Ausgabe 03/2009: Diskutieren statt diktieren

Diskutieren statt diktierenUnternehmensnachfolge E Im Zentrum steht die Vermögensplanung des Unternehmers nach seinem Ausscheiden. Im familiären Umfeld sollte die Nachfolge sensibel kommuniziert und klar geregelt werden. Von Hans-Günther Barth – Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner WPGDer wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen hängt letztlich von den Fähigkeiten der Führung ab; im Mittelstand, zumal in der Automobilbranche, gilt dies in besonderem Maße. Die Praxis zeigt, dass nicht die vertretene Marke, die Region und schon gar nicht die Unternehmensgröße, sondern der Unternehmer selbst der entscheidende Erfolgsfaktor ist. Deshalb ist die Nachfolgeplanung im engeren Wortsinne nur bedingt möglich. Dies umso mehr, als längst nicht jeder geeignete Nachkomme bereit ist, in das elterliche Unternehmen einzusteigen. Die Nachfolgeplanung kann aber schon deshalb nicht entfallen, weil damit gleichzeitig der Ausstieg aus dem Erwerbsleben geplant wird, ein Vorgang, dem sich niemand entziehen kann.Altersrente planenDie Grundlage einer jeden Nachfolgeplanung ist die Formulierung und Verfolgung von bestimmten Vermögenszielen. Hinsichtlich der Vermögensstruktur dürfte intuitiv klar sein, dass eine Trennung von Betriebsvermögen und Privatvermögen, verbunden mit einer begrenzten Haftung für die betrieblichen Risiken sinnvoll ist. Nicht ganz so einfach ist die Frage nach dem Umfang des Betriebsvermögens zu beantworten: Sollen die Betriebsgrundstücke gekauft oder angemietet werden, oder ist eine Mischform durch Kauf und Vermietung an die Autohausgesellschaft erstrebenswert? Der im Autohandel hohe Kapitaleinsatz bei geringer Rendite führt häufig zu der Vorgehensweise, die Betriebsimmobilien im Privatvermögen zu erwerben, via Miete und inflationsfreiem Darlehensdienst zu entschulden, um dann die Miete als Altersrente zu beziehen. Dieses Modell will langfristig geplant und konsequent umgesetzt sein, da es relativ fehleranfällig ist. Fehler Nr. 1: Das Grundstück haftet für Schulden der Betreibergesellschaft. Fehler Nr. 2: Der Mietvertrag entspricht nicht dem zwischen fremden Dritten Üblichen. Fehler Nr. 3: Die Vorschriften des Mietvertrags werden nicht konsequent umgesetzt. Fehler Nr. 4: Tilgung zu hoch, oder ansteigend (Annuitätendarlehen!). Fehler Nr. 5: Testament und gesellschaftsrechtliche Gestaltung ohne Abstimmung auf die Ertragsteuern, insbesondere bei mehreren Erben.Erbtechnische FolgenLebzeitige Nachfolgeregelungen sollten nicht diktiert, sondern diskutiert und die erbtechnischen Folgen daraus bedacht werden: Im obigen Fall bietet sich an, die Betreibergesellschaft an den Nachfolger zu verschenken und das Eigentum am Grundstück zu behalten. Erforderlich ist die vorherige Gründung einer Grundstücksgesellschaft zur Vermeidung der Aufdeckung stiller Reserven; sind nicht alle Hypotheken getilgt, wird man es bereuen, diese Grundstücksgesellschaft nicht schon beim Grundstückskauf gegründet zu haben, weil nur so eine realistische Chance besteht, dass nur die Gesellschaft, nicht aber der Gesellschafter Schuldner ist. Vorteil gegenüber der kompletten Übertragung des gesamten Betriebsvermögens gegen Leibrente: In Fällen der Not kann das Grundstück verkauft oder beliehen werden. Die Schenkung wird nach Ablauf von zehn Jahren bei der Berechnung der Pflichtteilsansprüche nicht mehr berücksichtigt. Wer dies nicht als Chance zur bewussten Ungleichverteilung seines Vermögens innerhalb der Familie begreift, kann bestimmen, dass die Schenkung auf das spätere Erbe angerechnet werden soll. Die Besinnung auf die Schnelligkeit der Entscheidungsfindung und -umsetzung als wesentliche Stärke des Mittelstands verlangt nämlich nach der Ein-Mann-Gesellschaft. Dies sollte sich auch der Schenker zu Herzen nehmen und im Zuge der Nachfolge wirklich ausscheiden und darauf verzichten, zeitlebens als "Chef" durch die Hallen wandeln zu wollen, z. B. in einer frisch geschaffenen Position als Aufsichts- oder Beirat. Ein derartiger Missbrauch der Beraterfunktion kommt häufig aus dem inneren Wunsch, alt gediente Weggefährten zu protegieren; ein schwerer Fehler, denn jeder Geschäftsführer braucht die Freiheit, sein Team zu formen. Die Gewährung dieser Freiheit ist ein wesentlicher Punkt des innerlichen Vollzugs der Unternehmensnachfolge. Deshalb muss aber das berechtigte Interesse des Vermieters nach regelmäßiger und detaillierter Information nicht zu kurz kommen; dies kann vertraglich vereinbart werden, ebenso wie die Verpflichtung zur Einhaltung bestimmter wirtschaftlicher Kenngrößen (Eigenkapital, Verschuldungsgrad, Renditen etc., so genannte covenants); die Banken machen vor, wie dies aussehen kann.Sehr unterschiedlich fällt häufig die Bewertung des Autohausunternehmens in Abhängigkeit vom Standpunkt des Bewertenden aus: Je größer der Abstand von Geschäftsführung und Tagesgeschäft, desto größer der "gefühlte" Wert. Die Erhaltung des Familienfriedens verlangt also neben Überzeugungsarbeit evtl. anstelle der vorgenannten Anrechnung auf das (bei der heutigen Lebenserwartung in weiter Ferne liegende) Erbe konkrete Ausgleichsleistungen für die Geschwister des Unternehmensnachfolgers, vorzugsweise mit ungesicherten typisch stillen Beteiligungen, ohne Mitentscheidungsrechte. Sind freie Gewinnrücklagen und Renditeaussichten dafür zu gering, gibt es keinen objektiven Grund für Unzufriedenheit bei den Nicht-Nachfolgern, siehe Eingangsbemerkung, dass Nachfolger heute eher gesucht werden müssen, als dass sie sich aufdrängen.Die langfristige Absicherung der Unternehmensnachfolge über das eigene Leben des Unternehmers hinaus wird durch testamentarische Verfügungen beeinflusst: Werden die Anteile der Grundstücksgesellschaft an alle Erben gegeben, ist ein Paradigmenwechsel vorgezeichnet; werden die Nicht-Nachfolgererben mit stillen Beteiligungen bedient, ist eine Wiederholung der Ausgangssituation im Sinne des erneuten Erwerbs der Betriebsimmobilien, diesmal nicht von der Bank, sondern von den Miterben vorgezeichnet. Auch dies sollte nicht diktiert, sondern diskutiert werden. zLesen SIe hier...... was ein mittelständischer Autohändler für die Unternehmensnachfolge beachten sollte und welche Vorkehrungen getroffen werden können – unabhängig davon, wann und in welcher Weise er sein Unternehmen aus seiner Hand geben will.KurzfassungDie Unternehmensnachfolge ist für mittelständische Unternehmer kein Hexenwerk, vorausgesetzt, Vermögens- und Lebensplanung sind aufeinander abgestimmt. Unabhängig davon, ob die Nachfolge innerhalb des Familienkreises gelingt, muss darauf geachtet werden, dass Vermögensziele verfolgt werden und das Unternehmen "übergabefähig" ist. Die erfolgreiche und für alle Familienangehörigen akzeptable Unternehmensnachfolge ist ein hochgradig kommunikativer Vorgang. Damit verbunden ist vor allem das Ausscheiden des Übergebers im Sinne des Verlusts des Einflusses auf ein Lebenswerk.

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