Von Online-Redakteur Andreas Heise
Die Corona-Pandemie macht wie kaum eine andere Krise deutlich, wie hilfreich es sein kann, digital gut aufgestellt zu sein. Wer hier die technischen Voraussetzungen geschaffen hat und das Einmaleins des Online-Handels beherrscht, der ist aktuell klar im Vorteil.
Das Interesse an digitalen Geschäftsmodellen ist in diesen Tagen entsprechend groß. Start-ups wittern ihre Chance. So ist auch Nico Polleti, Co-Founder und CEO des Auto-Abo-Anbieters Cluno, überzeugt, dass die aktuellen Entwicklungen das Bedürfnis nach individueller, flexibler und kostensicherer Mobilität noch verstärken werden.
AUTOHAUS: Wie hat sich die Kundennachfrage bei Ihnen in den letzten ein, zwei Wochen entwickelt? Wie entwickelt sich aktuell die Zahl der Auto-Abo-Abschlüsse?
Nico Polleti: Der März war zunächst Clunos bester Monat seit dem Start. Sowohl die Buchungen als auch das Suchvolumen erreichten ein neues Allzeithoch. Seit 20. März, dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen, schwächte sich das Neugeschäft dann kurz ab. Wir haben den Eindruck, dass viele Menschen ein paar Tage in einer Art Schockstarre waren und einfach abgewartet haben was passiert. Die jüngsten Entwicklungen bei Suchvolumen und Anfragen deuten jetzt darauf hin, dass der Run auf Auto-Abos künftig noch stärker sein wird.
Welche Gründe gibt es für die Entwicklung der letzten Wochen?
N. Polleti: Covid-19 unterteilt den März in zwei Phasen. In der ersten Monatshälfte stiegen die Neuinfektionen in Deutschland rapide an und es wurde klar, dass die Lage ernst ist. Menschen, die normalerweise öffentliche Verkehrsmittel nutzen, wollten schnellstmöglich im eigenen Fahrzeug unterwegs sein, um der Ansteckungsgefahr im ÖPNV zu entgehen. Allerdings ohne sich für Jahre zu binden. Da ist das Auto-Abo die perfekte Lösung. Ab Mitte März wurden in ganz Deutschland Ausgangsbeschränkungen umgesetzt und die Firmen schickten ihre Mitarbeiter, wenn möglich, ins Homeoffice. Wer nicht zur Arbeit fährt und im Supermarkt um die Ecke einkauft, braucht kein Auto. Die allgemeine Nachfragesituation spiegelt das wider.
Kommen in der Krise jetzt Hersteller und Händler vermehrt auf Sie zu, um mit Ihnen zu kooperieren?
N. Poletti: Ganz richtig. Uns erreichen viele Anfragen von Herstellern und Händlergruppen, die mit uns zusammenarbeiten möchten. Der klassische Handel wird mit Problemen zu kämpfen haben. Es ist höchste Zeit, sich nicht nur mit dem Auto als technischem Gegenstand, sondern auch mit dem digitalen Zugang dazu zu beschäftigen. Wer in Zeiten von Netflix, Spotify und Co glaubt, dass die Menschen und vor allem die kommenden Generationen weiterhin Autos in Massen kaufen werden, ist sehr weit vom Kunden und der Realität entfernt.
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Bereiche Verfügbarkeit und Übergaben aus?
N. Polleti: Unsere Geschäftsabläufe sind größtenteils digital. Kunden buchen online, wir sind über eine digitale Plattform mit unseren Partnern verbunden und die interne Kommunikation läuft über E-Mail, Chat und Video-Konferenzen. In unserer Flotte gibt es immer schnell verfügbare Autos oder solche, die zeitnah verfügbar werden. Außerdem erweisen sich die meisten unserer Partner bislang als krisensicher. Wir sehen kaum Ausfälle, sodass wir weiterhin alle Kunden zuverlässig beliefern können. Bei einigen Dienstleistungen wie z. B. Kundendiensten gibt es leichte Verzögerungen. Bisher ist aber nichts davon wirklich kritisch. Trotzdem kann ich nicht ausschließen, dass uns die Krise der Automobilbranche auch etwas beeinträchtigt. Deshalb haben wir ein Team von Experten zusammengestellt, das Cluno auf verschiedene Szenarien vorbereitet und schon jetzt Lösungsansätze für mögliche Probleme bereithält. So haben wir z. B. die Anzahl der Logistik-Partner in den letzten Tagen deutlich ausgebaut.
Welche Maßnahmen haben Sie angesichts der Corona-Pandemie bei der Übergabe/Auslieferung getroffen?
N. Polleti: Wir haben schon Anfang März begonnen, Übergaben und Auslieferungen, die ab Mitte März stattfinden sollten, vorzuziehen. Buchungen von medizinischem Personal sowie anderen Mitarbeitern des Gesundheitswesens, der Polizei und der Feuerwehr werden bevorzugt bearbeitet. Alle Autos, die zum Kunden gehen, sind entweder neu oder werden vorher professionell gereinigt. Wir haben einen sehr hohen Standard. Kunden, die sich trotzdem Sorgen um eine Ansteckung im Auto machen, erfahren von unser Customer-Service-Team, welche Stellen und Flächen im Fahrzeug wie gereinigt werden können, um sicherzugehen. Wir haben unsere Partner außerdem angewiesen, sich bei der Übergabe von Fahrzeugen an die vom Robert Koch Institut empfohlenen Hygieneregeln zu halten.
Werden Sie mit speziellen Angeboten/Aktionen auf die Corona-Krise reagieren?
N. Polleti: Ein eigenes Auto, flexibel kündbar und zu einem monatlichen Festpreis: Das Cluno-Angebot trifft perfekt den Bedarf, den Menschen jetzt und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten haben. Wir planen im Moment keine speziellen Angebote oder Aktionen im Hinblick auf die Corona-Krise. Anfragen von medizinischem Personal, Polizei und Feuerwehr werden vorgezogen, sodass die Menschen, die zurzeit besonders gefordert sind, möglichst schnell im eigenen Auto mobil und von Fahrplaneinschränkungen des ÖPNV nicht betroffen sind.
Wird die Corona-Krise Ihr Geschäft nachhaltig beeinflussen?
N. Polleti: Wir sehen drei starke Gründe für eine positive Entwicklung unseres Geschäftes: Erstens, die jüngsten Entwicklungen beleben den Trend zum Individualverkehr neu. Das eigene Auto als geschützter Raum gewinnt wieder an Bedeutung. Zweitens gehen wir durch eine Wirtschaftskrise. Mobilität ist auch in einer solchen Phase ein Grundbedürfnis. Die bisherigen Angebote Barkauf, klassische Finanzierung oder Leasing bedeuten aber langfristige Bindung. Dieses Risiko will in wirtschaftlich unsicheren Zeiten keiner eingehen. Das Auto-Abo ist eine flexible und noch dazu planbare, kostensichere Alternative. Drittens, die Buchung des Auto-Abos erfolgt digital, also 100 Proeznt per Web oder App, und ist damit kontaktlos. Die Beratung erfolgt per Telefon, Chat und E-Mail. Der Kunde muss das Haus also nicht verlassen. Das erleichtert den Zugang zur individuellen Mobilität immens.