HB ohne Filter vom 30. März 2012
präsentiert von
Heute mit den Themen: Freisprechfeier – Die Hebung in den Handwerkerstand, Ewige Tankverwirrnisse, Winterkorn – Im Reich der Wahnsinns-Spitzenreiter, Das "Schwarze Brett" – Spezielle Betriebssprache, 30 Jahre Faire Berichterstattung.
Steigen Sie ein in die Diskussion! Am Ende des Beitrags finden Sie den Button “Kommentare“. Klicken Sie darauf und kommentieren Sie Prof. Brachats Kommentar.
25. März - Sonntag
Freisprechfeier – Die Hebung in den Handwerkerstand
26. März – Dienstag
Ewige Tankverwirrnisse
Der ADAC deckte diese Woche die Jo-Jo-Preispolitik der abkassierenden Ölmultis auf. Nachweislich werden die Autofahrer beim Tanken morgens markant abkassiert. Die Liter Super E10 kostet beispielsweise im Schnitt abends 2,6 Cent weniger als am Morgen. Manche Tankstellen senken den Preis bis abends um neun Cent. Dieselpreise fallen während des Tages stärker als die Benzinpreise (drei bis zwölf Cent). Die wahre Preisexplosion findet dann nachts statt. Bandbreite: zwischen sechs und zwölf Cent. Die Spritpreise zwischen den jeweiligen Anbietern unterscheiden sich obendrein markant und machen bis zu zehn Cent aus. Die Mineralöler sollen sich nicht wundern, wenn sie imagemäßig als täuschende Abzockerbande gesehen werden. Wer als Autofahrer beispielsweise per Zufall pro Tag dreimal an "seiner" Tankstelle vorbeifährt und jedes Mal einen anderen Preis registriert, kann nur mit dem Kopf schütteln. Schade, früher mussten die Preise wenigstens noch über die Leiter manuell verändert werden. Heute wird die Preisverwirrnis von den Oligopolisten elektronisch ferngesteuert.
27. März – Mittwoch
Winterkorn – Im Reich der Wahnsinns-Spitzenreiter
AUTOHAUS Online ließ vergangene Woche seine Leser über Top-Gagen abstimmen. 2.452 User nahmen an der Befragung teil. Die Frage lautete: Ist das Millionengehalt vieler Spitzenmanager noch verhältnismäßig? Sechs Prozent stimmten mit Ja. 40 Prozent mit: Prinzipiell schon. 55 Prozent mit Nein! Ich wiederhole gerne meine persönliche Meinung, dass die Bezahlung der Top-Vorstände, inklusive ihrer Altersversorgung, "Monatspensionen" von 23.000 Euro und mehr – auch im Vergleich zur Entlohnung der Bundeskanzlerin – völlig überdimensioniert sind. Diese Top-Gagen haben mit Leistung und mit Verhältnismäßigkeit gar nichts zu tun. Bitte, 2009 trat das "Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung" in Kraft. Das geschah als Reaktion auf die Finanzkrise 2008 – ausschweifende Bonizahlungen für fragwürdige Abzockerprodukte. Es müssen also Vorstandsvergütungen nach diesem Gesetz an Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgerichtet sein. Variable Bestandteile sollten daher eine mehrjährige Bemessungsgrundlage haben, genannt: Long Term Incentive (LTI). Dahinter stehen Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit, Rendite- wie Wachstumsziele. Welche Aufgaben haben denn die angestellten Manager? Sie haben sich vertraglich verpflichtet, zum Wohl des gesamten Unternehmens zu arbeiten. Dazu gehört, vor allem bei VW, die Rentabilität zu steigern. Muss da jeder Punkt nach oben separat vergütet werden?
Eigentlich ist es Aufgabe der Aufsichtsräte, Vorstandsgehälter verantwortungsvoll festzulegen. Die halten sich aber alle in Deckung. Sie wissen warum, zumal sie mit 200.000 bis 300.000 Euro Jahresgage im Aufsichtsrat ruhig gehalten werden. Wer hier im VW-Konzern die anstehende Kungelei ansieht, die am 19. April im Rahmen der nächsten Hauptversammlung beschlossen wird, kriegt da Schweißausbrüche. Patriarch Ferdinand Piëch (75) wird dort seine dritte Amtszeit als Aufsichtsratsvorsitzender antreten. Das Novum: Er bringt zukünftig seine Ehefrau Uschi (55) mit Sitz und Stimme im Aufsichtsrat mit. Nochmals, ein österreichisches Ehepaar zieht in den VW-Aufsichtsrat ein. Einmalig! Eigentlich sollten Aufsichtsratsposten von börsennotierten Unternehmen ausreichend unabhängig besetzt sein. Schwäbisch: "Des hät halt mol wieder ä Gschmäckle!" Ferdinand Piëch ist dabei, aus dem VW-Konzern ein Familienunternehmen zu machen. Er selbst hält schätzungsweise ganze sieben Prozent der VW-Stammaktien und übt diesen omnipotenten Machteinfluss aus. Und seine Frau Uschi wird im Aufsichtsrat zuvorderst die Interessen der Familie vertreten. Mit dem Gedanken der Volksaktie hat das nicht mehr zu tun. Im Gegenteil, dritte Geldgeber haben doch im VW-Konzern nichts, aber auch gar nichts zu melden. Mit den Regeln ordentlicher Unternehmensführung hat das nichts zu tun. Aber Piëch macht das – dank seiner genialen Leistung – in diesem niedersächsischen Staatskonzern möglich! Dank der VW-Erfolgswelle. Höhenrausch im Himmel der Gewinne. Es werden aber auch wieder andere Zeiten kommen.
Es gibt in der Tat andere Geschäftsfelder, deren Tragweite von viel größerem Ausmaß sind. Da steht vornean die staatliche Misswirtschaft. In Berlin hat man den Eindruck, dass es seit 2008 keine anderen Themen wie Finanz-, Banken- und Euro-Krise gibt. In innenpolitischen und grundlegenden Wirtschaftsthemen herrscht Stillstand pur. Da möchte Bundesfinanzminister Schäuble die Überschüsse der gesetzlichen Krankenkassen abgreifen. Welche Summen schreiben seit Jahren die Lebensversicherungen wie privaten Rentenfonds ab? Wie viele Milliarden wurden in den staatlichen Bad Banks (u.a. Landesbanken) versenkt? Man denke an den ausufernden Mehrwertsteuer-Katalog. Da müssen Essens-Lieferanten für warme Speisen 19 Prozent Mehrwertsteuer kassieren, für kalte sieben Prozent. Der ermäßigte Satz bei der Mehrwertsteuer gehört abgeschafft und im Gegenzug die Abgabenlast für Gering- und Durchschnittsverdiener gesenkt. Jegliche Steuerreform wird von Herrn Schäuble vereitelt. Denken wir an die Unsinnsregelung der Dienstwagenbesteuerung. Wer geht endlich das Thema Zukunft des öffentliche Dienstes und seiner Versorgungssysteme an? Das Überborden bürokratischer Einrichtungen, von den IHKs und Handwerkskammern bis hin zur Berufsgenossenschaft. Wer stellt das Unsinnsprojekt elterliches Betreuungsgeld auf den Prüfstand? Wo und wann wird neben der Schuldenbremse mal ein staatliches Kostensenkungsprogramm aufgelegt? Wo bleibt die angekündigte Gewerbesteuerreform? Wie lange nimmt man es noch hin, dass 23 Prozent der Hauptschüler ohne Abschluss ins Berufsleben treten? Nur ein Drittel der Arbeitnehmer über 55 Jahren nimmt an betrieblichen Fortbildungen teil. Eine Verbesserung der Bildungsergebnisse ist dringlich angesagt. Stillstand pur. Dagegen ist die Gage des Herrn Winterkorn Mumpitz!
29. März – Donnerstag
Das "Schwarze Brett" – Spezielle Betriebssprache
K. Mehle
Jan Most
Sklave der Hersteller
Michael Kühn
Analytiker
Dieter M. Hölzel
ramses
ramses