Unternehmensnachfolge: Die gemeinnützige Stiftung

In der letzten Ausgabe (AUTOHAUS Heft 22) sind wir auf die Familienstiftung als eine Möglichkeit der Nachfolgegestaltung eingegangen. Es gibt aber auch immer wieder Unternehmer, die keine Kinder oder nahen Angehörigen haben, die sie primär versorgen wollen. Oder die ihr Vermögen bzw. einen Teil davon verwenden wollen, um damit etwas Gutes für die Allgemeinheit zu bewirken. In diesen Fällen bietet sich die Errichtung einer gemeinnützigen Stiftung an. Rechtsfähige gemeinnützige Stiftung In den letzten Jahren nimmt die Gründung von gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland zu. Als Grundidee steht oftmals dahinter, dass der Stifter der Gesellschaft dauerhaft etwas zurückgeben will. Auch hier gilt: Wie bei der Familienstiftung ist es ratsam, die Stiftung schon zu Lebzeiten zu gründen, da man so viel besser gestalterischen Einfluss auf die eigene Stiftung nehmen kann. Dies gilt v. a. auch dann, wenn man möchte, dass auf die Stiftung einmal die Unternehmensbeteiligung übertragen werden soll. Grundsätzlich ist zwischen der rechtsfähigen gemeinnützigen Stiftung und der nicht-rechtsfähigen, sog. Treuhandstiftung (dazu später mehr) zu unterscheiden. Die rechtsfähige, auch selbständige gemeinnützige Stiftung ist die klassische Form, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie selbst Trägerin von Rechten und Pflichten ist. Weiterhin unterliegt eine rechtsfähige gemeinnützige Stiftung der staatlichen Stiftungsaufsicht. So muss die individuelle Stiftungssatzung mit der jeweiligen Stiftungsaufsichtsbehörde abgestimmt und genehmigt werden. Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Gründung einer rechtsfähigen gemeinnützigen Stiftung ist die Ausstattung mit genügend Kapital. So verlangen die Stiftungsbehörden einen Mindestbetrag von 50.000 Euro, da die Stiftung nicht von dem Grundkapital, sondern nur von den Erträgen leben darf. So ist das Stiftungsvermögen zu erhalten und nur die Erträge dürfen für die Stiftungszwecke verwendet werden. Betrachtet man aber die derzeitige Zinslage, muss man festhalten, dass eine selbständige Stiftung mit einem deutlich höheren Grundkapital ausgestattet werden muss, damit genügend Erträge für die Förderung des Stiftungszweckes vorhanden sind. Nimmt man jetzt ein Grundvermögen von einer Million Euro an und eine jährliche Rendite von 2 Prozent, dann können jährlich maximal 20.000 Euro (ohne Berücksichtigung der Verwaltungskosten etc.) ausgegeben werden. Will oder kann man die Stiftung bei der Gründung nicht mit so viel Kapital ausstatten, kann es sich anbieten, zunächst den Mindestbetrag aufzubringen und diesen nach dem Tode zu erhöhen. Voraussetzungen für eine steuerliche Begünstigung Im Zuge der Gründung einer gemeinnützigen Stiftung muss immer das Finanzamt mit eingebunden werden, da gemeinnützige Stiftungen umfassende steuerliche Privilegien genießen. Dafür muss die Stiftung aber einige steuerliche Voraussetzungen erfüllen. Zunächst muss die Stiftung gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke verfolgen. Dabei meint "gemeinnützige Zwecke" die selbstlose Förderung der Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet. Zusätzliche Voraussetzung ist, dass die Stiftung eine der gesetzlichen Katalogleistungen wie z. B. Förderung des Arbeitsschutzes, Unfallverhütung, Denkmalschutz, Jugend- und Altenhilfe, Hilfe für Flüchtlinge, etc. fördert. "Mildtätige Zwecke" bedeutet, dass Stiftungszweck die selbstlose Unterstützung von Personen ist, die aufgrund ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustands auf die Hilfe anderer angewiesen sind, oder die Unterstützung von Personen, deren Bezüge nicht höher als das Vierfache des Regelsatzes der Sozialhilfe ist. Der dritte Förderungszweck, "kirchliche Zwecke", ist die selbstlose Förderung von Religionsgemeinschaften, die Körperschaften des öffentlichen Rechts sind. Zudem muss die Stiftung den Grundsatz der Selbstlosigkeit (Mittelverwendung für Satzungszweck), der Ausschließlichkeit (Verfolgung ausschließlich satzungsmäßiger Zwecke) und den Grundsatz der Unmittelbarkeit (Verfolgung der Zwecke durch die Stiftung selbst) einhalten. Folgen der steuerlichen Begünstigung Rechtsfähige gemeinnützige Stiftungen sind von der Körperschaftsteuer, der Erbschaft- und Schenkungsteuer, der Grunderwerbsteuer wie auch grundsätzlich von der Grundsteuer befreit. Somit kann Vermögen sowohl bei der Gründung als auch nachträglich steuerfrei auf die Stiftung übertragen werden. Auch die laufenden Erträge aus der Vermögensverwaltung, die die gemeinnützige Stiftung z. B. aus Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen erwirtschaftet, unterliegen keiner Besteuerung. Des Weiteren gibt es auch für den Stifter einige steuerliche Privilegien. So können Zuwendungen in den Vermögensstock einer Stiftung bis zu einem Gesamtbetrag von einer Million Euro, bei zusammenveranlagenden Ehegatten bis zu zwei Millionen Euro im Veranlagungszeitraum der Zuwendung und in den folgenden neun Veranlagungszeiträumen als Sonderausgaben abgezogen werden. Darüber hinaus ist es auch bei gemeinnützigen Stiftungen möglich, dass der Stifter und dessen nächsten Angehörige in gewissen Grenzen versorgt werden. Dabei sind die Zahlungen jedoch auf maximal ein Drittel des Einkommens der Stiftung beschränkt und sie müssen zudem angemessen sein. Treuhandstiftung Die Treuhandstiftung ist im Gegensatz zur rechtsfähigen gemeinnützigen Stiftung kein eigenständiger Rechtsträger, daher verwaltet sie auch nicht selbst das Stiftungsvermögen. Der Treuhänder übernimmt die Verwaltung und handelt für die Stiftung. Dabei werden Treuhandstiftungen größtenteils als Förderstiftungen ausgestaltet. Das bedeutet, die Stiftung macht keine eigene Projektarbeit, sondern es wird eine größere rechtsfähige gemeinnützige Stiftung ausgesucht, deren Zwecke und Ziele den eigenen Stiftungszwecken entsprechen und daher unterstützt werden sollen. Vorteil einer Treuhandstiftung ist einerseits, dass sie schon mit relativ geringem Vermögen errichtet werden kann und andererseits, dass es weitgehende Gestaltungsfreiheit gibt. So unterliegt die Treuhandstiftung keiner Stiftungsaufsicht, es bedarf keiner staatlichen Anerkennung. Daher sind Stifter und Treuhänder relativ frei darin, die Stiftung zu gestalten und später auch umzugestalten. Der Nachteil einer Treuhandstiftung liegt aber v. a. auch darin, dass nur der Treuhänder über das Stiftungsvermögen verfügen kann. Somit hängt der Erfolg einer Treuhandstiftung maßgeblich davon ab, ob ein vertrauensvoller und kompetenter Treuhänder gefunden wird. Die "Zustiftung" Ist einem der Gründungsaufwand für eine eigene Stiftung zu hoch, kann man auch Vermögensgegenstände in den Vermögensstock einer bereits bestehenden Stiftung einbringen, sogenannte Zustiftung. Der große Unterschied zwischen einer Zustiftung und einer Spende an die Stiftung liegt darin, dass die Mittel aus der Zustiftung nicht zeitnah verwendet werden müssen, da sie dem Vermögensstock zugewendet werden. Gerade während der besinnlichen Tage, in denen etwas Ruhe einkehren sollte, kann man sich Gedanken machen, wie die Unternehmensnachfolge gestaltet werden soll. Dabei kann die Stiftung, ob als Familienstiftung oder als gemeinnützige Stiftung ausgestaltet, eine gute Möglichkeit zur Gestaltung der Nachfolge sein. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen frohe Weihnachten und alles Gute für das Jahr 2017, das sicherlich wieder einige, nicht nur steuerliche Überraschungen parat haben wird. Kurzfassung 1. Die Gründung von gemeinnützigen Stiftungen nimmt seit Jahren in Deutschland zu. Vor allem ideelle Gesichtspunkte spielen eine wichtige Rolle, so wollen viele Stifter etwas von ihrem Erfolg der Gesellschaft zurückgeben. Zudem gibt es aber auch steuerliche Vorteile.2. Für die Gründung einer rechtsfähigen gemeinnützigen Stiftung und die staatliche Anerkennung muss ein Mindestkapital von 50.000 Euro erbracht werden. Aufgrund des Verwaltungsaufwandes und der Ertragschancen sollte dieses aber deutlich höher sein.3. Steht ein geringerer Betrag für die Ausstattung einer Stiftung zur Verfügung, so bietet sich die Gründung einer Treuhandstiftung an. Mit dieser können andere gemeinnützige Stiftungen unterstützt werden, die ähnliche Zwecke und Ziele verfolgen.4. Scheut man den ganzen Aufwand einer Stiftungsgründung, dann bietet sich die Zustiftung in den Vermögensstock einer bestehenden Stiftung an. Kommentar Das Gesetz lässt zwar eine Stiftungsgründung von Todes wegen zu, insgesamt sollte davon aber eher Abstand genommen werden. Der große Vorteil bei einer lebzeitigen Errichtung der Stiftung liegt darin, dass der Stifter gestalterischen Einfluss auf die Stiftungssatzung, die Organisation und den Aufbau der Stiftung nehmen und so seinen Stifterwillen optimal verwirklichen kann. Weiterhin kann der Stifter auch schon zu Lebzeiten für die Stiftung tätig werden und sie so besser ausgestalten und etablieren. Darüber hinaus hat die lebzeitige Gründung noch den charmanten Nebeneffekt, dass der Stifter durch den Sonderausgabenabzug auch seine Einkommensteuerlast verringern kann. Dieser Effekt fällt hingegen weg, wenn die Stiftung erst von Todes wegen gegründet werden sollte. Somit kann der Stifter bei einer lebzeitigen Stiftungsgründung der Allgemeinheit etwas von seinem Erfolg zurückgeben und gleichzeitig seine Steuerbelastung reduzieren.Horst Neubacher Wirtschaftsprüfer Steuerberater www.raw-partner.de

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