittmarke "Auto Crew" vertreten war. Boschs Zweitmarke "1a" fiel überhaupt nicht auf.

Das soll aber den durchweg positiven Messeeindruck nicht schmälern. Zahlreiche Stände sind schon von ihrer Aufmachung her bewundernswert. MAHA legte eine Standdimension mit originaler Prüfstraße von einmaliger Machart vor. Das WashCenter im Freigelände schuf die Möglichkeit, alle Neuerungen live anschauen zu können. Wann hat man insgesamt die Möglichkeit, alle Wettbewerber aus nächster Nähe sehen und vergleichen zu können und Gespräche mit Experten zu führen? Ich wundere mich, weshalb es für viele Händler nicht selbstredend ist, sich von dieser "Aftersales"-Welt selber ein Bild zu machen. Übernachtungspreise von 500 Euro im Umfeld der Messe sind Wucher pur!

Hier gewichtige Messe-Highlights in Kürze:

1. Der markanteste Trend ist die Service-Digitalisierung. Dies in Form des iPad, der papierlosen Serviceannahme, der 16 bereits existierenden Servicebörsen und der Diagnosegeräte, die immer kommunikativer werden und jetzt schon die notwendige Teilebestellung ausspucken. Sogar die Hebebühnen werden immer filigraner.

2. Die iPad-Annahme, auch eCheck gennant wurde live auf dem MAHA-Stand sowie in verschiedenen Foren, u.a. auf dem AUTOHAUS-Stand vorgeführt bzw. einschlägig diskutiert. Man sollte bei der Datenverknüpfung darauf achten, dass die erfassten Daten inkl. Kundenauftrag vom jeweiligen Mechatroniker am Arbeitsplatz abgerufen werden können.

3. API kündigte mit seiner API R 3000 für September 2015 den Multisensorarm an. Die Außenhülle ermöglicht berührungsloses vermessen. 3-D-Bilder schaffen damit neue Anwendungsmöglichkeiten bei der GW-Bewertung oder auch bei Unfallreparaturen eine umittelbare Schadenkalkulation. Man würde sich in der Umsetzung all dieser Innovationen mehr Offenheit in der Branchenwünschen. Aber ein Prozent Umsatzrendite setzt auch hier natürliche Begrenzungen.

4. Die DAT war u.a. mit ihrer Servicebörse "Fairgarage" vertreten, Bosch mit "Drivelog". Man sollte sich ATU zum Vorbild nehmen, wie man Onlinepreise darstellt. Dazu gehören u.a. befristete Kampagnen. Die Schwäche der vorhandenen Börsen ist, dass die Leistungsqualität keinerlei Differenzierung erfährt. Da ist Öl einfach gleich Öl, als gäbe es dabei keine Spezifikationen.

5. 500 Aussteller waren in Sachen Tuning und Zubehör unterwegs. Das reicht vom Fahrradtransportsystem, über die Särge auf den Autodächern, Antirutschmatten, bis zu nachrüstbaren Navisystemen, Antirutschmatten, Batterien und auffällig massiv Infotainment-Systeme. Aus aller Herren Länder!

6. AUTOHAUS stellte auf dem Verlagsstand zwei Studien vor. Smart-Repair und Kontaktpartnerschaften für den Schadenfall. Beide Studien zeigen, dass auf diesen Feldern noch Früchte zu holen sind.

7. Nachdem zum 1. November 2014 nun alle Neufahrzeuge mit Reifenkontrollsystemen ausgestattet sein müssen, wurden verschiedene Kontrollsysteme vorgestellt.

8. In der Halle "Mobilität der Zukunft" stellte Karabag einen Umrüstsatz vom konventionellen auf ein Fahrzeug mit Elektroantrieb vor.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Das Elektroauto spielte ebenso eine sichtbare Rolle

9. CarWash bildete im Außenbereich eine besondere Landschaft. Expresswäsche in zwei Minuten – ideal für verstaubte GW - neue Lackversiegelungen, Insektenentferner, Fahrzeugdesinfektion, Wash & Pay sowie Online-CarWash-Management waren interessante Neuerungen.

10. Repair und Maintenance nennen die Schwaben heute, was man unter Reparatur und Instandsetzung versteht. Auffällig ist dabei oftmals ein ansprechendes Design der technischen Landschaft. Es geht motivatorisch ja auch um schöne Arbeitsplätze, an denen die Menschen gerne arbeiten.

11. Wie auch immer: Das Hauptfach im Service heißt auch in Zukunft Kommunikation!

© Foto: Prof. Hannes Brachat
 

Es war mir eine besondere Ehre, ZDK-Präsident Jürgen Karpinski auf dem AUTOHAUS-Messestand begrüßen zu dürfen.

Spezielle BMW-Hochkultur

Ein BMW-Manager (56) aus dem Bereich Financial Services hat über mehrere Jahre 150 Kunden der BMW-Bank beim Kauf und Leasing von Fahrzeugen betrogen. Schadenshöhe drei Millionen Euro. Eine alleinerziehende Mutter von zwei Kinder verlor dabei offensichtlich ihr ganzes Vermögen, 1,6 Millionen Euro. BMW redet sich zur Stunde raus, dass der Autohersteller nicht für Privatgeschäfte seiner Mitarbeiter verantwortlich sei.

Welche interne Aufsicht da auch immer versagt hat, wir sprechen von einer Schadenshöhe von drei Millionen Euro und der Konzern macht knapp 8.000 Millionen Euro, sprich acht Milliarden Euro Gewinn! Die BMW-Bank spielt davon 1,6 Milliarden Euro ein. Die Opferanwälte mögen alles in die Waagschale werfen und möglichst alle 150 Betroffenen zur Klage animieren. Ferner, ganz kräftig die Presse einschalten, damit da in der oberen Etage einige mehr endlich wach werden. Der "Spiegel" und die "Zeit" haben immerhin schon den Fall ganzseitig dargestellt. Von "Auto Motor und Sport" oder "Autobild" wird man dazu natürlich nichts lesen.

Mich erinnert das Ganze an die Abwicklung von diversen BMW-Händlervertragskündigungen. Nichts mit Kultur in sozialen Belange Dritten, außenstehenden gegenüber. Hätte BMW sich offen zum Schadenersatz bekannt, hätte der ganze Blätterwald darüber positiv berichtet. Das hätte die viel bessere und deutlich preisgünstigere Wirkung gehabt, als die vielen Anzeigen. Man fürchtet natürlich weitere Ansprüche. Man muss sich nur die Neuwagengarantiebedingungen von BMW und deren Kulanzverhalten ansehen, dann ist auch das auf resistenter Linie.

Der "Graf", Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo in seinem Element
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Fiat oder Ferrari? Montezemolo oder Marcionne?

Ob das gut geht, dass Ferrari zukünftig mehr Fiat wird? Ein gigantischer Kulturkampf ist im Hause Fiat ausgebrochen. Die Ära der Unabhängigkeit von Ferrari geht mit der Demissionierung von Ferrari-Chef Graf Luca Cordero di Montezemolo zu Ende. Die Turiner Intrigen des S. Marchionne haben abermals Früchte getragen. Die fehlenden Formel-1-Ergebnisse sind maximal ein Stück der Wahrheit für den Abgang des Grafen. Offensichtlich hat der Finanzmann Marchionne John Elkmann, den Enkel von Giovanni Agnelli überzeugt, Ferrari-Maserati-Jeep-Alfa Romeo zu bündeln. Der Börse wegen.

Wie viele Ankündigungen hat Marchionne seit seinem Amtsantritt 2004 getroffen, die sich im Nachgang als leere Versprechungen entpuppten. Montezemolo hat den Absatz von Ferrari auf 7.000 pro Jahr begrenzt und damit eine einmalige Exklusivität inszeniert. Ich beobachtete ihn immer wieder gerne, wie er auf dem Genfer Automobilsalon oder auf der IAA speziellen Kunden seine Perlen persönlich präsentierte. Marchionnes erstes Ziel ist, aus Ferrari mehr Geld herauszuholen. 10.000 Einheiten müssen her.

Montezemolo hat zusammen mit Entwicklungschef Amadeo Felisa 23 Jahre die Marke über seine Person geprägt. Er hat sie gelebt. Die beiden Herren stehen ohne Frage in einem Alter, wo über die Nachfolge zu reden ist. Vergleichbar dem Duo Piëch-Winterkorn. Wer kommt danach? Bei Gott nicht Marchionne. Enzo Ferrari würde das auch so sehen. Immer noch ist die Zukunft von Fiat alles andere als in trockenen Tüchern. Der Firmensitz von "FCA" (Fiat Chrysler Automobiles") sind inzwischen die Niederlande. Steuersatz: Großbritannien. Der Abzug aus Italien ist offensichtlich. Der Fall Montezemolo wird in Italien zur nationalen Frage werden!

Spruch der Woche:

"Politiker haben Angst, dass die Wählern nüchtern werden, wenn sie ihnen reinen Wein einschenken." (Norbert Stoffel)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.autohaus.de

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KOMMENTARE


Andra

24.09.2014 - 14:40 Uhr

Die Vorsteher der Massenhersteller bekommen jede Ikone zerstört. VW ist mit der stückzahlgteriebenen Baureihen-Baukastenaufrüstung bei Porsche schon auf dem besten, medial gefeierten Weg und der Chef des klammen FIAT-Konzerns wird Ferrari ebenfalls ausweiden. Schade!


poldi66

25.09.2014 - 10:48 Uhr

Marchionne ist ein genialer Mann!Mit dem Bericht bin ich sowas von nicht einverstanden. Ich habe 17 jahre Lancia, Alfa Romeo und Fiat Pkw + Transporter verkauft und dabei viele führende Köpfe erlebt.Der einzige, der je was draufgehabt hat, ist definitiv S. Marchionne.Ich erinnere nur mal an den genialen Schachzug mit Chrysler. Wieviel Milliarden Verlust hat Mercedes offiziell Miese gemacht (und wieviel tatsächlich)? Wo bleibt da der Respekt? Alle seine Vorgänger waren nur Marionetten der Fiat-Bonzen und haben den Konzern geplündert! Wenn es einer schafft, Fiat wieder in die Gewinnzone zu führen, dann nur er! In Bayern sagt man: A Hund is a scho!Und soweit ich weiß, hat er auch SEINE versprochenen Dinge auch eingehalten.Für Spekulationen, vor allem der Presse, kann er beileibe nichts.Ich hoffe, er sieht Ferrari genauso als "Heiligtum" an wie er es bei Alfa Romeo sieht.Dann wird man es schon sehen, was noch alles passiert. Nich vorher schon verurteilen,denn das ist wieder typisch deutsch!


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