ZDK-Jahrespressekonferenz: Erwartungen getrübt

KURZFASSUNG: Vor allem der Rückgang der privaten Zulassungen sowie das schwache Gebrauchtwagengeschäft macht dem Fabrikatshandel Sorgen. Der Service bleibt stabil. Viele Hersteller regeln ihren Vertrieb neu - meistens zum Nachteil des Handels. Trotz schwieriger wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen ist der Umsatz im Kraftfahrzeuggewerbe im Jahr 2022 über alle drei Geschäftsbereiche (Neuwagen, Gebrauchtwagen, Service) um drei Prozent auf 185,2 Mrd. Euro gestiegen. Bei stagnierenden Stückzahlen ist das Umsatz-Plus laut Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) in erster Linie auf die deutlich gestiegenen Fahrzeugpreise zurückzuführen. In den Werkstätten war die Auslastung hoch, und insbesondere die Reparaturkosten sind gestiegen. Infolgedessen hat sich die Ertragssituation verbessert. Im Durchschnitt lag die vorläufige Umsatzrendite im Pkw-Bereich bei 3,1 Prozent. "Unsere Mindest-Zielgröße von drei Prozent plus X ist also endlich erreicht worden", sagte Präsident Jürgen Karpinski anlässlich der Jahrespressekonferenz am 1. März. Im Jahr 2021 waren es 1,6 Prozent. Sinkende Verkaufszahlen erwartet Nur wenige Wochen nach dem Jahresstart sind die Erwartungen der Kfz-Branche für das Gesamtjahr 2023 laut Karpinski aber bereits getrübt. Man rechne mit sinkenden Verkaufszahlen, besonders im Neuwagenbereich. Auch im Gebrauchtwagengeschäft sehen nur wenige steigende Zahlen. Und auch ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn prognostizierte, dass die Herausforderungen im Autojahr 2023 nicht geringer werden. Bedenklich stimmen ihn die deutlichen Rückgänge im Januar insbesondere bei den Plug-in Hybriden (minus 53,2 Prozent) sowie den rein batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen (minus 13,2 Prozent). Auch die Zahl der privaten Zulassungen ging deutlich um minus 12,1 Prozent zurück, so der Fabrikatssprecher. Während die Rückgänge bei den E-Fahrzeugen zu erwarten waren, wegen des Wegfalls bzw. der Reduzierung der Förderung, macht ihm insbesondere der deutliche Rückgang bei den privaten Zulassungen große Sorgen. In einer Umfrage berichteten Händler von einer steigenden Zahl an Stornierungen der Kunden im Neuwagengeschäft. Besonders häufig treten dabei Privatkunden vom Kauf zurück. Ausschlaggebend seien vor allem die langen Lieferzeiten, aber auch die Preisentwicklung und der Rückgang der Förderung. Seiner Meinung nach zeige dies, dass die Bundesregierung mit den Förderungsbedingungen dem selbst postulierten Ziel eines kräftigen Hochlaufs der E-Mobilität einen Bärendienst erwiesen habe. Die Kunden, aber auch der Handel bräuchten verlässliche Rahmenbedingungen, sonst ließen sich die angestrebten Zulassungsmengen nicht erreichen. Und: "Kleine und kompakte Fahrzeuge werden dringend benötigt." Gebrauchtwagenumsatz rückläufig Schon 2022 war das Gebrauchtwagengeschäft rückläufig. Insgesamt wechselten rund 5,64 Millionen Pkw die Besitzer, das waren 15,8 Prozent weniger als 2021. Im Markenhandel wurden sogar nur rund 2,1 Millionen Gebrauchtwagen verkauft, das waren rund 600.000 weniger als im Jahr 2021. Damit sank der Marktanteil des Markenhandels am Gesamtvolumen um zwei Prozentpunkte auf 38 Prozent. Laut Peckruhn lag das hauptsächlich daran, dass es wegen der gesunkenen Neuwagenverkäufe auch weniger Inzahlungnahmen gab. Trotz des um 11 Prozent auf 23.640 Euro gestiegenen Fahrzeug-Durchschnittspreises ging der Pkw-Gebrauchtwagen-Umsatz im Markenhandel um minus 11,7 Prozent auf 50,7 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die höheren Preise konnten die deutlich gesunkene Anzahl der Verkäufe nicht wettmachen. Drei Ansätze bei Vertriebssystemen Beim Thema Vertriebssysteme konstatierte Peckruhn, dass der fabrikatsgebundene Handel sich zurzeit in besonderem Maße mit den Plänen der Hersteller und Importeure zur Neuregelung des Vertriebs konfrontiert sehe. Er sieht dabei drei Kategorien: Japanische und koreanische Fabrikate und Renault halten am Vertragshändlersystem fest. Dennoch veränderten sie die Verträge mit ihren Partnern - und zwar in aller Regel zum Nachteil der Händler. Die Möglichkeiten zum Direktvertrieb und zum Zugriff auf Daten würden erweitert, die Margen hingegen gekürzt. Viele gehen ins Agentursystem Die Mehrzahl der in Deutschland aktiven Marken wollten hingegen auf ein echtes Agentursystem umstellen. Dadurch verliere der Händler seine unternehmerische Selbständigkeit, der Hersteller gestalte den Vertrieb - von der Festlegung des Preises, den der Kunde zahlt, bis hin zum direkten Kundenkontakt. Im Gegenzug trägt der Hersteller die geschäftlichen Risiken und Kosten des Vertriebs. Peckruhn sieht darin erhebliche Einschnitte für den Handel und für die Kunden. "Für den Kunden deshalb, da er vom Autohaus künftig keine Rabatte mehr erwarten kann." Bei den Auswirkungen auf den Handel käme es auf die konkrete Ausgestaltung des Vertrages an. Aber auch hier zeichne sich ab, dass die Marken versuchen, eine Verschlechterung der Konditionen durchzusetzen. Ein unechtes Agentursystem, bei dem wie im Volkswagen-Konzern für die Verbrennerfahrzeuge das Vertragshändlersystem beibehalten wird und für einen bestimmten Teil der Modellpalette (z. B. Elektrofahrzeuge) oder eine bestimmte Kundengruppe (z. B. Großkunden) das Agentursystem eingeführt wird, hält der ZDK-Vizepräsident für keine gute Lösung. "Der Kunde wird es kaum verstehen, wenn er beim Kauf eines Neufahrzeugs unterschiedlich behandelt wird, je nachdem, ob er einen Verbrenner oder ein E-Fahrzeug kauft." Für den Handel führte das Nebeneinander von zwei Systemen im Tagesgeschäft zu unnötiger Komplexität. Hinzu komme, dass bei einem unechten Agentursystem der Hersteller Einfluss auf den Endkundenpreis nimmt und direkten Kontakt mit dem Kunden aufbauen kann. Gleichzeitig ist er aber nicht verpflichtet, sämtliche Vertriebskosten und -risiken zu übernehmen. Klare Spielregeln gefordert Peckruhns Fazit: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann der Systemwechsel durchaus Vorteile haben. "Es ist jedoch nicht akzeptabel, wenn Hersteller sich das Beste aus zwei Welten herauspicken, indem sie die Preise bestimmen und Zugriff auf unsere Kundendaten haben wollen, gleichzeitig aber sehr zurückhaltend sind, wenn es um Investitionen und die Übernahme von Kosten und Risiken geht. Hier brauchen wir klare Spielregeln." Werkstattgeschäft bleibt gut Laut ZDK-Vizepräsident Detlef Peter Grün, Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks, wird sich das Servicegeschäft im laufenden Jahr auf dem hohen Niveau des Vorjahres bewegen. Die Quote der durchschnittlichen Werkstattauslastung lag im Januar bei 84 Prozent und damit um drei Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahres. Die Gründe sieht Grün im weiter gewachsenen Fahrzeugbestand von 48,7 Mio. Pkw. "Außerdem ist anzunehmen, dass die Jahresfahrleistungen der Pkw in diesem Jahr aufgrund des Wegfalls der Corona-Restriktionen wieder zunehmen werden. Auch das hohe Durchschnittsalter der Pkw von knapp über zehn Jahren trägt dazu bei, dass der Bedarf an Wartungs- und Reparaturleistungen hoch bleibt. Die Arbeit in den Werkstätten geht uns also nicht aus. Allerdings wird die inflationäre Belastung der Betriebe weiter wachsen", so Grün. Anzahl der Betriebe stabil Die Anzahl der Kfz-Betriebe ist im vergangenen Jahr um 150 auf 36.420 zurückgegangen. Während die Zahl der fabrikatsgebundenen Betriebe um minus 1,2 Prozent bzw. 170 Betriebe auf 14.290 schrumpfte, legte die Zahl der nicht fabrikatsgebundenen Betriebe leicht um 0,1 Prozent bzw. 20 Betriebe auf 22.130 zu. Die Anzahl der Beschäftigten blieb mit 434.000 nahezu konstant (minus 0,2 Prozent bzw. 1.000 Personen). Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Kfz-Gewerbe ist im vergangenen Jahr überdurchschnitt angestiegen, und zwar um 5,1 Prozent auf 26.709 im Vergleich zu 2021.

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